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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Die Düsseldorfer Schule.

ehemaligen Lehrer zu ersetzen. Von 1864--1880 ist er denn auch an der .Kunst¬
schule in Karlsruhe mit außerordentliche" Erfolgen thätig gewesen, ohne daß
seine eigne Production dadurch ins Stocken gerieth. In dieser Zeit cultivirte
er besonders die Marine, speciell das Küstenbild, indem er immer neue Be¬
leuchtungsmotive suchte und fand. Am liebsten verbirgt er die Sonne hinter
Wolken, so daß der Vordergrund des Bildes im Halbdunkel bleibt und leichte
Schatten auf den Strand fallen, während im Hintergrunde das Meer wie
flüssiges Gold funkelt. Solche Bilder "bei gedrücktem Sonnenlicht" hat er in
großer Zahl geschaffen, ohne in Monotonie oder gar in Manier zu verfallen,
wovor ihn schon sein feines Naturstudium und sein echt poetisches Empfinden
bewahrte. Die hohe See pflegt er seltner darzustellen; das Meer in Verbin¬
dung mit dem Strande, dem felsigen, an dem sich die Woge bricht, oder dem
flachen, auf dem die Wellen langsam ersterbe", ist sein Lieblingsthema. Mit
welcher Meisterschaft er dasselbe zu variiren, bis zu welcher Großartigkeit er
dasselbe zu steigern weiß, zeigen zwei seiner neuesten Schöpfungen, die zugleich
zu seinen vollendetsten gehören: "Nothhafen an der norwegischen Küste" und
"In Sicht der norwegischen Küste." Dort eine grandiose Felsscenerie bei düsterm
Himmel und bewegter See, hier ein prachtvolles Farbenconcert auf dem sma-
ragdnen, von der verdeckten Sonne im Hintergrunde beleuchteten Meere.

Im Herbste 1880 trat Gude an die Spitze eines Meisterateliers für Land¬
schaftsmalerei an der Berliner Akademie, und damit hat eine dritte Epoche in
der Lehrthätigkeit des trefflichen Meisters begonnen, der in Deutschland eine
zweite Heimat gefunden und sein reichlich bemessenes Theil zum Ruhme der
Düsseldorfer Schule beigetragen hat.

Um Gude gruppirt sich eine ganze Reihe norwegischer Landschaftsmaler,
welche entweder aus seiner Schule hervorgegangen oder durch ihn und Andreas
Ueberhand beeinflußt worden sind. Die ältere Generation derselben vertreten
Joh. Th. Eckersberg (1822--1870), der hochbegabte, aber frühzeitig seiner
.Kunst entrissene Herrmann Aug. Cappeler (1827--1852), Erich Botom und
Morden-Müller. Der letztere, 1828 in Drontheim geboren, ist noch heute
in Düsseldorf thätig und hat gleichfalls in Gemeinschaft mit Tidemcmd gemalt.
Auch Ricks Björnson Möller, 1829 geboren, gehört dieser ältern Gruppe an.
Er hat wie Gude hauptsächlich das Strandbild und die Marine cultivirt,
während die andern das Hochgebirge und die melancholische" Reize des nor¬
wegischen Waldes bevorzugten. In der jüngern Generation sind Axel Nordgren
und Adelsteen Normann die hervorragendsten. Erstrer wurde zwar schon 1828
geboren, kam aber erst 1851 nach Düsseldorf, wo er sich nach Gude ausbildete.
Seine Specialität ist das Küstenbild bei Mondenschein. Eine flüssige Malwcise,
die in der Einfachheit der Mittel getreu dem Beispiele Gudes folgt, gestattet
ihm, in seinen Stimmungsbildern sehr kühne Lichteffecte zu erreichen. Aus Nor¬
wegen stammt auch Ludwig Munthe (geboren 1843), der 1861 nach Düsseldorf


Grenzboten III. 1L31. 49
Die Düsseldorfer Schule.

ehemaligen Lehrer zu ersetzen. Von 1864—1880 ist er denn auch an der .Kunst¬
schule in Karlsruhe mit außerordentliche» Erfolgen thätig gewesen, ohne daß
seine eigne Production dadurch ins Stocken gerieth. In dieser Zeit cultivirte
er besonders die Marine, speciell das Küstenbild, indem er immer neue Be¬
leuchtungsmotive suchte und fand. Am liebsten verbirgt er die Sonne hinter
Wolken, so daß der Vordergrund des Bildes im Halbdunkel bleibt und leichte
Schatten auf den Strand fallen, während im Hintergrunde das Meer wie
flüssiges Gold funkelt. Solche Bilder „bei gedrücktem Sonnenlicht" hat er in
großer Zahl geschaffen, ohne in Monotonie oder gar in Manier zu verfallen,
wovor ihn schon sein feines Naturstudium und sein echt poetisches Empfinden
bewahrte. Die hohe See pflegt er seltner darzustellen; das Meer in Verbin¬
dung mit dem Strande, dem felsigen, an dem sich die Woge bricht, oder dem
flachen, auf dem die Wellen langsam ersterbe», ist sein Lieblingsthema. Mit
welcher Meisterschaft er dasselbe zu variiren, bis zu welcher Großartigkeit er
dasselbe zu steigern weiß, zeigen zwei seiner neuesten Schöpfungen, die zugleich
zu seinen vollendetsten gehören: „Nothhafen an der norwegischen Küste" und
„In Sicht der norwegischen Küste." Dort eine grandiose Felsscenerie bei düsterm
Himmel und bewegter See, hier ein prachtvolles Farbenconcert auf dem sma-
ragdnen, von der verdeckten Sonne im Hintergrunde beleuchteten Meere.

