Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Lhr. Gottfried Körner und I. G. Göschen. theil an dem wirklichen und vermeinten Gewinne zu verschaffen, der dem deut¬ Dies sollte auch Christian Gottfried Körner erfahren. Als Freund Grenzboten I. 1881. 17
Lhr. Gottfried Körner und I. G. Göschen. theil an dem wirklichen und vermeinten Gewinne zu verschaffen, der dem deut¬ Dies sollte auch Christian Gottfried Körner erfahren. Als Freund Grenzboten I. 1881. 17
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0129" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149113"/> <fw type="header" place="top"> Lhr. Gottfried Körner und I. G. Göschen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_327" prev="#ID_326"> theil an dem wirklichen und vermeinten Gewinne zu verschaffen, der dem deut¬<lb/> schen Buchhandel aus dem Vertrieb ihrer Geistesproducte erwuchs. Die Ten¬<lb/> denz hierzu lag gleichsam in der Luft. Die Verlagsgenossenschaft, der Lessing und<lb/> Bode angehörten und die Lessings einzige Breslauer Ersparniß, seine kost¬<lb/> bare Bibliothek verschlang, die Subscription, welche Klopstock auf seine „Ge¬<lb/> lehrtenrepublik" in Scene setzte, die Versuche, die Gleim und Jacobi in Halber¬<lb/> stadt zur Etablirung eines Selbstverlags machten, die typographische Gesellschaft<lb/> in Bern und die Buchhandlung der Gelehrten in Dessau, die Speculationen<lb/> Mercks in Darmstadt — sie alle waren Producte derselben Stimmung und,<lb/> wenn man will, derselben Täuschung, welche dann noch häufig wiederkehren sollte.<lb/> Meist schlugen aus leicht begreiflichen Ursachen die Unternehmungen materiell<lb/> unglücklich aus, während der Selbstverlag Wielands beim „Teutschen Merkur"<lb/> und die große von Schütz und Hufeland ins Leben gerufene „Jenaer Literatur-<lb/> zeitung", welche gleichfalls (wenigstens zum größern Theile) Eigenthum der<lb/> Herausgeber war, vollkommen glückten. Es ist hier nicht unsere Aufgabe die<lb/> Ursachen solchen Gelingens und Mißlingens zu untersuchen. Gewiß ist, daß<lb/> zwischen allerlei schiefen, irrigen Ansichten über das Wesen des Buchhandels<lb/> und manchen alt- und neubeliebten Ungerechtigkeiten der Autoren gegen die<lb/> Verleger ganz gesunde Gedanken mit unterliefen. Der Buchhandel konnte durch<lb/> den Hinzutritt literarisch gebildeter Genossen nur gewinnen; das leuchtendste<lb/> Beispiel hierfür sollte kaum ein Jahrzehnt später der „Advocat" I. G. Cotta in<lb/> Tübingen abgeben. Selbst an solchen Männern wie der Weimarer Bertuch<lb/> war er seither nicht reich gewesen. Aber freilich die Bedingung blieb, daß sich<lb/> diese literarisch gebildeten Männer nun auch ganz den Interessen des Buch¬<lb/> handels widmeten und dieselben nicht etwa nebenher, ruck- und stoßweise, zu<lb/> erledigen vermeinten.</p><lb/> <p xml:id="ID_328" next="#ID_329"> Dies sollte auch Christian Gottfried Körner erfahren. Als Freund<lb/> Göschens Stellung bei der „Buchhandlung der Gelehrten" in Dessau in Folge<lb/> von MißHelligkeiten mit dem ersten „Factor" dieser Verlagsanstalt, dem Mag.<lb/> H. G. Reiche, unerfreulich wurde, kam Göschen der Gedanke, selbst in Leipzig<lb/> eine Buchhandlung zu errichten und dazu die Beihilfe des wohlhabenden Freun¬<lb/> des in Anspruch zu nehmen. Körner betheiligte sich zuerst mit einer Summe<lb/> an einem von Göschen selbständig, aber noch in Dessau unternommenen Bibel¬<lb/> verlage; Göschen scheint zu dieser Zeit den Gedanken einer völligen Societät noch<lb/> nicht klar ausgesprochen und durchgeführt zu haben. Als aber Göschen andeutete,<lb/> daß bei den augenblicklichem Stande der Literatur mit einigen tausend Thalern sich<lb/> vielleicht ein bedeutendes, gewinnbringendes Verlagsgeschäft begründen lasse, fing<lb/> der Dr. An-, und neue Dresdner Oberconsistorialrath Feuer. Das literarische<lb/> Interesse an der Sache stand natürlich bei ihm im Vordergrunde. Der Verlag,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 1881. 17</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0129]
Lhr. Gottfried Körner und I. G. Göschen.
