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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Die Lösung der Wallensteinfrage.

spondcnz mit Dr, Lenker, dem baierischen Agenten in Wien, weil er bemerkte
daß in dem Verhältnisse deS Kurfürsten Maximilian zu Wallenstein eine Span¬
nung eingetreten war. Die Berichte Lenkers beförderten natürlich die Klagen
Slawatas nach München, Sie sind im großen und ganzen mit den 42 Punkten
identisch.

Unter den Mittheilungen an Maximilian befand sich nun auch ein Bericht
über eine Unterredung, die Wallenstein mit dem Fürsten Eggenberg am 25. und
26. November 1626 zu Brück an der Leitha hatte, el" Bericht, der Maximilian
veranlaßte, sofort einen Bundestag der katholischen Liga zu berufen, denn jene
Unterredung weist auf gefährliche Ziele Fricdlnnds hin. Er bezweckte nichts ge¬
geringeres als Deutschland dem Kaiser zu Füßen zu legen und damit zugleich
dessen Stellung zur dominirenden in Europa zu mache". In diesem Berichte tritt
überall die Feindseligkeit gegen Wallenstein hervor. Der Herzog wird als Heer¬
führer herabgesetzt und die Begünstigung der Ketzer in der kaiserlichen Armee
hervorgehoben.

Wer war nun der Verfasser? Maximilian sagt, daß der Bericht von einer
Person herrühre, "die um des Friedlands Sachen und Intentionen vor andern
Wissenschaft habe, auch bei ihm in großem Vertrauen stehe." Diese Person ist,
wie Schedel glaubt, niemand anders gewesen als Slawata, der damals noch in
freundschaftlichem Verhältnisse zum Herzog stand. Bon diesem sei er über jenes
Gespräch mit Eggenberg unterrichtet worden und habe nun jene Pläne in Form
einer Unterredung Friedlands mit Eggenberg eiligst zur Kenntniß desjenigen
gebracht, welchen sie am empfindlichsten berühren mußten.

Ein Jahr später folgen die Relationen des Paters Alexander von Ales
an den Kurfürsten von Baiern. Sie strotzen geradezu von Verdächtigungen.
Wallenstein wolle sich an der Spitze seines Heeres zum Herrn der Kurfürsten
und des Kaisers machen. Um das Heer ganz an sich zu kelte", nehme er
Ausländer und .Ketzer auf und übe gegen die Zuchtlosigkeit der Truppe" Nach¬
sicht. Durch Gewaltthätigkeiten und unbeschränkte Werbungen rninire er das
Land. Kurz, was in der Brucker Unterredung uoch im Keime verschlossen liegt,
entfaltet sich in den Relationen schon zu reichen Trieben. Man erfährt, was
Wallenstein vorhabe, wie er seine Pläne durchführe" werde u"d wie ihnen be¬
gegnet werden könne.

Der Gewährsmann mußte dem Tone des Schreibens nach von vornehmer
Herkunft sein. Sein Name wird nirgends genannt; it vvrsmniMo ZnmÄv oder
kurzweg it pörsongMo wird er bezeichnet. Auch diese Persönlichkeit soll Graf
Slnwata gewesen sein.

Als Wallenstein sich bestimmen ließ, das Generalnt zum zweitenmale zu
übernehmen, erschien eine Flugschrift, welche seine Bedingungen in die Öffent¬
lichkeit brachte. Khevcuhüller nahm diese Mittheilungen in sein Geschichtswerk
auf, wodurch sie eine gewisse Autorität erlangten. Früher hat man diese Ab-


Die Lösung der Wallensteinfrage.

spondcnz mit Dr, Lenker, dem baierischen Agenten in Wien, weil er bemerkte
daß in dem Verhältnisse deS Kurfürsten Maximilian zu Wallenstein eine Span¬
nung eingetreten war. Die Berichte Lenkers beförderten natürlich die Klagen
Slawatas nach München, Sie sind im großen und ganzen mit den 42 Punkten
identisch.

Unter den Mittheilungen an Maximilian befand sich nun auch ein Bericht
über eine Unterredung, die Wallenstein mit dem Fürsten Eggenberg am 25. und
26. November 1626 zu Brück an der Leitha hatte, el» Bericht, der Maximilian
veranlaßte, sofort einen Bundestag der katholischen Liga zu berufen, denn jene
Unterredung weist auf gefährliche Ziele Fricdlnnds hin. Er bezweckte nichts ge¬
geringeres als Deutschland dem Kaiser zu Füßen zu legen und damit zugleich
dessen Stellung zur dominirenden in Europa zu mache«. In diesem Berichte tritt
überall die Feindseligkeit gegen Wallenstein hervor. Der Herzog wird als Heer¬
führer herabgesetzt und die Begünstigung der Ketzer in der kaiserlichen Armee
hervorgehoben.

Wer war nun der Verfasser? Maximilian sagt, daß der Bericht von einer
Person herrühre, „die um des Friedlands Sachen und Intentionen vor andern
Wissenschaft habe, auch bei ihm in großem Vertrauen stehe." Diese Person ist,
wie Schedel glaubt, niemand anders gewesen als Slawata, der damals noch in
freundschaftlichem Verhältnisse zum Herzog stand. Bon diesem sei er über jenes
Gespräch mit Eggenberg unterrichtet worden und habe nun jene Pläne in Form
einer Unterredung Friedlands mit Eggenberg eiligst zur Kenntniß desjenigen
gebracht, welchen sie am empfindlichsten berühren mußten.

