Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Die akademische RuustansMung i" Berlin. Eine größere Beachtung als die Landschaftsmaler verdienen in diesem Jahre Die akademische RuustansMung i» Berlin. Eine größere Beachtung als die Landschaftsmaler verdienen in diesem Jahre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0051" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150773"/> <fw type="header" place="top"> Die akademische RuustansMung i» Berlin.</fw><lb/> <p xml:id="ID_123" next="#ID_124"> Eine größere Beachtung als die Landschaftsmaler verdienen in diesem Jahre<lb/> die Künstler und Künstlerinnen, welche sich dem sogenannten „Stillleben" widmen,<lb/> Sie zerfallen in zwei Kategorien, Die Mitglieder der einen gehen auf deco-<lb/> rativc Wirkung aus und suchen deshalb auf einer großen Fläche die möglichste<lb/> Farbenpracht zu entfalten, während die andern ihren Ruhm in der möglichst<lb/> naturgetreuen Nachahmung von Blumen. Früchten, todtem Geflügel, Gold- und<lb/> Silbergefüßcn, Gläsern und ähnlichen Gerathen suchen und deshalb ihrer munatnr-<lb/> «rtigen Durchführung zu Liebe sich mit einem verhältnißmäßig kleinen Format<lb/> begnügen. Zu den letztern gehören Ccimilla Friedländer in Wien, unüber¬<lb/> trefflich in der Nachbildung von Antiquitäten und Bijouterien. Marie Vollen<lb/> in Berlin, in deren Composition eine täuschend imitirte Broneekanne donunut,<lb/> Friedrich Heimerdinger in Hamburg, der todte Schnee- oder Rebhühner,<lb/> Hasen oder Krammetsvögel auf Kistendeckel malt, die vom Publicum regelmäßig<lb/> für solche aus wirklichem Holz gehalten werden, Reus Grönland, welcher<lb/> nach derselben Richtung excellirt u, a, in. An der Spitze der andern, welche<lb/> ans starke coloristische Effecte ausgehen und deshalb mit breitem Pinsel<lb/> malen, steht Albert Hertel, der Landschaftsmaler, Die Compositionen sind<lb/> meist aus Geflügel, Aschen, Hummern, Gemüse, Früchten, Küchen- und Tnfel-<lb/> gcräthen zusammengesetzt, die ein möglichst malerisches Durcheinander bilden.<lb/> Eine talentvolle Schülerin Hertels, Elise Hedingcr in Berlin, kommt in solchen<lb/> Compositionen. die nach dem Vorbilde der alten Niederländer auf einen kräftigen<lb/> tiefen Ton gestimmt sind, ihm ziemlich nahe. LinaBlau in Wien und Anna Peters<lb/> in Stuttgart cultiviren vorzugsweise das Blumenstück in der liebevollen Weise<lb/> de Hcems, Aber sie und alle andern malenden Damen, ja selbst die meisten<lb/> Herren hat Hermine von Preuscheu überflügelt, welche das ziemlich gering¬<lb/> schätzig behandelte Stillleben auf eine höhere Stufe zu heben bestrebt ist, Sie<lb/> sucht dem todten Material gewissermaßen eine Seele einzuhauchen, indem sie<lb/> es zu irgend einer außerhalb des Bildes liegenden Handlung in Beziehungen<lb/> bringt. So hat sie eine große Composition in einem phantastischen Rahmen,<lb/> welcher einem ägyptischen Tempclthor mit der Sonnenscheibe und den Heilig-<lb/> thumswächtern nachgebildet ist, das „Lager der Kleopatra" genannt. Es ist<lb/> e>" üppiges Ruhebett, vou einer Fülle exotischer Blumen und Früchte, von<lb/> seidnen Stoffen uno allerhaud farbigem Beiwerk umgeben. Antonins hat hier<lb/> M den Fesseln der ägyptischen Circe geschmachtet. Er hat sich zu irgend einer<lb/> Mannesthat aufgerafft - sein Helm liegt am Boden - und hat sich deu<lb/> Armen der Zauberin entrissen, welche ihm eiligst gefolgt ist. Ein stolzer Pfau<lb/> blickt seiner Herrin nach. Für den Beschauer ist weiter nichts übrig geblieben,<lb/> °is das reizende Durcheinander auf dem Ruhebette, der Helm und der Vogel.<lb/> Die ganze Wirkung concentrirt sich im Farbenglanz. der allerdings ganz außer¬<lb/> gewöhnlich ist. In diesem Jahre hat die Dame ihre Studien in Paris er¬<lb/> weitert und in einem dreitheiligen Stillleben aus deu Pariser Markthallen,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
Die akademische RuustansMung i» Berlin.
