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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Liu Brief Rloses an "essing.

scultetus") laß, können Sie sich kaum vorstellen. Er war den Augenblick ent-
schloßen Ihnen ein langes Danksagungsschreiben zu überschicken, wenn nicht einige
von ihm aufgefundene senkt, Gedichte diesen Vorsatz aufgehalten hätten, denn nun
geht er damit um, Ihnen eine kleine Sammlung dieser zu dediciren. Ich würde
das nemliche thun, denn wie unendlich bin ich Ihnen für Ihre Freundschaft ver¬
bunden; doch ich finde keinen Seps, der Ihrer würdig und meinen kleinen Fähig¬
keiten angemeßen ist. Die litterarischen Beiträge, in denen ich mich inLu^uno vor
Ihnen als dem, der meine höchste Bewundrung und Liebe verdient, neige, belieben
Sie als einen Beweis gütigst anfzuncmen, daß ich mich ganze Tage freue, wenn
ich mir meinem besten einen Augenblik von Vergnügen vcrschaft habe. Lesen Sie
ja nichts weiter als den Klaggesang der Nachtigall und die Gedichte des scultetus,
die ich ans dein Original unsers jungen Dichters habe abdruken lassend') denn das
übrige ist uicht für Sie geschrieben. Freilich würde eine Nachricht von dem gegen¬
wärtigen Zustande der Gelcrsamkcit in Schlesien den Ausländern bald in dem ersten
Stute willommen gewesen sein. Allein ich habe zu viel Liebe für mein Vaterland
und eine zu schwache Brust, als daß ich in die Trompete der Fama stoßen tönte.
In Breslnu hat es seit einiger Zeit Skribenten genug. Im verfloßnen Jahre er¬
schien: Theatralisches Wochenblatt von einem Nachfolger in Ihrer ehemaligen Station,
Wochenblatt für Arme, Krünzel und Beobachtungen, die Verfaßer der letztem lanrtcn
wie eine Spinne, wenn sie ein Insect von ihren Mitbrüdern fangen tönten.'') Die
Schlesische Anthologie ^) wird Ihnen dem Titel nach bekannt sein. Ihr Samier ist
darin, welcher Ihnen begegnete, als Sie mit nur von der Neastädtischen Bibliothek
giengen. Sie kennen den Zug unsers Vaterlandes; die besten Genies giebt es nns-






Die Herausgabe der Gedichte des Andreas scultetus durch Lessing fällt bereits in
das Jahr 1771. Mau vergleiche, was in der neuen Ausgabe vou Tanzet und Guhrcmer II, 303
über diese Sache bciucrkt ist. Leider haben die Herausgeber nicht den Aufsatz von Karl Dziatzlo
"Der Uebertritt des Dichters Andreas scultetus voll Buuzlnu zum Katholicismus im Jahre
1644" in der Zeitschrift für Geschichte n"d Alterthum Schlesiens Bd. XII (1875) S. 439 bis
453 gekannt. Die Vermuthung Dziatzkos, daß der Uebertritt die Muse des jungen Dichters
habe'verstummen lassen, ist sehr ansprechend. Seine Schicksale nach diesem llcbertritt ent¬
ziehen sich noch immer unsrer Kenntniß. Daß übrigens das Talent des scultetus seinen
Zeitgenossen nicht nnvcrborgcn geblieben ist, läßt sich ivcnigstcns mit dem einen Beispiele be¬
legen, daß Andreas Tscherning in einem Briefe aus Rostock vom 27. Mai 1ö43 an Matthius
Machner ihm durch diesen sagen läßt, er würde mit Freuden jede Gelegenheit ergreifen, ihm
nützlich zu sein. Im Nachlaß von Klose findet sich ein Todtengespräch zwischen Lessing und
scultetus aus dem Jahre, 1797, in welchem auch schou das Verstummen der Muse des
Dichters mit seinem llcbertritt zum. Katholicismus in Verbindung gebracht wird.
°
) Im ersten Bande der von ihm hernusqcgcbcncu Neuen litterarischen Unterhaltungen
(Breslau, I. Fr. Korn, 1774) besprach Klose im Januarheft den ersten Beitrag Lessings zur
Geschichte und Literatur und theilte dabei deu Klaggcsang der Nnchtigal mit. Im Aprilhcft
besprach er JachmanuS Nachlese zu den Gedichten des scultetus und gab selbst einige Nach¬
träge dazu. Der Brief ist offenbar ein Begleitschreiben zur Uebersendung dieser 4- Hefte an
Lessing. Vgl. Danzcl und Guhrnuer, 2. Aufl. 338--339.