Ein Jahr später folgen die Relationen des Paters Alexander von Ales
an den Kurfürsten von Baiern. Sie strotzen geradezu von Verdächtigungen.
Wallenstein wolle sich an der Spitze seines Heeres zum Herrn der Kurfürsten
und des Kaisers machen. Um das Heer ganz an sich zu kelte», nehme er
Ausländer und .Ketzer auf und übe gegen die Zuchtlosigkeit der Truppe» Nach¬
sicht. Durch Gewaltthätigkeiten und unbeschränkte Werbungen rninire er das
Land. Kurz, was in der Brucker Unterredung uoch im Keime verschlossen liegt,
entfaltet sich in den Relationen schon zu reichen Trieben. Man erfährt, was
Wallenstein vorhabe, wie er seine Pläne durchführe» werde u»d wie ihnen be¬
gegnet werden könne.

Der Gewährsmann mußte dem Tone des Schreibens nach von vornehmer
Herkunft sein. Sein Name wird nirgends genannt; it vvrsmniMo ZnmÄv oder
kurzweg it pörsongMo wird er bezeichnet. Auch diese Persönlichkeit soll Graf
Slnwata gewesen sein.

Als Wallenstein sich bestimmen ließ, das Generalnt zum zweitenmale zu
übernehmen, erschien eine Flugschrift, welche seine Bedingungen in die Öffent¬
lichkeit brachte. Khevcuhüller nahm diese Mittheilungen in sein Geschichtswerk
auf, wodurch sie eine gewisse Autorität erlangten. Früher hat man diese Ab-


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[0370] Die Lösung der Wallensteinfrage. spondcnz mit Dr, Lenker, dem baierischen Agenten in Wien, weil er bemerkte daß in dem Verhältnisse deS Kurfürsten Maximilian zu Wallenstein eine Span¬ nung eingetreten war. Die Berichte Lenkers beförderten natürlich die Klagen Slawatas nach München, Sie sind im großen und ganzen mit den 42 Punkten identisch. Unter den Mittheilungen an Maximilian befand sich nun auch ein Bericht über eine Unterredung, die Wallenstein mit dem Fürsten Eggenberg am 25. und 26. November 1626 zu Brück an der Leitha hatte, el» Bericht, der Maximilian veranlaßte, sofort einen Bundestag der katholischen Liga zu berufen, denn jene Unterredung weist auf gefährliche Ziele Fricdlnnds hin. Er bezweckte nichts ge¬ geringeres als Deutschland dem Kaiser zu Füßen zu legen und damit zugleich dessen Stellung zur dominirenden in Europa zu mache«. In diesem Berichte tritt überall die Feindseligkeit gegen Wallenstein hervor. Der Herzog wird als Heer¬ führer herabgesetzt und die Begünstigung der Ketzer in der kaiserlichen Armee hervorgehoben. Wer war nun der Verfasser? Maximilian sagt, daß der Bericht von einer Person herrühre, „die um des Friedlands Sachen und Intentionen vor andern Wissenschaft habe, auch bei ihm in großem Vertrauen stehe." Diese Person ist, wie Schedel glaubt, niemand anders gewesen als Slawata, der damals noch in freundschaftlichem Verhältnisse zum Herzog stand. Bon diesem sei er über jenes Gespräch mit Eggenberg unterrichtet worden und habe nun jene Pläne in Form einer Unterredung Friedlands mit Eggenberg eiligst zur Kenntniß desjenigen gebracht, welchen sie am empfindlichsten berühren mußten. Ein Jahr später folgen die Relationen des Paters Alexander von Ales an den Kurfürsten von Baiern. Sie strotzen geradezu von Verdächtigungen. Wallenstein wolle sich an der Spitze seines Heeres zum Herrn der Kurfürsten und des Kaisers machen. Um das Heer ganz an sich zu kelte», nehme er Ausländer und .Ketzer auf und übe gegen die Zuchtlosigkeit der Truppe» Nach¬ sicht. Durch Gewaltthätigkeiten und unbeschränkte Werbungen rninire er das Land. Kurz, was in der Brucker Unterredung uoch im Keime verschlossen liegt, entfaltet sich in den Relationen schon zu reichen Trieben. Man erfährt, was Wallenstein vorhabe, wie er seine Pläne durchführe» werde u»d wie ihnen be¬ gegnet werden könne. Der Gewährsmann mußte dem Tone des Schreibens nach von vornehmer Herkunft sein. Sein Name wird nirgends genannt; it vvrsmniMo ZnmÄv oder kurzweg it pörsongMo wird er bezeichnet. Auch diese Persönlichkeit soll Graf Slnwata gewesen sein. Als Wallenstein sich bestimmen ließ, das Generalnt zum zweitenmale zu übernehmen, erschien eine Flugschrift, welche seine Bedingungen in die Öffent¬ lichkeit brachte. Khevcuhüller nahm diese Mittheilungen in sein Geschichtswerk auf, wodurch sie eine gewisse Autorität erlangten. Früher hat man diese Ab-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/370>, abgerufen am 01.09.2024.