Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Annas über Lisiimrck, er ganz bestimmte Verpflichtungen gegen das Herrenhaus eingegangen sei, der Wenn S. 24 an die Aeußerung Löwes erinnert wird, ein Hauptmangel S. 25 heißt es: "Schon im Jahre 1867 mußte jedem Einsichtigen klar "Fast alle Parteien," heißt es auf derselben Seite, "sofern sie nicht Feinde Ebenfalls eine bloße wiedergekaute Redensart ist es, wenn gleich darauf ' S. 29 wird es als gleichgiltig hingestellt, ob die Idee eines Zollparlaments Annas über Lisiimrck, er ganz bestimmte Verpflichtungen gegen das Herrenhaus eingegangen sei, der Wenn S. 24 an die Aeußerung Löwes erinnert wird, ein Hauptmangel S. 25 heißt es: „Schon im Jahre 1867 mußte jedem Einsichtigen klar „Fast alle Parteien," heißt es auf derselben Seite, „sofern sie nicht Feinde Ebenfalls eine bloße wiedergekaute Redensart ist es, wenn gleich darauf ' S. 29 wird es als gleichgiltig hingestellt, ob die Idee eines Zollparlaments <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0405" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151127"/> <fw type="header" place="top"> Annas über Lisiimrck,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1335" prev="#ID_1334"> er ganz bestimmte Verpflichtungen gegen das Herrenhaus eingegangen sei, der<lb/> er bei der spätern nothwendigen Genehmigung der norddeutschen Verfassung<lb/> dnrch die Einzelstaaten zumuthe, das allgemeine Wahlrecht hinunterzuschlucken."<lb/> Gegen das Herrenhaus — Leute, die der activen Politik immer fern standen<lb/> und ohne erheblichen Einfluß sind! Auch wenn wir nicht wüßten, daß dies<lb/> dem Minister nie in den Sinn gekommen ist, würden wir nie auf diese Hypo¬<lb/> these gekommen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1336"> Wenn S. 24 an die Aeußerung Löwes erinnert wird, ein Hauptmangel<lb/> der deutschen Verfassung sei, daß sie dem Reichskanzler auf den Leib zuge¬<lb/> schnitten worden, so ist das eine Redensart, die dadurch, daß sie in den letzten<lb/> Jahren von Zeitungen und Rednern in Volksversammlungen häufig wiederholt<lb/> worden ist, nicht weniger leer und unzutreffend wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1337"> S. 25 heißt es: „Schon im Jahre 1867 mußte jedem Einsichtigen klar<lb/> werden, daß unter Bismarck von einer parlamentarischen Regierung nicht die<lb/> Rede sein könne. Eine solche bedingt unter gewissen Umständen Ministerwcchsel<lb/> und regierungsfähige Parteien." Hier spricht der Verfasser in der That die<lb/> Wahrheit aus. Regierungsfähige Parteien, wo sind die in Preußen, im deutsche,?<lb/> Reiche, wo waren sie in den letzten zwei Jahrzehnten? Wir sahen keine und<lb/> sehen auch heute keine, am wenigsten in den Lagern der Liberalen, die in<lb/> allen ihren Programmen und Reden nur tadeln und kritisiren, nur negiren<lb/> können, die keinen positiven Gedanken von Bedeutung und keinerlei politische<lb/> Schöpferkraft haben. Nur Velleitäten zum Regieren, nnr Ehrgeiz und<lb/> Neid sind vorhanden, nicht aber die Potenz, die ein fruchtbares Regieren<lb/> verlangt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1338"> „Fast alle Parteien," heißt es auf derselben Seite, „sofern sie nicht Feinde<lb/> der deutschen Einheit sind, halten den Reichskanzler für ganz unentbehrlich."<lb/> Und doch feindete man ihn von 1877 auch von feiten der Nationalliberalen aufs<lb/> bitterste an, doch haben vor den letzten Wahlen und während derselben die<lb/> Führer der Fortschrittspartei die Parole „Fort mit Bismarck!" ausgegeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1339"> Ebenfalls eine bloße wiedergekaute Redensart ist es, wenn gleich darauf<lb/> bemerkt wird: „Eine Partei, die gar keine eignen Grundsätze, sondern nur die<lb/> Tendenz hat, der Regierung die Majorität zu sichern, gewährt in kritischer und<lb/> gefährlicher Zeit keine zuverlässige Stütze." Mau sage uns doch, warum. Ge¬<lb/> währt etwa die Opposition mit ihrer gründlichen Unzuverlässtgkeit, ihrem steten<lb/> Schwanken, ihren Abschwächungen, ihrer Rechthaberei und Krittelei eine solche<lb/> Stütze?°</p><lb/> <p xml:id="ID_1340" next="#ID_1341"> ' S. 29 wird es als gleichgiltig hingestellt, ob die Idee eines Zollparlaments<lb/> von Bismarck ausgegangen sei oder von Delbrück. Wir meinen, daß dies<lb/> jemand, der für den Historiker zu schreiben hofft, nicht gleichgiltig erscheinen<lb/> sollte, und so bemerken wir, daß diese Idee nicht von Herrn Delbrttck, sondern<lb/> von Bismarck herrührt, der die Sache, wie man bei Hesekiel nachlesen kann,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0405]
Annas über Lisiimrck,
er ganz bestimmte Verpflichtungen gegen das Herrenhaus eingegangen sei, der
er bei der spätern nothwendigen Genehmigung der norddeutschen Verfassung
dnrch die Einzelstaaten zumuthe, das allgemeine Wahlrecht hinunterzuschlucken."
