Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Kriegführung im Mittelaltor. Gegner Staub entgegenweht ... Sechstens ist darauf zu merken, auf welcher War die Schlacht beschlossen, so wurden zunächst die Truppen in Schlacht¬ Ueber die Taktik der mittelalterlichen Heerführer sind wir nur mangelhaft Kriegführung im Mittelaltor. Gegner Staub entgegenweht ... Sechstens ist darauf zu merken, auf welcher War die Schlacht beschlossen, so wurden zunächst die Truppen in Schlacht¬ Ueber die Taktik der mittelalterlichen Heerführer sind wir nur mangelhaft <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0135" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149119"/> <fw type="header" place="top"> Kriegführung im Mittelaltor.</fw><lb/> <p xml:id="ID_341" prev="#ID_340"> Gegner Staub entgegenweht ... Sechstens ist darauf zu merken, auf welcher<lb/> Seite mehr Hilfstruppen zu erwarten sind. Denn wenn die Feinde mehr Ver¬<lb/> stärkung zu hoffen haben, so ist der Kampf nicht rathsam oder die Schlacht<lb/> muß beschleunigt werden; wenn man dagegen selbst Aussicht auf Zuzug hat, so<lb/> ist der Beginn des Angriffs zu verlegen ... Wenn der Feldherr und sein<lb/> Kriegsrath beschließen, daß nicht gekämpft werden foll, so darf dies nur wenigen<lb/> mitgetheilt werden, damit die Soldaten nicht aus Furcht fliehen und von den<lb/> nachsetzenden Feinden niedergemacht werden. Das Heer muß glauben, sein An¬<lb/> führer wolle an einer andern Stelle einen Hinterhalt bereiten und den Feind<lb/> um so heftiger bekriegen. Auch letztrer darf nicht merken, daß man sich<lb/> zurückzieht. Darum betreiben das viele lieber zur Nachtzeit als am Tage, und<lb/> manche wenden die Vorsicht an, daß sie die Ritter den Gegnern in Schlacht¬<lb/> reihe gegenüberstellen und sie auf diese Weise hindern, das Fußvolk zu sehen,<lb/> das nun heimlich abzieht. Ist dies geschehen, so können die Ritter leichter die<lb/> Vorstöße der Feinde vermeiden. Zu beachten ist auch, daß, wenn man so der<lb/> Schlacht ausweicht, die Reihen sich niemals theilen und zersplittern dürfen ...<lb/> Der Heerführer muß auch erforschen, ob ein Ort in der Nähe ist, in den das<lb/> Heer flüchten kann, wenn es vom Feinde geschlagen werden sollte."</p><lb/> <p xml:id="ID_342"> War die Schlacht beschlossen, so wurden zunächst die Truppen in Schlacht¬<lb/> haufen eingetheilt, in denen sie zu fechten hatten. In einem solchen Körper<lb/> waren gewöhnlich sowohl Ritter als Fußsoldaten vereinigt, bisweilen be¬<lb/> standen sie aber auch bloß aus Reitern oder Fußvolk. Eine solche Abtheilung<lb/> hieß bei den Deutschen Rotte oder Schaar; jede hatte ihren besondern Be¬<lb/> fehlshaber.</p><lb/> <p xml:id="ID_343" next="#ID_344"> Ueber die Taktik der mittelalterlichen Heerführer sind wir nur mangelhaft<lb/> unterrichtet. „An: Tage der Schlacht bei Ursus (7. September 1191) führten<lb/> (nach dem ItüioiArluw ro^iZ Kivai'al) die erste Schaar des Kreuzfahrerheeres<lb/> die Templer. Nach ihnen marschirten reihenweise geordnet die Briten und die<lb/> von Anjou, und hinter diesen kam in dritter Schaar der König Guido mit den<lb/> Leuten aus Poitou. Die vierte Abtheilung bildeten die Normannen und Eng¬<lb/> länder, welche das königliche Banner trugen, und den Schluß machte die Schaar<lb/> der Hospitaliter. Die letzte bestand aus erlesenen Rittern, war in Schwadronen<lb/> gegliedert und ritt so dicht geschlossen, daß bei ihr kein Apfel zur Erde gekonnt<lb/> hätte. Vom Heere der Sarazenen reichte das christliche bis an das Meer ...<lb/> Der Graf Heinrich von der Champagne hielt mit Fußvolk auf der Bergseite<lb/> Wacht. Die allerletzten waren die Bogen- und Armbrustschützeu. Die Pack¬<lb/> thiere und die Wagen zogen auf dem Wege zwischen der See und dem Heere<lb/> hin, damit sie nicht von den Feinden angegriffen würden. So rückte das Heer<lb/> allmählich vorwärts, immer darauf achtend, daß es im Zusammenhange blieb;</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0135]
Kriegführung im Mittelaltor.
