Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.Paul Heyse. So wird England den Herren Bamberger und Sonnemanu wenig Freude Paul Heyse. 3. in Reihe der dramatischen Dichtungen Hcyses beginnt, wenn wir des Vimctallismns den Übergang ihrer Länder zur Goldwährung vorhersagten. Die Na- tional-Zeitung spottet freudestrahlend: "Darnach scheinen die Interessenten der Silberwäh- ruug dergestalt am Eude ihrer Weisheit angelangt zu sein, daß sie deu Goldwährungsländern drohen, falls diese die bimetallistischcn Lehren nicht unterstützten, selbst -- zur Goldwährung überzugehen." Welcher Triumph der Goldwährung! Die Natiounl-Zeitung sieht in ihrem naiven Optimismus nicht, daß diese Maßregel ein Pressionsnlittel gegen die Goldwähruugs- politik ist und deren Rum bedeuten würde. *) Nachschrift der Redaction. Wir haben dem vorstehenden Artikel gern Aufnahme
gewährt, weil jede vermehrte Kenntniß der thatsächlichen Unterlagen der noch so verworrnen Wiihrnngsfrage willkommen sein muß. Im übrigen versteht es sich von selbst, daß die Viiuetallisteu das Hauptfeld ihrer Bekehrungsarbeit in England zu suchen haben. Es wäre strafbar, Deutschland verleiten zu wollen, daß es mit dem Bimetallismus vorangehe. Die Folge eines so thörichten Schrittes würde sein, daß man uns das Gold abnähme und dann mit dem cutwerthetcn Silber allein ließe. Es würde einige glückliche Goldwährungsländer und eine Reihe hoffnungslos gegen die Silberentwerthung kämpfender Länder geben, unter denen Deutschland die traurigste Rolle von allen spielen würde. Die meisterhafte Direction der deutschen Politik auf der Pariser Miinzconfcrenz macht glücklicherweise alle solche Be¬ fürchtungen unnöthig. Der Verfasser des vorstehenden Artikels hat die beiden Fragen nicht unterschieden: "Ist der BimctalliSmns die richtige Grundlage eines Wcltmünzsystcms, so weit eiir solches überhaupt erreichbar?" und "Kann man Deutschland zumuthen, zur Herbei¬ führung eines WeltmnnzshstemS ein andres Verhalten anzunehmen als das auf der Pariser Müuzconferenz eingeschlagne?" Paul Heyse. So wird England den Herren Bamberger und Sonnemanu wenig Freude Paul Heyse. 3. in Reihe der dramatischen Dichtungen Hcyses beginnt, wenn wir des Vimctallismns den Übergang ihrer Länder zur Goldwährung vorhersagten. Die Na- tional-Zeitung spottet freudestrahlend: „Darnach scheinen die Interessenten der Silberwäh- ruug dergestalt am Eude ihrer Weisheit angelangt zu sein, daß sie deu Goldwährungsländern drohen, falls diese die bimetallistischcn Lehren nicht unterstützten, selbst — zur Goldwährung überzugehen." Welcher Triumph der Goldwährung! Die Natiounl-Zeitung sieht in ihrem naiven Optimismus nicht, daß diese Maßregel ein Pressionsnlittel gegen die Goldwähruugs- politik ist und deren Rum bedeuten würde. *) Nachschrift der Redaction. Wir haben dem vorstehenden Artikel gern Aufnahme
gewährt, weil jede vermehrte Kenntniß der thatsächlichen Unterlagen der noch so verworrnen Wiihrnngsfrage willkommen sein muß. Im übrigen versteht es sich von selbst, daß die Viiuetallisteu das Hauptfeld ihrer Bekehrungsarbeit in England zu suchen haben. Es wäre strafbar, Deutschland verleiten zu wollen, daß es mit dem Bimetallismus vorangehe. Die Folge eines so thörichten Schrittes würde sein, daß man uns das Gold abnähme und dann mit dem cutwerthetcn Silber allein ließe. Es würde einige glückliche Goldwährungsländer und eine Reihe hoffnungslos gegen die Silberentwerthung kämpfender Länder geben, unter denen Deutschland die traurigste Rolle von allen spielen würde. Die meisterhafte Direction der deutschen Politik auf der Pariser Miinzconfcrenz macht glücklicherweise alle solche Be¬ fürchtungen unnöthig. Der Verfasser des vorstehenden Artikels hat die beiden Fragen nicht unterschieden: „Ist der BimctalliSmns die richtige Grundlage eines Wcltmünzsystcms, so weit eiir solches überhaupt erreichbar?" und „Kann man Deutschland zumuthen, zur Herbei¬ führung eines WeltmnnzshstemS ein andres Verhalten anzunehmen als das auf der Pariser Müuzconferenz eingeschlagne?" <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0482" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150054"/> <fw type="header" place="top"> Paul Heyse.