Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Gneisenci" in do>i Jahre" ^8^5 l>is ^83!^. Unter solchen Verhältnissen darf man sich nicht wundern, wenn die Sehnsucht Schon in Karlsbad, wohin sich Gneisenau von Coblenz ans begab, fand Der Reiz der Natur, inmitten deren dieser Edelsitz im Hirschberger Thal, Gneisenci» in do>i Jahre» ^8^5 l>is ^83!^. Unter solchen Verhältnissen darf man sich nicht wundern, wenn die Sehnsucht Schon in Karlsbad, wohin sich Gneisenau von Coblenz ans begab, fand Der Reiz der Natur, inmitten deren dieser Edelsitz im Hirschberger Thal, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0340" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149324"/> <fw type="header" place="top"> Gneisenci» in do>i Jahre» ^8^5 l>is ^83!^.</fw><lb/> <p xml:id="ID_938" prev="#ID_937"> Unter solchen Verhältnissen darf man sich nicht wundern, wenn die Sehnsucht<lb/> mich der Stille eines Landaufenthaltes bei dem General die Oberhand erhielt.<lb/> Später hat er es Wahl geradezu ausgesprochen, daß er um seinen Abschied ge¬<lb/> beten habe, um zu zeigen, daß ihm alle ehrgeizigen Absichten fremd seien.</p><lb/> <p xml:id="ID_939"> Schon in Karlsbad, wohin sich Gneisenau von Coblenz ans begab, fand<lb/> er Besserung seiner Leiden, Nachdem er noch das Teplitzer Bad gebraucht hatte,<lb/> ging er nach Schlesien, um hier seine Besitzung wieder in Ordnung zu bringe».<lb/> Es gelang ihm, „das sorgenschwere, unheilbringende, zwisterregende Mittel-'<lb/> Kauffnng" gegen das zwischen Schmiedeberg, Warmbrunn und Hirschberg gelegene<lb/> Erdmnnnsdorf zu vertauschen. Bald ist er selbst, der noch wenige Monate vorher<lb/> geglaubt, daß ihm ein baldiges Ende bevorstehe, wie nmgewnndelt. Er ordnet,<lb/> bessert aus, baut, besucht die Nachbarn und berechnet Ausgaben und Einnahme».<lb/> „So lebe ich, schreibt er, in den Freuden und Erwägungen meiner neuen Schöpfung.<lb/> Die Natur hat trefflich vorgearbeitet und das Haus giebt sich leicht zu allen<lb/> neuen Einrichtungen her. Die Gegend ist himmlisch, die Mittagseitc großartig,<lb/> die Mitternachtsseite höchst lieblich. Da sind Wälder und Teiche und Waldung<lb/> und die schönste» Wiesen. Ich hoffe mit einiger Versta»dha»strengn»g eines der<lb/> schönsten Güter zu bilde», die die Erde hat." Seine hypochondrischen Anwand¬<lb/> lungen sind verschwunden, seine Natur gesundet zur alte» Elasticität. Wie freudig<lb/> klingt es, wenn er an die Prinzessin Luise, Fürstin Radziwill (13. Dec. 1816)<lb/> schreibt: „Die uns gegönnte Ruhe und andre Umstände haben mir endlich erlaubt<lb/> einen Wunsch, den ich von Jugend an leidenschaftlich genährt, zu befriedigen und<lb/> in ländlicher Einsamkeit ein sorgenfreies Alter zu verleben." Dann schildert er<lb/> mich hier mit Wärme die Vorzüge seines neuen Besitzthums. „Wohin nur man<lb/> sich hier wendet, da entdecken sich immer neue Landschaften. Die schönen Chausseen<lb/> erleichtern, daß man Besuche giebt und empfängt, und was endlich dieser herr¬<lb/> lichen Gegend einen neuen Schimmer in meinen Angen verleiht, das sind die<lb/> Erinnerungen meiner Jugend und das langentbehrte ruhige Zusammenleben im<lb/> heimathlichen Lande mit meinen Kindern."</p><lb/> <p xml:id="ID_940" next="#ID_941"> Der Reiz der Natur, inmitten deren dieser Edelsitz im Hirschberger Thal,<lb/> am Fuße der Schneekoppe liegt, wurde erhöht durch die Nachbarschaft hochver¬<lb/> ehrter oder nahe befreundeter Familien. In Fischbach lebte Prinz Wilhelm mit<lb/> seiner Gemahlin, in Rudberg der Fürst Radziwill mit seiner Gemahlin, der Prin¬<lb/> zessin Luise von Preuße», in Bmhwald die Gräfin Rede». Mit alle» wurde el»<lb/> reger Verkehr unterhalte». Ju ungezwungener Weise trifft man sich zu Kaffee<lb/> und Kuchen auf dem Ameiseuberg, der eine prächtige Umschau gewährt. „Zwei<lb/> Octave» Kühe hatte ich i» de» dortigen Wald bestellt, mit rei» gestimmte» Metall¬<lb/> glocke» versehen. Ein Klnrinettbläser saß im Gestrcinch und ließ sein Instrument</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0340]
Gneisenci» in do>i Jahre» ^8^5 l>is ^83!^.
