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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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was ist die weitere Folge dieser Wirtschaftspolitik? Oder, damit man uns nicht
des alten Sophismus ?ont Iiov, srM xroxtsr lioo zeihe, was fällt mit dieser
"übelgeleiteten Industrie" zusammen? Nicht länger vielfache Noth, wie während
der niedrigen Einfuhrzölle, sondern wunderbares Gedeihe". Trotz eines ungeheuer
kostspieligen (beiläufig weil lange Zeit nur mit Milizen geführten) Krieges
prosperirten die Vereinigten Staaten niemals in dem Maße wie zu dieser Stunde.

"Hier haben wir eine ganze Reihe von Ländern, die sich dem gemäßigten
oder dem strengen Schutzzollsystem zuwendeten. In allen Fällen sind dadurch
Manufacturen geschaffen worden, nicht kränklicher und kümmerlicher Art, sondern
robust und blühend, in vielen Fällen angesichts natürlicher Schwierigkeiten,
immer wurde die Industrie in einen künstlichen, vom Staate gegrabenen Kanal
hinein gezwungen, aber das Ergebniß war immer ein gediegenes und oft ganz
Staunenswerthes Gedeihen.

Aber die Behauptung der Freihandelsapostel, daß geschützte Industrie noth¬
wendig kränkeln und verkümmern muß, soll uns nicht so leichten Kaufs ent¬
schlüpfen. Es giebt noch andre Prüfsteine ihrer Wahrheit.

Wo sind die großen und blühenden Mnnnfactnren, die sich niemals staat¬
lichen Schutzes erfreut hätten? an deren Wiege niemals der Schutzzoll gestanden,
die er niemals während ihrer Kinder- und Jünglingszeit begleitet hätte? Möge
eine der großen Ausstellungen darauf Antwort ertheilen. Treten wir in den
Mittelpunkt des prachtvollen Transepts, und scheu wir nus um. Gehen wir
dann in die Schiffe, die Seitengänge, die Gallerien. Die Wunder der von
Schutze des Staates geschaffenen und genährten Industrie glänzen uns allent¬
halben entgegen, oben, unten, zur Rechte", zur Linken, von allen Seiten. Was
aber hat die ungeschützte Industrie zu zeigen? Wenn ungeregelter, unbeschränkter
Waarcuanstansch uach der Lehre der Mauchcsterschule die Luft erzeugt, welche
nicht nur die gesündeste und kräftigendste für die Fabrikthütigkeit, sondern deren
eigentliche natürliche Atmosphäre ist, so werden uns die Herren gewiß einige Proben
ihrer Entstehung und ihres üppigen Wachsthums zeigen können. Die Gelegen¬
heit ist hier günstig und wir wollen uns zur Noth mit einer einzigen Probe
zufrieden erklären. x"us Nöreulein. Aber mau kann suchen und alles um¬
kehren und weiter suchen, so lange man Lust hat. Es findet sich keine Trophäe
einer Manufactur großen Stils, die nicht wenigstens ihren Ursprung dem staat¬
lichen Schutze verdankte. Nicht weil solche Trophäen hier ausgeschlossen sind,
sondern weil sie überhaupt uicht existiren.

Wenn irgendwo ungeschützte Manufacturen zu entdecken sind, so sind sie
kränklich und kümmerlich. Man sehe sich die beiden Nationen Europas an, die
fremden Waaren den unbeschränktesten Eintritt in ihr Land gestatten. Sie heißen
Irland und die Türkei. Wir sagen Irland, weil es seit langen Jahren in einem
Verhältniß vollkommen nach dem Herzen der Freihändler zu der reichsten fabri-
cirendcu Nation der Erde gestanden hat und seit etwa vierzig Jahren Eisen-


was ist die weitere Folge dieser Wirtschaftspolitik? Oder, damit man uns nicht
des alten Sophismus ?ont Iiov, srM xroxtsr lioo zeihe, was fällt mit dieser
„übelgeleiteten Industrie" zusammen? Nicht länger vielfache Noth, wie während
der niedrigen Einfuhrzölle, sondern wunderbares Gedeihe». Trotz eines ungeheuer
kostspieligen (beiläufig weil lange Zeit nur mit Milizen geführten) Krieges
prosperirten die Vereinigten Staaten niemals in dem Maße wie zu dieser Stunde.

„Hier haben wir eine ganze Reihe von Ländern, die sich dem gemäßigten
oder dem strengen Schutzzollsystem zuwendeten. In allen Fällen sind dadurch
Manufacturen geschaffen worden, nicht kränklicher und kümmerlicher Art, sondern
robust und blühend, in vielen Fällen angesichts natürlicher Schwierigkeiten,
immer wurde die Industrie in einen künstlichen, vom Staate gegrabenen Kanal
hinein gezwungen, aber das Ergebniß war immer ein gediegenes und oft ganz
Staunenswerthes Gedeihen.

Aber die Behauptung der Freihandelsapostel, daß geschützte Industrie noth¬
wendig kränkeln und verkümmern muß, soll uns nicht so leichten Kaufs ent¬
schlüpfen. Es giebt noch andre Prüfsteine ihrer Wahrheit.

