Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Aus dem Tagebuche"eines ReactionLrs. beamter, welche auszufertigen haben, was die Unverantwortlichen ihnen auf¬ Ein Vorschlag zur Güte. Sollte nicht der Fürst von Monaco sich be¬ Wenn ein Stubengelehrter seinen Studien so viel Zeit abmüßigt, um einem Alte Weiber und dilettirende Politiker verschiedenen Alters behaupten, alle Der berühmteste Schildbürger, Gneisenau, hat dereinst als rechte Hand Zu Schillers Zeit waren die politischen Versammlungen noch nicht üblich, Wie wohl die Fortschrittler über ihre Väter urtheilen würden, wenn diese Noch ist es mir nicht gelungen, ein Mitglied der Fortschrittspartei kennen Aus dem Tagebuche"eines ReactionLrs. beamter, welche auszufertigen haben, was die Unverantwortlichen ihnen auf¬ Ein Vorschlag zur Güte. Sollte nicht der Fürst von Monaco sich be¬ Wenn ein Stubengelehrter seinen Studien so viel Zeit abmüßigt, um einem Alte Weiber und dilettirende Politiker verschiedenen Alters behaupten, alle Der berühmteste Schildbürger, Gneisenau, hat dereinst als rechte Hand Zu Schillers Zeit waren die politischen Versammlungen noch nicht üblich, Wie wohl die Fortschrittler über ihre Väter urtheilen würden, wenn diese Noch ist es mir nicht gelungen, ein Mitglied der Fortschrittspartei kennen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0338" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151060"/> <fw type="header" place="top"> Aus dem Tagebuche"eines ReactionLrs.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1115" prev="#ID_1114"> beamter, welche auszufertigen haben, was die Unverantwortlichen ihnen auf¬<lb/> tragen, und es ausbaden müssen, wenn sich zeigt, daß — die Aufträge unüber¬<lb/> legt waren!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1116"> Ein Vorschlag zur Güte. Sollte nicht der Fürst von Monaco sich be¬<lb/> wegen lassen, ein parlamentarisches Ministerium aus der Blüte der deutschen<lb/> Opposition zu bilden? Den Schaden, den es dort anrichten könnte, würde ja<lb/> die Spielbank reichlich decken, und wenn nicht den Herren selbst, dürfte doch<lb/> andern die Lust vergehen, ihnen ein größeres Versuchsfeld zu überlassen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1117"> Wenn ein Stubengelehrter seinen Studien so viel Zeit abmüßigt, um einem<lb/> Staatsmanne öffentlich zu sagen, derselbe verstehe von seinem Handwerk, der<lb/> Politik, gar nichts, richte den Staat zu Grunde u. tgi. in, natürlich ohne seine<lb/> Anklagen zu begründen, so macht er sich um das Vaterland verdient. Antwortet<lb/> ihm aber jemand, daß er ohne Zweifel sein gelehrtes Handwerk verstehe, dafür<lb/> aber die Politik — Politik sein lassen möge, dann ist das eine schmähliche<lb/> Verunglimpfung einer Zierde der Wissenschaft.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1118"> Alte Weiber und dilettirende Politiker verschiedenen Alters behaupten, alle<lb/> Uebel heilen zu können durch „Besprechen;" manche von ihnen glauben sogar<lb/> selbst daran.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1119"> Der berühmteste Schildbürger, Gneisenau, hat dereinst als rechte Hand<lb/> des mecklenburgischen Junkers Blücher seine Sache, wie man sagt, recht gut<lb/> gemacht. Wie viel größer würden aber die Erfolge gewesen sein, wenn man<lb/> dem Feldherrn anstatt des einen ein ganzes Kollegium von Schildbürgern an<lb/> die Seite gegeben hätte! Das muß jedem einleuchten, der noch an die Wahrheit<lb/> des Einmaleins glaubt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1120"> Zu Schillers Zeit waren die politischen Versammlungen noch nicht üblich,<lb/> sonst hätte er sein Xenion 187: „Jeder, sieht man ihn einzeln u. s. w." schwerlich<lb/> nur an die „Gelehrten Gesellschaften" adressirt.<lb/> -->-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1121"> Wie wohl die Fortschrittler über ihre Väter urtheilen würden, wenn diese<lb/> reformatorische Gedanken, welche ihnen entgegengebracht worden wären, schlechthin<lb/> zurückgewiesen hätten? Die Bornirten, die Verstockten, die Zöpfe! Werden die<lb/> Enkel jener Zöpfe nicht vielleicht Anlaß finden, sich ebenso respektwidrig zu äußern?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1122" next="#ID_1123"> Noch ist es mir nicht gelungen, ein Mitglied der Fortschrittspartei kennen<lb/> zu lernen, welches — unter vier Augen — nicht aufs heftigste die Zumuthung<lb/> abgewehrt Hütte, Herrn Eugen Richter als Führer der Partei anzuerkennen;</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0338]
Aus dem Tagebuche"eines ReactionLrs.
