Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.häusliches Leben in Skandinavien im sechzehnten Jahrhundert, sich in zwei sehr verschiedene Klassen zerfielen. Die ärmlichere Ausstattung zeigte Was an den Häusern auf den Beobachter der Neuzeit sicherlich einen wenig Aber das vermehrte Stubenlicht hatte manchen Mißstand im Gefolge. Aus Nach dieser Umschau treten wir in das Hans selbst ein. Die Thüre, ge¬ häusliches Leben in Skandinavien im sechzehnten Jahrhundert, sich in zwei sehr verschiedene Klassen zerfielen. Die ärmlichere Ausstattung zeigte Was an den Häusern auf den Beobachter der Neuzeit sicherlich einen wenig Aber das vermehrte Stubenlicht hatte manchen Mißstand im Gefolge. Aus Nach dieser Umschau treten wir in das Hans selbst ein. Die Thüre, ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0204" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150926"/> <fw type="header" place="top"> häusliches Leben in Skandinavien im sechzehnten Jahrhundert,</fw><lb/> <p xml:id="ID_653" prev="#ID_652"> sich in zwei sehr verschiedene Klassen zerfielen. Die ärmlichere Ausstattung zeigte<lb/> sich darin, daß der Raum zwischen den Balken nur mit Lehm ausgefüllt war;<lb/> bei den vornehmen Häusern dagegen waren die Felder mit Mauersteinen ge¬<lb/> mauert. Erst gegen Ende des Jahrhunderts finden sich Steinhäuser, aber nur<lb/> selten, denn ihrer weiten Verbreitung stand der hohe Preis der Mauersteine<lb/> im Wege. In Norwegen überwog noch lange der beliebte, leicht herzustellende<lb/> und behaglich warme Holzbau. So hatte man in jeder Stadt die verschieden¬<lb/> artigsten Bauwerke nebeneinander, bis endlich der Holzbau, dann das Fachwerk¬<lb/> haus verschwand und dem modernen Steinhause Platz machte. Das Dach war<lb/> noch mit Stroh, Schilf oder Birkenrinde und darauf gelegten Rasenstücken ge¬<lb/> deckt. Kein Wunder, wenn ein ausbrechendes Feuer reichliche Nahrung fand<lb/> und seine furchtbare Arbeit nicht eher einstellte, als bis die ganze Stadt in<lb/> Schutt und Asche lag. Vergeblich waren die Verordnungen der Regierung, die<lb/> Feuergeführlichkeit zu vermindern. Fast kein Jahr verging, ohne daß diese oder<lb/> jene Stadt den verheerenden Flammen zum Opfer fiel.</p><lb/> <p xml:id="ID_654"> Was an den Häusern auf den Beobachter der Neuzeit sicherlich einen wenig<lb/> anmuthenden Eindruck gemacht hätte, waren ihre Fenster. Klein, mit Blei ein¬<lb/> gefaßt, halb undurchsichtig, schienen sie nur wenig Licht einzulassen. Und doch<lb/> bildeten sie den eigeutlichen Stolz jener Zeit. Sie bezeichneten einen der größten<lb/> Fortschritte, den man gemacht hatte, und ließen den großen Abstand erkennen<lb/> zwischen dem dürftigen, armseligen Loose der Vorväter, die sich mit Thierhäuten,<lb/> Papier oder Horn oder mit einem einfachen Holzläden hatten behelfen müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_655"> Aber das vermehrte Stubenlicht hatte manchen Mißstand im Gefolge. Aus<lb/> Furcht, daß die werthvollen Scheiben zerbrochen werden könnten, wurde das<lb/> Fenster sest in den Rahmen eingefügt, ließ sich also nicht öffnen. Daher fehlte<lb/> es an frischer Luft, auch ging der Ausblick auf die Straße verloren. Dem<lb/> letztern suchte man zuerst abzuhelfen. Man legte einen Erker mit Glasfenstern,<lb/> einen „Karnapver" oder eine „Glarbvrg" (Glasburg) an, welche den Blick in<lb/> allen Richtungen der Straße gestattete. Etwas anscheinend geringes, das unser<lb/> Blick an jenen Häusern ebenfalls vergebens gesucht hätte, sind die Hausnummern,<lb/> ebenso die Angabe der Straßennamen an den Ecken. Man konnte noch bei<lb/> jedermann voraussetzen, daß er den Namen der Straße kenne. Die Häuser aber<lb/> wurden gewöhnlich nach dem Namen des Besitzers genannt, später nach den<lb/> Wappen und Emblemen, die es zierten.