Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Das Herrenhaus. der sich dadurch ein langdauerndes Andenken gesichert hat, daß er bei Beginn Harte Worte für ein solches Verfahren drängen sich uns in die Feder, Die 89 Mitglieder des Herrenhauses, welche die Minorität bei der Ab¬ Diese Minorität stellt also ein Conglomerat der heterogensten Elemente dar, *) In wie weite Kreise wenigstens ein Anhauch dieses Gesühls geht, ersieht man aus
der Haltung der "Post," die über die Sache Artikel von süßsaurem Geschmacke brachte. Das Herrenhaus. der sich dadurch ein langdauerndes Andenken gesichert hat, daß er bei Beginn Harte Worte für ein solches Verfahren drängen sich uns in die Feder, Die 89 Mitglieder des Herrenhauses, welche die Minorität bei der Ab¬ Diese Minorität stellt also ein Conglomerat der heterogensten Elemente dar, *) In wie weite Kreise wenigstens ein Anhauch dieses Gesühls geht, ersieht man aus
der Haltung der „Post," die über die Sache Artikel von süßsaurem Geschmacke brachte. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0376" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149360"/> <fw type="header" place="top"> Das Herrenhaus.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1028" prev="#ID_1027"> der sich dadurch ein langdauerndes Andenken gesichert hat, daß er bei Beginn<lb/> des letzten Kriegs mit Oesterreich erklärte, die Mittel zur Löhnung der Armee<lb/> seien nur bis zu Ende der nächsten Woche vorhanden, Aehnliche Wege wandelte<lb/> der ehemalige Ministerpräsident v. Manteuffel, Daneben suchten Unterstaats-<lb/> seeretäre ni. D. durch die Schärfe ihrer Angriffe der Regierung nahe zu legen,<lb/> daß ihre Befähigung zu noch höhern Stellungen von ihr verkannt worden sei.<lb/> Die Minister Camphausen und Friedenthal haben diese Tradition in betrübender<lb/> Weise wieder aufleben lassen, nachdem dieser wie jener ans eignem Ent¬<lb/> schlüsse unter schwierigen Verhältnissen aus dem gegenwärtigen Cabinette aus¬<lb/> geschieden waren und dem letztern die Weiterführung der von ihnen selbst<lb/> angefangnen Werke und die Verantwortlichkeit für das Gelingen derselben über¬<lb/> lassen hatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1029"> Harte Worte für ein solches Verfahren drängen sich uns in die Feder,<lb/> Wir wollen sie nicht gebrauche». Das Publicum mag die rechte Bezeichnung<lb/> für eine solche Handlungsweise selbst finden, und es wird sie finden; denn eS<lb/> gilt im gewöhnlichen Leben nicht für ein Zeichen edel angelegter Naturen, denen<lb/> Steine in den Weg zu werfen und in die Räder zu greifen, welche schwerwiegende<lb/> Aufgaben zu bewältigen haben, zu deren Lösung die Hemmenden selbst sich un-<lb/> fähig fühlten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1030"> Die 89 Mitglieder des Herrenhauses, welche die Minorität bei der Ab¬<lb/> stimmung über den Steuererlaß bildeten, setzt sich, wenn wir von einigen zorn¬<lb/> schnaubenden alten Herren absehen, die zu allem, was vorkommt, nein sagen,<lb/> aus Reaetionären der äußersten Rechten wie Graf Lippe, Graf Brühl, Freiherr<lb/> v. Tettau, Herr v. Rochow und Herr v. Oldenburg, ferner aus fortschrittlich<lb/> verblendeten Politikern wie die Herren v. Forckenbeck und Forchhnmmer, dann,<lb/> wie bemerkt, aus uuzufriednen und frondirenden Beamten höherer Klasse und<lb/> deren Eideshelfern und schließlich aus einer Anzahl fanatischer Freihändler unter<lb/> deu Bürgermeistern zusammen, die von ihrem doetrinären Standpunkte aus die<lb/> angeblich schutzzöllnerische Regierung bekämpfen zu müssen meinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1031" next="#ID_1032"> Diese Minorität stellt also ein Conglomerat der heterogensten Elemente dar,<lb/> Sie sind mit einander nur durch die aus den allerverschiedensten Motiven hervvr-<lb/> gegangne Feindschaft*) gegen den Fürsten Bismarck und seine Politik verbunden.<lb/> Ganz besonders lebhaft und auffällig äußert sich diese Stimmung bei solchen<lb/> Herrenhausmitgliedern, bei denen ein besonderes königliches Vertrauen den Be¬<lb/> weggrund zu ihrer Ernennung und die Basis ihrer Stellung im Hause bildet.<lb/> Sie glauben verwundersamer Weise jenes Vertrauen am geeignetsten dadurch</p><lb/> <note xml:id="FID_56" place="foot"> *) In wie weite Kreise wenigstens ein Anhauch dieses Gesühls geht, ersieht man aus<lb/> der Haltung der „Post," die über die Sache Artikel von süßsaurem Geschmacke brachte.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0376]
Das Herrenhaus.
