Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Litt Jugendfreund Goethes.

Mischt im Drama Fluch und Segen
Wunderbar der Wirkung ivegen;
Solche Mischung thut Effect,
lieber die Natur erhaben
Cvmmaudirt es das Gefühl;
Solches wie die Menschen haben,
Ist ihm noch zu schwach, zu kühl.
Es erfindet die Empfindung,
Jubel lohnet der Erfindung
lind verbreitet seineu Ruhm (u, s, w,)

Die Moral des Stückes wird im Schlußchor nusgesprocheiu


Freue sich doch, wer Balhmeudi gesunde";
Sie ist die Schöpferin seliger Stunden,
Zaudert deu Himmel in menschliche Brust.
Doch sie erscheint nnr bescheidenen Herzen,
Habsucht und Stolz überläßt sie den Schmerzen;
Thoren verkennen die Freundin der Lust.
Hoheit und Ansehn, begleitet von Schätzen,
Können deu Frieden uns ninuner ersetzen,
Den uns die Tochter des Himmels gewährt.
Lasst uns Bathmendi mit Treue verehren!
Horchet ans ihre beglückende Lehren:
Unschuld und Frohsinn ist, was sie uus lehrt.

(Vgl. über Karl August von Lichtenstein -- 1767 bis 1845 -- Mendel-
Rcißmcinn, Mus. Conv. Lex. VI., 315. 316. Der Theaterzettel zur ersten Auf¬
führung ist abgedruckt in L. Würdigs Chronik der Stadt Dessau, 1876, S. 606.
Näheres über das Schicksal der Oper bei K. Elze, dem auch die oben gegebnen
Proben entnvmnien siud.)

Als Gelegenheitsgedichte zur Feier bestimmter Tage haben wir Behrisch mit
höchster Wahrscheinlichkeit eine Cantate zum Geburtstage der Prinzessin Kasimire
(gebaren 19. Januar 1749) Schwester des Fürsten, nachmalige Gräfin von Lippe-
Detmold (1769) und die Festeantate zur Einweihung des fürstlichen Schlaffes zu
Wörlitz (1773) zuzuschreiben. Da die höhere Bedeutung dieser Cantciten in der von
E. W. Ruft geschriebnen Musik ruht, so werden wir die Worte an andrer Stelle
mittheilen.

Einen höhern poetischen Werth haben wir dem Hochzeitsgedichte Anzuschreiben,
welches Behrisch seinem Freunde und Mitarbeiter, dem Musikdirektor E. W. Ruft
zu dessen Verheiratung mit der Sängerin Heimelte Nicdhardt widmete. Es ist
vom fürstl. Kammermusiker I. G. Keller komponirt und wurde am 9. Mai 1775,
dem Vorabend der Hochzeit, aufgeführt: "Der Streit Amors und der Göttin der
Tonkunst vor der Brautkammer des Herrn Musikdirektor Ruft; von E. W. Behrisch
und I. G. Keller."

Im Jahre 1777 schrieb Behrisch einen (wahrscheinlich von Ruhe in Musik ge¬
setzten) Fcstgesaug zum 10. Jahrestage der Vermählung des Fürsten. Der Gesang


Litt Jugendfreund Goethes.

Mischt im Drama Fluch und Segen
Wunderbar der Wirkung ivegen;
Solche Mischung thut Effect,
lieber die Natur erhaben
Cvmmaudirt es das Gefühl;
Solches wie die Menschen haben,
Ist ihm noch zu schwach, zu kühl.
Es erfindet die Empfindung,
Jubel lohnet der Erfindung
lind verbreitet seineu Ruhm (u, s, w,)

Die Moral des Stückes wird im Schlußchor nusgesprocheiu


Freue sich doch, wer Balhmeudi gesunde»;
Sie ist die Schöpferin seliger Stunden,
Zaudert deu Himmel in menschliche Brust.
Doch sie erscheint nnr bescheidenen Herzen,
Habsucht und Stolz überläßt sie den Schmerzen;
Thoren verkennen die Freundin der Lust.
Hoheit und Ansehn, begleitet von Schätzen,
Können deu Frieden uns ninuner ersetzen,
Den uns die Tochter des Himmels gewährt.
Lasst uns Bathmendi mit Treue verehren!
Horchet ans ihre beglückende Lehren:
Unschuld und Frohsinn ist, was sie uus lehrt.