theil an dem wirklichen und vermeinten Gewinne zu verschaffen, der dem deut¬
schen Buchhandel aus dem Vertrieb ihrer Geistesproducte erwuchs. Die Ten¬
denz hierzu lag gleichsam in der Luft. Die Verlagsgenossenschaft, der Lessing und
Bode angehörten und die Lessings einzige Breslauer Ersparniß, seine kost¬
bare Bibliothek verschlang, die Subscription, welche Klopstock auf seine „Ge¬
lehrtenrepublik" in Scene setzte, die Versuche, die Gleim und Jacobi in Halber¬
stadt zur Etablirung eines Selbstverlags machten, die typographische Gesellschaft
in Bern und die Buchhandlung der Gelehrten in Dessau, die Speculationen
Mercks in Darmstadt — sie alle waren Producte derselben Stimmung und,
wenn man will, derselben Täuschung, welche dann noch häufig wiederkehren sollte.
Meist schlugen aus leicht begreiflichen Ursachen die Unternehmungen materiell
unglücklich aus, während der Selbstverlag Wielands beim „Teutschen Merkur"
und die große von Schütz und Hufeland ins Leben gerufene „Jenaer Literatur-
zeitung", welche gleichfalls (wenigstens zum größern Theile) Eigenthum der
Herausgeber war, vollkommen glückten. Es ist hier nicht unsere Aufgabe die
Ursachen solchen Gelingens und Mißlingens zu untersuchen. Gewiß ist, daß
zwischen allerlei schiefen, irrigen Ansichten über das Wesen des Buchhandels
und manchen alt- und neubeliebten Ungerechtigkeiten der Autoren gegen die
Verleger ganz gesunde Gedanken mit unterliefen. Der Buchhandel konnte durch
den Hinzutritt literarisch gebildeter Genossen nur gewinnen; das leuchtendste
Beispiel hierfür sollte kaum ein Jahrzehnt später der „Advocat" I. G. Cotta in
Tübingen abgeben. Selbst an solchen Männern wie der Weimarer Bertuch
war er seither nicht reich gewesen. Aber freilich die Bedingung blieb, daß sich
diese literarisch gebildeten Männer nun auch ganz den Interessen des Buch¬
handels widmeten und dieselben nicht etwa nebenher, ruck- und stoßweise, zu
erledigen vermeinten.
Dies sollte auch Christian Gottfried Körner erfahren. Als Freund
Göschens Stellung bei der „Buchhandlung der Gelehrten" in Dessau in Folge
von MißHelligkeiten mit dem ersten „Factor" dieser Verlagsanstalt, dem Mag.
H. G. Reiche, unerfreulich wurde, kam Göschen der Gedanke, selbst in Leipzig
eine Buchhandlung zu errichten und dazu die Beihilfe des wohlhabenden Freun¬
des in Anspruch zu nehmen. Körner betheiligte sich zuerst mit einer Summe
an einem von Göschen selbständig, aber noch in Dessau unternommenen Bibel¬
verlage; Göschen scheint zu dieser Zeit den Gedanken einer völligen Societät noch
nicht klar ausgesprochen und durchgeführt zu haben. Als aber Göschen andeutete,
daß bei den augenblicklichem Stande der Literatur mit einigen tausend Thalern sich
vielleicht ein bedeutendes, gewinnbringendes Verlagsgeschäft begründen lasse, fing
der Dr. An-, und neue Dresdner Oberconsistorialrath Feuer. Das literarische
Interesse an der Sache stand natürlich bei ihm im Vordergrunde. Der Verlag,
Grenzboten I. 1881. 17
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