°
) Das Theatralische Wochenblatt von. Karl Konrad Streit erlebte nur den Jahrgang 1773.
Auch von dem Wochenblatte "Zum Besten der Hausnrmcn" sind mir um 13 Stücke bekannt.
Die das Kriiuzcl betitelte Wochenschrift ist mir nie zu Gesicht gekommen. K. K. Streit erwähnt sie
in seinem Verzeichnis ze. S. 81 u. 125. Sie erschien 1772 und 1778. Die Beobachtungen in
der moralischen und literarischen Welt zur Ausnahme des guten Geschmacks und der guten
Sitten in Schlesien haben es bis ans zwei Jahrgänge 1773 nud 1774 gebracht llebrigcns
haben sich auch Kloses llntcrhnltungcu um die beiden Jahre 1774 "ut 1775 behauptet.
'
) Von der Schlesischen Anthologie, herausgegeben von Carl Friedrich Lentner, sind
1773 und 1774 zwei Sammlungen erschienen. Die Verfasser der Beiträge der ersten Sammlung,
auf die Kloses Aeußerung geht, bleiben bis ans den bekannten Dr. B. L. Trnlles sämmtlich
ungenannt. Es ist daher nicht zu sagen, auf wen sich die Anspielung des Briefes bezieht.
Liu Brief Rloses an «essing.

scultetus") laß, können Sie sich kaum vorstellen. Er war den Augenblick ent-
schloßen Ihnen ein langes Danksagungsschreiben zu überschicken, wenn nicht einige
von ihm aufgefundene senkt, Gedichte diesen Vorsatz aufgehalten hätten, denn nun
geht er damit um, Ihnen eine kleine Sammlung dieser zu dediciren. Ich würde
das nemliche thun, denn wie unendlich bin ich Ihnen für Ihre Freundschaft ver¬
bunden; doch ich finde keinen Seps, der Ihrer würdig und meinen kleinen Fähig¬
keiten angemeßen ist. Die litterarischen Beiträge, in denen ich mich inLu^uno vor
Ihnen als dem, der meine höchste Bewundrung und Liebe verdient, neige, belieben
Sie als einen Beweis gütigst anfzuncmen, daß ich mich ganze Tage freue, wenn
ich mir meinem besten einen Augenblik von Vergnügen vcrschaft habe. Lesen Sie
ja nichts weiter als den Klaggesang der Nachtigall und die Gedichte des scultetus,
die ich ans dein Original unsers jungen Dichters habe abdruken lassend') denn das
übrige ist uicht für Sie geschrieben. Freilich würde eine Nachricht von dem gegen¬
wärtigen Zustande der Gelcrsamkcit in Schlesien den Ausländern bald in dem ersten
Stute willommen gewesen sein. Allein ich habe zu viel Liebe für mein Vaterland
und eine zu schwache Brust, als daß ich in die Trompete der Fama stoßen tönte.
In Breslnu hat es seit einiger Zeit Skribenten genug. Im verfloßnen Jahre er¬
schien: Theatralisches Wochenblatt von einem Nachfolger in Ihrer ehemaligen Station,
Wochenblatt für Arme, Krünzel und Beobachtungen, die Verfaßer der letztem lanrtcn
wie eine Spinne, wenn sie ein Insect von ihren Mitbrüdern fangen tönten.'') Die
Schlesische Anthologie ^) wird Ihnen dem Titel nach bekannt sein. Ihr Samier ist
darin, welcher Ihnen begegnete, als Sie mit nur von der Neastädtischen Bibliothek
giengen. Sie kennen den Zug unsers Vaterlandes; die besten Genies giebt es nns-






Die Herausgabe der Gedichte des Andreas scultetus durch Lessing fällt bereits in
das Jahr 1771. Mau vergleiche, was in der neuen Ausgabe vou Tanzet und Guhrcmer II, 303
über diese Sache bciucrkt ist. Leider haben die Herausgeber nicht den Aufsatz von Karl Dziatzlo
„Der Uebertritt des Dichters Andreas scultetus voll Buuzlnu zum Katholicismus im Jahre
1644" in der Zeitschrift für Geschichte n»d Alterthum Schlesiens Bd. XII (1875) S. 439 bis
453 gekannt. Die Vermuthung Dziatzkos, daß der Uebertritt die Muse des jungen Dichters
habe'verstummen lassen, ist sehr ansprechend. Seine Schicksale nach diesem llcbertritt ent¬
ziehen sich noch immer unsrer Kenntniß. Daß übrigens das Talent des scultetus seinen
Zeitgenossen nicht nnvcrborgcn geblieben ist, läßt sich ivcnigstcns mit dem einen Beispiele be¬
legen, daß Andreas Tscherning in einem Briefe aus Rostock vom 27. Mai 1ö43 an Matthius
Machner ihm durch diesen sagen läßt, er würde mit Freuden jede Gelegenheit ergreifen, ihm
nützlich zu sein. Im Nachlaß von Klose findet sich ein Todtengespräch zwischen Lessing und
scultetus aus dem Jahre, 1797, in welchem auch schou das Verstummen der Muse des
Dichters mit seinem llcbertritt zum. Katholicismus in Verbindung gebracht wird.