(Vgl. über Karl August von Lichtenstein — 1767 bis 1845 — Mendel-
Rcißmcinn, Mus. Conv. Lex. VI., 315. 316. Der Theaterzettel zur ersten Auf¬
führung ist abgedruckt in L. Würdigs Chronik der Stadt Dessau, 1876, S. 606.
Näheres über das Schicksal der Oper bei K. Elze, dem auch die oben gegebnen
Proben entnvmnien siud.)

Als Gelegenheitsgedichte zur Feier bestimmter Tage haben wir Behrisch mit
höchster Wahrscheinlichkeit eine Cantate zum Geburtstage der Prinzessin Kasimire
(gebaren 19. Januar 1749) Schwester des Fürsten, nachmalige Gräfin von Lippe-
Detmold (1769) und die Festeantate zur Einweihung des fürstlichen Schlaffes zu
Wörlitz (1773) zuzuschreiben. Da die höhere Bedeutung dieser Cantciten in der von
E. W. Ruft geschriebnen Musik ruht, so werden wir die Worte an andrer Stelle
mittheilen.

Einen höhern poetischen Werth haben wir dem Hochzeitsgedichte Anzuschreiben,
welches Behrisch seinem Freunde und Mitarbeiter, dem Musikdirektor E. W. Ruft
zu dessen Verheiratung mit der Sängerin Heimelte Nicdhardt widmete. Es ist
vom fürstl. Kammermusiker I. G. Keller komponirt und wurde am 9. Mai 1775,
dem Vorabend der Hochzeit, aufgeführt: „Der Streit Amors und der Göttin der
Tonkunst vor der Brautkammer des Herrn Musikdirektor Ruft; von E. W. Behrisch
und I. G. Keller."

Im Jahre 1777 schrieb Behrisch einen (wahrscheinlich von Ruhe in Musik ge¬
setzten) Fcstgesaug zum 10. Jahrestage der Vermählung des Fürsten. Der Gesang