Eine größere Beachtung als die Landschaftsmaler verdienen in diesem Jahre
die Künstler und Künstlerinnen, welche sich dem sogenannten „Stillleben" widmen,
Sie zerfallen in zwei Kategorien, Die Mitglieder der einen gehen auf deco-
rativc Wirkung aus und suchen deshalb auf einer großen Fläche die möglichste
Farbenpracht zu entfalten, während die andern ihren Ruhm in der möglichst
naturgetreuen Nachahmung von Blumen. Früchten, todtem Geflügel, Gold- und
Silbergefüßcn, Gläsern und ähnlichen Gerathen suchen und deshalb ihrer munatnr-
«rtigen Durchführung zu Liebe sich mit einem verhältnißmäßig kleinen Format
begnügen. Zu den letztern gehören Ccimilla Friedländer in Wien, unüber¬
trefflich in der Nachbildung von Antiquitäten und Bijouterien. Marie Vollen
in Berlin, in deren Composition eine täuschend imitirte Broneekanne donunut,
Friedrich Heimerdinger in Hamburg, der todte Schnee- oder Rebhühner,
Hasen oder Krammetsvögel auf Kistendeckel malt, die vom Publicum regelmäßig
für solche aus wirklichem Holz gehalten werden, Reus Grönland, welcher
nach derselben Richtung excellirt u, a, in. An der Spitze der andern, welche
ans starke coloristische Effecte ausgehen und deshalb mit breitem Pinsel
malen, steht Albert Hertel, der Landschaftsmaler, Die Compositionen sind
meist aus Geflügel, Aschen, Hummern, Gemüse, Früchten, Küchen- und Tnfel-
gcräthen zusammengesetzt, die ein möglichst malerisches Durcheinander bilden.
Eine talentvolle Schülerin Hertels, Elise Hedingcr in Berlin, kommt in solchen
Compositionen. die nach dem Vorbilde der alten Niederländer auf einen kräftigen
tiefen Ton gestimmt sind, ihm ziemlich nahe. LinaBlau in Wien und Anna Peters
in Stuttgart cultiviren vorzugsweise das Blumenstück in der liebevollen Weise
de Hcems, Aber sie und alle andern malenden Damen, ja selbst die meisten
Herren hat Hermine von Preuscheu überflügelt, welche das ziemlich gering¬
schätzig behandelte Stillleben auf eine höhere Stufe zu heben bestrebt ist, Sie
sucht dem todten Material gewissermaßen eine Seele einzuhauchen, indem sie
es zu irgend einer außerhalb des Bildes liegenden Handlung in Beziehungen
bringt. So hat sie eine große Composition in einem phantastischen Rahmen,
welcher einem ägyptischen Tempclthor mit der Sonnenscheibe und den Heilig-
thumswächtern nachgebildet ist, das „Lager der Kleopatra" genannt. Es ist
e>" üppiges Ruhebett, vou einer Fülle exotischer Blumen und Früchte, von
seidnen Stoffen uno allerhaud farbigem Beiwerk umgeben. Antonins hat hier
M den Fesseln der ägyptischen Circe geschmachtet. Er hat sich zu irgend einer
Mannesthat aufgerafft - sein Helm liegt am Boden - und hat sich deu
Armen der Zauberin entrissen, welche ihm eiligst gefolgt ist. Ein stolzer Pfau
blickt seiner Herrin nach. Für den Beschauer ist weiter nichts übrig geblieben,
°is das reizende Durcheinander auf dem Ruhebette, der Helm und der Vogel.
Die ganze Wirkung concentrirt sich im Farbenglanz. der allerdings ganz außer¬
gewöhnlich ist. In diesem Jahre hat die Dame ihre Studien in Paris er¬
weitert und in einem dreitheiligen Stillleben aus deu Pariser Markthallen,
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