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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Zur Lharaktenstik des Manchestelthlons.

vielemnl größer" Werthe ein Arbeit, Maschinerie, Unternehmergewinn, Zinsen und
Fracht zusammen. Endlich, gesetzt selbst den Fall, daß in unserm Verkauf nach
außen hiu eine vorübergehende kleine Abnahme einträte, so würde sich uns ein
ganz neuer Markt zum Betrage von zehn Millionen Pfund jährlich in Indien
öffnen. Und dieser Markt ist kein prccärer, der von der Laune und der schwan¬
kenden Politik andrer Staaten abhängt, sondern ein sicherer und bleibender, ein
solcher, der unter unsrer eignen Überwachung steht.

Was wir mit der Baumwolle hätten thun sollen und zu thun vermocht
hätten, pflegten wir mit dem Zucker wirklich zu thun. Wir hatten in Westindien
tropische Provinzen, die fast so werthvoll waren und so gut gediehen als englische
Grafschaften, die uns mit Zucker von unserm eignen Boden versahen und die Be¬
zahlung dafür ganz und gnr in englischen Waaren nahmen. Wir konnten ihnen
Ostindien und die Insel Mauritius hinzufügen. Die Möglichkeit der Erzeugung
britischen Zuckers ist in unsern tropischen Kolonien unbegrenzt, und ebenso unbe¬
grenzt ist die Möglichkeit der Production von Waaren, die dafür als Zahlung
gegeben werden. Aber eine hiervon sehr verschiedene Politik herrschte bei uus.
Wir sehen nur einen Theil der traurigen Folgen derselben in dem Ruin und
der Unzufriedenheit unsrer edlen westindischen Besitzungen und in dem allmählichen,
aber sichern Sinken des großen westindischen Handels,

Wie mit der Baumwolle und dem Zucker so könnten uns unsre Colonien fast
mit jedem tropische" Naturproducte, das sich nennen läßt, versehen und zum Ent¬
gelt sichere und wachsende Märkte darbieten. Unser Handel mit dem Auslande
mag seinen Culminationspunkt erreicht oder schon überschritten haben, unser Co-
lvnialhcmdel ist noch im Entstehen. Wenn man den Colonien den Vorzug ein¬
räumte, würde das Schutzsystem, weit davou entfernt, deu auswärtigen Handel zu
vermindern, denselben vielmehr schließlich auf die Dauer wachsen lassen.

Fünftens würde das Schutzsystem die Einfuhr vou Nahrungsstoffen für das
Volk nicht ausschließen, sondern nur in mäßigem Grade besteuern. Die Vortheile
eines niedrigen austauschbaren Werthes der Nahrungsstoffe sind nicht hoch genug
zu schätze". Aber es giebt noch etwas wichtigeres als die Wohlfeilheit von Brot
und Fleisch, und das ist deren Erreichbarkeit. Die Nahrung sollte uicht bloß so
wenig Arbeit als möglich koste", sondern jedem erreichbar sein, welcher Arbeit an-
zubieten hat, und dies würde unter gehöriger Regelung auch der Fall sei". Im
Hinblick sowohl auf einen steten niedrige" Preis als ans die Erreichbarkeit der
Nahrung für das Volk ii" allgemeinen, im Hinblick auf eine volle und verschiedeu-
nrtige Beschäftigung bei der Production derselben und im Hinblick auf die Ver¬
besserte und vollständige Bebauung vou Grund und Boon würde ein verständiges
Schutzsystem der Erzeugung von Nahrung daheim und in den Colonien gewisse
Bordseite zuwenden.

Ein Schutz in dieser Ausdehnung, ein Schutz, welcher die Möglichkeit eines
Krieges uicht übersieht und nationale Lasten auf dem Lande ausgleicht, ist gerecht


Zur Lharaktenstik des Manchestelthlons.

vielemnl größer» Werthe ein Arbeit, Maschinerie, Unternehmergewinn, Zinsen und
Fracht zusammen. Endlich, gesetzt selbst den Fall, daß in unserm Verkauf nach
außen hiu eine vorübergehende kleine Abnahme einträte, so würde sich uns ein
ganz neuer Markt zum Betrage von zehn Millionen Pfund jährlich in Indien
öffnen. Und dieser Markt ist kein prccärer, der von der Laune und der schwan¬
kenden Politik andrer Staaten abhängt, sondern ein sicherer und bleibender, ein
solcher, der unter unsrer eignen Überwachung steht.

Was wir mit der Baumwolle hätten thun sollen und zu thun vermocht
hätten, pflegten wir mit dem Zucker wirklich zu thun. Wir hatten in Westindien
tropische Provinzen, die fast so werthvoll waren und so gut gediehen als englische
Grafschaften, die uns mit Zucker von unserm eignen Boden versahen und die Be¬
zahlung dafür ganz und gnr in englischen Waaren nahmen. Wir konnten ihnen
Ostindien und die Insel Mauritius hinzufügen. Die Möglichkeit der Erzeugung
britischen Zuckers ist in unsern tropischen Kolonien unbegrenzt, und ebenso unbe¬
grenzt ist die Möglichkeit der Production von Waaren, die dafür als Zahlung
gegeben werden. Aber eine hiervon sehr verschiedene Politik herrschte bei uus.
Wir sehen nur einen Theil der traurigen Folgen derselben in dem Ruin und
der Unzufriedenheit unsrer edlen westindischen Besitzungen und in dem allmählichen,
aber sichern Sinken des großen westindischen Handels,

Wie mit der Baumwolle und dem Zucker so könnten uns unsre Colonien fast
mit jedem tropische» Naturproducte, das sich nennen läßt, versehen und zum Ent¬
gelt sichere und wachsende Märkte darbieten. Unser Handel mit dem Auslande
mag seinen Culminationspunkt erreicht oder schon überschritten haben, unser Co-
lvnialhcmdel ist noch im Entstehen. Wenn man den Colonien den Vorzug ein¬
räumte, würde das Schutzsystem, weit davou entfernt, deu auswärtigen Handel zu
vermindern, denselben vielmehr schließlich auf die Dauer wachsen lassen.

