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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Gllidstouc mit dio Boers

sie nicht bewirken, daß der aufmerksame Beobachter nicht zwischen den Zeilen
liest und nicht ans manchen andern Zeichen erkennt, was sie gerne verborgen
wissen wollen. Ohne uns bei diesen Jndicien aufzuhalten, wollen wir die Grunde,
die auch dem geradsinnigen und rcchtliebenden liberalen Briten die Beibehaltung
der Herrschaft über das Transvaal empfehlen, im folgenden angeben.

Erstens! Die Anncctirung von Transvaal hat Großbritannien mit dein Znln-
kriege bezahlt; das will sagen, nicht bloß mit 5-/2 Millionen Pfund baarer Auslage,
sondern auch mit dem Verlust von vielem englischen Leben, mit der Schmach
von Jsandnla und mit den nachfolgenden Uebelthaten gegen die Zulus und
ihren König, deren nach dem Eingeständnis; der Engländer selbst Großbritannien
sich ebenso schämen muß, wie der gegen Shir Ali und die Afghanen verübten
Thaten des Trugs und der Gewalt, Das englische Gewissen sträubt sich da¬
gegen, diese Zahlung umsonst geleistet zu haben, da die Macht Englands denn
doch nicht so leicht aus Transvaal hinausgeworfen werden kann, wie sie ans
Afghanistan geworfen zu werden befürchten mußte. Zweitens: Transvaal hat
England durch die militärische Besetzung und die Uebernahme der Schulden in
gleich hohe Kosten mit denen des Zulukricges gesetzt; und wenn die Boers sich
auch erbieten, diese Kosten, soweit sie rechtmäßig gemacht sind, zu ersetzen, so
wäre vorauszusehen, daß der größte Theil derselben hängen bleiben würde.
Drittens: Bei der in England endlich zum Durchbruch gekommenen Einsicht in
die Wichtigkeit der südafricanischen Besitzungen für die Weltstellung des groß-
britannischen Reichs und im Hinblick auf den Plan einer Conföderation sämmt¬
licher südafricanischen Besitzungen -- ein Plan, den die jetzige Regierung Englands
von der vorigen adoptirt hat, da sie selbst ja die Mutter der Colouialcvnföderation
ist -- hat es allen Engländern, Liberalen wie Conservativen, geschienen, daß
das Transvaal nicht entbehrt werden könne, und daß es nicht als selbständiger
Staat im Rücken der südafricanischen Conföderation frei gelassen werden könne,
ohne diese zu gefährden. Viertens: Transvaal ist ein Land von unermeßlichen
natürlichem Reichthum über und unter dem Boden, und da es durch Verbindung
mit dem portugiesischen Hafen an der Delagoa Bai, dem einzigen von Natur
guten Hafen an der Ostküste Afrikas, den Weg zum Meere, d. h. zum Welt¬
verkehr erlange" kann, so stünde ihm eine Entwicklung bevor, welche die Aus¬
sichten Großbritanniens auf die Beherrschung des ganzen Südafrika bis an die
Quellen des Nils und des Cocmgo zu Wasser machen würde. Fünftens: Der
Hauptgrund, der für sich allein ausreichen würde, um England zu bestimmen,
Transvaal nicht aufzugeben, liegt darin, daß in diesem Lande neben den drei
Viertel Million Kaffern (die übrigens größtentheils die nördlichen und west¬
lichen Districte bewohnen,) und dem 50,000 Boers holländischer Sprache und


Gllidstouc mit dio Boers

sie nicht bewirken, daß der aufmerksame Beobachter nicht zwischen den Zeilen
liest und nicht ans manchen andern Zeichen erkennt, was sie gerne verborgen
wissen wollen. Ohne uns bei diesen Jndicien aufzuhalten, wollen wir die Grunde,
die auch dem geradsinnigen und rcchtliebenden liberalen Briten die Beibehaltung
der Herrschaft über das Transvaal empfehlen, im folgenden angeben.

