Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Briefe des Grafen Friedrich Leopold Stolberg an Johann Heinrich Voß,

Es ist von hoher Wichtigkeit, daß die nächsten Neichswahlcn sich nicht unter
dem Vorherrschen dieser Entfremdung vollziehen. Der Sieg bei diesen Wahlen
über eine Minderheit der gebildeten Kreise ist vollkommen möglich. Nicht darauf
braucht die Sorge sich zu richten. Aber die Niederlage wäre ein Schaden für
den Sieger, die Besiegten und die Nation. Es ist noch Zeit, zu verhüten, daß
d ^ er Wahlkampf diese Signatur behalte.




Briefe des Grafen Friedrich Leopold Stolberg
an
Johann Heinrich voß
aus den Jahren ^786 und ^787.
1.

Tremsbüttel d. 19t. Jan.*) 1786.

Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief bester Voß. Ich freue mich von Herzen
daß Ihr Lieben uns beherbergen könnet, am Wollen, auch mit einiger Unbequem¬
lichkeit, war ja bey Euch Herzensfreunden kein Zweifel.

Aber nicht morgen wie ich hofte, sondern erst Montag werden wir den Frieden
Eurer Hütte theilen. Vorgestern Abend kam ich hier an. Es "vor der süsseste
Augenblick meines Lebens, n. es ist mir noch wie ein Traum daß ich wieder bey
meiner Agnes bin.

--------Den edlen Mendelsson habe ich auf der Hinreise einmal
gesehen. Er starb einige Tage vor meiner Rükkehr nach Berlin. Sein Andenken
ist dort überall geehrt, in der königl. Familie n. im lezten Judenhause. Bon Jacobys
Buch habe ich keine Idee. -- -- --


2.

Trciusbüttel d. 9ten Febr. 86.

Ich glaubte uicht daß ich Ihnen noch näher kommen könnte, Freund meiner
Seele, u. ich fühle doch daß ich Ihnen in den 14 Tagen die ich bey Ihnen lebte,
nach näher gekommen bin. So viel haben wir uns aber auch nie gesehen. Ach wären
wir doch nie gestört worden! Könnten wir dach immer zusammen leben! O des
süssen Plans Landpriestcr zu werden, einer in Bvsau der andre gegenüber! Wie
oft sollte der gemeinschaftliche Nachen hin u. her schwimmen!



Anfänglich schmal? Stolberg- Febr., doch besserte er gleich selbst, das Nichtige heriiber-
schreibend.
Briefe des Grafen Friedrich Leopold Stolberg an Johann Heinrich Voß,

Es ist von hoher Wichtigkeit, daß die nächsten Neichswahlcn sich nicht unter
dem Vorherrschen dieser Entfremdung vollziehen. Der Sieg bei diesen Wahlen
über eine Minderheit der gebildeten Kreise ist vollkommen möglich. Nicht darauf
braucht die Sorge sich zu richten. Aber die Niederlage wäre ein Schaden für
den Sieger, die Besiegten und die Nation. Es ist noch Zeit, zu verhüten, daß
d ^ er Wahlkampf diese Signatur behalte.




Briefe des Grafen Friedrich Leopold Stolberg
an
Johann Heinrich voß
aus den Jahren ^786 und ^787.
1.

Tremsbüttel d. 19t. Jan.*) 1786.

Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief bester Voß. Ich freue mich von Herzen
daß Ihr Lieben uns beherbergen könnet, am Wollen, auch mit einiger Unbequem¬
lichkeit, war ja bey Euch Herzensfreunden kein Zweifel.

Aber nicht morgen wie ich hofte, sondern erst Montag werden wir den Frieden
Eurer Hütte theilen. Vorgestern Abend kam ich hier an. Es »vor der süsseste
Augenblick meines Lebens, n. es ist mir noch wie ein Traum daß ich wieder bey
meiner Agnes bin.

--------Den edlen Mendelsson habe ich auf der Hinreise einmal
gesehen. Er starb einige Tage vor meiner Rükkehr nach Berlin. Sein Andenken
ist dort überall geehrt, in der königl. Familie n. im lezten Judenhause. Bon Jacobys
Buch habe ich keine Idee. — — —


2.

Trciusbüttel d. 9ten Febr. 86.

Ich glaubte uicht daß ich Ihnen noch näher kommen könnte, Freund meiner
Seele, u. ich fühle doch daß ich Ihnen in den 14 Tagen die ich bey Ihnen lebte,
nach näher gekommen bin. So viel haben wir uns aber auch nie gesehen. Ach wären
wir doch nie gestört worden! Könnten wir dach immer zusammen leben! O des
süssen Plans Landpriestcr zu werden, einer in Bvsau der andre gegenüber! Wie
oft sollte der gemeinschaftliche Nachen hin u. her schwimmen!



