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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Vom Torpedowese",

ja, daß schon früher Schiffe als Höllenmaschine" fungirten. Und sind es nicht
recht eigentlich Höllenmaschinen gewesen, denen im vergangnen Jahre zwei chile¬
nische Kriegsschiffe zum Opfer gefallen sind, wie unscheinbar sie sich auch an¬
ließen? Hier liegt ein weites Feld von Möglichkeiten in sehr zahlreiche" Varia¬
tionen, Die letzterwähnte" Fälle "logen "och kurz dargestellt werden,

Zu der Blvkadeflotte der Chilenen vor Catta" gehörte der bewaffnete frühere
Postdampfer I^ein. Die Peruaner verstanden es, ein mit Früchten und Gemüsen
beladenes Lastboot zu zeigen, wie wenn es zufällig abgekommen wäre. Die
Chilene" beeilen sich, es als Prise heranznholen und die sehr erwünschte Ver-
pflegnngscrgünzuug zu entladen. Da erfolgt eine furchtbare Entladung, der
Dampfer wird fast aus dem Wasser gehoben und verschwindet nach einigen Mi¬
nuten in den Flnthe", Von den 15") Main, der Besatzung wurden nur etwa
40 Mann dnrch Boote der in der Nähe liegende" neutralen Kriegsschiffe ge¬
rettet. Das Lastbovt hatte einen falschen Boden, welcher ans Sprungfedern
ruhte, und dieser barg eine Ladung Dynamik, man sagt über 100 Kilogramm.
Mit der zunehmenden Entlastung trat die Federkraft in Wirksamkeit, und ein
in Verbindung stehender Apparat bewirkte die Entzü"d""g. Dies geschah am
3, Juli 1880,

Am 12, September lag das chilenische Kanonenboot Loo^ionZÄ vor einem
andern peruanische" Hase" etwas nördlich von Cnllao, Wieder zeigte sich ein
Lastboot wie vor Callao, aber man schoß es nun aus Vorsicht in den Gr""d,
Doch war es noch von einem Hcindbovte begleitet gewesen, welches jetzt frei
hernmschwamni. Dieses wird untersucht, ganz unverdächtig gefunden und heran¬
geholt, um es sich nicht entgehen zu lassen. Das Boot wird aufgehißt und
nun erfolgt eine Detonation und in zwei oder drei Minuten versinkt das lricgs-
bewährtc Schiff in den Fluthen; nur 20 Mann retteten sich, mehrere kamen um,
darunter der Commandant Fnrrari, andre wurden von den Peruanern gefangen.
Das Handbook hatte gleichfalls seine verborgne Dynamitladnng gehabt. Ein
Bericht sagt ziemlich frivol: "Den Spaß mit der Falle des Torpedolegens soll
sich ein Engländer gemacht haben, der ans die Habgier der chilenischen Offiziere
und Commandanten zahlte," Dazu ist die Sache doch zu ernst! Aber die
Kriegslist ist gelungen, hier wie in dem erste" Falle, Die Höllcmuaschinen
haben gewirkt.


2.

Während des "ordaineritanischen Unabhängigkeitskrieges, im Jahre 1777,
erbaute dort Bushncl ein gcschlossnes Boot zur Fahrt unter der Oberfläche des
Wassers mit dem ausgesprochnen Zwecke, damit an den Boden feindlicher Schiffe
Sprengkörper anzubringen. Es war hierdurch der Gedanke der unterseeischen'


ÄreuzboN-n II. 1881, L
Vom Torpedowese»,

ja, daß schon früher Schiffe als Höllenmaschine» fungirten. Und sind es nicht
recht eigentlich Höllenmaschinen gewesen, denen im vergangnen Jahre zwei chile¬
nische Kriegsschiffe zum Opfer gefallen sind, wie unscheinbar sie sich auch an¬
ließen? Hier liegt ein weites Feld von Möglichkeiten in sehr zahlreiche» Varia¬
tionen, Die letzterwähnte» Fälle »logen »och kurz dargestellt werden,

Zu der Blvkadeflotte der Chilenen vor Catta» gehörte der bewaffnete frühere
Postdampfer I^ein. Die Peruaner verstanden es, ein mit Früchten und Gemüsen
beladenes Lastboot zu zeigen, wie wenn es zufällig abgekommen wäre. Die
Chilene» beeilen sich, es als Prise heranznholen und die sehr erwünschte Ver-
pflegnngscrgünzuug zu entladen. Da erfolgt eine furchtbare Entladung, der
Dampfer wird fast aus dem Wasser gehoben und verschwindet nach einigen Mi¬
nuten in den Flnthe», Von den 15») Main, der Besatzung wurden nur etwa
40 Mann dnrch Boote der in der Nähe liegende» neutralen Kriegsschiffe ge¬
rettet. Das Lastbovt hatte einen falschen Boden, welcher ans Sprungfedern
ruhte, und dieser barg eine Ladung Dynamik, man sagt über 100 Kilogramm.
Mit der zunehmenden Entlastung trat die Federkraft in Wirksamkeit, und ein
in Verbindung stehender Apparat bewirkte die Entzü»d»»g. Dies geschah am
3, Juli 1880,

Am 12, September lag das chilenische Kanonenboot Loo^ionZÄ vor einem
andern peruanische» Hase» etwas nördlich von Cnllao, Wieder zeigte sich ein
Lastboot wie vor Callao, aber man schoß es nun aus Vorsicht in den Gr»»d,
Doch war es noch von einem Hcindbovte begleitet gewesen, welches jetzt frei
hernmschwamni. Dieses wird untersucht, ganz unverdächtig gefunden und heran¬
geholt, um es sich nicht entgehen zu lassen. Das Boot wird aufgehißt und
nun erfolgt eine Detonation und in zwei oder drei Minuten versinkt das lricgs-
bewährtc Schiff in den Fluthen; nur 20 Mann retteten sich, mehrere kamen um,
darunter der Commandant Fnrrari, andre wurden von den Peruanern gefangen.
Das Handbook hatte gleichfalls seine verborgne Dynamitladnng gehabt. Ein
Bericht sagt ziemlich frivol: „Den Spaß mit der Falle des Torpedolegens soll
sich ein Engländer gemacht haben, der ans die Habgier der chilenischen Offiziere
und Commandanten zahlte," Dazu ist die Sache doch zu ernst! Aber die
Kriegslist ist gelungen, hier wie in dem erste» Falle, Die Höllcmuaschinen
haben gewirkt.


2.

Während des »ordaineritanischen Unabhängigkeitskrieges, im Jahre 1777,
erbaute dort Bushncl ein gcschlossnes Boot zur Fahrt unter der Oberfläche des
Wassers mit dem ausgesprochnen Zwecke, damit an den Boden feindlicher Schiffe
Sprengkörper anzubringen. Es war hierdurch der Gedanke der unterseeischen'


ÄreuzboN-n II. 1881, L
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/13>, abgerufen am 22.07.2024.