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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Gneisenau in den Jahren ^3^5 bis ^33^.

Witz) kommt ihr ihr Stolz zu statten, so wie überhaupt ihr fester Charakter,
der bei einem Manne, der ihn zu tragen und zu schätzen weiß, sie sicher durch
das Leben sichren wird/' Mit 1.8 Jahren sollte sie Scharnhorst, der durch
sein argwöhnisches und übelnehmendes Wesen oft Verdruß machte, heiraten.
Sie würde dann seine Gemüthsart kennen gelernt haben und würde sich ent¬
scheiden können. Bald darauf schreibt er: "Ich muß besorgen, nach der Art
und Weise zu urtheilen, nach der Lustigkeit und Unbefangenheit, womit sie in
den Gesellschaften erscheint, daß ihre Verbindung mit Scharnhorst mir Wirkung
ihres Charakters und nicht tiefgehende Angelegenheit ihres Herzens ist. Sie
strebt nach Unabhängigkeit. Die Bemerkungen einer Mutter und deren wenn¬
gleich nnr seltene Anordnungen mißfielen ihr; sie hat einen großen Hang zur
Herrschsucht und da eilte sie denn schnell in den Ehestand zu kommen." Am
11. April 1817 wendet er sich an Agnes selbst, die damals in Buchwald bei
der Gräfin Reden zu Besuch war. "Du warst so ein liebendes herzliches
Mädchen, als Du kleiner warst und ich hatte meine Frende an Dir. Kehre
zu jener Herzlichkeit zurück, sei fleißig und beharrlich in Deiner Ausbildung,
zahme etwas Deine Anlage zu Stolz, ohne ihn ganz zu verbannen, denn auf
das Edlere gerichtet ist er eine Gewährleistung der Tugend und Zufriedenheit,
sei mild gegen Geschwister und Dienstboten und ich habe dann nichts, durchaus
nichts an Dir auszusetzen, denn Du bist sonst ein verständiges Mädchen und
die Meuscheu müssen Dir gewogen werden, wenn Du Dich mit mehr Wärme,
Freundlichkeit und Herzlichkeit umgiebst."

Im Jahre 1818 verließ Agnes das elterliche Haus. "Es Ware eine be¬
trübte Seene, Mutter und Schwestern weinend um sie stehend zu sehen. Auch
bei ihr durchbrachen die verhaltenen Gefühle die kalte Oberfläche und sie, des
Weinens nicht sehr kundig, vergoß nun selbst bittere Thränen." Mit inniger
Freude bemerkte Gneisenau, wie der Charakter der Tochter in der Ehe sich vor¬
theilhaft entwickelte. Aber nur ein kurzes Glück war ihr bestimmt. Nach der
Geburt des dritten Kindes starb sie. "Der Tod ist zum Erstenmal in mein
Haus eingezogen!" schreibt er (5. Juli 1822) an den treuen Clausewitz. "Heute
Mittags ist meine Agnes Scharnhorst verschieden. Ach, sie schied so ungern
von ihrem jungen Leben, ihren Kindern, ihrem Manu, ihren Eltern.. . Es ist
wohl nicht leicht eine Fran aus schöneren Verhältnisse,, geschieden, zu Mann,
Kindern, Eltern, Geschwistern und Freunden. Das ist nun Alles unwieder¬
bringlich vernichtet! Ich hatte so recht meine Freude an ihr, wie sie sich zur
achtungswürdigen Hausfrau und Mutter selbst ausgebildet hatte. Das ist nun
dahin!" Die Enkel wurden in das großväterliche Hans gebracht, und mit großer
Liebe hat Gneisenau, wie seine Briefe beweisen, nu ihnen gehangen.


Gneisenau in den Jahren ^3^5 bis ^33^.

Witz) kommt ihr ihr Stolz zu statten, so wie überhaupt ihr fester Charakter,
der bei einem Manne, der ihn zu tragen und zu schätzen weiß, sie sicher durch
das Leben sichren wird/' Mit 1.8 Jahren sollte sie Scharnhorst, der durch
sein argwöhnisches und übelnehmendes Wesen oft Verdruß machte, heiraten.
Sie würde dann seine Gemüthsart kennen gelernt haben und würde sich ent¬
scheiden können. Bald darauf schreibt er: „Ich muß besorgen, nach der Art
und Weise zu urtheilen, nach der Lustigkeit und Unbefangenheit, womit sie in
den Gesellschaften erscheint, daß ihre Verbindung mit Scharnhorst mir Wirkung
ihres Charakters und nicht tiefgehende Angelegenheit ihres Herzens ist. Sie
strebt nach Unabhängigkeit. Die Bemerkungen einer Mutter und deren wenn¬
gleich nnr seltene Anordnungen mißfielen ihr; sie hat einen großen Hang zur
Herrschsucht und da eilte sie denn schnell in den Ehestand zu kommen." Am
11. April 1817 wendet er sich an Agnes selbst, die damals in Buchwald bei
der Gräfin Reden zu Besuch war. „Du warst so ein liebendes herzliches
Mädchen, als Du kleiner warst und ich hatte meine Frende an Dir. Kehre
zu jener Herzlichkeit zurück, sei fleißig und beharrlich in Deiner Ausbildung,
zahme etwas Deine Anlage zu Stolz, ohne ihn ganz zu verbannen, denn auf
das Edlere gerichtet ist er eine Gewährleistung der Tugend und Zufriedenheit,
sei mild gegen Geschwister und Dienstboten und ich habe dann nichts, durchaus
nichts an Dir auszusetzen, denn Du bist sonst ein verständiges Mädchen und
die Meuscheu müssen Dir gewogen werden, wenn Du Dich mit mehr Wärme,
Freundlichkeit und Herzlichkeit umgiebst."

