Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.schmückten? Minister und Günstlinge suchten nicht zurückzustehen, und alle die Dieses wirksame Correctiv der schreienden Ungleichheit der Vermögen ent¬ schmückten? Minister und Günstlinge suchten nicht zurückzustehen, und alle die Dieses wirksame Correctiv der schreienden Ungleichheit der Vermögen ent¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0455" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151177"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1498" prev="#ID_1497"> schmückten? Minister und Günstlinge suchten nicht zurückzustehen, und alle die<lb/> nach hohen, öffentlichen Aemtern strebten, mußten die Gunst des wahlberechtigten<lb/> Volles dnrch öffentliche Spiele und Bauten erwerben. Der Mnnieipalpatriotisinns<lb/> war so entwickelt, daß ein sehr erheblicher Theil der öffentlichen Bauten von<lb/> Privaten ausgeführt wurde, und die öffentliche Meinung, obwohl sie mit<lb/> Aeußerungen des Dankes keineswegs sparsam war, erwartete, ja forderte solche<lb/> Opfer der Reichen zu Gunsten der Gesammtheit. Friedländer glaubt, daß die<lb/> aus Privatmitteln ausgeführte» Bauten an viele« Orten die städtischen an Um¬<lb/> fang und Bedeutung weit übertroffen hätten. Wen» ich einige Beispiele anführe,<lb/> so Null ich nicht von einem Krösus wie Herodes Ultimo sprechen, der Griechen¬<lb/> land und Italien mnssenhcift mit Wasserleittmgen, Tempeln, Theatern !c. schmückte,<lb/> sondern nur einiger Personen gedenken, die, wenn mich reich, doch in beschei¬<lb/> denen Stellungen lebten. Der Großvater des jüngere» Plinins erbaute zu Como<lb/> in seinem und seines Sohnes Namen eine prachtvolle Colonnade und schenkte<lb/> der Stadt el» Capital zur Verschönerung der Thore. Der Arzt Crinciö ließ<lb/> die Stadtmauern vo» Massilia für 10 Millionen Sesterzen2 175 000 Mark<lb/> erbauen. Die Brüder Serbin ins, Leibarzte des Claudius, erschöpften ihr Ver¬<lb/> mögen durch Ausstattung von Neapel mit Bauwerken. Der jüngere Plinins, der<lb/> in seinem Testamente seine Vaterstadt Como mit einem bedeutenden Capital zur<lb/> Erbauung und Instandhaltung von Thermen bedachte, erwies der Stadt Tifernum,<lb/> die ihn als jungen Mann zum Patron erwählt hatte, seine Dankbarkeit dnrch<lb/> den Ban eines Tempels. Eine in Casinnm gefundene Inschrift meldet, daß die<lb/> Dame Ummidia Qnadratilla auf ihre Kosten einen Tempel und ein Amphi¬<lb/> theater errichtet habe. Der Consul Darnmius vollendete und erweiterte den<lb/> Bau der Thermen, zu welchen sein Vater der Stadt Tarquinii 3 300 000<lb/> Sesterzen 700 000 Mark vermacht hatte n. s. w. u. s. w. Wenn man in<lb/> Friedländers Sittengeschichte Roms nachliest, was er Bd. III, S. 117 ff. über<lb/> öffentliche Bauten von Privatleuten berichtet, so wird man verstehen, in welchem<lb/> Maße solche Opferwilligkeit der Reichen versöhnend ans die Armen wirken<lb/> mußte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1499" next="#ID_1500"> Dieses wirksame Correctiv der schreienden Ungleichheit der Vermögen ent¬<lb/> behren wir Modernen gänzlich. Was von unsern Geldfürsten hie und da für<lb/> öffentliche Zwecke hergegeben wird, verdient kaum eine Beachtung. Statt das<lb/> Publicum ihre Reichthümer einigermaßen mitgenießen zu lassen, sperren sie sich<lb/> ab, lassen ihre Parkanlagen und Kunstsammlungen unzugänglich oder erschweren<lb/> gar die öffentliche Bauthätigkeit, wenn sie in der Lage sind, darauf einzuwirken,<lb/> und nöthigen Stadt oder Staat zu kostspieliger Expropriation. Rahmen sich<lb/> unsre Geldmänner, wenn der Vorgang des Alterthums zu erdrückend ist, doch<lb/> wenigstens ein Beispiel an Italien, wo der antike liberale Sir» theilweise mich<lb/> heute noch herrscht. Man glaube ja nicht, daß es für die sociale Stimmung<lb/> wirkungslos sei, wenn in Rom die herrlichen Parkanlagen der Villa Borghese</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0455]