beamter, welche auszufertigen haben, was die Unverantwortlichen ihnen auf¬
tragen, und es ausbaden müssen, wenn sich zeigt, daß — die Aufträge unüber¬
legt waren!
Ein Vorschlag zur Güte. Sollte nicht der Fürst von Monaco sich be¬
wegen lassen, ein parlamentarisches Ministerium aus der Blüte der deutschen
Opposition zu bilden? Den Schaden, den es dort anrichten könnte, würde ja
die Spielbank reichlich decken, und wenn nicht den Herren selbst, dürfte doch
andern die Lust vergehen, ihnen ein größeres Versuchsfeld zu überlassen.
Wenn ein Stubengelehrter seinen Studien so viel Zeit abmüßigt, um einem
Staatsmanne öffentlich zu sagen, derselbe verstehe von seinem Handwerk, der
Politik, gar nichts, richte den Staat zu Grunde u. tgi. in, natürlich ohne seine
Anklagen zu begründen, so macht er sich um das Vaterland verdient. Antwortet
ihm aber jemand, daß er ohne Zweifel sein gelehrtes Handwerk verstehe, dafür
aber die Politik — Politik sein lassen möge, dann ist das eine schmähliche
Verunglimpfung einer Zierde der Wissenschaft.
Alte Weiber und dilettirende Politiker verschiedenen Alters behaupten, alle
Uebel heilen zu können durch „Besprechen;" manche von ihnen glauben sogar
selbst daran.
Der berühmteste Schildbürger, Gneisenau, hat dereinst als rechte Hand
des mecklenburgischen Junkers Blücher seine Sache, wie man sagt, recht gut
gemacht. Wie viel größer würden aber die Erfolge gewesen sein, wenn man
dem Feldherrn anstatt des einen ein ganzes Kollegium von Schildbürgern an
die Seite gegeben hätte! Das muß jedem einleuchten, der noch an die Wahrheit
des Einmaleins glaubt.
Zu Schillers Zeit waren die politischen Versammlungen noch nicht üblich,
sonst hätte er sein Xenion 187: „Jeder, sieht man ihn einzeln u. s. w." schwerlich
nur an die „Gelehrten Gesellschaften" adressirt.
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Wie wohl die Fortschrittler über ihre Väter urtheilen würden, wenn diese
reformatorische Gedanken, welche ihnen entgegengebracht worden wären, schlechthin
zurückgewiesen hätten? Die Bornirten, die Verstockten, die Zöpfe! Werden die
Enkel jener Zöpfe nicht vielleicht Anlaß finden, sich ebenso respektwidrig zu äußern?
Noch ist es mir nicht gelungen, ein Mitglied der Fortschrittspartei kennen
zu lernen, welches — unter vier Augen — nicht aufs heftigste die Zumuthung
abgewehrt Hütte, Herrn Eugen Richter als Führer der Partei anzuerkennen;
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