Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.Die moderne Geschütz-Industrie. auf dem Gebiete des Rechtslebens die große Aufgabe der Neuzeit, die reinen ZV. Kentzler. Die moderne Geschütz-Industrie. i Gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts trat in England ein hervor¬ Mehr als ein Jahrhundert sollte es allerdings dauern, bis diese Worte des Die moderne Geschütz-Industrie. auf dem Gebiete des Rechtslebens die große Aufgabe der Neuzeit, die reinen ZV. Kentzler. Die moderne Geschütz-Industrie. i Gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts trat in England ein hervor¬ Mehr als ein Jahrhundert sollte es allerdings dauern, bis diese Worte des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0421" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150571"/> <fw type="header" place="top"> Die moderne Geschütz-Industrie.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1346" prev="#ID_1345"> auf dem Gebiete des Rechtslebens die große Aufgabe der Neuzeit, die reinen<lb/> Formen des classischen Alterthums mit dem lebendigen Inhalt der Gegenwart<lb/> zu erfüllen."</p><lb/> <note type="byline"> ZV. Kentzler.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die moderne Geschütz-Industrie.</head><lb/> <p xml:id="ID_1347"> i<lb/> s einen ungewöhnlichen Grad intuitiver Gestaltungskraft wird<lb/> man es immer anzusehen haben, wenn sich dem Blicke des Forschers<lb/> die Gebilde der Zukunft schon so darstellen, wie sie nachher wirk¬<lb/> lich Gestalt gewinnen, und die Maße der Zeitdauer, welche die<lb/> Vorherbestimmungen von ihren Verwirklichungen trennen, erscheinen<lb/> dann wie potenzirte Factoren für die Höhe des Werthes der ersteren. In unsrer<lb/> schnell lebenden Zeit verleiht für zutreffende Vorherbestimmung ein Zeitraum:<lb/> von einem Jahrhundert bis zu ihrer Erfüllung fast schon den Charakter einer<lb/> Weissagung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1348"> Gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts trat in England ein hervor¬<lb/> ragender Gelehrter auf, welcher seine geistreichen Speculationen den Lehren der<lb/> Artillerie zuwandte. In den ersten Regierungsjahren Friedrichs des Großen<lb/> wurde sein Werk durch Euler für Deutschland mit jener Vorliebe bearbeitet, welche<lb/> bedeutende Mathematiker für die Lösungen ballistischer Fragen zu gewinnen pflegen.<lb/> Jener englische Gelehrte nun, der wohlbekannte Robins, sagte in den vierziger<lb/> Jahren des vorigen Jahrhunderts folgendes: „Ich bin überzeugt, daß diejenige<lb/> Nation, welche die besondern Eigenschaften und den Vorzug der gezogenen Kanonen<lb/> erkannt hat und dieselben gut herzustellen und richtig zu handhaben und zu ge¬<lb/> brauchen versteht, ein solches Uebergewicht im Kriege gewinnen muß, wie es alle<lb/> andern Erfindungen, die bisher zur Verbesserung der Waffen gemacht worden<lb/> sind, nicht geben können. Ich wage sogar zu behaupten, daß gezogene Kanonen<lb/> einer Armee dieselben Vortheile über eine andre, die solche nicht besitzt, geben<lb/> werden, als es die Feuerwaffen zur Zeit ihrer Erfindung thaten."</p><lb/> <p xml:id="ID_1349" next="#ID_1350"> Mehr als ein Jahrhundert sollte es allerdings dauern, bis diese Worte des<lb/> Gelehrten sich erfüllten; dann aber sollte seine Prophezeiung auch buchstäblich<lb/> wahr werden. In dem Kriege in Oberitalien, im Jahre 1859, führte die fran¬<lb/> zösische Armee zuerst gezogene Kanonen, gegenüber den glatten Geschützen der<lb/> Oesterreicher. Und da lesen wir denn aus jener Zeit: „Wenn es die Gefechts¬<lb/> lage noch nicht gestattete, daß die österreichischen Batterien sich so weit von den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0421]
Die moderne Geschütz-Industrie.
auf dem Gebiete des Rechtslebens die große Aufgabe der Neuzeit, die reinen
Formen des classischen Alterthums mit dem lebendigen Inhalt der Gegenwart
zu erfüllen."
ZV. Kentzler.
Die moderne Geschütz-Industrie.
i
s einen ungewöhnlichen Grad intuitiver Gestaltungskraft wird
man es immer anzusehen haben, wenn sich dem Blicke des Forschers
die Gebilde der Zukunft schon so darstellen, wie sie nachher wirk¬
lich Gestalt gewinnen, und die Maße der Zeitdauer, welche die
Vorherbestimmungen von ihren Verwirklichungen trennen, erscheinen
dann wie potenzirte Factoren für die Höhe des Werthes der ersteren. In unsrer
schnell lebenden Zeit verleiht für zutreffende Vorherbestimmung ein Zeitraum:
von einem Jahrhundert bis zu ihrer Erfüllung fast schon den Charakter einer
Weissagung.
Gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts trat in England ein hervor¬
ragender Gelehrter auf, welcher seine geistreichen Speculationen den Lehren der
Artillerie zuwandte. In den ersten Regierungsjahren Friedrichs des Großen
wurde sein Werk durch Euler für Deutschland mit jener Vorliebe bearbeitet, welche
bedeutende Mathematiker für die Lösungen ballistischer Fragen zu gewinnen pflegen.
Jener englische Gelehrte nun, der wohlbekannte Robins, sagte in den vierziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts folgendes: „Ich bin überzeugt, daß diejenige
Nation, welche die besondern Eigenschaften und den Vorzug der gezogenen Kanonen
erkannt hat und dieselben gut herzustellen und richtig zu handhaben und zu ge¬
brauchen versteht, ein solches Uebergewicht im Kriege gewinnen muß, wie es alle
andern Erfindungen, die bisher zur Verbesserung der Waffen gemacht worden
sind, nicht geben können. Ich wage sogar zu behaupten, daß gezogene Kanonen
einer Armee dieselben Vortheile über eine andre, die solche nicht besitzt, geben
werden, als es die Feuerwaffen zur Zeit ihrer Erfindung thaten."
Mehr als ein Jahrhundert sollte es allerdings dauern, bis diese Worte des
Gelehrten sich erfüllten; dann aber sollte seine Prophezeiung auch buchstäblich
wahr werden. In dem Kriege in Oberitalien, im Jahre 1859, führte die fran¬
zösische Armee zuerst gezogene Kanonen, gegenüber den glatten Geschützen der
Oesterreicher. Und da lesen wir denn aus jener Zeit: „Wenn es die Gefechts¬
lage noch nicht gestattete, daß die österreichischen Batterien sich so weit von den
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