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1630"> So wird England den Herren Bamberger und Sonnemanu wenig Freude<lb/> bereiten. Geht die wissenschaftliche Bewegung ihren jetzigen Gang dort weiter,<lb/> weicht die wirtlich babylonische Finsterniß, welche in England über diesem Ge¬<lb/> biete lagert, so wird eines schönen Tages die Gvldwährnngspartei sich in der<lb/> Minorität finden. Behält sie aber das Heft in den Händen und helfen ihr<lb/> andrerseits Amerika und Frankreich nicht aus der Verlegenheit, so wird sie durch<lb/> ihre indische Münzpolitik ihre eigne Theorie ö.et «.»Luräuili führen, und das Ende<lb/> wird wieder sein: die Doppelwährung.^)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Paul Heyse.<lb/> 3. </head><lb/> <p xml:id="ID_1631" next="#ID_1632"> in Reihe der dramatischen Dichtungen Hcyses beginnt, wenn wir<lb/> von der früher erwähnten und vom Dichter in seine „Gesammelten<lb/> Werke" nicht mit anfgcnommnen Jngendschöpfung „Francesca<lb/> da Rimini" absehen, mit dem Trauerspiel „Die Pfälzer in Ir¬<lb/> land" (1854) und der Tragödie „Meleager" (1854). Es ist charak¬<lb/> teristisch für einen gewissen Zwiespalt, weicher durch Heyses dramatische Bestre-</p><lb/> <note xml:id="FID_115" prev="#FID_114" place="foot"> des Vimctallismns den Übergang ihrer Länder zur Goldwährung vorhersagten. Die Na-<lb/> tional-Zeitung spottet freudestrahlend: „Darnach scheinen die Interessenten der Silberwäh-<lb/> ruug dergestalt am Eude ihrer Weisheit angelangt zu sein, daß sie deu Goldwährungsländern<lb/> drohen, falls diese die bimetallistischcn Lehren nicht unterstützten, selbst — zur Goldwährung<lb/> überzugehen." Welcher Triumph der Goldwährung! Die Natiounl-Zeitung sieht in ihrem<lb/> naiven Optimismus nicht, daß diese Maßregel ein Pressionsnlittel gegen die Goldwähruugs-<lb/> politik ist und deren Rum bedeuten würde.</note><lb/> <note xml:id="FID_116" place="foot"> *) Nachschrift der Redaction. Wir haben dem vorstehenden Artikel gern Aufnahme<lb/> gewährt, weil jede vermehrte Kenntniß der thatsächlichen Unterlagen der noch so verworrnen<lb/> Wiihrnngsfrage willkommen sein muß. Im übrigen versteht es sich von selbst, daß die<lb/> Viiuetallisteu das Hauptfeld ihrer Bekehrungsarbeit in England zu suchen haben. Es wäre<lb/> strafbar, Deutschland verleiten zu wollen, daß es mit dem Bimetallismus vorangehe. Die<lb/> Folge eines so thörichten Schrittes würde sein, daß man uns das Gold abnähme und dann<lb/> mit dem cutwerthetcn Silber allein ließe. Es würde einige glückliche Goldwährungsländer<lb/> und eine Reihe hoffnungslos gegen die Silberentwerthung kämpfender Länder geben, unter<lb/> denen Deutschland die traurigste Rolle von allen spielen würde. Die meisterhafte Direction<lb/> der deutschen Politik auf der Pariser Miinzconfcrenz macht glücklicherweise alle solche Be¬<lb/> fürchtungen unnöthig. Der Verfasser des vorstehenden Artikels hat die beiden Fragen nicht<lb/> unterschieden: „Ist der BimctalliSmns die richtige Grundlage eines Wcltmünzsystcms, so<lb/> weit eiir solches überhaupt erreichbar?" und „Kann man Deutschland zumuthen, zur Herbei¬<lb/> führung eines WeltmnnzshstemS ein andres Verhalten anzunehmen als das auf der Pariser<lb/> Müuzconferenz eingeschlagne?"</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0482]
Paul Heyse.
