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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Friedrichs des Großen erster Wassergang.

le erste große Unternehmung eines genialen Mummes zu betrachten
behält auch in der Wiederholung immer von neuem einen anregenden
Reiz; die Freiheit und Kühnheit, mit der er plötzlich dem gewohnten
Gang der Dinge eine andre Richtung zu geben pflegt, wirkt hin¬
reißender selbst als die Meisterschaft auf der Hohe des Lebens!
in seiner vollen Macht kommt der Zauber der Jugend zur Geltung, Eine solche
sympathische Empfehlung hat C. Grünhagen, der Verfasser einer neuen "Geschichte
des ersten schlesischen Krieges nach archivalischen Quellen,"*) von vornherein für
seinen Stoff, wenn er deu ersten Wassergang Friedrichs des Großen, den uns
bereits Männer wie Menzel, Ranke und Droysen ebenfalls nach archivalischen
Quellen und in ziemlicher Ausführlichkeit geschildert haben, noch einmal darzu¬
stellen unternimmt. Die Beschränkung des Buchs auf den einen, den ersten
Krieg, gestattet ihm zugleich mehr als jenen preußischen Geschichtschreibern sich
der Vortheile des Biographen zu bedienen, alles wie in einem kunstvoll compo-
nirter Bilde um die Person des Königs zu gruppiren. Tritt doch auch dieser
in Wirklichkeit mit überwältigender Macht vor allen übrigen Erscheinungen des
großen Bildes jener Zeit hervor, ein gleicher Herrscher im Cabinet wie im Felde
und gleicher Sieger in der diplomatischen wie in der militärischen Campagne,
in beiden die folgenschwersten Entschlüsse vielfach gegen den Rath seiner Minister
oder Feldherren mit eigner Selbständigkeit fassend. Von Anfang an hatte seine



*) Geschichte, des ersten schlesischen Krieges nach archivalischen Quellen dargestellt
von Dr. C. Grnnhagen, Königl. Archivrath und Professor an der Universität Brcslnn.
Erster Band. Bis zum Abkommen vou Klein-Schnellendorf. Mit einem Plan der Um-
geqeud von Mollwih. Gotha, Fr. Andr. Perthes, 1881. 4W S. 8°.
'
Grenzboten II. 1881. it5


Friedrichs des Großen erster Wassergang.

le erste große Unternehmung eines genialen Mummes zu betrachten
behält auch in der Wiederholung immer von neuem einen anregenden
Reiz; die Freiheit und Kühnheit, mit der er plötzlich dem gewohnten
Gang der Dinge eine andre Richtung zu geben pflegt, wirkt hin¬
reißender selbst als die Meisterschaft auf der Hohe des Lebens!
in seiner vollen Macht kommt der Zauber der Jugend zur Geltung, Eine solche
sympathische Empfehlung hat C. Grünhagen, der Verfasser einer neuen „Geschichte
des ersten schlesischen Krieges nach archivalischen Quellen,"*) von vornherein für
seinen Stoff, wenn er deu ersten Wassergang Friedrichs des Großen, den uns
bereits Männer wie Menzel, Ranke und Droysen ebenfalls nach archivalischen
Quellen und in ziemlicher Ausführlichkeit geschildert haben, noch einmal darzu¬
stellen unternimmt. Die Beschränkung des Buchs auf den einen, den ersten
Krieg, gestattet ihm zugleich mehr als jenen preußischen Geschichtschreibern sich
der Vortheile des Biographen zu bedienen, alles wie in einem kunstvoll compo-
nirter Bilde um die Person des Königs zu gruppiren. Tritt doch auch dieser
in Wirklichkeit mit überwältigender Macht vor allen übrigen Erscheinungen des
großen Bildes jener Zeit hervor, ein gleicher Herrscher im Cabinet wie im Felde
und gleicher Sieger in der diplomatischen wie in der militärischen Campagne,
in beiden die folgenschwersten Entschlüsse vielfach gegen den Rath seiner Minister
oder Feldherren mit eigner Selbständigkeit fassend. Von Anfang an hatte seine



*) Geschichte, des ersten schlesischen Krieges nach archivalischen Quellen dargestellt
von Dr. C. Grnnhagen, Königl. Archivrath und Professor an der Universität Brcslnn.
Erster Band. Bis zum Abkommen vou Klein-Schnellendorf. Mit einem Plan der Um-
geqeud von Mollwih. Gotha, Fr. Andr. Perthes, 1881. 4W S. 8°.
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[0437] [Abbildung] Friedrichs des Großen erster Wassergang. le erste große Unternehmung eines genialen Mummes zu betrachten behält auch in der Wiederholung immer von neuem einen anregenden Reiz; die Freiheit und Kühnheit, mit der er plötzlich dem gewohnten Gang der Dinge eine andre Richtung zu geben pflegt, wirkt hin¬ reißender selbst als die Meisterschaft auf der Hohe des Lebens! in seiner vollen Macht kommt der Zauber der Jugend zur Geltung, Eine solche sympathische Empfehlung hat C. Grünhagen, der Verfasser einer neuen „Geschichte des ersten schlesischen Krieges nach archivalischen Quellen,"*) von vornherein für seinen Stoff, wenn er deu ersten Wassergang Friedrichs des Großen, den uns bereits Männer wie Menzel, Ranke und Droysen ebenfalls nach archivalischen Quellen und in ziemlicher Ausführlichkeit geschildert haben, noch einmal darzu¬ stellen unternimmt. Die Beschränkung des Buchs auf den einen, den ersten Krieg, gestattet ihm zugleich mehr als jenen preußischen Geschichtschreibern sich der Vortheile des Biographen zu bedienen, alles wie in einem kunstvoll compo- nirter Bilde um die Person des Königs zu gruppiren. Tritt doch auch dieser in Wirklichkeit mit überwältigender Macht vor allen übrigen Erscheinungen des großen Bildes jener Zeit hervor, ein gleicher Herrscher im Cabinet wie im Felde und gleicher Sieger in der diplomatischen wie in der militärischen Campagne, in beiden die folgenschwersten Entschlüsse vielfach gegen den Rath seiner Minister oder Feldherren mit eigner Selbständigkeit fassend. Von Anfang an hatte seine *) Geschichte, des ersten schlesischen Krieges nach archivalischen Quellen dargestellt von Dr. C. Grnnhagen, Königl. Archivrath und Professor an der Universität Brcslnn. Erster Band. Bis zum Abkommen vou Klein-Schnellendorf. Mit einem Plan der Um- geqeud von Mollwih. Gotha, Fr. Andr. Perthes, 1881. 4W S. 8°. ' Grenzboten II. 1881. it5

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/437>, abgerufen am 03.07.2024.