°
) Im ersten Bande der von ihm hernusqcgcbcncu Neuen litterarischen Unterhaltungen
(Breslau, I. Fr. Korn, 1774) besprach Klose im Januarheft den ersten Beitrag Lessings zur
Geschichte und Literatur und theilte dabei deu Klaggcsang der Nnchtigal mit. Im Aprilhcft
besprach er JachmanuS Nachlese zu den Gedichten des scultetus und gab selbst einige Nach¬
träge dazu. Der Brief ist offenbar ein Begleitschreiben zur Uebersendung dieser 4- Hefte an
Lessing. Vgl. Danzcl und Guhrnuer, 2. Aufl. 338—339.
°
) Das Theatralische Wochenblatt von. Karl Konrad Streit erlebte nur den Jahrgang 1773.
Auch von dem Wochenblatte „Zum Besten der Hausnrmcn" sind mir um 13 Stücke bekannt.
Die das Kriiuzcl betitelte Wochenschrift ist mir nie zu Gesicht gekommen. K. K. Streit erwähnt sie
in seinem Verzeichnis ze. S. 81 u. 125. Sie erschien 1772 und 1778. Die Beobachtungen in
der moralischen und literarischen Welt zur Ausnahme des guten Geschmacks und der guten
Sitten in Schlesien haben es bis ans zwei Jahrgänge 1773 nud 1774 gebracht llebrigcns
haben sich auch Kloses llntcrhnltungcu um die beiden Jahre 1774 »ut 1775 behauptet.
'
) Von der Schlesischen Anthologie, herausgegeben von Carl Friedrich Lentner, sind
1773 und 1774 zwei Sammlungen erschienen. Die Verfasser der Beiträge der ersten Sammlung,
auf die Kloses Aeußerung geht, bleiben bis ans den bekannten Dr. B. L. Trnlles sämmtlich
ungenannt. Es ist daher nicht zu sagen, auf wen sich die Anspielung des Briefes bezieht.
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[0569] Liu Brief Rloses an «essing. scultetus") laß, können Sie sich kaum vorstellen. Er war den Augenblick ent- schloßen Ihnen ein langes Danksagungsschreiben zu überschicken, wenn nicht einige von ihm aufgefundene senkt, Gedichte diesen Vorsatz aufgehalten hätten, denn nun geht er damit um, Ihnen eine kleine Sammlung dieser zu dediciren. Ich würde das nemliche thun, denn wie unendlich bin ich Ihnen für Ihre Freundschaft ver¬ bunden; doch ich finde keinen Seps, der Ihrer würdig und meinen kleinen Fähig¬ keiten angemeßen ist. Die litterarischen Beiträge, in denen ich mich inLu^uno vor Ihnen als dem, der meine höchste Bewundrung und Liebe verdient, neige, belieben Sie als einen Beweis gütigst anfzuncmen, daß ich mich ganze Tage freue, wenn ich mir meinem besten einen Augenblik von Vergnügen vcrschaft habe. Lesen Sie ja nichts weiter als den Klaggesang der Nachtigall und die Gedichte des scultetus, die ich ans dein Original unsers jungen Dichters habe abdruken lassend') denn das übrige ist uicht für Sie geschrieben. Freilich würde eine Nachricht von dem gegen¬ wärtigen Zustande der Gelcrsamkcit in Schlesien den Ausländern bald in dem ersten Stute willommen gewesen sein. Allein ich habe zu viel Liebe für mein Vaterland und eine zu schwache Brust, als daß ich in die Trompete der Fama stoßen tönte. In Breslnu hat es seit einiger Zeit Skribenten genug. Im verfloßnen Jahre er¬ schien: Theatralisches Wochenblatt von einem Nachfolger in Ihrer ehemaligen Station, Wochenblatt für Arme, Krünzel und Beobachtungen, die Verfaßer der letztem lanrtcn wie eine