Gegner Staub entgegenweht ... Sechstens ist darauf zu merken, auf welcher
Seite mehr Hilfstruppen zu erwarten sind. Denn wenn die Feinde mehr Ver¬
stärkung zu hoffen haben, so ist der Kampf nicht rathsam oder die Schlacht
muß beschleunigt werden; wenn man dagegen selbst Aussicht auf Zuzug hat, so
ist der Beginn des Angriffs zu verlegen ... Wenn der Feldherr und sein
Kriegsrath beschließen, daß nicht gekämpft werden foll, so darf dies nur wenigen
mitgetheilt werden, damit die Soldaten nicht aus Furcht fliehen und von den
nachsetzenden Feinden niedergemacht werden. Das Heer muß glauben, sein An¬
führer wolle an einer andern Stelle einen Hinterhalt bereiten und den Feind
um so heftiger bekriegen. Auch letztrer darf nicht merken, daß man sich
zurückzieht. Darum betreiben das viele lieber zur Nachtzeit als am Tage, und
manche wenden die Vorsicht an, daß sie die Ritter den Gegnern in Schlacht¬
reihe gegenüberstellen und sie auf diese Weise hindern, das Fußvolk zu sehen,
das nun heimlich abzieht. Ist dies geschehen, so können die Ritter leichter die
Vorstöße der Feinde vermeiden. Zu beachten ist auch, daß, wenn man so der
Schlacht ausweicht, die Reihen sich niemals theilen und zersplittern dürfen ...
Der Heerführer muß auch erforschen, ob ein Ort in der Nähe ist, in den das
Heer flüchten kann, wenn es vom Feinde geschlagen werden sollte."
War die Schlacht beschlossen, so wurden zunächst die Truppen in Schlacht¬
haufen eingetheilt, in denen sie zu fechten hatten. In einem solchen Körper
waren gewöhnlich sowohl Ritter als Fußsoldaten vereinigt, bisweilen be¬
standen sie aber auch bloß aus Reitern oder Fußvolk. Eine solche Abtheilung
hieß bei den Deutschen Rotte oder Schaar; jede hatte ihren besondern Be¬
fehlshaber.
Ueber die Taktik der mittelalterlichen Heerführer sind wir nur mangelhaft
unterrichtet. „An: Tage der Schlacht bei Ursus (7. September 1191) führten
(nach dem ItüioiArluw ro^iZ Kivai'al) die erste Schaar des Kreuzfahrerheeres
die Templer. Nach ihnen marschirten reihenweise geordnet die Briten und die
von Anjou, und hinter diesen kam in dritter Schaar der König Guido mit den
Leuten aus Poitou. Die vierte Abtheilung bildeten die Normannen und Eng¬
länder, welche das königliche Banner trugen, und den Schluß machte die Schaar
der Hospitaliter. Die letzte bestand aus erlesenen Rittern, war in Schwadronen
gegliedert und ritt so dicht geschlossen, daß bei ihr kein Apfel zur Erde gekonnt
hätte. Vom Heere der Sarazenen reichte das christliche bis an das Meer ...
Der Graf Heinrich von der Champagne hielt mit Fußvolk auf der Bergseite
Wacht. Die allerletzten waren die Bogen- und Armbrustschützeu. Die Pack¬
thiere und die Wagen zogen auf dem Wege zwischen der See und dem Heere
hin, damit sie nicht von den Feinden angegriffen würden. So rückte das Heer
allmählich vorwärts, immer darauf achtend, daß es im Zusammenhange blieb;
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