Fünftens würde das Schutzsystem die Einfuhr vou Nahrungsstoffen für das
Volk nicht ausschließen, sondern nur in mäßigem Grade besteuern. Die Vortheile
eines niedrigen austauschbaren Werthes der Nahrungsstoffe sind nicht hoch genug
zu schätze». Aber es giebt noch etwas wichtigeres als die Wohlfeilheit von Brot
und Fleisch, und das ist deren Erreichbarkeit. Die Nahrung sollte uicht bloß so
wenig Arbeit als möglich koste», sondern jedem erreichbar sein, welcher Arbeit an-
zubieten hat, und dies würde unter gehöriger Regelung auch der Fall sei». Im
Hinblick sowohl auf einen steten niedrige» Preis als ans die Erreichbarkeit der
Nahrung für das Volk ii» allgemeinen, im Hinblick auf eine volle und verschiedeu-
nrtige Beschäftigung bei der Production derselben und im Hinblick auf die Ver¬
besserte und vollständige Bebauung vou Grund und Boon würde ein verständiges
Schutzsystem der Erzeugung von Nahrung daheim und in den Colonien gewisse
Bordseite zuwenden.

Ein Schutz in dieser Ausdehnung, ein Schutz, welcher die Möglichkeit eines
Krieges uicht übersieht und nationale Lasten auf dem Lande ausgleicht, ist gerecht


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[0469] Zur Lharaktenstik des Manchestelthlons. vielemnl größer» Werthe ein Arbeit, Maschinerie, Unternehmergewinn, Zinsen und Fracht zusammen. Endlich, gesetzt selbst den Fall, daß in unserm Verkauf nach außen hiu eine vorübergehende kleine Abnahme einträte, so würde sich uns ein ganz neuer Markt zum Betrage von zehn Millionen Pfund jährlich in Indien öffnen. Und dieser Markt ist kein prccärer, der von der Laune und der schwan¬ kenden Politik andrer Staaten abhängt, sondern ein sicherer und bleibender, ein solcher, der unter unsrer eignen Überwachung steht. Was wir mit der Baumwolle hätten thun sollen und zu thun vermocht hätten, pflegten wir mit dem Zucker wirklich zu thun. Wir hatten in Westindien tropische Provinzen, die fast so werthvoll waren und so gut gediehen als englische Grafschaften, die uns mit Zucker von unserm eignen Boden versahen und die Be¬ zahlung dafür ganz und gnr in englischen Waaren nahmen. Wir konnten ihnen Ostindien und die Insel Mauritius hinzufügen. Die Möglichkeit der Erzeugung britischen Zuckers ist in unsern tropischen Kolonien unbegrenzt, und ebenso unbe¬ grenzt ist die Möglichkeit der Production von Waaren, die dafür als Zahlung gegeben werden. Aber eine hiervon sehr verschiedene Politik herrschte bei uus. Wir sehen nur einen Theil der traurigen Folgen derselben in dem Ruin und der Unzufriedenheit unsrer edlen westindischen Besitzungen und in dem allmählichen, aber sichern Sinken des großen westindischen Handels, Wie mit der Baumwolle und dem Zucker so könnten uns unsre Colonien fast mit jedem tropische» Naturproducte, das sich nennen läßt, versehen und zum Ent¬ gelt sichere und wachsende Märkte darbieten. Unser Handel mit dem Auslande mag seinen Culminationspunkt erreicht oder schon überschritten haben, unser Co- lvnialhcmdel ist noch im Entstehen. Wenn man den Colonien den Vorzug ein¬ räumte, würde das Schutzsystem, weit davou entfernt, deu auswärtigen Handel zu vermindern, denselben vielmehr schließlich auf die Dauer wachsen lassen. Fünftens würde das Schutzsystem die Einfuhr vou Nahrungsstoffen für das Volk nicht ausschließen, sondern nur in mäßigem Grade besteuern. Die Vortheile eines niedrigen austauschbaren Werthes der Nahrungsstoffe sind nicht hoch genug zu schätze». Aber es giebt noch etwas wichtigeres als die Wohlfeilheit von Brot und Fleisch, und das ist deren Erreichbarkeit. Die Nahrung sollte uicht bloß so wenig Arbeit als möglich koste», sondern jedem erreichbar sein, welcher Arbeit an- zubieten hat, und dies würde unter gehöriger Regelung auch der Fall sei». Im Hinblick sowohl auf einen steten niedrige» Preis als ans die Erreichbarkeit der Nahrung für das Volk ii» allgemeinen, im Hinblick auf eine volle und verschiedeu- nrtige Beschäftigung bei der Production derselben und im Hinblick auf die Ver¬ besserte und vollständige Bebauung vou Grund und Boon würde ein verständiges Schutzsystem der Erzeugung von Nahrung daheim und in den Colonien gewisse Bordseite zuwenden. Ein Schutz in dieser Ausdehnung, ein Schutz, welcher die Möglichkeit eines Krieges uicht übersieht und nationale Lasten auf dem Lande ausgleicht, ist gerecht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/469>, abgerufen am 01.09.2024.