Anfänglich schmal? Stolberg- Febr., doch besserte er gleich selbst, das Nichtige heriiber-
schreibend.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149670"/>
          <fw type="header" place="top"> Briefe des Grafen Friedrich Leopold Stolberg an Johann Heinrich Voß,</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_259"> Es ist von hoher Wichtigkeit, daß die nächsten Neichswahlcn sich nicht unter<lb/>
dem Vorherrschen dieser Entfremdung vollziehen. Der Sieg bei diesen Wahlen<lb/>
über eine Minderheit der gebildeten Kreise ist vollkommen möglich. Nicht darauf<lb/>
braucht die Sorge sich zu richten. Aber die Niederlage wäre ein Schaden für<lb/>
den Sieger, die Besiegten und die Nation. Es ist noch Zeit, zu verhüten, daß<lb/>
d<note type="byline"> ^</note> er Wahlkampf diese Signatur behalte. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Briefe des Grafen Friedrich Leopold Stolberg<lb/>
an<lb/>
Johann Heinrich voß<lb/>
aus den Jahren ^786 und ^787.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> 1.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_260"> Tremsbüttel d. 19t. Jan.*) 1786.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_261"> Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief bester Voß. Ich freue mich von Herzen<lb/>
daß Ihr Lieben uns beherbergen könnet, am Wollen, auch mit einiger Unbequem¬<lb/>
lichkeit, war ja bey Euch Herzensfreunden kein Zweifel.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_262"> Aber nicht morgen wie ich hofte, sondern erst Montag werden wir den Frieden<lb/>
Eurer Hütte theilen. Vorgestern Abend kam ich hier an. Es »vor der süsseste<lb/>
Augenblick meines Lebens, n. es ist mir noch wie ein Traum daß ich wieder bey<lb/>
meiner Agnes bin.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_263"> --------Den edlen Mendelsson habe ich auf der Hinreise einmal<lb/>
gesehen. Er starb einige Tage vor meiner Rükkehr nach Berlin. Sein Andenken<lb/>
ist dort überall geehrt, in der königl. Familie n. im lezten Judenhause. Bon Jacobys<lb/>
Buch habe ich keine Idee. &#x2014; &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 2.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_264"> Trciusbüttel d. 9ten Febr. 86.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_265"> Ich glaubte uicht daß ich Ihnen noch näher kommen könnte, Freund meiner<lb/>
Seele, u. ich fühle doch daß ich Ihnen in den 14 Tagen die ich bey Ihnen lebte,<lb/>
nach näher gekommen bin. So viel haben wir uns aber auch nie gesehen. Ach wären<lb/>
wir doch nie gestört worden! Könnten wir dach immer zusammen leben! O des<lb/>
süssen Plans Landpriestcr zu werden, einer in Bvsau der andre gegenüber! Wie<lb/>
oft sollte der gemeinschaftliche Nachen hin u. her schwimmen!</p><lb/>
            <note xml:id="FID_29" place="foot"> Anfänglich schmal? Stolberg- Febr., doch besserte er gleich selbst, das Nichtige heriiber-<lb/>
schreibend.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0098] Briefe des Grafen Friedrich Leopold Stolberg an Johann Heinrich Voß, Es ist von hoher Wichtigkeit, daß die nächsten Neichswahlcn sich nicht unter dem Vorherrschen dieser Entfremdung vollziehen. Der Sieg bei diesen Wahlen über eine Minderheit der gebildeten Kreise ist vollkommen möglich. Nicht darauf braucht die Sorge sich zu richten. Aber die Niederlage wäre ein Schaden für den Sieger, die Besiegten und die Nation. Es ist noch Zeit, zu verhüten, daß d ^ er Wahlkampf diese Signatur behalte. Briefe des Grafen Friedrich Leopold Stolberg an Johann Heinrich voß aus den Jahren ^786 und ^787. 1. Tremsbüttel d. 19t. Jan.*) 1786. Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief bester Voß. Ich freue mich von Herzen daß Ihr Lieben uns beherbergen könnet, am Wollen, auch mit einiger Unbequem¬ lichkeit, war ja bey Euch Herzensfreunden kein Zweifel. Aber nicht morgen wie ich hofte, sondern erst Montag werden wir den Frieden Eurer Hütte theilen. Vorgestern Abend kam ich hier an. Es »vor der süsseste Augenblick meines Lebens, n. es ist mir noch wie ein Traum daß ich wieder bey meiner Agnes bin. --------Den edlen Mendelsson habe ich auf der Hinreise einmal gesehen. Er starb einige Tage vor meiner Rükkehr nach Berlin. Sein Andenken ist dort überall geehrt, in der königl. Familie n. im lezten Judenhause. Bon Jacobys Buch habe ich keine Idee. — — — 2. Trciusbüttel d. 9ten Febr. 86. Ich glaubte uicht daß ich Ihnen noch näher kommen könnte, Freund meiner Seele, u. ich fühle doch daß ich Ihnen in den 14 Tagen die ich bey Ihnen lebte, nach näher gekommen bin. So viel haben wir uns aber auch nie gesehen. Ach wären wir doch nie gestört worden! Könnten wir dach immer zusammen leben! O des süssen Plans Landpriestcr zu werden, einer in Bvsau der andre gegenüber! Wie oft sollte der gemeinschaftliche Nachen hin u. her schwimmen! Anfänglich schmal? Stolberg- Febr., doch besserte er gleich selbst, das Nichtige heriiber- schreibend.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/98
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/98>, abgerufen am 03.07.2024.