Wo sind die großen und blühenden Mnnnfactnren, die sich niemals staat¬
lichen Schutzes erfreut hätten? an deren Wiege niemals der Schutzzoll gestanden,
die er niemals während ihrer Kinder- und Jünglingszeit begleitet hätte? Möge
eine der großen Ausstellungen darauf Antwort ertheilen. Treten wir in den
Mittelpunkt des prachtvollen Transepts, und scheu wir nus um. Gehen wir
dann in die Schiffe, die Seitengänge, die Gallerien. Die Wunder der von
Schutze des Staates geschaffenen und genährten Industrie glänzen uns allent¬
halben entgegen, oben, unten, zur Rechte», zur Linken, von allen Seiten. Was
aber hat die ungeschützte Industrie zu zeigen? Wenn ungeregelter, unbeschränkter
Waarcuanstansch uach der Lehre der Mauchcsterschule die Luft erzeugt, welche
nicht nur die gesündeste und kräftigendste für die Fabrikthütigkeit, sondern deren
eigentliche natürliche Atmosphäre ist, so werden uns die Herren gewiß einige Proben
ihrer Entstehung und ihres üppigen Wachsthums zeigen können. Die Gelegen¬
heit ist hier günstig und wir wollen uns zur Noth mit einer einzigen Probe
zufrieden erklären. x»us Nöreulein. Aber mau kann suchen und alles um¬
kehren und weiter suchen, so lange man Lust hat. Es findet sich keine Trophäe
einer Manufactur großen Stils, die nicht wenigstens ihren Ursprung dem staat¬
lichen Schutze verdankte. Nicht weil solche Trophäen hier ausgeschlossen sind,
sondern weil sie überhaupt uicht existiren.

Wenn irgendwo ungeschützte Manufacturen zu entdecken sind, so sind sie
kränklich und kümmerlich. Man sehe sich die beiden Nationen Europas an, die
fremden Waaren den unbeschränktesten Eintritt in ihr Land gestatten. Sie heißen
Irland und die Türkei. Wir sagen Irland, weil es seit langen Jahren in einem
Verhältniß vollkommen nach dem Herzen der Freihändler zu der reichsten fabri-
cirendcu Nation der Erde gestanden hat und seit etwa vierzig Jahren Eisen-


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[0364] was ist die weitere Folge dieser Wirtschaftspolitik? Oder, damit man uns nicht des alten Sophismus ?ont Iiov, srM xroxtsr lioo zeihe, was fällt mit dieser „übelgeleiteten Industrie" zusammen? Nicht länger vielfache Noth, wie während der niedrigen Einfuhrzölle, sondern wunderbares Gedeihe». Trotz eines ungeheuer kostspieligen (beiläufig weil lange Zeit nur mit Milizen geführten) Krieges prosperirten die Vereinigten Staaten niemals in dem Maße wie zu dieser Stunde. „Hier haben wir eine ganze Reihe von Ländern, die sich dem gemäßigten oder dem strengen Schutzzollsystem zuwendeten. In allen Fällen sind dadurch Manufacturen geschaffen worden, nicht kränklicher und kümmerlicher Art, sondern robust und blühend, in vielen Fällen angesichts natürlicher Schwierigkeiten, immer wurde die Industrie in einen künstlichen, vom Staate gegrabenen Kanal hinein gezwungen, aber das Ergebniß war immer ein gediegenes und oft ganz Staunenswerthes Gedeihen. Aber die Behauptung der Freihandelsapostel, daß geschützte Industrie noth¬ wendig kränkeln und verkümmern muß, soll uns nicht so leichten Kaufs ent¬ schlüpfen. Es giebt noch andre Prüfsteine ihrer Wahrheit. Wo sind die großen und blühenden Mnnnfactnren, die sich niemals staat¬ lichen Schutzes erfreut hätten? an deren Wiege niemals der Schutzzoll gestanden, die er niemals während ihrer Kinder- und Jünglingszeit begleitet hätte? Möge eine der großen Ausstellungen darauf Antwort ertheilen. Treten wir in den Mittelpunkt des prachtvollen Transepts, und scheu wir nus um. Gehen wir dann in die Schiffe, die Seitengänge, die Gallerien. Die Wunder der von Schutze des Staates geschaffenen und genährten Industrie glänzen uns allent¬ halben entgegen, oben, unten, zur Rechte», zur Linken, von allen Seiten. Was aber hat die ungeschützte Industrie zu zeigen? Wenn ungeregelter, unbeschränkter Waarcuanstansch uach der Lehre der Mauchcsterschule die Luft erzeugt, welche nicht nur die gesündeste und kräftigendste für die Fabrikthütigkeit, sondern deren eigentliche natürliche Atmosphäre ist, so werden uns die Herren gewiß einige Proben ihrer Entstehung und ihres üppigen Wachsthums zeigen können. Die Gelegen¬ heit ist hier günstig und wir wollen uns zur Noth mit einer einzigen Probe zufrieden erklären. x»us Nöreulein. Aber mau kann suchen und alles um¬ kehren und weiter suchen, so lange man Lust hat. Es findet sich keine Trophäe einer Manufactur großen Stils, die nicht wenigstens ihren Ursprung dem staat¬ lichen Schutze verdankte. Nicht weil solche Trophäen hier ausgeschlossen sind, sondern weil sie überhaupt uicht existiren. Wenn irgendwo ungeschützte Manufacturen zu entdecken sind, so sind sie kränklich und kümmerlich. Man sehe sich die beiden Nationen Europas an, die fremden Waaren den unbeschränktesten Eintritt in ihr Land gestatten. Sie heißen Irland und die Türkei. Wir sagen Irland, weil es seit langen Jahren in einem Verhältniß vollkommen nach dem Herzen der Freihändler zu der reichsten fabri- cirendcu Nation der Erde gestanden hat und seit etwa vierzig Jahren Eisen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/364>, abgerufen am 01.09.2024.