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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Hamiovcrs Lüde "ut l^err Mcding,

Prinzen Albrecht von Preußen ans und fiigte dann hinzu: ,Jch habe den
Prinzen auch gebeten, auf der Rückreise von hier in der Mnrieuburg vor¬
zusprechen und die Königin zu besuchen,' -- Ich sprach meine Freude über die
Anknüpfung so freundlicher Beziehungen aus und bemerkte dann, daß der Be¬
such des Prinzen in der Marienburg mir doppelt erfreulich erscheine, weil
sich dort vielleicht noch neue Anknüpfungen bilden konnten, die für Preußen wie
für Hannover gleich bedeutungsvoll sein müßten, -- 'Was meinen Sie?' fragte
der König, -- Ich erwiederte, daß, wenn ein so liebenswürdiger und ausgezeichneter
junger Prinz und zwei ebenso liebenswürdige und schöne Prinzessinnen sich be
gegneten, es mir nicht ausgeschlossen schiene, daß zwischen dein hohenzollcrnschen
und dem welfischen Hause sich abermals eine jener Verbindungen knüpfe" könnte,
von welchen die Geschichte so ruhmvolle Beispiele aufweise, -- Der König sagte,
daß er daran nicht gedacht habe, doch schien mir sein Ton und seine Miene
zu beweisen, daß ihm meine Bemerkung durchaus nicht mißfallen habe.

Prinz Albrecht reiste ab. Nach einiger Zeit traf ein Brief der Königin
ein, in welchem sie von dem Besuche des Prinzen ans der Mnrienbnrg sprach;
sie rühmte ebenfalls in den wärmsten Ausdrücken dessen Liebenswürdigkeit und
erzählte, daß sie und die Prinzessinnen mit ihm viel musieirt hätten, und daß
die Tage seines Aufenthalts dort ungemein angenehm gewesen seien. Da der
König gerade nach dem vorausgegangenen Gespräche mir diesen Brief mittheilte,
so glaubte ich darin um so mehr eine Billigung meiner frühern Andeutungen
zu sehen und unterließ nicht, dieselben zu wiederholen. Abermals nahm der
König meine Bemerkung in einer Weise auf, welche ich in einer so delicaten An¬
gelegenheit nur für eine ganz entschiedne Zustimmung halten konnte.

Kurze Zeit nach der Rückkehr nach Hannover bat ich den Hofrath Schneider
sten bekannten Vorleser des Königs Wilhelms, dort vorzusprechen, und theilte
ihm den eben erzählten Borgang mit. Ich machte ihn, der eine hohe Verehrung
für den König Georg hegte ser verehrte alles, was gründlich absolutistisch dachte,
z, B. auch den Kaiser Nikolcmss, darauf aufmerksam, wie hochwichtig in deu da¬
maligen sich immer kritischer gestaltenden Zeiten eine Familienverbindung zwischen
dem preußischen und dem hannoverschen Hanse sein müsse, und wie durch die
mit einer solchen Berbindung unerläßliche, so lauge erwünschte und erstrebte
sdnrch Intriguen gegen die preußische Politik erstrebtes Annäherung der beiden
Höfe alle Mißverständnisse ses waren keineswegs bloß Mißverständnissei die
leichteste und freundlichste Aufklärung und Erledigung finde" könnten, Schneider
begriff dies vollkommen, war über meine Mittheilung hocherfreut und übernahm
es seinerseits jef konnte einen hannoverschen Orden abwerfen in der allervvr-
sichtigsten Weise die Sache in Berlin anzuregen und die maßgebende Stimmung
in Betreff derselbe" zu sondiren. Nach einiger Zeit schon konnte er mir mit¬
theilen, daß die gemachten Andeutungen die herzlichste und freudigste Aufnahme
gesunden hatten,"


Hamiovcrs Lüde »ut l^err Mcding,

Prinzen Albrecht von Preußen ans und fiigte dann hinzu: ,Jch habe den
Prinzen auch gebeten, auf der Rückreise von hier in der Mnrieuburg vor¬
zusprechen und die Königin zu besuchen,' — Ich sprach meine Freude über die
Anknüpfung so freundlicher Beziehungen aus und bemerkte dann, daß der Be¬
such des Prinzen in der Marienburg mir doppelt erfreulich erscheine, weil
sich dort vielleicht noch neue Anknüpfungen bilden konnten, die für Preußen wie
für Hannover gleich bedeutungsvoll sein müßten, — 'Was meinen Sie?' fragte
der König, — Ich erwiederte, daß, wenn ein so liebenswürdiger und ausgezeichneter
junger Prinz und zwei ebenso liebenswürdige und schöne Prinzessinnen sich be
gegneten, es mir nicht ausgeschlossen schiene, daß zwischen dein hohenzollcrnschen
und dem welfischen Hause sich abermals eine jener Verbindungen knüpfe» könnte,
von welchen die Geschichte so ruhmvolle Beispiele aufweise, — Der König sagte,
daß er daran nicht gedacht habe, doch schien mir sein Ton und seine Miene
zu beweisen, daß ihm meine Bemerkung durchaus nicht mißfallen habe.

Prinz Albrecht reiste ab. Nach einiger Zeit traf ein Brief der Königin
ein, in welchem sie von dem Besuche des Prinzen ans der Mnrienbnrg sprach;
sie rühmte ebenfalls in den wärmsten Ausdrücken dessen Liebenswürdigkeit und
erzählte, daß sie und die Prinzessinnen mit ihm viel musieirt hätten, und daß
die Tage seines Aufenthalts dort ungemein angenehm gewesen seien. Da der
König gerade nach dem vorausgegangenen Gespräche mir diesen Brief mittheilte,
so glaubte ich darin um so mehr eine Billigung meiner frühern Andeutungen
zu sehen und unterließ nicht, dieselben zu wiederholen. Abermals nahm der
König meine Bemerkung in einer Weise auf, welche ich in einer so delicaten An¬
gelegenheit nur für eine ganz entschiedne Zustimmung halten konnte.

