Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Gneisenau in den Jahren ^3^5 bis l,33(. war, >pas Blücher in den Feldzügen gethan hatte und was man ihm jetzt In verschiedenen Briefen hat sich der General gegen solche Verdächtigungen Gneisenau in den Jahren ^3^5 bis l,33(. war, >pas Blücher in den Feldzügen gethan hatte und was man ihm jetzt In verschiedenen Briefen hat sich der General gegen solche Verdächtigungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0339" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149323"/> <fw type="header" place="top"> Gneisenau in den Jahren ^3^5 bis l,33(.</fw><lb/> <p xml:id="ID_936" prev="#ID_935"> war, >pas Blücher in den Feldzügen gethan hatte und was man ihm jetzt<lb/> vorwarf, Stand er doch mit allen den bekannten Vertretern und Verkündigern<lb/> des neuen Deutschthums in persönlicher Verbindung, und mit welcher Leiden¬<lb/> schaft war er nicht im Rathe des Königs wie den fremde» Mächten gegenüber<lb/> für die Ideen eingetreten, die jetzt doch unterlegen waren! Mit Leidenschaft<lb/> bemächtigte sich die Feindschaft und der Neid der giftigen Waffe gegen den<lb/> „Ausländer," der ohne Herkunft, ohne Verbindungen binnen wenigen Jahren<lb/> zu gebietenden Stellen im Staate gelangt war, dessen Bedeutung und Verdienste<lb/> man nicht bestreikn wollte, den man aber für einen Hauptförderer der Neuerungen<lb/> im Heere und im Staate erklärte, welche die Stellung des Adels in ihren Fun¬<lb/> damenten erschütterten. Mau sprach wohl von „Wallensteins Lager in Coblenz,"<lb/> und noch in späten? Jahren hat wohl, wenn geheime Verbindungen zur Unter¬<lb/> suchung kamen, einer oder der andre gesagt, Gneisenau sei ihm als das eigent¬<lb/> liche Haupt der Verschwörung genannt worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_937" next="#ID_938"> In verschiedenen Briefen hat sich der General gegen solche Verdächtigungen<lb/> vertheidigt. Als ihm Müffling von Paris aus (Is. Febr. 1816) geschrieben,<lb/> daß gewiß viel auf seine Rechnung geschehen, wovon er nichts wisse, nichts<lb/> ahne, und daß im Innern des Staates viele Menschen lebten, die ihn als Chef<lb/> der Oppositionspartei ansähen, antwortet er (25. März 1816): „Ich selbst,<lb/> wenn man mich um Rath früge, müßte pflichtgemäß warnen, bei der jetzigen<lb/> Stimmung der Gemüther, aufgereizt wie sie sind, nur behutsam mit Constitu-<lb/> tivns-Entwürfen vorzugehen und die Ausführung derselben nur langsam reifen<lb/> zu lassen. Ein andres war es nach dem ersten Pariser Frieden. Da rieth<lb/> ich sehr eifrig dazu, in der Absicht, um in Deutschland die Meinung für uns<lb/> M gewinnen. Jener Zeitpunkt ist versäumt worden; es ist nun nicht nöthig,<lb/> etwas zu übereile», besonders nachdem man gestattet hat, daß Mißtrauen aus¬<lb/> gesäet werde." Kurz darauf schreibt er an Hardenberg (21. April 1816:<lb/> „Ew. Durchlaucht selbst haben mir während unsres letzten Aufenthalts gesagt:<lb/> Man gebe mich in den geheimen Polizeiberichten als das Haupt des — von<lb/> der Regierung verbotenen — Tugendbnndcs an. Das ist denn doch eine Ver-<lb/> läumdung so groß als man irgend eine Jemandem anhängen kann! Stets bin<lb/> ich vom Jahre 1796 an ein Feind der französischen Revolution und alles Um-<lb/> kehrens gewesen, stets habe ich jaeobinische Grundsätze verabscheut, und nun soll<lb/> ich, nachdem ich die Anstrengungen meines öffentlichen Lebens unablässig auf<lb/> Vernichtung solcher Grundsätze und ihrer Folgen gerichtet habe, das Haupt oder<lb/> der Führer eines Bundes sein, dem man revolutionäre Plane zuschreibt!" Aber<lb/> was nützten alle Betheuerungen, der Verdacht war einmal rege; mehr als ein¬<lb/> mal wußte sich Gneisenau darüber beklagen, daß man seine Briefe erbrochen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0339]
Gneisenau in den Jahren ^3^5 bis l,33(.
