Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.LcmchstSdt. Badecur viel zu kurz an und wolle lieber "die Hülffe die andere Woche, gleichwie Für die beste Zeit zu einer Badecur hält Henckel aus vielen Gründen das LcmchstSdt. Badecur viel zu kurz an und wolle lieber „die Hülffe die andere Woche, gleichwie Für die beste Zeit zu einer Badecur hält Henckel aus vielen Gründen das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0500" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150072"/> <fw type="header" place="top"> LcmchstSdt.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1673" prev="#ID_1672"> Badecur viel zu kurz an und wolle lieber „die Hülffe die andere Woche, gleichwie<lb/> jener Bauer seinen Sohn als Docktcr von der Academie, alsbald wieder mit<lb/> nach Hause nehmen." Wer sich nicht entschließen könne, diejenige Zeit abzu¬<lb/> warten, die „die Natur oder ihr Handlanger, der Nsäions vorschreiben werden,"<lb/> der müsse sichs auch gefallen lassen, wenn er nicht allein unverrichteter, sondern<lb/> auch wohl verschlimmerter Sachen wieder nach Hause komme. Wer ins Bad reise,<lb/> solle ferner alle seine Sorgen, so viel möglich, zu Hanse lassen. Er brauche<lb/> deshalb noch nicht in ein liederliches, verschwenderisches Leben zu verfallen, solle<lb/> nicht etwa „nur immer die Beine unter den I^inoro-Tisch hängen, oder stets in<lb/> Gesellschaft seyn, oder nur immer in Gärten und Feldern herum rennen;" aber<lb/> bei der Abmattung, ohne welche das Bad nicht abgehen könne, „die Kräfte seines<lb/> Geistes, die Säffte des Gehirnes und derer Augen mit starcken Nachsinnen, Schreiben,<lb/> Rechnen, und zumahl in Hertzfressendeu Angelegenheiten noch darzu verzehren,"<lb/> das könne den Grund zu Krankheiten legen, gegen die dann vielleicht weder<lb/> Baden noch Trinken helfe. Unter den Arzneien, die man mit ins Bad zu nehmen<lb/> habe, solle man „vor allen Dingen auff eine feine Silber- oder Gold-Tinctur,<lb/> d. i. auff einen Beutel mit Gelde bedacht seyn. Ein reicher Läufer soll nur zu<lb/> Hanse bleiben, und seine alten Knochen kauen, wie es einem Unmenschen gehöret. Ein<lb/> Mittel-Mann, der nur höchst uothdürfftig zu leben und gleichwohl das Bad nöthig<lb/> hat, muß den Vorzug der Gesundheit und des Lebens vor allen zeitlichen Glück¬<lb/> seligkeiten erkennen, und also mit anderweitiger Erspahrung, Sammlung, ja mich<lb/> Vcrkcmffung mehr entbehrlicher Sachen, alle Möglichkeit hervor kehren, sich<lb/> in Stand zu setzen, daß er ohne Mangel und Geld-Sorge abfahren kaun. Dem<lb/> gar Armen heisse der liebe GOtt; die Samariter sind ziemlich abgestorben. Denn<lb/> es will hier nicht allein zur Nvthdurfft was mehrers ausfgewcndet, sondern<lb/> auch was zur Ergötzlichkeit seyn. Und was suisse es dem Menschen, wenn er<lb/> das Bad mit der ganzen Avotheckc einnähme, und litte doch dermassen Gcbrnch,<lb/> daß er sich weder was gesundes und stärckendes an Speiß und Tranck vor sein<lb/> Maul kommen noch die Stube warm machen liesse oder nicht könnte?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1674" next="#ID_1675"> Für die beste Zeit zu einer Badecur hält Henckel aus vielen Gründen das<lb/> Frühjahr. Erstens sei der Frühling diejenige Zeit, „wo kurtz vorher solche<lb/> Kranckheiten aus dem gröbsten überstanden sind, denen man mit einem dienlichen<lb/> Bade, als mit einem feinen Besen zu besserer Auffräumung hinten nach kehren<lb/> kann. Wer den Mertz überlebet, welcher insgemein kränckliche Leiber auffreibet,<lb/> der kan sich den Gucknck noch einmahl zu hören Hoffnung machen; und wer<lb/> diesen Lebens-Vogel wieder hören will, der muß im Jahre nicht zu späte kommen,<lb/> sondern früh auffstehcn." Und nachdem der treffliche Arzt dann die Schönheit<lb/> des Lenzes in allen Tonarten gepriesen und fast zum Dichter dabei geworden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0500]
LcmchstSdt.
