Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.Die Mährnngsfragc in England. wcgung der Preise und der Geschäfte nicht zu stören sei und daß die zeitweiligen *) Nach einer Bemerkung der Berliner Börsen-Zeitung vom 10. Mai 1881 wäre die
Manchester-Handelskammer jetzt für Bimetallismus. Mir ist von einer solchen Sinnesänderung nichts bekannt geworden, ich fühle mich aber doch verpflichtet, die Notiz hier wenigstens zu erwähnen. Die Mährnngsfragc in England. wcgung der Preise und der Geschäfte nicht zu stören sei und daß die zeitweiligen *) Nach einer Bemerkung der Berliner Börsen-Zeitung vom 10. Mai 1881 wäre die
Manchester-Handelskammer jetzt für Bimetallismus. Mir ist von einer solchen Sinnesänderung nichts bekannt geworden, ich fühle mich aber doch verpflichtet, die Notiz hier wenigstens zu erwähnen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150052"/> <fw type="header" place="top"> Die Mährnngsfragc in England.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1626" prev="#ID_1625" next="#ID_1627"> wcgung der Preise und der Geschäfte nicht zu stören sei und daß die zeitweiligen<lb/> Unzuträglichkeiten des Wechseleurses fiir die Käufer in den Ländern mit Silber-<lb/> Währung ein besonders empfindlicher Fall der mit dem Handel verknüpften<lb/> Schwierigkeiten seien, bei denen man sich wie sonst durch Geschäftsbedingungeil<lb/> helfen müsse. So wird hier natürlich genannt, was doch hauptsächlich durch<lb/> Gesetze geschaffen worden ist und durch Gesetze auch wieder beseitigt werden kann,<lb/> und dem hilflosen Einzelnen aufgebürdet, was wiederum nur der Staat und die<lb/> Gesetzgebung zu heben vermag — ganz jener staatsscheuen Theorie entsprechend,<lb/> welche nach dem Sitz dieser Handelskammer ihren Namen trägt.*) Aber diese<lb/> eine Niederlage des Bimetallismus wurde bald durch neue Eroberungen mehr<lb/> als ausgeglichen. Neben Mr. Williamson, einem großen Liverpools Kaufmann,<lb/> der zugleich Parlamentsmitglied ist, sprachen sich für Doppelwährung noch aus<lb/> MeCulloch, ein bekannter Londoner Bankier und Mr. Samuel Smith (Liver¬<lb/> pool). Die hervorragendsten Kalifleute und Bankiers der Londoner City er¬<lb/> kannten in ihrem dem englischen Premierminister 1879 überreichten Memoire<lb/> die Gefahren der fortschreitenden Dcmonetisation des Silbers an, und von der<lb/> Universität zu Oxford wurde in demselben Jahre eine bimetallistische Schrift<lb/> von Walter E. Smith mit dem Cobden-Preise gekrönt. Mr. Gibbs, früherer<lb/> Gouverneur der Bank von England, einer der drei englischen Abgeordneten zur<lb/> Pariser Münzconferenz von 1878, welche in ihrem Berichte die Doppelwährung<lb/> noch eine „utopistische Unmöglichkeit" (an utovmn imxossioilit/) nannten, be¬<lb/> kannte in einer Brochüre offen seine Bekehrung zum Bimetallismus. Der gegen¬<lb/> wärtige Gouverneur der Bank von England, Grenfell, ist Bimetallist. Alis<lb/> Glasgow lief für die Doppelwährung eine Petition angesehener Kaufleute ein,<lb/> deren Unterzeichner ein Capital von 300 Mill. Pfund repräsentieren. Nehme<lb/> man hierzu noch die große Zahl von Einsendungen in bimetallistischem Sinn,<lb/> welche die Times in den letzten Wochen abdruckte, so wird man nicht leugnen<lb/> können, daß die „utopistische" Lehre, und zwar außerhalb der Narrenhäuser,<lb/> immer mehr Anhänger wirbt, welche den Kampf gegen eingewurzelte Vorurtheile<lb/> und gegen hergebrachte Unwissenheit mit Energie und mit entschiednen Talent<lb/> führen. Es vollzieht sich eben in England ein Umschwung der Meinungen, welcher<lb/> es so blinden Anhängern der alleinseligmachenden Goldwährung wie Herrn Bcim-<lb/> berger vielleicht bald unmöglich machen wird, sich zur Stütze ihrer Behaupt¬<lb/> ungen auf die Autorität der praktischen Engländer zu berufen, ganz abgesehen</p><lb/> <note xml:id="FID_113" place="foot"> *) Nach einer Bemerkung der Berliner Börsen-Zeitung vom 10. Mai 1881 wäre die<lb/> Manchester-Handelskammer jetzt für Bimetallismus. Mir ist von einer solchen Sinnesänderung<lb/> nichts bekannt geworden, ich fühle mich aber doch verpflichtet, die Notiz hier wenigstens zu<lb/> erwähnen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
Die Mährnngsfragc in England.