Im Jahre 1818 verließ Agnes das elterliche Haus. „Es Ware eine be¬
trübte Seene, Mutter und Schwestern weinend um sie stehend zu sehen. Auch
bei ihr durchbrachen die verhaltenen Gefühle die kalte Oberfläche und sie, des
Weinens nicht sehr kundig, vergoß nun selbst bittere Thränen." Mit inniger
Freude bemerkte Gneisenau, wie der Charakter der Tochter in der Ehe sich vor¬
theilhaft entwickelte. Aber nur ein kurzes Glück war ihr bestimmt. Nach der
Geburt des dritten Kindes starb sie. „Der Tod ist zum Erstenmal in mein
Haus eingezogen!" schreibt er (5. Juli 1822) an den treuen Clausewitz. „Heute
Mittags ist meine Agnes Scharnhorst verschieden. Ach, sie schied so ungern
von ihrem jungen Leben, ihren Kindern, ihrem Manu, ihren Eltern.. . Es ist
wohl nicht leicht eine Fran aus schöneren Verhältnisse,, geschieden, zu Mann,
Kindern, Eltern, Geschwistern und Freunden. Das ist nun Alles unwieder¬
bringlich vernichtet! Ich hatte so recht meine Freude an ihr, wie sie sich zur
achtungswürdigen Hausfrau und Mutter selbst ausgebildet hatte. Das ist nun
dahin!" Die Enkel wurden in das großväterliche Hans gebracht, und mit großer
Liebe hat Gneisenau, wie seine Briefe beweisen, nu ihnen gehangen.


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[0342] Gneisenau in den Jahren ^3^5 bis ^33^. Witz) kommt ihr ihr Stolz zu statten, so wie überhaupt ihr fester Charakter, der bei einem Manne, der ihn zu tragen und zu schätzen weiß, sie sicher durch das Leben sichren wird/' Mit 1.8 Jahren sollte sie Scharnhorst, der durch sein argwöhnisches und übelnehmendes Wesen oft Verdruß machte, heiraten. Sie würde dann seine Gemüthsart kennen gelernt haben und würde sich ent¬ scheiden können. Bald darauf schreibt er: „Ich muß besorgen, nach der Art und Weise zu urtheilen, nach der Lustigkeit und Unbefangenheit, womit sie in den Gesellschaften erscheint, daß ihre Verbindung mit Scharnhorst mir Wirkung ihres Charakters und nicht tiefgehende Angelegenheit ihres Herzens ist. Sie strebt nach Unabhängigkeit. Die Bemerkungen einer Mutter und deren wenn¬ gleich nnr seltene Anordnungen mißfielen ihr; sie hat einen großen Hang zur Herrschsucht und da eilte sie denn schnell in den Ehestand zu kommen." Am 11. April 1817 wendet er sich an Agnes selbst, die damals in Buchwald bei der Gräfin Reden zu Besuch war. „Du warst so ein liebendes herzliches Mädchen, als Du kleiner warst und ich hatte meine Frende an Dir. Kehre zu jener Herzlichkeit zurück, sei fleißig und beharrlich in Deiner Ausbildung, zahme etwas Deine Anlage zu Stolz, ohne ihn ganz zu verbannen, denn auf das Edlere gerichtet ist er eine Gewährleistung der Tugend und Zufriedenheit, sei mild gegen Geschwister und Dienstboten und ich habe dann nichts, durchaus nichts an Dir auszusetzen, denn Du bist sonst ein verständiges Mädchen und die Meuscheu müssen Dir gewogen werden, wenn Du Dich mit mehr Wärme, Freundlichkeit und Herzlichkeit umgiebst." Im Jahre 1818 verließ Agnes das elterliche Haus. „Es Ware eine be¬ trübte Seene, Mutter und Schwestern weinend um sie stehend zu sehen. Auch bei ihr durchbrachen die verhaltenen Gefühle die kalte Oberfläche und sie, des Weinens nicht sehr kundig, vergoß nun selbst bittere Thränen." Mit inniger Freude bemerkte Gneisenau, wie der Charakter der Tochter in der Ehe sich vor¬ theilhaft entwickelte. Aber nur ein kurzes Glück war ihr bestimmt. Nach der Geburt des dritten Kindes starb sie. „Der Tod ist zum Erstenmal in mein Haus eingezogen!" schreibt er (5. Juli 1822) an den treuen Clausewitz. „Heute Mittags ist meine Agnes Scharnhorst verschieden. Ach, sie schied so ungern von ihrem jungen Leben, ihren Kindern, ihrem Manu, ihren Eltern.. . Es ist wohl nicht leicht eine Fran aus schöneren Verhältnisse,, geschieden, zu Mann, Kindern, Eltern, Geschwistern und Freunden. Das ist nun Alles unwieder¬ bringlich vernichtet! Ich hatte so recht meine Freude an ihr, wie sie sich zur achtungswürdigen Hausfrau und Mutter selbst ausgebildet hatte. Das ist nun dahin!" Die Enkel wurden in das großväterliche Hans gebracht, und mit großer Liebe hat Gneisenau, wie seine Briefe beweisen, nu ihnen gehangen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/342>, abgerufen am 27.12.2024.