schmückten? Minister und Günstlinge suchten nicht zurückzustehen, und alle die
nach hohen, öffentlichen Aemtern strebten, mußten die Gunst des wahlberechtigten
Volles dnrch öffentliche Spiele und Bauten erwerben. Der Mnnieipalpatriotisinns
war so entwickelt, daß ein sehr erheblicher Theil der öffentlichen Bauten von
Privaten ausgeführt wurde, und die öffentliche Meinung, obwohl sie mit
Aeußerungen des Dankes keineswegs sparsam war, erwartete, ja forderte solche
Opfer der Reichen zu Gunsten der Gesammtheit. Friedländer glaubt, daß die
aus Privatmitteln ausgeführte» Bauten an viele« Orten die städtischen an Um¬
fang und Bedeutung weit übertroffen hätten. Wen» ich einige Beispiele anführe,
so Null ich nicht von einem Krösus wie Herodes Ultimo sprechen, der Griechen¬
land und Italien mnssenhcift mit Wasserleittmgen, Tempeln, Theatern !c. schmückte,
sondern nur einiger Personen gedenken, die, wenn mich reich, doch in beschei¬
denen Stellungen lebten. Der Großvater des jüngere» Plinins erbaute zu Como
in seinem und seines Sohnes Namen eine prachtvolle Colonnade und schenkte
der Stadt el» Capital zur Verschönerung der Thore. Der Arzt Crinciö ließ
die Stadtmauern vo» Massilia für 10 Millionen Sesterzen2 175 000 Mark
erbauen. Die Brüder Serbin ins, Leibarzte des Claudius, erschöpften ihr Ver¬
mögen durch Ausstattung von Neapel mit Bauwerken. Der jüngere Plinins, der
in seinem Testamente seine Vaterstadt Como mit einem bedeutenden Capital zur
Erbauung und Instandhaltung von Thermen bedachte, erwies der Stadt Tifernum,
die ihn als jungen Mann zum Patron erwählt hatte, seine Dankbarkeit dnrch
den Ban eines Tempels. Eine in Casinnm gefundene Inschrift meldet, daß die
Dame Ummidia Qnadratilla auf ihre Kosten einen Tempel und ein Amphi¬
theater errichtet habe. Der Consul Darnmius vollendete und erweiterte den
Bau der Thermen, zu welchen sein Vater der Stadt Tarquinii 3 300 000
Sesterzen 700 000 Mark vermacht hatte n. s. w. u. s. w. Wenn man in
Friedländers Sittengeschichte Roms nachliest, was er Bd. III, S. 117 ff. über
öffentliche Bauten von Privatleuten berichtet, so wird man verstehen, in welchem
Maße solche Opferwilligkeit der Reichen versöhnend ans die Armen wirken
mußte.
Dieses wirksame Correctiv der schreienden Ungleichheit der Vermögen ent¬
behren wir Modernen gänzlich. Was von unsern Geldfürsten hie und da für
öffentliche Zwecke hergegeben wird, verdient kaum eine Beachtung. Statt das
Publicum ihre Reichthümer einigermaßen mitgenießen zu lassen, sperren sie sich
ab, lassen ihre Parkanlagen und Kunstsammlungen unzugänglich oder erschweren
gar die öffentliche Bauthätigkeit, wenn sie in der Lage sind, darauf einzuwirken,
und nöthigen Stadt oder Staat zu kostspieliger Expropriation. Rahmen sich
unsre Geldmänner, wenn der Vorgang des Alterthums zu erdrückend ist, doch
wenigstens ein Beispiel an Italien, wo der antike liberale Sir» theilweise mich
heute noch herrscht. Man glaube ja nicht, daß es für die sociale Stimmung
wirkungslos sei, wenn in Rom die herrlichen Parkanlagen der Villa Borghese
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