Unter solchen Verhältnissen darf man sich nicht wundern, wenn die Sehnsucht
mich der Stille eines Landaufenthaltes bei dem General die Oberhand erhielt.
Später hat er es Wahl geradezu ausgesprochen, daß er um seinen Abschied ge¬
beten habe, um zu zeigen, daß ihm alle ehrgeizigen Absichten fremd seien.
Schon in Karlsbad, wohin sich Gneisenau von Coblenz ans begab, fand
er Besserung seiner Leiden, Nachdem er noch das Teplitzer Bad gebraucht hatte,
ging er nach Schlesien, um hier seine Besitzung wieder in Ordnung zu bringe».
Es gelang ihm, „das sorgenschwere, unheilbringende, zwisterregende Mittel-'
Kauffnng" gegen das zwischen Schmiedeberg, Warmbrunn und Hirschberg gelegene
Erdmnnnsdorf zu vertauschen. Bald ist er selbst, der noch wenige Monate vorher
geglaubt, daß ihm ein baldiges Ende bevorstehe, wie nmgewnndelt. Er ordnet,
bessert aus, baut, besucht die Nachbarn und berechnet Ausgaben und Einnahme».
„So lebe ich, schreibt er, in den Freuden und Erwägungen meiner neuen Schöpfung.
Die Natur hat trefflich vorgearbeitet und das Haus giebt sich leicht zu allen
neuen Einrichtungen her. Die Gegend ist himmlisch, die Mittagseitc großartig,
die Mitternachtsseite höchst lieblich. Da sind Wälder und Teiche und Waldung
und die schönste» Wiesen. Ich hoffe mit einiger Versta»dha»strengn»g eines der
schönsten Güter zu bilde», die die Erde hat." Seine hypochondrischen Anwand¬
lungen sind verschwunden, seine Natur gesundet zur alte» Elasticität. Wie freudig
klingt es, wenn er an die Prinzessin Luise, Fürstin Radziwill (13. Dec. 1816)
schreibt: „Die uns gegönnte Ruhe und andre Umstände haben mir endlich erlaubt
einen Wunsch, den ich von Jugend an leidenschaftlich genährt, zu befriedigen und
in ländlicher Einsamkeit ein sorgenfreies Alter zu verleben." Dann schildert er
mich hier mit Wärme die Vorzüge seines neuen Besitzthums. „Wohin nur man
sich hier wendet, da entdecken sich immer neue Landschaften. Die schönen Chausseen
erleichtern, daß man Besuche giebt und empfängt, und was endlich dieser herr¬
lichen Gegend einen neuen Schimmer in meinen Angen verleiht, das sind die
Erinnerungen meiner Jugend und das langentbehrte ruhige Zusammenleben im
heimathlichen Lande mit meinen Kindern."
Der Reiz der Natur, inmitten deren dieser Edelsitz im Hirschberger Thal,
am Fuße der Schneekoppe liegt, wurde erhöht durch die Nachbarschaft hochver¬
ehrter oder nahe befreundeter Familien. In Fischbach lebte Prinz Wilhelm mit
seiner Gemahlin, in Rudberg der Fürst Radziwill mit seiner Gemahlin, der Prin¬
zessin Luise von Preuße», in Bmhwald die Gräfin Rede». Mit alle» wurde el»
reger Verkehr unterhalte». Ju ungezwungener Weise trifft man sich zu Kaffee
und Kuchen auf dem Ameiseuberg, der eine prächtige Umschau gewährt. „Zwei
Octave» Kühe hatte ich i» de» dortigen Wald bestellt, mit rei» gestimmte» Metall¬
glocke» versehen. Ein Klnrinettbläser saß im Gestrcinch und ließ sein Instrument
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