Kurze Zeit nach der Rückkehr nach Hannover bat ich den Hofrath Schneider
sten bekannten Vorleser des Königs Wilhelms, dort vorzusprechen, und theilte
ihm den eben erzählten Borgang mit. Ich machte ihn, der eine hohe Verehrung
für den König Georg hegte ser verehrte alles, was gründlich absolutistisch dachte,
z, B. auch den Kaiser Nikolcmss, darauf aufmerksam, wie hochwichtig in deu da¬
maligen sich immer kritischer gestaltenden Zeiten eine Familienverbindung zwischen
dem preußischen und dem hannoverschen Hanse sein müsse, und wie durch die
mit einer solchen Berbindung unerläßliche, so lauge erwünschte und erstrebte
sdnrch Intriguen gegen die preußische Politik erstrebtes Annäherung der beiden
Höfe alle Mißverständnisse ses waren keineswegs bloß Mißverständnissei die
leichteste und freundlichste Aufklärung und Erledigung finde» könnten, Schneider
begriff dies vollkommen, war über meine Mittheilung hocherfreut und übernahm
es seinerseits jef konnte einen hannoverschen Orden abwerfen in der allervvr-
sichtigsten Weise die Sache in Berlin anzuregen und die maßgebende Stimmung
in Betreff derselbe» zu sondiren. Nach einiger Zeit schon konnte er mir mit¬
theilen, daß die gemachten Andeutungen die herzlichste und freudigste Aufnahme
gesunden hatten,"


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[0228] Hamiovcrs Lüde »ut l^err Mcding, Prinzen Albrecht von Preußen ans und fiigte dann hinzu: ,Jch habe den Prinzen auch gebeten, auf der Rückreise von hier in der Mnrieuburg vor¬ zusprechen und die Königin zu besuchen,' — Ich sprach meine Freude über die Anknüpfung so freundlicher Beziehungen aus und bemerkte dann, daß der Be¬ such des Prinzen in der Marienburg mir doppelt erfreulich erscheine, weil sich dort vielleicht noch neue Anknüpfungen bilden konnten, die für Preußen wie für Hannover gleich bedeutungsvoll sein müßten, — 'Was meinen Sie?' fragte der König, — Ich erwiederte, daß, wenn ein so liebenswürdiger und ausgezeichneter junger Prinz und zwei ebenso liebenswürdige und schöne Prinzessinnen sich be gegneten, es mir nicht ausgeschlossen schiene, daß zwischen dein hohenzollcrnschen und dem welfischen Hause sich abermals eine jener Verbindungen knüpfe» könnte, von welchen die Geschichte so ruhmvolle Beispiele aufweise, — Der König sagte, daß er daran nicht gedacht habe, doch schien mir sein Ton und seine Miene zu beweisen, daß ihm meine Bemerkung durchaus nicht mißfallen habe. Prinz Albrecht reiste ab. Nach einiger Zeit traf ein Brief der Königin ein, in welchem sie von dem Besuche des Prinzen ans der Mnrienbnrg sprach; sie rühmte ebenfalls in den wärmsten Ausdrücken dessen Liebenswürdigkeit und erzählte, daß sie und die Prinzessinnen mit ihm viel musieirt hätten, und daß die Tage seines Aufenthalts dort ungemein angenehm gewesen seien. Da der König gerade nach dem vorausgegangenen Gespräche mir diesen Brief mittheilte, so glaubte ich darin um so mehr eine Billigung meiner frühern Andeutungen zu sehen und unterließ nicht, dieselben zu wiederholen. Abermals nahm der König meine Bemerkung in einer Weise auf, welche ich in einer so delicaten An¬ gelegenheit nur für eine ganz entschiedne Zustimmung halten konnte. Kurze Zeit nach der Rückkehr nach Hannover bat ich den Hofrath Schneider sten bekannten Vorleser des Königs Wilhelms, dort vorzusprechen, und theilte ihm den eben erzählten Borgang mit. Ich machte ihn, der eine hohe Verehrung für den König Georg hegte ser verehrte alles, was gründlich absolutistisch dachte, z, B. auch den Kaiser Nikolcmss, darauf aufmerksam, wie hochwichtig in deu da¬ maligen sich immer kritischer gestaltenden Zeiten eine Familienverbindung zwischen dem preußischen und dem hannoverschen Hanse sein müsse, und wie durch die mit einer solchen Berbindung unerläßliche, so lauge erwünschte und erstrebte sdnrch Intriguen gegen die preußische Politik erstrebtes Annäherung der beiden Höfe alle Mißverständnisse ses waren keineswegs bloß Mißverständnissei die leichteste und freundlichste Aufklärung und Erledigung finde» könnten, Schneider begriff dies vollkommen, war über meine Mittheilung hocherfreut und übernahm es seinerseits jef konnte einen hannoverschen Orden abwerfen in der allervvr- sichtigsten Weise die Sache in Berlin anzuregen und die maßgebende Stimmung in Betreff derselbe» zu sondiren. Nach einiger Zeit schon konnte er mir mit¬ theilen, daß die gemachten Andeutungen die herzlichste und freudigste Aufnahme gesunden hatten,"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/228>, abgerufen am 01.09.2024.