Spinne, wenn sie ein Insect von ihren Mitbrüdern fangen tönten.'') Die Schlesische Anthologie ^) wird Ihnen dem Titel nach bekannt sein. Ihr Samier ist darin, welcher Ihnen begegnete, als Sie mit nur von der Neastädtischen Bibliothek giengen. Sie kennen den Zug unsers Vaterlandes; die besten Genies giebt es nns- Die Herausgabe der Gedichte des Andreas scultetus durch Lessing fällt bereits in das Jahr 1771. Mau vergleiche, was in der neuen Ausgabe vou Tanzet und Guhrcmer II, 303 über diese Sache bciucrkt ist. Leider haben die Herausgeber nicht den Aufsatz von Karl Dziatzlo „Der Uebertritt des Dichters Andreas scultetus voll Buuzlnu zum Katholicismus im Jahre 1644" in der Zeitschrift für Geschichte n»d Alterthum Schlesiens Bd. XII (1875) S. 439 bis 453 gekannt. Die Vermuthung Dziatzkos, daß der Uebertritt die Muse des jungen Dichters habe'verstummen lassen, ist sehr ansprechend. Seine Schicksale nach diesem llcbertritt ent¬ ziehen sich noch immer unsrer Kenntniß. Daß übrigens das Talent des scultetus seinen Zeitgenossen nicht nnvcrborgcn geblieben ist, läßt sich ivcnigstcns mit dem einen Beispiele be¬ legen, daß Andreas Tscherning in einem Briefe aus Rostock vom 27. Mai 1ö43 an Matthius Machner ihm durch diesen sagen läßt, er würde mit Freuden jede Gelegenheit ergreifen, ihm nützlich zu sein. Im Nachlaß von Klose findet sich ein Todtengespräch zwischen Lessing und scultetus aus dem Jahre, 1797, in welchem auch schou das Verstummen der Muse des Dichters mit seinem llcbertritt zum. Katholicismus in Verbindung gebracht wird. ° ) Im ersten Bande der von ihm hernusqcgcbcncu Neuen litterarischen Unterhaltungen (Breslau, I. Fr. Korn, 1774) besprach Klose im Januarheft den ersten Beitrag Lessings zur Geschichte und Literatur und theilte dabei deu Klaggcsang der Nnchtigal mit. Im Aprilhcft besprach er JachmanuS Nachlese zu den Gedichten des scultetus und gab selbst einige Nach¬ träge dazu. Der Brief ist offenbar ein Begleitschreiben zur Uebersendung dieser 4- Hefte an Lessing. Vgl. Danzcl und Guhrnuer, 2. Aufl. 338—339. ° ) Das Theatralische Wochenblatt von. Karl Konrad Streit erlebte nur den Jahrgang 1773. Auch von dem Wochenblatte „Zum Besten der Hausnrmcn" sind mir um 13 Stücke bekannt. Die das Kriiuzcl betitelte Wochenschrift ist mir nie zu Gesicht gekommen. K. K. Streit erwähnt sie in seinem Verzeichnis ze. S. 81 u. 125. Sie erschien 1772 und 1778. Die Beobachtungen in der moralischen und literarischen Welt zur Ausnahme des guten Geschmacks und der guten Sitten in Schlesien haben es bis ans zwei Jahrgänge 1773 nud 1774 gebracht llebrigcns haben sich auch Kloses llntcrhnltungcu um die beiden Jahre 1774 »ut 1775 behauptet. ' ) Von der Schlesischen Anthologie, herausgegeben von Carl Friedrich Lentner, sind 1773 und 1774 zwei Sammlungen erschienen. Die Verfasser der Beiträge der ersten Sammlung, auf die Kloses Aeußerung geht, bleiben bis ans den bekannten Dr. B. L. Trnlles sämmtlich ungenannt. Es ist daher nicht zu sagen, auf wen sich die Anspielung des Briefes bezieht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/569>, abgerufen am 27.12.2024.