wcgung der Preise und der Geschäfte nicht zu stören sei und daß die zeitweiligen
Unzuträglichkeiten des Wechseleurses fiir die Käufer in den Ländern mit Silber-
Währung ein besonders empfindlicher Fall der mit dem Handel verknüpften
Schwierigkeiten seien, bei denen man sich wie sonst durch Geschäftsbedingungeil
helfen müsse. So wird hier natürlich genannt, was doch hauptsächlich durch
Gesetze geschaffen worden ist und durch Gesetze auch wieder beseitigt werden kann,
und dem hilflosen Einzelnen aufgebürdet, was wiederum nur der Staat und die
Gesetzgebung zu heben vermag — ganz jener staatsscheuen Theorie entsprechend,
welche nach dem Sitz dieser Handelskammer ihren Namen trägt.*) Aber diese
eine Niederlage des Bimetallismus wurde bald durch neue Eroberungen mehr
als ausgeglichen. Neben Mr. Williamson, einem großen Liverpools Kaufmann,
der zugleich Parlamentsmitglied ist, sprachen sich für Doppelwährung noch aus
MeCulloch, ein bekannter Londoner Bankier und Mr. Samuel Smith (Liver¬
pool). Die hervorragendsten Kalifleute und Bankiers der Londoner City er¬
kannten in ihrem dem englischen Premierminister 1879 überreichten Memoire
die Gefahren der fortschreitenden Dcmonetisation des Silbers an, und von der
Universität zu Oxford wurde in demselben Jahre eine bimetallistische Schrift
von Walter E. Smith mit dem Cobden-Preise gekrönt. Mr. Gibbs, früherer
Gouverneur der Bank von England, einer der drei englischen Abgeordneten zur
Pariser Münzconferenz von 1878, welche in ihrem Berichte die Doppelwährung
noch eine „utopistische Unmöglichkeit" (an utovmn imxossioilit/) nannten, be¬
kannte in einer Brochüre offen seine Bekehrung zum Bimetallismus. Der gegen¬
wärtige Gouverneur der Bank von England, Grenfell, ist Bimetallist. Alis
Glasgow lief für die Doppelwährung eine Petition angesehener Kaufleute ein,
deren Unterzeichner ein Capital von 300 Mill. Pfund repräsentieren. Nehme
man hierzu noch die große Zahl von Einsendungen in bimetallistischem Sinn,
welche die Times in den letzten Wochen abdruckte, so wird man nicht leugnen
können, daß die „utopistische" Lehre, und zwar außerhalb der Narrenhäuser,
immer mehr Anhänger wirbt, welche den Kampf gegen eingewurzelte Vorurtheile
und gegen hergebrachte Unwissenheit mit Energie und mit entschiednen Talent
führen. Es vollzieht sich eben in England ein Umschwung der Meinungen, welcher
es so blinden Anhängern der alleinseligmachenden Goldwährung wie Herrn Bcim-
berger vielleicht bald unmöglich machen wird, sich zur Stütze ihrer Behaupt¬
ungen auf die Autorität der praktischen Engländer zu berufen, ganz abgesehen
*) Nach einer Bemerkung der Berliner Börsen-Zeitung vom 10. Mai 1881 wäre die
Manchester-Handelskammer jetzt für Bimetallismus. Mir ist von einer solchen Sinnesänderung
nichts bekannt geworden, ich fühle mich aber doch verpflichtet, die Notiz hier wenigstens zu
erwähnen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |