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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Serpa Plutos Wanderung durch Afrika.

und Geld, in der Feindseligkeit, Habgier und Bcrröthcrei der Eingebornen, in
den Angriffen wilder Thiere, endlich in dein Mangel um Wegen, in schwer zu
befahrenden Missen und in allen Fährlichkeiten eines heimtückischen Klimas, das
zwischen den schlimmsten Extremen, fürchterlicher Hitze und entsetzlichen Regen¬
güssen, hin- und herschwankt.

Die erste Abtheilung der Reise reicht also von Benguella bis Bihu. scholl
hier ging durch die beinahe bis zur Unmöglichkeit sich steigernde Schwierigkeit,
passende Träger in genügender Anzahl zu erlangen -- denn nur durch solche
ist das Gepäck, bestehend aus wissenschaftlichen Instrumenten, persönlichen Be¬
darfsgegenständen, Gewehren liebst Munition, Proviant und Tanschartikelu, zu
trmisportiren --, dieselbe Schwierigkeit, welche unter andern die deutsche Expedition
an der Lvaugotuste an der Durchführung ihres Planes so sehr gehindert hatte,
viel Zeit verloren, obgleich man sich des bewährten Rathes des erfahrnen silva
Porto erfreute, jenes auf afrikanischen Handelsreisen ergmntcn Mannes, der den
Weg zum Zambesi und von da nach Mozambique lange vor Pinto zurückgelegt
hatte. Der äußerste Vorposten der portugiesischen Cvlvuinlregierung, deren Orga¬
nisation, wie Pinto selbst zugiebt, sehr mangelhaft ist, ist Ccievndn. Zwischen
Caeonda und Vidal wurde Pinto von fürchterliche" Fieberanfällcn heimgesucht
und war außerdem zweimal dem Tode nahe, einmal durch den Angriff eines
wilden Büffels, den er zwanzig Schritt vor sich dnrch einen glücklichen Schuß
zu Boden streckte, das andre Mal dnrch das Kentern des Bootes an einer Strom¬
schnelle. Der Reisende fiel in die Wellen des aufgeregten Flusses und verdankte
sein Leben nur seiner im heimatliche" Duero gewonnenen Schwiiuml'rast. Schwer
krank langte Pinto im Gebiete der Biheuo all, wo er von allen Vorräthen, In-
strumenten :e. der ursprünglichen einheitlichen Expedition den dritten Theil in
Empfang nahm.

Nach eiugetretlier Besserung und nach Beschaffung von 60 Trägern galt
es die Expedition nen zu organisiren, eine Arbeit, welche dem Reisenden von der
Verpackung und Regulirung der wissenschaftlichen Instrumente, dem Gießen von
Kngeln, der Anfertigung von Patronen u. s. w. bis herab zur kleinsten Besorgung
allein zufiel. Nun wurde ein für alle Mal eine bestimmte Marschordnung fest¬
gesetzt: Voran ging ein Neger mit der portugiesischen Fahne; dann kamen die
Kisten mit deu Patronen, sowie das Holz und die Taue zum Aufbau des Lagers.
Hierauf folgten alle übrigen Träger ohne Unterschied im Gänsemarsch, Pinto
und die Pombeirvs bildeten die Nachhut. Letztre sind einheimische Aliführer und
Aufseher der Träger, die mit dein Unternehmer abschließen und ihm für ihre
Leute verantwortlich sind; sie tragen nur dann Gepäck, wenn einer ihrer Leute
aus irgend einem Grunde dazu unfähig wird. Während des Marschirens notirte


Serpa Plutos Wanderung durch Afrika.

und Geld, in der Feindseligkeit, Habgier und Bcrröthcrei der Eingebornen, in
den Angriffen wilder Thiere, endlich in dein Mangel um Wegen, in schwer zu
befahrenden Missen und in allen Fährlichkeiten eines heimtückischen Klimas, das
zwischen den schlimmsten Extremen, fürchterlicher Hitze und entsetzlichen Regen¬
güssen, hin- und herschwankt.

Die erste Abtheilung der Reise reicht also von Benguella bis Bihu. scholl
hier ging durch die beinahe bis zur Unmöglichkeit sich steigernde Schwierigkeit,
passende Träger in genügender Anzahl zu erlangen — denn nur durch solche
ist das Gepäck, bestehend aus wissenschaftlichen Instrumenten, persönlichen Be¬
darfsgegenständen, Gewehren liebst Munition, Proviant und Tanschartikelu, zu
trmisportiren —, dieselbe Schwierigkeit, welche unter andern die deutsche Expedition
an der Lvaugotuste an der Durchführung ihres Planes so sehr gehindert hatte,
viel Zeit verloren, obgleich man sich des bewährten Rathes des erfahrnen silva
Porto erfreute, jenes auf afrikanischen Handelsreisen ergmntcn Mannes, der den
Weg zum Zambesi und von da nach Mozambique lange vor Pinto zurückgelegt
hatte. Der äußerste Vorposten der portugiesischen Cvlvuinlregierung, deren Orga¬
nisation, wie Pinto selbst zugiebt, sehr mangelhaft ist, ist Ccievndn. Zwischen
Caeonda und Vidal wurde Pinto von fürchterliche» Fieberanfällcn heimgesucht
und war außerdem zweimal dem Tode nahe, einmal durch den Angriff eines
wilden Büffels, den er zwanzig Schritt vor sich dnrch einen glücklichen Schuß
zu Boden streckte, das andre Mal dnrch das Kentern des Bootes an einer Strom¬
schnelle. Der Reisende fiel in die Wellen des aufgeregten Flusses und verdankte
sein Leben nur seiner im heimatliche» Duero gewonnenen Schwiiuml'rast. Schwer
krank langte Pinto im Gebiete der Biheuo all, wo er von allen Vorräthen, In-
strumenten :e. der ursprünglichen einheitlichen Expedition den dritten Theil in
Empfang nahm.

Nach eiugetretlier Besserung und nach Beschaffung von 60 Trägern galt
es die Expedition nen zu organisiren, eine Arbeit, welche dem Reisenden von der
Verpackung und Regulirung der wissenschaftlichen Instrumente, dem Gießen von
Kngeln, der Anfertigung von Patronen u. s. w. bis herab zur kleinsten Besorgung
allein zufiel. Nun wurde ein für alle Mal eine bestimmte Marschordnung fest¬
gesetzt: Voran ging ein Neger mit der portugiesischen Fahne; dann kamen die
Kisten mit deu Patronen, sowie das Holz und die Taue zum Aufbau des Lagers.
Hierauf folgten alle übrigen Träger ohne Unterschied im Gänsemarsch, Pinto
und die Pombeirvs bildeten die Nachhut. Letztre sind einheimische Aliführer und
Aufseher der Träger, die mit dein Unternehmer abschließen und ihm für ihre
Leute verantwortlich sind; sie tragen nur dann Gepäck, wenn einer ihrer Leute
aus irgend einem Grunde dazu unfähig wird. Während des Marschirens notirte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/510>, abgerufen am 23.07.2024.