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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Die Antwort seiner Excellenz, dein nach der Besiegung der Zulus vor den
Boers nicht mehr bange war, lautete: Eine freie Discussion sei in einem Convent
der Boers unmöglich; Transvaal müßte dem Gesetze gehorchen, oder Soldaten
würden der Polizei folgen, und Soldaten über Soldaten, bis den Gesetzen ge¬
horcht würde. Im Vollgefühl seiner wiederhergestellten procousularischeu Macht
that er damals noch andere unvorsichtige Aeußerungen, wie aus der Autwort
hervorgeht, die der Secretär der Boersvcrsammlung dem Herrn Stiguaut auf
dessen betreffende Mittheilung schrieb: "Wir wiederholen unsern Dank für Ihre
Jntereessivn und hoffen, daß die britische Regierung auf Ihre patriotische Stimme
hören wird, ehe es zu spät ist. Aber wir fühlen uns durch die Antwort
Sir B> Freres tief verletzt, die eine bloße Fortsetzung falscher Behauptungen
ist (nämlich der Behauptung, daß die Majorität der Boers durch eine anti¬
britische Minorität terrorisirt würde). Die Annexion fand statt unter trüglichen
Vorgeben und mit Drohungen von Gewalt, nicht bloß von Seiten der Zulus,
souderu auch der Truppen ihrer Majestät. Auch ist es uns unbegreiflich, wie
der Gouverneur behaupten konnte, daß der Präsident Pretvrius sei" Amt wegen
Gesetzlosigkeit niedergelegt habe. Ebenso ist es falsch, daß die tranSvaalschc An¬
gabe jenseit dnrch die beiden Deputationen vor der britischen Regierung vollständig
dargelegt worden sei. Die Wahrheit ist, daß die Staatssecretärc auf den Gegen¬
stand nicht eingehen wollten. Wenn die britische Regierung solche Darstellungen
erhält, so ist es nicht zu verwundern, daß sie in ihrer Grausamkeit gegen uns
fortfährt. Aus den Behauptungen und Angaben Seiner Excellenz kann der
Beweis geführt werden, daß die Majorität des Volks in Transvaal gegen die
Annexion ist, und als Antwort auf seine Worte: "Soldaten über Soldaten
müssen der Polizei folgen" sagen wir: Möge Seine Excellenz sich seiner eignen
Worte (nämlich der Worte ans dem April, als eine Verbindung der Boers
mit den siegreichen Zulus befürchtet wurde) erinnern: "Ich verlasse mich nicht
ans Regimenter, sondern ans das Recht."

Als nun im Frühling vorigen Jahres die Tvryregierung bei den Parla-
mentswahlen unterlag und dnrch Gladstone und seine Radicalen und Liberalen
abgelöst wurde, lagen die africanischen Verhältnisse so, daß im Transvaal eine
Regierung der Kroncolonie factisch bestand, Verfügungen traf und Steuern
erhob, die von den rechtmäßigen Herren, den Eroberern des Landes und Gründern
des Staates als uicht zu Rechte bestehend angesehen wurden, daß Natal mit
seiner Rückforderung der ihm abgeschwindelten selbständigen Verwaltung dem
Cabinet in Downing Street Schwierigkeiten machte, daß die Capcolonie die an
den Boers in Transvaal verübte Gewaltthat und die ganze intrigante und rcchts-
verachtende Conimissariatswirthschaft mit gesteigerter Strenge verurtheilte, und


Die Antwort seiner Excellenz, dein nach der Besiegung der Zulus vor den
Boers nicht mehr bange war, lautete: Eine freie Discussion sei in einem Convent
der Boers unmöglich; Transvaal müßte dem Gesetze gehorchen, oder Soldaten
würden der Polizei folgen, und Soldaten über Soldaten, bis den Gesetzen ge¬
horcht würde. Im Vollgefühl seiner wiederhergestellten procousularischeu Macht
that er damals noch andere unvorsichtige Aeußerungen, wie aus der Autwort
hervorgeht, die der Secretär der Boersvcrsammlung dem Herrn Stiguaut auf
dessen betreffende Mittheilung schrieb: „Wir wiederholen unsern Dank für Ihre
Jntereessivn und hoffen, daß die britische Regierung auf Ihre patriotische Stimme
hören wird, ehe es zu spät ist. Aber wir fühlen uns durch die Antwort
Sir B> Freres tief verletzt, die eine bloße Fortsetzung falscher Behauptungen
ist (nämlich der Behauptung, daß die Majorität der Boers durch eine anti¬
britische Minorität terrorisirt würde). Die Annexion fand statt unter trüglichen
Vorgeben und mit Drohungen von Gewalt, nicht bloß von Seiten der Zulus,
souderu auch der Truppen ihrer Majestät. Auch ist es uns unbegreiflich, wie
der Gouverneur behaupten konnte, daß der Präsident Pretvrius sei» Amt wegen
Gesetzlosigkeit niedergelegt habe. Ebenso ist es falsch, daß die tranSvaalschc An¬
gabe jenseit dnrch die beiden Deputationen vor der britischen Regierung vollständig
dargelegt worden sei. Die Wahrheit ist, daß die Staatssecretärc auf den Gegen¬
stand nicht eingehen wollten. Wenn die britische Regierung solche Darstellungen
erhält, so ist es nicht zu verwundern, daß sie in ihrer Grausamkeit gegen uns
fortfährt. Aus den Behauptungen und Angaben Seiner Excellenz kann der
Beweis geführt werden, daß die Majorität des Volks in Transvaal gegen die
Annexion ist, und als Antwort auf seine Worte: „Soldaten über Soldaten
müssen der Polizei folgen" sagen wir: Möge Seine Excellenz sich seiner eignen
Worte (nämlich der Worte ans dem April, als eine Verbindung der Boers
mit den siegreichen Zulus befürchtet wurde) erinnern: „Ich verlasse mich nicht
ans Regimenter, sondern ans das Recht."

Als nun im Frühling vorigen Jahres die Tvryregierung bei den Parla-
mentswahlen unterlag und dnrch Gladstone und seine Radicalen und Liberalen
abgelöst wurde, lagen die africanischen Verhältnisse so, daß im Transvaal eine
Regierung der Kroncolonie factisch bestand, Verfügungen traf und Steuern
erhob, die von den rechtmäßigen Herren, den Eroberern des Landes und Gründern
des Staates als uicht zu Rechte bestehend angesehen wurden, daß Natal mit
seiner Rückforderung der ihm abgeschwindelten selbständigen Verwaltung dem
Cabinet in Downing Street Schwierigkeiten machte, daß die Capcolonie die an
den Boers in Transvaal verübte Gewaltthat und die ganze intrigante und rcchts-
verachtende Conimissariatswirthschaft mit gesteigerter Strenge verurtheilte, und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/291>, abgerufen am 27.12.2024.