Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.Literatur. tioueu" genannt zu werden Pflegt. Es kann scheinen, als ob Pfleiderer die gänz¬ Die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer kräftigeren Zusammenwirkung der Völker auf dein Gebiete der Kindererziehung, speziell des Volksschulweseus- Ein Blick in die Volksschulgesetzgcbung des 19. Jahrhunderts von Mhan-su-faer. Köln und Leipzig, Eduard Heinrich Mayer, 1882. Der Pseudonyme Verfasser dieses seltsamen Buches geht vou dem dnrch Literatur. tioueu" genannt zu werden Pflegt. Es kann scheinen, als ob Pfleiderer die gänz¬ Die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer kräftigeren Zusammenwirkung der Völker auf dein Gebiete der Kindererziehung, speziell des Volksschulweseus- Ein Blick in die Volksschulgesetzgcbung des 19. Jahrhunderts von Mhan-su-faer. Köln und Leipzig, Eduard Heinrich Mayer, 1882. Der Pseudonyme Verfasser dieses seltsamen Buches geht vou dem dnrch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0340" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193681"/> <fw type="header" place="top"> Literatur.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1128" prev="#ID_1127"> tioueu" genannt zu werden Pflegt. Es kann scheinen, als ob Pfleiderer die gänz¬<lb/> liche Einschränkung der Seele ans ein betrachtendes und empfindendes Innenleben<lb/> in Lotzes Sinne funde, während die Gesetze des wirklichen Geschehens immer nur<lb/> in deu Formeln zu suchen sein würden, welche Gottes ewigen Ratschluß für das<lb/> Zusammengehen von physischen Veränderungen festsetzte, also in den Zusammen¬<lb/> ordnungen der mechanischen Mittel für die gottgewollten Zwecke. Dem entgegen<lb/> hat doch Lohe auch eine unmittelbare Zusammenordnung von Zwecktrieben und<lb/> Willenstendenzen der tierischen und menschlichen Seelen einerseits mit den physischen<lb/> Kraftmittelpuukteu andrerseits ausdrücklich anerkannt und hat in dieser Tendenz<lb/> u, a. das bedeutungsvolle Wort gesprochen: „Wohl kann die Seele, indem sie eine<lb/> Reihenfolge solcher innern Zustände in sich erzeugt, die der allgemeine Natnrlauf<lb/> zu Anfangspunkten von Bewegungen gemacht hat, auch eine Reihenfolge der letzteren<lb/> in einer Ordnung und zweckmäßigen Gruppirung hervorrufe:?, für welche an sich<lb/> die Einrichtung des Organismus keinen hinlänglichen Grund enthält." Ja Lotze<lb/> war geneigt, solche Einwirkungen des Willens sogar über den eignen Leib hinaus<lb/> nicht für unmöglich zu halten. Er verlangte nur, daß in allen ihren teleologischen<lb/> Wirkungen die Seele ihre Kräfte in Kräfte von solcher Art verwandle, wie sie<lb/> gefordert find, um in den Physikalischen Kraftzentren, anf die sie wirken will, die<lb/> nötigen Beweguugsimpulse auszulösen. Jene lediglich betrachtende und genießende<lb/> Stellung, auf welche Pfleiderer überall die Seele reduziren zu wollen scheint, ist<lb/> bei Lotze nur der Pflanzenseele zugedacht. Ob er damit Recht hatte, ist mehr als<lb/> fraglich; das von Pfleiderer angeführte Beispiel des rein physikalisch-mechanischen<lb/> Wachsens der Zelle läßt doch die Frage übrig, warum dieses Wachsen dann nicht<lb/> in gleichem Sinne fortgehe, anstatt sich zu überall fest bestimmten Blattformen,<lb/> dann zu Blüten, Geschlechtsprvzesfen, Früchte- und Samenbildungen n. f. w. um¬<lb/> zubiegen. Lotzes Verdienst scheint uns mehr in der Betonung einer teleologischen<lb/> Kausalität entgegen dem physikalischen Mechanismus, als in der Verteidigung des<lb/> letzteren gegenüber der ersteren zu liegen, und daß er in einem geistig und teleo-<lb/> logisch erweiterten Wvrtgebrauche auch dort noch von „Mechanismus" spricht, em¬<lb/> pfiehlt sich uicht zur Nachahmung. Jedenfalls ist es unerläßlich, um Lotze zu<lb/> verstehen und verständlich zu machen, seine Unterscheidung von „Ergebnissen ver¬<lb/> schiedener Ordnung" sehr ernst zu nehmen, wonach er sich bei Untersuchungen niederer<lb/> Ordnung gern materialistischer ausdrückte, als er dachte, und mich mit veränderter<lb/> Bedeutung einen törminus toenuicn8 der niederen Stufe aus die höhere mit heraus¬<lb/> nahm. Der Hauptnachdruck fällt in seiner Lehre zweifellos ans die ethische Wert¬<lb/> bestimmung des Seienden als Urquell alles Seins; also, wenn nirgend anders, so<lb/> ist in der Gottheit jedenfalls nach Lotze eine rein ethische, teleologische Kausalität<lb/> wirksam, die er völlig von jedem Mechanismus frei, ja von allen Bedingungen<lb/> und Gesetzen frei sein ließ. Die Analogien dieses Wirkens in der Tier- und<lb/> Menschenseele hat er nicht soweit zurückgedrängt, als es nach Pfleiderers Hervor¬<lb/> h<note type="byline"> R. S.</note> ebung der Gegenseite scheinen kann. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer kräftigeren Zusammenwirkung<lb/> der Völker auf dein Gebiete der Kindererziehung, speziell des Volksschulweseus-<lb/> Ein Blick in die Volksschulgesetzgcbung des 19. Jahrhunderts von Mhan-su-faer. 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Literatur.