Im Herbste 1880 trat Gude an die Spitze eines Meisterateliers für Land¬
schaftsmalerei an der Berliner Akademie, und damit hat eine dritte Epoche in
der Lehrthätigkeit des trefflichen Meisters begonnen, der in Deutschland eine
zweite Heimat gefunden und sein reichlich bemessenes Theil zum Ruhme der
Düsseldorfer Schule beigetragen hat.

Um Gude gruppirt sich eine ganze Reihe norwegischer Landschaftsmaler,
welche entweder aus seiner Schule hervorgegangen oder durch ihn und Andreas
Ueberhand beeinflußt worden sind. Die ältere Generation derselben vertreten
Joh. Th. Eckersberg (1822—1870), der hochbegabte, aber frühzeitig seiner
.Kunst entrissene Herrmann Aug. Cappeler (1827—1852), Erich Botom und
Morden-Müller. Der letztere, 1828 in Drontheim geboren, ist noch heute
in Düsseldorf thätig und hat gleichfalls in Gemeinschaft mit Tidemcmd gemalt.
Auch Ricks Björnson Möller, 1829 geboren, gehört dieser ältern Gruppe an.
Er hat wie Gude hauptsächlich das Strandbild und die Marine cultivirt,
während die andern das Hochgebirge und die melancholische» Reize des nor¬
wegischen Waldes bevorzugten. In der jüngern Generation sind Axel Nordgren
und Adelsteen Normann die hervorragendsten. Erstrer wurde zwar schon 1828
geboren, kam aber erst 1851 nach Düsseldorf, wo er sich nach Gude ausbildete.
Seine Specialität ist das Küstenbild bei Mondenschein. Eine flüssige Malwcise,
die in der Einfachheit der Mittel getreu dem Beispiele Gudes folgt, gestattet
ihm, in seinen Stimmungsbildern sehr kühne Lichteffecte zu erreichen. Aus Nor¬
wegen stammt auch Ludwig Munthe (geboren 1843), der 1861 nach Düsseldorf


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[0393] Die Düsseldorfer Schule. ehemaligen Lehrer zu ersetzen. Von 1864—1880 ist er denn auch an der .Kunst¬ schule in Karlsruhe mit außerordentliche» Erfolgen thätig gewesen, ohne daß seine eigne Production dadurch ins Stocken gerieth. In dieser Zeit cultivirte er besonders die Marine, speciell das Küstenbild, indem er immer neue Be¬ leuchtungsmotive suchte und fand. Am liebsten verbirgt er die Sonne hinter Wolken, so daß der Vordergrund des Bildes im Halbdunkel bleibt und leichte Schatten auf den Strand fallen, während im Hintergrunde das Meer wie flüssiges Gold funkelt. Solche Bilder „bei gedrücktem Sonnenlicht" hat er in großer Zahl geschaffen, ohne in Monotonie oder gar in Manier zu verfallen, wovor ihn schon sein feines Naturstudium und sein echt poetisches Empfinden bewahrte. Die hohe See pflegt er seltner darzustellen; das Meer in Verbin¬ dung mit dem Strande, dem felsigen, an dem sich die Woge bricht, oder dem flachen, auf dem die Wellen langsam ersterbe», ist sein Lieblingsthema. Mit welcher Meisterschaft er dasselbe zu variiren, bis zu welcher Großartigkeit er dasselbe zu steigern weiß, zeigen zwei seiner neuesten Schöpfungen, die zugleich zu seinen vollendetsten gehören: „Nothhafen an der norwegischen Küste" und „In Sicht der norwegischen Küste." Dort eine grandiose Felsscenerie bei düsterm Himmel und bewegter See, hier ein prachtvolles Farbenconcert auf dem sma- ragdnen, von der verdeckten Sonne im Hintergrunde beleuchteten Meere. Im Herbste 1880 trat Gude an die Spitze eines Meisterateliers für Land¬ schaftsmalerei an der Berliner Akademie, und damit hat eine dritte Epoche in der Lehrthätigkeit des trefflichen Meisters begonnen, der in Deutschland eine zweite Heimat gefunden und sein reichlich bemessenes Theil zum Ruhme der Düsseldorfer Schule beigetragen hat. Um Gude gruppirt sich eine ganze Reihe norwegischer Landschaftsmaler, welche entweder aus seiner Schule hervorgegangen oder durch ihn und Andreas Ueberhand beeinflußt worden sind. Die ältere Generation derselben vertreten Joh. Th. Eckersberg (1822—1870), der hochbegabte, aber frühzeitig seiner .Kunst entrissene Herrmann Aug. Cappeler (1827—1852), Erich Botom und Morden-Müller. Der letztere, 1828 in Drontheim geboren, ist noch heute in Düsseldorf thätig und hat gleichfalls in Gemeinschaft mit Tidemcmd gemalt. Auch Ricks Björnson Möller, 1829 geboren, gehört dieser ältern Gruppe an. Er hat wie Gude hauptsächlich das Strandbild und die Marine cultivirt, während die andern das Hochgebirge und die melancholische» Reize des nor¬ wegischen Waldes bevorzugten. In der jüngern Generation sind Axel Nordgren und Adelsteen Normann die hervorragendsten. Erstrer wurde zwar schon 1828 geboren, kam aber erst 1851 nach Düsseldorf, wo er sich nach Gude ausbildete. Seine Specialität ist das Küstenbild bei Mondenschein. Eine flüssige Malwcise, die in der Einfachheit der Mittel getreu dem Beispiele Gudes folgt, gestattet ihm, in seinen Stimmungsbildern sehr kühne Lichteffecte zu erreichen. Aus Nor¬ wegen stammt auch Ludwig Munthe (geboren 1843), der 1861 nach Düsseldorf Grenzboten III. 1L31. 49

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/393>, abgerufen am 01.09.2024.