war, >pas Blücher in den Feldzügen gethan hatte und was man ihm jetzt
vorwarf, Stand er doch mit allen den bekannten Vertretern und Verkündigern
des neuen Deutschthums in persönlicher Verbindung, und mit welcher Leiden¬
schaft war er nicht im Rathe des Königs wie den fremde» Mächten gegenüber
für die Ideen eingetreten, die jetzt doch unterlegen waren! Mit Leidenschaft
bemächtigte sich die Feindschaft und der Neid der giftigen Waffe gegen den
„Ausländer," der ohne Herkunft, ohne Verbindungen binnen wenigen Jahren
zu gebietenden Stellen im Staate gelangt war, dessen Bedeutung und Verdienste
man nicht bestreikn wollte, den man aber für einen Hauptförderer der Neuerungen
im Heere und im Staate erklärte, welche die Stellung des Adels in ihren Fun¬
damenten erschütterten. Mau sprach wohl von „Wallensteins Lager in Coblenz,"
und noch in späten? Jahren hat wohl, wenn geheime Verbindungen zur Unter¬
suchung kamen, einer oder der andre gesagt, Gneisenau sei ihm als das eigent¬
liche Haupt der Verschwörung genannt worden.
In verschiedenen Briefen hat sich der General gegen solche Verdächtigungen
vertheidigt. Als ihm Müffling von Paris aus (Is. Febr. 1816) geschrieben,
daß gewiß viel auf seine Rechnung geschehen, wovon er nichts wisse, nichts
ahne, und daß im Innern des Staates viele Menschen lebten, die ihn als Chef
der Oppositionspartei ansähen, antwortet er (25. März 1816): „Ich selbst,
wenn man mich um Rath früge, müßte pflichtgemäß warnen, bei der jetzigen
Stimmung der Gemüther, aufgereizt wie sie sind, nur behutsam mit Constitu-
tivns-Entwürfen vorzugehen und die Ausführung derselben nur langsam reifen
zu lassen. Ein andres war es nach dem ersten Pariser Frieden. Da rieth
ich sehr eifrig dazu, in der Absicht, um in Deutschland die Meinung für uns
M gewinnen. Jener Zeitpunkt ist versäumt worden; es ist nun nicht nöthig,
etwas zu übereile», besonders nachdem man gestattet hat, daß Mißtrauen aus¬
gesäet werde." Kurz darauf schreibt er an Hardenberg (21. April 1816:
„Ew. Durchlaucht selbst haben mir während unsres letzten Aufenthalts gesagt:
Man gebe mich in den geheimen Polizeiberichten als das Haupt des — von
der Regierung verbotenen — Tugendbnndcs an. Das ist denn doch eine Ver-
läumdung so groß als man irgend eine Jemandem anhängen kann! Stets bin
ich vom Jahre 1796 an ein Feind der französischen Revolution und alles Um-
kehrens gewesen, stets habe ich jaeobinische Grundsätze verabscheut, und nun soll
ich, nachdem ich die Anstrengungen meines öffentlichen Lebens unablässig auf
Vernichtung solcher Grundsätze und ihrer Folgen gerichtet habe, das Haupt oder
der Führer eines Bundes sein, dem man revolutionäre Plane zuschreibt!" Aber
was nützten alle Betheuerungen, der Verdacht war einmal rege; mehr als ein¬
mal wußte sich Gneisenau darüber beklagen, daß man seine Briefe erbrochen.
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