tioueu" genannt zu werden Pflegt. Es kann scheinen, als ob Pfleiderer die gänz¬
liche Einschränkung der Seele ans ein betrachtendes und empfindendes Innenleben
in Lotzes Sinne funde, während die Gesetze des wirklichen Geschehens immer nur
in deu Formeln zu suchen sein würden, welche Gottes ewigen Ratschluß für das
Zusammengehen von physischen Veränderungen festsetzte, also in den Zusammen¬
ordnungen der mechanischen Mittel für die gottgewollten Zwecke. Dem entgegen
hat doch Lohe auch eine unmittelbare Zusammenordnung von Zwecktrieben und
Willenstendenzen der tierischen und menschlichen Seelen einerseits mit den physischen
Kraftmittelpuukteu andrerseits ausdrücklich anerkannt und hat in dieser Tendenz
u, a. das bedeutungsvolle Wort gesprochen: „Wohl kann die Seele, indem sie eine
Reihenfolge solcher innern Zustände in sich erzeugt, die der allgemeine Natnrlauf
zu Anfangspunkten von Bewegungen gemacht hat, auch eine Reihenfolge der letzteren
in einer Ordnung und zweckmäßigen Gruppirung hervorrufe:?, für welche an sich
die Einrichtung des Organismus keinen hinlänglichen Grund enthält." Ja Lotze
war geneigt, solche Einwirkungen des Willens sogar über den eignen Leib hinaus
nicht für unmöglich zu halten. Er verlangte nur, daß in allen ihren teleologischen
Wirkungen die Seele ihre Kräfte in Kräfte von solcher Art verwandle, wie sie
gefordert find, um in den Physikalischen Kraftzentren, anf die sie wirken will, die
nötigen Beweguugsimpulse auszulösen. Jene lediglich betrachtende und genießende
Stellung, auf welche Pfleiderer überall die Seele reduziren zu wollen scheint, ist
bei Lotze nur der Pflanzenseele zugedacht. Ob er damit Recht hatte, ist mehr als
fraglich; das von Pfleiderer angeführte Beispiel des rein physikalisch-mechanischen
Wachsens der Zelle läßt doch die Frage übrig, warum dieses Wachsen dann nicht
in gleichem Sinne fortgehe, anstatt sich zu überall fest bestimmten Blattformen,
dann zu Blüten, Geschlechtsprvzesfen, Früchte- und Samenbildungen n. f. w. um¬
zubiegen. Lotzes Verdienst scheint uns mehr in der Betonung einer teleologischen
Kausalität entgegen dem physikalischen Mechanismus, als in der Verteidigung des
letzteren gegenüber der ersteren zu liegen, und daß er in einem geistig und teleo-
logisch erweiterten Wvrtgebrauche auch dort noch von „Mechanismus" spricht, em¬
pfiehlt sich uicht zur Nachahmung. Jedenfalls ist es unerläßlich, um Lotze zu
verstehen und verständlich zu machen, seine Unterscheidung von „Ergebnissen ver¬
schiedener Ordnung" sehr ernst zu nehmen, wonach er sich bei Untersuchungen niederer
Ordnung gern materialistischer ausdrückte, als er dachte, und mich mit veränderter
Bedeutung einen törminus toenuicn8 der niederen Stufe aus die höhere mit heraus¬
nahm. Der Hauptnachdruck fällt in seiner Lehre zweifellos ans die ethische Wert¬
bestimmung des Seienden als Urquell alles Seins; also, wenn nirgend anders, so
ist in der Gottheit jedenfalls nach Lotze eine rein ethische, teleologische Kausalität
wirksam, die er völlig von jedem Mechanismus frei, ja von allen Bedingungen
und Gesetzen frei sein ließ. Die Analogien dieses Wirkens in der Tier- und
Menschenseele hat er nicht soweit zurückgedrängt, als es nach Pfleiderers Hervor¬
h R. S. ebung der Gegenseite scheinen kann.
Die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer kräftigeren Zusammenwirkung
der Völker auf dein Gebiete der Kindererziehung, speziell des Volksschulweseus-
Ein Blick in die Volksschulgesetzgcbung des 19. Jahrhunderts von Mhan-su-faer. Köln
und Leipzig, Eduard Heinrich Mayer, 1882.
Der Pseudonyme Verfasser dieses seltsamen Buches geht vou dem dnrch
die Erfahrung aller Zeiten widerlegten Satze ans, daß ein normal organisirter
Menfch ein Produkt der Erziehung sei, Talente und Tugenden daher bei jedem
Individuum nur als eine Wirkung des Unterrichtes betrachtet werdeu könnten.
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