</p><lb/> <p xml:id="ID_656" next="#ID_657"> Nach dieser Umschau treten wir in das Hans selbst ein. Die Thüre, ge¬<lb/> schlitzt durch ein breites Vordach, war hie und da mit einem Hammer zum An¬<lb/> klopfen ausgestattet, bedürfte aber dessen nicht, denn sie stand den Tag über<lb/> immer offen. In der Vorstube legte der Gast Mantel und Spieß ub. Zwei<lb/> Thüren führten von hier aus weiter, die eine in das Gebiet des Mannes, in<lb/> die „Bude" oder den Laden, der dem Handel diente, die andre Thüre in die<lb/> Wohnstube. Beide Zimmer aber lagen nach der Straße. Hinter der Wohnstube</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0204]
häusliches Leben in Skandinavien im sechzehnten Jahrhundert,
sich in zwei sehr verschiedene Klassen zerfielen. Die ärmlichere Ausstattung zeigte
sich darin, daß der Raum zwischen den Balken nur mit Lehm ausgefüllt war;
bei den vornehmen Häusern dagegen waren die Felder mit Mauersteinen ge¬
mauert. Erst gegen Ende des Jahrhunderts finden sich Steinhäuser, aber nur
selten, denn ihrer weiten Verbreitung stand der hohe Preis der Mauersteine
im Wege. In Norwegen überwog noch lange der beliebte, leicht herzustellende
und behaglich warme Holzbau. So hatte man in jeder Stadt die verschieden¬
artigsten Bauwerke nebeneinander, bis endlich der Holzbau, dann das Fachwerk¬
haus verschwand und dem modernen Steinhause Platz machte. Das Dach war
noch mit Stroh, Schilf oder Birkenrinde und darauf gelegten Rasenstücken ge¬
deckt. Kein Wunder, wenn ein ausbrechendes Feuer reichliche Nahrung fand
und seine furchtbare Arbeit nicht eher einstellte, als bis die ganze Stadt in
Schutt und Asche lag. Vergeblich waren die Verordnungen der Regierung, die
Feuergeführlichkeit zu vermindern. Fast kein Jahr verging, ohne daß diese oder
jene Stadt den verheerenden Flammen zum Opfer fiel.
Was an den Häusern auf den Beobachter der Neuzeit sicherlich einen wenig
anmuthenden Eindruck gemacht hätte, waren ihre Fenster. Klein, mit Blei ein¬
gefaßt, halb undurchsichtig, schienen sie nur wenig Licht einzulassen. Und doch
bildeten sie den eigeutlichen Stolz jener Zeit. Sie bezeichneten einen der größten
Fortschritte, den man gemacht hatte, und ließen den großen Abstand erkennen
zwischen dem dürftigen, armseligen Loose der Vorväter, die sich mit Thierhäuten,
Papier oder Horn oder mit einem einfachen Holzläden hatten behelfen müssen.
Aber das vermehrte Stubenlicht hatte manchen Mißstand im Gefolge. Aus
Furcht, daß die werthvollen Scheiben zerbrochen werden könnten, wurde das
Fenster sest in den Rahmen eingefügt, ließ sich also nicht öffnen. Daher fehlte
es an frischer Luft, auch ging der Ausblick auf die Straße verloren. Dem
letztern suchte man zuerst abzuhelfen. Man legte einen Erker mit Glasfenstern,
einen „Karnapver" oder eine „Glarbvrg" (Glasburg) an, welche den Blick in
allen Richtungen der Straße gestattete. Etwas anscheinend geringes, das unser
Blick an jenen Häusern ebenfalls vergebens gesucht hätte, sind die Hausnummern,
ebenso die Angabe der Straßennamen an den Ecken. Man konnte noch bei
jedermann voraussetzen, daß er den Namen der Straße kenne. Die Häuser aber
wurden gewöhnlich nach dem Namen des Besitzers genannt, später nach den
Wappen und Emblemen, die es zierten.
Nach dieser Umschau treten wir in das Hans selbst ein. Die Thüre, ge¬
schlitzt durch ein breites Vordach, war hie und da mit einem Hammer zum An¬
klopfen ausgestattet, bedürfte aber dessen nicht, denn sie stand den Tag über
immer offen. In der Vorstube legte der Gast Mantel und Spieß ub. Zwei
Thüren führten von hier aus weiter, die eine in das Gebiet des Mannes, in
die „Bude" oder den Laden, der dem Handel diente, die andre Thüre in die
Wohnstube. Beide Zimmer aber lagen nach der Straße. Hinter der Wohnstube
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