Erstens! Die Anncctirung von Transvaal hat Großbritannien mit dein Znln-
kriege bezahlt; das will sagen, nicht bloß mit 5-/2 Millionen Pfund baarer Auslage,
sondern auch mit dem Verlust von vielem englischen Leben, mit der Schmach
von Jsandnla und mit den nachfolgenden Uebelthaten gegen die Zulus und
ihren König, deren nach dem Eingeständnis; der Engländer selbst Großbritannien
sich ebenso schämen muß, wie der gegen Shir Ali und die Afghanen verübten
Thaten des Trugs und der Gewalt, Das englische Gewissen sträubt sich da¬
gegen, diese Zahlung umsonst geleistet zu haben, da die Macht Englands denn
doch nicht so leicht aus Transvaal hinausgeworfen werden kann, wie sie ans
Afghanistan geworfen zu werden befürchten mußte. Zweitens: Transvaal hat
England durch die militärische Besetzung und die Uebernahme der Schulden in
gleich hohe Kosten mit denen des Zulukricges gesetzt; und wenn die Boers sich
auch erbieten, diese Kosten, soweit sie rechtmäßig gemacht sind, zu ersetzen, so
wäre vorauszusehen, daß der größte Theil derselben hängen bleiben würde.
Drittens: Bei der in England endlich zum Durchbruch gekommenen Einsicht in
die Wichtigkeit der südafricanischen Besitzungen für die Weltstellung des groß-
britannischen Reichs und im Hinblick auf den Plan einer Conföderation sämmt¬
licher südafricanischen Besitzungen — ein Plan, den die jetzige Regierung Englands
von der vorigen adoptirt hat, da sie selbst ja die Mutter der Colouialcvnföderation
ist — hat es allen Engländern, Liberalen wie Conservativen, geschienen, daß
das Transvaal nicht entbehrt werden könne, und daß es nicht als selbständiger
Staat im Rücken der südafricanischen Conföderation frei gelassen werden könne,
ohne diese zu gefährden. Viertens: Transvaal ist ein Land von unermeßlichen
natürlichem Reichthum über und unter dem Boden, und da es durch Verbindung
mit dem portugiesischen Hafen an der Delagoa Bai, dem einzigen von Natur
guten Hafen an der Ostküste Afrikas, den Weg zum Meere, d. h. zum Welt¬
verkehr erlange» kann, so stünde ihm eine Entwicklung bevor, welche die Aus¬
sichten Großbritanniens auf die Beherrschung des ganzen Südafrika bis an die
Quellen des Nils und des Cocmgo zu Wasser machen würde. Fünftens: Der
Hauptgrund, der für sich allein ausreichen würde, um England zu bestimmen,
Transvaal nicht aufzugeben, liegt darin, daß in diesem Lande neben den drei
Viertel Million Kaffern (die übrigens größtentheils die nördlichen und west¬
lichen Districte bewohnen,) und dem 50,000 Boers holländischer Sprache und


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[0293] Gllidstouc mit dio Boers sie nicht bewirken, daß der aufmerksame Beobachter nicht zwischen den Zeilen liest und nicht ans manchen andern Zeichen erkennt, was sie gerne verborgen wissen wollen. Ohne uns bei diesen Jndicien aufzuhalten, wollen wir die Grunde, die auch dem geradsinnigen und rcchtliebenden liberalen Briten die Beibehaltung der Herrschaft über das Transvaal empfehlen, im folgenden angeben. Erstens! Die Anncctirung von Transvaal hat Großbritannien mit dein Znln- kriege bezahlt; das will sagen, nicht bloß mit 5-/2 Millionen Pfund baarer Auslage, sondern auch mit dem Verlust von vielem englischen Leben, mit der Schmach von Jsandnla und mit den nachfolgenden Uebelthaten gegen die Zulus und ihren König, deren nach dem Eingeständnis; der Engländer selbst Großbritannien sich ebenso schämen muß, wie der gegen Shir Ali und die Afghanen verübten Thaten des Trugs und der Gewalt, Das englische Gewissen sträubt sich da¬ gegen, diese Zahlung umsonst geleistet zu haben, da die Macht Englands denn doch nicht so leicht aus Transvaal hinausgeworfen werden kann, wie sie ans Afghanistan geworfen zu werden befürchten mußte. Zweitens: Transvaal hat England durch die militärische Besetzung und die Uebernahme der Schulden in gleich hohe Kosten mit denen des Zulukricges gesetzt; und wenn die Boers sich auch erbieten, diese Kosten, soweit sie rechtmäßig gemacht sind, zu ersetzen, so wäre vorauszusehen, daß der größte Theil derselben hängen bleiben würde. Drittens: Bei der in England endlich zum Durchbruch gekommenen Einsicht in die Wichtigkeit der südafricanischen Besitzungen für die Weltstellung des groß- britannischen Reichs und im Hinblick auf den Plan einer Conföderation sämmt¬ licher südafricanischen Besitzungen — ein Plan, den die jetzige Regierung Englands von der vorigen adoptirt hat, da sie selbst ja die Mutter der Colouialcvnföderation ist — hat es allen Engländern, Liberalen wie Conservativen, geschienen, daß das Transvaal nicht entbehrt werden könne, und daß es nicht als selbständiger Staat im Rücken der südafricanischen Conföderation frei gelassen werden könne, ohne diese zu gefährden. Viertens: Transvaal ist ein Land von unermeßlichen natürlichem Reichthum über und unter dem Boden, und da es durch Verbindung mit dem portugiesischen Hafen an der Delagoa Bai, dem einzigen von Natur guten Hafen an der Ostküste Afrikas, den Weg zum Meere, d. h. zum Welt¬ verkehr erlange» kann, so stünde ihm eine Entwicklung bevor, welche die Aus¬ sichten Großbritanniens auf die Beherrschung des ganzen Südafrika bis an die Quellen des Nils und des Cocmgo zu Wasser machen würde. Fünftens: Der Hauptgrund, der für sich allein ausreichen würde, um England zu bestimmen, Transvaal nicht aufzugeben, liegt darin, daß in diesem Lande neben den drei Viertel Million Kaffern (die übrigens größtentheils die nördlichen und west¬ lichen Districte bewohnen,) und dem 50,000 Boers holländischer Sprache und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/293>, abgerufen am 28.12.2024.