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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Zur ältesten Geschichte der Mark Meißen,

Jahre 1124, Auch sein Sohn Heinrich vermochte nicht, das Verlorne wieder
zu gewinnen.

Der Verfasser schließt seine Darstellung mit einigen Bemerkungen über die
innern Verhältnisse der Mark Meißen während der von ihm behandelten Zeit,
über Verfassung und Verwaltung, kirchliche und wirthschaftliche Zustände u. tgi.
Wohl mochte man wünschen, etwas mehr darüber zu erfahren, namentlich über
die nationalen Gegensätze, die sich doch ohne Frage vielfach bethätigt haben;
aber die Quellen geben überaus dürftige Kunde, und wir billigen es vollkommen,
wenn der Verfasser nicht versucht hat, aus Conjeeturen und Analogien ein luftiges
Gebäude zu errichten, das vielleicht dem Laien, aber nicht dem Fachmann mehr
Befriedigung gewährt hätte.

Ausschließlich für den letztern sind die drei Exeurse bestimmt, die fast ein
Drittel des Buches in Anspruch nehmen. Der erste enthält Beiträge zur Geo¬
graphie der Mark und der Diöcese Meißen und wird veranschaulicht durch eine
sorgfältig gearbeitete Gaukarte und sechs kleine Kärtchen, welche die Entwicklung
der Bisthümer Meißen, Zeitz und Merseburg mit besondrer Rücksicht auf die
vielbesprochne Auflösung des Bisthums Merseburg 981 und auf seine Wieder¬
herstellung 1017 darstellen. Die hier niedergelegten Forschungen, die an Unter¬
suchungen von Winter und Fraustadt anknüpfe" konnten, sind sehr verdienstlich
und enthalten viel Neues. Ein zweiter Excurs bringt das kurze Fragment einer
Naumburger Bisthumsmatrikel, ein dritter einen vollständigen und correcten Ab¬
druck eines sehr wichtigen Documents, nämlich der früher theilweise in der von
Calles herausgegebnen 8>zris8 gxisooxorum Nisnensium gedruckten und danach
schon oft benutzten Meißner Bisthumsmatrikel, die aber in der allein erhaltnen
Form nicht, wie man früher annahm, aus dem Jahre 1346, sondern aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts stammt.

Ohne Frage ist die erste Abtheilung des (Zoäox clixlomMeus Laxom^s
i'kg'ins sehr glücklich in die wissenschaftliche Welt eingeführt worden. Sieht mau
dem ersten Bande derselben jetzt auch vielleicht mit geringrer Spannung ent¬
gegen, da seine wesentlichsten Resultate schon bekannt geworden sind, so bietet
das vorliegende Buch doch die beste Bürgschaft für die tüchtige Ausführung des
Werkes.


H. Lrmisch.


Zur ältesten Geschichte der Mark Meißen,

Jahre 1124, Auch sein Sohn Heinrich vermochte nicht, das Verlorne wieder
zu gewinnen.

Der Verfasser schließt seine Darstellung mit einigen Bemerkungen über die
innern Verhältnisse der Mark Meißen während der von ihm behandelten Zeit,
über Verfassung und Verwaltung, kirchliche und wirthschaftliche Zustände u. tgi.
Wohl mochte man wünschen, etwas mehr darüber zu erfahren, namentlich über
die nationalen Gegensätze, die sich doch ohne Frage vielfach bethätigt haben;
aber die Quellen geben überaus dürftige Kunde, und wir billigen es vollkommen,
wenn der Verfasser nicht versucht hat, aus Conjeeturen und Analogien ein luftiges
Gebäude zu errichten, das vielleicht dem Laien, aber nicht dem Fachmann mehr
Befriedigung gewährt hätte.