So wird England den Herren Bamberger und Sonnemanu wenig Freude
bereiten. Geht die wissenschaftliche Bewegung ihren jetzigen Gang dort weiter,
weicht die wirtlich babylonische Finsterniß, welche in England über diesem Ge¬
biete lagert, so wird eines schönen Tages die Gvldwährnngspartei sich in der
Minorität finden. Behält sie aber das Heft in den Händen und helfen ihr
andrerseits Amerika und Frankreich nicht aus der Verlegenheit, so wird sie durch
ihre indische Münzpolitik ihre eigne Theorie ö.et «.»Luräuili führen, und das Ende
wird wieder sein: die Doppelwährung.^)
Paul Heyse.
3.
in Reihe der dramatischen Dichtungen Hcyses beginnt, wenn wir
von der früher erwähnten und vom Dichter in seine „Gesammelten
Werke" nicht mit anfgcnommnen Jngendschöpfung „Francesca
da Rimini" absehen, mit dem Trauerspiel „Die Pfälzer in Ir¬
land" (1854) und der Tragödie „Meleager" (1854). Es ist charak¬
teristisch für einen gewissen Zwiespalt, weicher durch Heyses dramatische Bestre-
des Vimctallismns den Übergang ihrer Länder zur Goldwährung vorhersagten. Die Na-
tional-Zeitung spottet freudestrahlend: „Darnach scheinen die Interessenten der Silberwäh-
ruug dergestalt am Eude ihrer Weisheit angelangt zu sein, daß sie deu Goldwährungsländern
drohen, falls diese die bimetallistischcn Lehren nicht unterstützten, selbst — zur Goldwährung
überzugehen." Welcher Triumph der Goldwährung! Die Natiounl-Zeitung sieht in ihrem
naiven Optimismus nicht, daß diese Maßregel ein Pressionsnlittel gegen die Goldwähruugs-
politik ist und deren Rum bedeuten würde.
*) Nachschrift der Redaction. Wir haben dem vorstehenden Artikel gern Aufnahme
gewährt, weil jede vermehrte Kenntniß der thatsächlichen Unterlagen der noch so verworrnen
Wiihrnngsfrage willkommen sein muß. Im übrigen versteht es sich von selbst, daß die
Viiuetallisteu das Hauptfeld ihrer Bekehrungsarbeit in England zu suchen haben. Es wäre
strafbar, Deutschland verleiten zu wollen, daß es mit dem Bimetallismus vorangehe. Die
Folge eines so thörichten Schrittes würde sein, daß man uns das Gold abnähme und dann
mit dem cutwerthetcn Silber allein ließe. Es würde einige glückliche Goldwährungsländer
und eine Reihe hoffnungslos gegen die Silberentwerthung kämpfender Länder geben, unter
denen Deutschland die traurigste Rolle von allen spielen würde. Die meisterhafte Direction
der deutschen Politik auf der Pariser Miinzconfcrenz macht glücklicherweise alle solche Be¬
fürchtungen unnöthig. Der Verfasser des vorstehenden Artikels hat die beiden Fragen nicht
unterschieden: „Ist der BimctalliSmns die richtige Grundlage eines Wcltmünzsystcms, so
weit eiir solches überhaupt erreichbar?" und „Kann man Deutschland zumuthen, zur Herbei¬
führung eines WeltmnnzshstemS ein andres Verhalten anzunehmen als das auf der Pariser
Müuzconferenz eingeschlagne?"
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