Gegen das Herrenhaus — Leute, die der activen Politik immer fern standen
und ohne erheblichen Einfluß sind! Auch wenn wir nicht wüßten, daß dies
dem Minister nie in den Sinn gekommen ist, würden wir nie auf diese Hypo¬
these gekommen sein.
Wenn S. 24 an die Aeußerung Löwes erinnert wird, ein Hauptmangel
der deutschen Verfassung sei, daß sie dem Reichskanzler auf den Leib zuge¬
schnitten worden, so ist das eine Redensart, die dadurch, daß sie in den letzten
Jahren von Zeitungen und Rednern in Volksversammlungen häufig wiederholt
worden ist, nicht weniger leer und unzutreffend wurde.
S. 25 heißt es: „Schon im Jahre 1867 mußte jedem Einsichtigen klar
werden, daß unter Bismarck von einer parlamentarischen Regierung nicht die
Rede sein könne. Eine solche bedingt unter gewissen Umständen Ministerwcchsel
und regierungsfähige Parteien." Hier spricht der Verfasser in der That die
Wahrheit aus. Regierungsfähige Parteien, wo sind die in Preußen, im deutsche,?
Reiche, wo waren sie in den letzten zwei Jahrzehnten? Wir sahen keine und
sehen auch heute keine, am wenigsten in den Lagern der Liberalen, die in
allen ihren Programmen und Reden nur tadeln und kritisiren, nur negiren
können, die keinen positiven Gedanken von Bedeutung und keinerlei politische
Schöpferkraft haben. Nur Velleitäten zum Regieren, nnr Ehrgeiz und
Neid sind vorhanden, nicht aber die Potenz, die ein fruchtbares Regieren
verlangt.
„Fast alle Parteien," heißt es auf derselben Seite, „sofern sie nicht Feinde
der deutschen Einheit sind, halten den Reichskanzler für ganz unentbehrlich."
Und doch feindete man ihn von 1877 auch von feiten der Nationalliberalen aufs
bitterste an, doch haben vor den letzten Wahlen und während derselben die
Führer der Fortschrittspartei die Parole „Fort mit Bismarck!" ausgegeben.
Ebenfalls eine bloße wiedergekaute Redensart ist es, wenn gleich darauf
bemerkt wird: „Eine Partei, die gar keine eignen Grundsätze, sondern nur die
Tendenz hat, der Regierung die Majorität zu sichern, gewährt in kritischer und
gefährlicher Zeit keine zuverlässige Stütze." Mau sage uns doch, warum. Ge¬
währt etwa die Opposition mit ihrer gründlichen Unzuverlässtgkeit, ihrem steten
Schwanken, ihren Abschwächungen, ihrer Rechthaberei und Krittelei eine solche
Stütze?°
' S. 29 wird es als gleichgiltig hingestellt, ob die Idee eines Zollparlaments
von Bismarck ausgegangen sei oder von Delbrück. Wir meinen, daß dies
jemand, der für den Historiker zu schreiben hofft, nicht gleichgiltig erscheinen
sollte, und so bemerken wir, daß diese Idee nicht von Herrn Delbrttck, sondern
von Bismarck herrührt, der die Sache, wie man bei Hesekiel nachlesen kann,
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