Ausschließlich für den letztern sind die drei Exeurse bestimmt, die fast ein
Drittel des Buches in Anspruch nehmen. Der erste enthält Beiträge zur Geo¬
graphie der Mark und der Diöcese Meißen und wird veranschaulicht durch eine
sorgfältig gearbeitete Gaukarte und sechs kleine Kärtchen, welche die Entwicklung
der Bisthümer Meißen, Zeitz und Merseburg mit besondrer Rücksicht auf die
vielbesprochne Auflösung des Bisthums Merseburg 981 und auf seine Wieder¬
herstellung 1017 darstellen. Die hier niedergelegten Forschungen, die an Unter¬
suchungen von Winter und Fraustadt anknüpfe» konnten, sind sehr verdienstlich
und enthalten viel Neues. Ein zweiter Excurs bringt das kurze Fragment einer
Naumburger Bisthumsmatrikel, ein dritter einen vollständigen und correcten Ab¬
druck eines sehr wichtigen Documents, nämlich der früher theilweise in der von
Calles herausgegebnen 8>zris8 gxisooxorum Nisnensium gedruckten und danach
schon oft benutzten Meißner Bisthumsmatrikel, die aber in der allein erhaltnen
Form nicht, wie man früher annahm, aus dem Jahre 1346, sondern aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts stammt.

Ohne Frage ist die erste Abtheilung des (Zoäox clixlomMeus Laxom^s
i'kg'ins sehr glücklich in die wissenschaftliche Welt eingeführt worden. Sieht mau
dem ersten Bande derselben jetzt auch vielleicht mit geringrer Spannung ent¬
gegen, da seine wesentlichsten Resultate schon bekannt geworden sind, so bietet
das vorliegende Buch doch die beste Bürgschaft für die tüchtige Ausführung des
Werkes.


H. Lrmisch.


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[0370] Zur ältesten Geschichte der Mark Meißen, Jahre 1124, Auch sein Sohn Heinrich vermochte nicht, das Verlorne wieder zu gewinnen. Der Verfasser schließt seine Darstellung mit einigen Bemerkungen über die innern Verhältnisse der Mark Meißen während der von ihm behandelten Zeit, über Verfassung und Verwaltung, kirchliche und wirthschaftliche Zustände u. tgi. Wohl mochte man wünschen, etwas mehr darüber zu erfahren, namentlich über die nationalen Gegensätze, die sich doch ohne Frage vielfach bethätigt haben; aber die Quellen geben überaus dürftige Kunde, und wir billigen es vollkommen, wenn der Verfasser nicht versucht hat, aus Conjeeturen und Analogien ein luftiges Gebäude zu errichten, das vielleicht dem Laien, aber nicht dem Fachmann mehr Befriedigung gewährt hätte. Ausschließlich für den letztern sind die drei Exeurse bestimmt, die fast ein Drittel des Buches in Anspruch nehmen. Der erste enthält Beiträge zur Geo¬ graphie der Mark und der Diöcese Meißen und wird veranschaulicht durch eine sorgfältig gearbeitete Gaukarte und sechs kleine Kärtchen, welche die Entwicklung der Bisthümer Meißen, Zeitz und Merseburg mit besondrer Rücksicht auf die vielbesprochne Auflösung des Bisthums Merseburg 981 und auf seine Wieder¬ herstellung 1017 darstellen. Die hier niedergelegten Forschungen, die an Unter¬ suchungen von Winter und Fraustadt anknüpfe» konnten, sind sehr verdienstlich und enthalten viel Neues. Ein zweiter Excurs bringt das kurze Fragment einer Naumburger Bisthumsmatrikel, ein dritter einen vollständigen und correcten Ab¬ druck eines sehr wichtigen Documents, nämlich der früher theilweise in der von Calles herausgegebnen 8>zris8 gxisooxorum Nisnensium gedruckten und danach schon oft benutzten Meißner Bisthumsmatrikel, die aber in der allein erhaltnen Form nicht, wie man früher annahm, aus dem Jahre 1346, sondern aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammt. Ohne Frage ist die erste Abtheilung des (Zoäox clixlomMeus Laxom^s i'kg'ins sehr glücklich in die wissenschaftliche Welt eingeführt worden. Sieht mau dem ersten Bande derselben jetzt auch vielleicht mit geringrer Spannung ent¬ gegen, da seine wesentlichsten Resultate schon bekannt geworden sind, so bietet das vorliegende Buch doch die beste Bürgschaft für die tüchtige Ausführung des Werkes. H. Lrmisch.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/370>, abgerufen am 01.07.2024.