Badecur viel zu kurz an und wolle lieber „die Hülffe die andere Woche, gleichwie
jener Bauer seinen Sohn als Docktcr von der Academie, alsbald wieder mit
nach Hause nehmen." Wer sich nicht entschließen könne, diejenige Zeit abzu¬
warten, die „die Natur oder ihr Handlanger, der Nsäions vorschreiben werden,"
der müsse sichs auch gefallen lassen, wenn er nicht allein unverrichteter, sondern
auch wohl verschlimmerter Sachen wieder nach Hause komme. Wer ins Bad reise,
solle ferner alle seine Sorgen, so viel möglich, zu Hanse lassen. Er brauche
deshalb noch nicht in ein liederliches, verschwenderisches Leben zu verfallen, solle
nicht etwa „nur immer die Beine unter den I^inoro-Tisch hängen, oder stets in
Gesellschaft seyn, oder nur immer in Gärten und Feldern herum rennen;" aber
bei der Abmattung, ohne welche das Bad nicht abgehen könne, „die Kräfte seines
Geistes, die Säffte des Gehirnes und derer Augen mit starcken Nachsinnen, Schreiben,
Rechnen, und zumahl in Hertzfressendeu Angelegenheiten noch darzu verzehren,"
das könne den Grund zu Krankheiten legen, gegen die dann vielleicht weder
Baden noch Trinken helfe. Unter den Arzneien, die man mit ins Bad zu nehmen
habe, solle man „vor allen Dingen auff eine feine Silber- oder Gold-Tinctur,
d. i. auff einen Beutel mit Gelde bedacht seyn. Ein reicher Läufer soll nur zu
Hanse bleiben, und seine alten Knochen kauen, wie es einem Unmenschen gehöret. Ein
Mittel-Mann, der nur höchst uothdürfftig zu leben und gleichwohl das Bad nöthig
hat, muß den Vorzug der Gesundheit und des Lebens vor allen zeitlichen Glück¬
seligkeiten erkennen, und also mit anderweitiger Erspahrung, Sammlung, ja mich
Vcrkcmffung mehr entbehrlicher Sachen, alle Möglichkeit hervor kehren, sich
in Stand zu setzen, daß er ohne Mangel und Geld-Sorge abfahren kaun. Dem
gar Armen heisse der liebe GOtt; die Samariter sind ziemlich abgestorben. Denn
es will hier nicht allein zur Nvthdurfft was mehrers ausfgewcndet, sondern
auch was zur Ergötzlichkeit seyn. Und was suisse es dem Menschen, wenn er
das Bad mit der ganzen Avotheckc einnähme, und litte doch dermassen Gcbrnch,
daß er sich weder was gesundes und stärckendes an Speiß und Tranck vor sein
Maul kommen noch die Stube warm machen liesse oder nicht könnte?"
Für die beste Zeit zu einer Badecur hält Henckel aus vielen Gründen das
Frühjahr. Erstens sei der Frühling diejenige Zeit, „wo kurtz vorher solche
Kranckheiten aus dem gröbsten überstanden sind, denen man mit einem dienlichen
Bade, als mit einem feinen Besen zu besserer Auffräumung hinten nach kehren
kann. Wer den Mertz überlebet, welcher insgemein kränckliche Leiber auffreibet,
der kan sich den Gucknck noch einmahl zu hören Hoffnung machen; und wer
diesen Lebens-Vogel wieder hören will, der muß im Jahre nicht zu späte kommen,
sondern früh auffstehcn." Und nachdem der treffliche Arzt dann die Schönheit
des Lenzes in allen Tonarten gepriesen und fast zum Dichter dabei geworden
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