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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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schneiden ließ/' Auch an gemüthliche" Austriacismen, wie "nahegestandn" Zeit¬
genossen," "ober der Schulter" n. ahnt, fehlt es nicht,

Dus vorliegende Werk wird in seiner Vollendung eines jener opuleuteu
Prachtwerke werden, wie sie der deutsche Buchhandel im Laufe des letzten Jahr¬
zehnts in großer Anzahl geschaffen hat. Von diesen Werken aber hat sich uus
besonders eines immer und immer wieder zum Vergleich aufgedrängt: die von
dem Augsburger Antiquariatsbuchhändler A. F. Butsch herausgegebue "Bücher-
vrnamentik der Renaissance" (Leipzig, Hirth, 1878,) Hier wie dort nämlich ist
der Schöpfer des Buches ein eifriger Sammler, der den Wunsch hat, seiue
Schätze auch weiter" Kreisen zugänglich zu machen; hier wie dort beruht der
Hauptwerth des Werkes in dem artistischen Theile; hier wie dort ist der be¬
gleitende Text aus dilettantischer Feder geflossen und steht zu dem Werthe des
artistischen Theils in Mifwcrhältniß, Ueber das Werk Bntschs schrieb damals
ein Recensent im "Börsenblattc für den deutschen Buchhandel": "Der Verfasser
Hütte sich seinen Text von jemand übergehen lassen sollen, der wissenschaftlich
zu arbeiten gewohnt ist und deutsch schreiben kann. Es thut mir immer leid,
wenn in einem so schön ausgestatteten Werke nicht alles aufs beste klappt. Die¬
selbe Empfindung wie hier habe ich auch bei manchem der sogenannten Pracht¬
werke gehabt, die in den letzten Jahren erschienen sind, Was für el" schlecht
geschriebner Text producirt sich da oft in der denkbar großartigsten und brillan¬
testen thpvgraphischen Form, und nun vergleiche mau damit die jammervolle
Ausstattung, die sich manches hochbedeutende, mustergiltig geschriebne wisse"-
schaftliche Werk oder, was noch näher liegt, die Texte unsrer Classiker müssen
gefallen lassen! Es liegt hierin eine Ironie, die mich stets mit einer gewissen
Wehmuth erfüllt." Diese Worte passen von Anfang bis zu Ende auch auf das
vorliegende Werk, Auch hier berührt es schmerzlich, zu sehen, wieviel guter
Wille, wieviel materielle Mittel auf ein Werk gewendet sind, das doch schließlich
kein 0pu" vian sx M'es ^bsoluwiir geworden ist, weil die Ausführung nicht in
den rechten Händen gelegen. Leider entspricht aber im vorliegenden Falle selbst
die typographische Ausstattung nicht den Anforderungen, die doch der Verleger
offenbar zu erfüllen geglaubt hat, und auf die Gefahr hin, den Vorwarf greu¬
lichster Pedanterie auf uus zu lade", möchten wir auch hierüber "och eine Be¬
merkung mache", die sich übrigeus auch mancher andre !t<I notiun nehmen kann.

Der Verfasser der "Goethe-Bildnisse" gehört zu denjenigen Schriftstellern,
welche die Marotte haben -- und auch das ist wieder echt dilettantisch --
jedes dritte oder vierte Wort beim Schreiben zu unterstreichen. Er unterstreicht
jeden Personennamen, jeden Ortsnamen und dazu eine Menge andrer Wörter.
Wozu? Bisweilen soll ein Wort dadurch besonders betont werden. Das läßt


schneiden ließ/' Auch an gemüthliche» Austriacismen, wie „nahegestandn« Zeit¬
genossen," „ober der Schulter" n. ahnt, fehlt es nicht,

Dus vorliegende Werk wird in seiner Vollendung eines jener opuleuteu
Prachtwerke werden, wie sie der deutsche Buchhandel im Laufe des letzten Jahr¬
zehnts in großer Anzahl geschaffen hat. Von diesen Werken aber hat sich uus
besonders eines immer und immer wieder zum Vergleich aufgedrängt: die von
dem Augsburger Antiquariatsbuchhändler A. F. Butsch herausgegebue „Bücher-
vrnamentik der Renaissance" (Leipzig, Hirth, 1878,) Hier wie dort nämlich ist
der Schöpfer des Buches ein eifriger Sammler, der den Wunsch hat, seiue
Schätze auch weiter» Kreisen zugänglich zu machen; hier wie dort beruht der
Hauptwerth des Werkes in dem artistischen Theile; hier wie dort ist der be¬
gleitende Text aus dilettantischer Feder geflossen und steht zu dem Werthe des
artistischen Theils in Mifwcrhältniß, Ueber das Werk Bntschs schrieb damals
ein Recensent im „Börsenblattc für den deutschen Buchhandel": „Der Verfasser
Hütte sich seinen Text von jemand übergehen lassen sollen, der wissenschaftlich
zu arbeiten gewohnt ist und deutsch schreiben kann. Es thut mir immer leid,
wenn in einem so schön ausgestatteten Werke nicht alles aufs beste klappt. Die¬
selbe Empfindung wie hier habe ich auch bei manchem der sogenannten Pracht¬
werke gehabt, die in den letzten Jahren erschienen sind, Was für el» schlecht
geschriebner Text producirt sich da oft in der denkbar großartigsten und brillan¬
testen thpvgraphischen Form, und nun vergleiche mau damit die jammervolle
Ausstattung, die sich manches hochbedeutende, mustergiltig geschriebne wisse»-
schaftliche Werk oder, was noch näher liegt, die Texte unsrer Classiker müssen
gefallen lassen! Es liegt hierin eine Ironie, die mich stets mit einer gewissen
Wehmuth erfüllt." Diese Worte passen von Anfang bis zu Ende auch auf das
vorliegende Werk, Auch hier berührt es schmerzlich, zu sehen, wieviel guter
Wille, wieviel materielle Mittel auf ein Werk gewendet sind, das doch schließlich
kein 0pu» vian sx M'es ^bsoluwiir geworden ist, weil die Ausführung nicht in
den rechten Händen gelegen. Leider entspricht aber im vorliegenden Falle selbst
die typographische Ausstattung nicht den Anforderungen, die doch der Verleger
offenbar zu erfüllen geglaubt hat, und auf die Gefahr hin, den Vorwarf greu¬
lichster Pedanterie auf uus zu lade», möchten wir auch hierüber »och eine Be¬
merkung mache», die sich übrigeus auch mancher andre !t<I notiun nehmen kann.

Der Verfasser der „Goethe-Bildnisse" gehört zu denjenigen Schriftstellern,
welche die Marotte haben — und auch das ist wieder echt dilettantisch —
jedes dritte oder vierte Wort beim Schreiben zu unterstreichen. Er unterstreicht
jeden Personennamen, jeden Ortsnamen und dazu eine Menge andrer Wörter.
Wozu? Bisweilen soll ein Wort dadurch besonders betont werden. Das läßt


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/422>, abgerufen am 23.07.2024.