der sich dadurch ein langdauerndes Andenken gesichert hat, daß er bei Beginn
des letzten Kriegs mit Oesterreich erklärte, die Mittel zur Löhnung der Armee
seien nur bis zu Ende der nächsten Woche vorhanden, Aehnliche Wege wandelte
der ehemalige Ministerpräsident v. Manteuffel, Daneben suchten Unterstaats-
seeretäre ni. D. durch die Schärfe ihrer Angriffe der Regierung nahe zu legen,
daß ihre Befähigung zu noch höhern Stellungen von ihr verkannt worden sei.
Die Minister Camphausen und Friedenthal haben diese Tradition in betrübender
Weise wieder aufleben lassen, nachdem dieser wie jener ans eignem Ent¬
schlüsse unter schwierigen Verhältnissen aus dem gegenwärtigen Cabinette aus¬
geschieden waren und dem letztern die Weiterführung der von ihnen selbst
angefangnen Werke und die Verantwortlichkeit für das Gelingen derselben über¬
lassen hatten.
Harte Worte für ein solches Verfahren drängen sich uns in die Feder,
Wir wollen sie nicht gebrauche». Das Publicum mag die rechte Bezeichnung
für eine solche Handlungsweise selbst finden, und es wird sie finden; denn eS
gilt im gewöhnlichen Leben nicht für ein Zeichen edel angelegter Naturen, denen
Steine in den Weg zu werfen und in die Räder zu greifen, welche schwerwiegende
Aufgaben zu bewältigen haben, zu deren Lösung die Hemmenden selbst sich un-
fähig fühlten.
Die 89 Mitglieder des Herrenhauses, welche die Minorität bei der Ab¬
stimmung über den Steuererlaß bildeten, setzt sich, wenn wir von einigen zorn¬
schnaubenden alten Herren absehen, die zu allem, was vorkommt, nein sagen,
aus Reaetionären der äußersten Rechten wie Graf Lippe, Graf Brühl, Freiherr
v. Tettau, Herr v. Rochow und Herr v. Oldenburg, ferner aus fortschrittlich
verblendeten Politikern wie die Herren v. Forckenbeck und Forchhnmmer, dann,
wie bemerkt, aus uuzufriednen und frondirenden Beamten höherer Klasse und
deren Eideshelfern und schließlich aus einer Anzahl fanatischer Freihändler unter
deu Bürgermeistern zusammen, die von ihrem doetrinären Standpunkte aus die
angeblich schutzzöllnerische Regierung bekämpfen zu müssen meinen.
Diese Minorität stellt also ein Conglomerat der heterogensten Elemente dar,
Sie sind mit einander nur durch die aus den allerverschiedensten Motiven hervvr-
gegangne Feindschaft*) gegen den Fürsten Bismarck und seine Politik verbunden.
Ganz besonders lebhaft und auffällig äußert sich diese Stimmung bei solchen
Herrenhausmitgliedern, bei denen ein besonderes königliches Vertrauen den Be¬
weggrund zu ihrer Ernennung und die Basis ihrer Stellung im Hause bildet.
Sie glauben verwundersamer Weise jenes Vertrauen am geeignetsten dadurch
*) In wie weite Kreise wenigstens ein Anhauch dieses Gesühls geht, ersieht man aus
der Haltung der „Post," die über die Sache Artikel von süßsaurem Geschmacke brachte.
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