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0162" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149734"/>
          <fw type="header" place="top"> Litt Jugendfreund Goethes.</fw><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_11" type="poem">
              <l> Mischt im Drama Fluch und Segen<lb/>
Wunderbar der Wirkung ivegen;<lb/>
Solche Mischung thut Effect,</l>
              <l> lieber die Natur erhaben<lb/>
Cvmmaudirt es das Gefühl;<lb/>
Solches wie die Menschen haben,<lb/>
Ist ihm noch zu schwach, zu kühl.<lb/>
Es erfindet die Empfindung,<lb/>
Jubel lohnet der Erfindung<lb/>
lind verbreitet seineu Ruhm (u, s, w,)</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <p xml:id="ID_546"> Die Moral des Stückes wird im Schlußchor nusgesprocheiu</p><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_12" type="poem">
              <l> Freue sich doch, wer Balhmeudi gesunde»;<lb/>
Sie ist die Schöpferin seliger Stunden,<lb/>
Zaudert deu Himmel in menschliche Brust.<lb/>
Doch sie erscheint nnr bescheidenen Herzen,<lb/>
Habsucht und Stolz überläßt sie den Schmerzen;<lb/>
Thoren verkennen die Freundin der Lust.<lb/>
Hoheit und Ansehn, begleitet von Schätzen,<lb/>
Können deu Frieden uns ninuner ersetzen,<lb/>
Den uns die Tochter des Himmels gewährt.<lb/>
Lasst uns Bathmendi mit Treue verehren!<lb/>
Horchet ans ihre beglückende Lehren:<lb/>
Unschuld und Frohsinn ist, was sie uus lehrt.</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <p xml:id="ID_547"> (Vgl. über Karl August von Lichtenstein &#x2014; 1767 bis 1845 &#x2014; Mendel-<lb/>
Rcißmcinn, Mus. Conv. Lex. VI., 315. 316. Der Theaterzettel zur ersten Auf¬<lb/>
führung ist abgedruckt in L. Würdigs Chronik der Stadt Dessau, 1876, S. 606.<lb/>
Näheres über das Schicksal der Oper bei K. Elze, dem auch die oben gegebnen<lb/>
Proben entnvmnien siud.)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_548"> Als Gelegenheitsgedichte zur Feier bestimmter Tage haben wir Behrisch mit<lb/>
höchster Wahrscheinlichkeit eine Cantate zum Geburtstage der Prinzessin Kasimire<lb/>
(gebaren 19. Januar 1749) Schwester des Fürsten, nachmalige Gräfin von Lippe-<lb/>
Detmold (1769) und die Festeantate zur Einweihung des fürstlichen Schlaffes zu<lb/>
Wörlitz (1773) zuzuschreiben. Da die höhere Bedeutung dieser Cantciten in der von<lb/>
E. W. Ruft geschriebnen Musik ruht, so werden wir die Worte an andrer Stelle<lb/>
mittheilen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_549"> Einen höhern poetischen Werth haben wir dem Hochzeitsgedichte Anzuschreiben,<lb/>
welches Behrisch seinem Freunde und Mitarbeiter, dem Musikdirektor E. W. Ruft<lb/>
zu dessen Verheiratung mit der Sängerin Heimelte Nicdhardt widmete. Es ist<lb/>
vom fürstl. Kammermusiker I. G. Keller komponirt und wurde am 9. Mai 1775,<lb/>
dem Vorabend der Hochzeit, aufgeführt: &#x201E;Der Streit Amors und der Göttin der<lb/>
Tonkunst vor der Brautkammer des Herrn Musikdirektor Ruft; von E. W. Behrisch<lb/>
und I. G. Keller."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_550" next="#ID_551"> Im Jahre 1777 schrieb Behrisch einen (wahrscheinlich von Ruhe in Musik ge¬<lb/>
setzten) Fcstgesaug zum 10. Jahrestage der Vermählung des Fürsten. Der Gesang</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0162] Litt Jugendfreund Goethes. Mischt im Drama Fluch und Segen Wunderbar der Wirkung ivegen; Solche Mischung thut Effect, lieber die Natur erhaben Cvmmaudirt es das Gefühl; Solches wie die Menschen haben, Ist ihm noch zu schwach, zu kühl. Es erfindet die Empfindung, Jubel lohnet der Erfindung lind verbreitet seineu Ruhm (u, s, w,) Die Moral des Stückes wird im Schlußchor nusgesprocheiu Freue sich doch, wer Balhmeudi gesunde»; Sie ist die Schöpferin seliger Stunden, Zaudert deu Himmel in menschliche Brust. Doch sie erscheint nnr bescheidenen Herzen, Habsucht und Stolz überläßt sie den Schmerzen; Thoren verkennen die Freundin der Lust. Hoheit und Ansehn, begleitet von Schätzen, Können deu Frieden uns ninuner ersetzen, Den uns die Tochter des Himmels gewährt. Lasst uns Bathmendi mit Treue verehren! Horchet ans ihre beglückende Lehren: Unschuld und Frohsinn ist, was sie uus lehrt. (Vgl. über Karl August von Lichtenstein — 1767 bis 1845 — Mendel- Rcißmcinn, Mus. Conv. Lex. VI., 315. 316. Der Theaterzettel zur ersten Auf¬ führung ist abgedruckt in L. Würdigs Chronik der Stadt Dessau, 1876, S. 606. Näheres über das Schicksal der Oper bei K. Elze, dem auch die oben gegebnen Proben entnvmnien siud.) Als Gelegenheitsgedichte zur Feier bestimmter Tage haben wir Behrisch mit höchster Wahrscheinlichkeit eine Cantate zum Geburtstage der Prinzessin Kasimire (gebaren 19. Januar 1749) Schwester des Fürsten, nachmalige Gräfin von Lippe- Detmold (1769) und die Festeantate zur Einweihung des fürstlichen Schlaffes zu Wörlitz (1773) zuzuschreiben. Da die höhere Bedeutung dieser Cantciten in der von E. W. Ruft geschriebnen Musik ruht, so werden wir die Worte an andrer Stelle mittheilen. Einen höhern poetischen Werth haben wir dem Hochzeitsgedichte Anzuschreiben, welches Behrisch seinem Freunde und Mitarbeiter, dem Musikdirektor E. W. Ruft zu dessen Verheiratung mit der Sängerin Heimelte Nicdhardt widmete. Es ist vom fürstl. Kammermusiker I. G. Keller komponirt und wurde am 9. Mai 1775, dem Vorabend der Hochzeit, aufgeführt: „Der Streit Amors und der Göttin der Tonkunst vor der Brautkammer des Herrn Musikdirektor Ruft; von E. W. Behrisch und I. G. Keller." Im Jahre 1777 schrieb Behrisch einen (wahrscheinlich von Ruhe in Musik ge¬ setzten) Fcstgesaug zum 10. Jahrestage der Vermählung des Fürsten. Der Gesang

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/162
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/162>, abgerufen am 23.07.2024.