Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.Gegensatze zu den jüngsten Münchener Genremalern zeichnen sich die Landschafter An der Spitze der Thiermaler steht der Altmeister Johann Friedrich Die Specialität des im Jahre 1832 in Broekhuizer bei Utrecht gebornen. Gegensatze zu den jüngsten Münchener Genremalern zeichnen sich die Landschafter An der Spitze der Thiermaler steht der Altmeister Johann Friedrich Die Specialität des im Jahre 1832 in Broekhuizer bei Utrecht gebornen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0561" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/148208"/> <p xml:id="ID_1504" prev="#ID_1503"> Gegensatze zu den jüngsten Münchener Genremalern zeichnen sich die Landschafter<lb/> derselben Generation durchweg durch ein frisches, gesundes Naturgefühl aus,<lb/> wodurch ihre Schöpfungen anziehend und wohlthuend wirken. So mächtige und<lb/> urwüchsige Talente wie in Düsseldorf und Berlin findet mau freilich unter den<lb/> Münchener Landschaftsmalern der Gegenwart nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1505"> An der Spitze der Thiermaler steht der Altmeister Johann Friedrich<lb/> Voltz. Geboren am 31. October 1817 zu Nördlingen, genoß er den Unterricht<lb/> seines Vaters, des Malers und Kupferstechers Joh. Michael Voltz, von dem er<lb/> eine gewandte Handhabung der Radiernadel lernte. Seine Thätigkeit als Ra¬<lb/> dierer erwarb ihm die Mittel, 1834 nach München überzusiedeln, wo er sich an¬<lb/> fangs durch akademische Studien, dann durch fleißiges Copiereu älterer Meister<lb/> fortbildete. Einflußreicher auf feine künstlerische Richtung war jedoch der all¬<lb/> jährliche Sommeraufenthalt im bairischen Gebirge, wo er die eingehendsten Land¬<lb/> schaftsstudien machte. Als er sich dann dem Thierbilde zuwandte, wies er der<lb/> Landschaft auf seinen Gemälden eine so hervorragende Stelle an, daß man ihn<lb/> füglich auch unter die Landschaftsmaler rechnen kann. In der feinen Abtönung<lb/> der Luft wetteifert er mit Schleich, in der Darstellung der Lichteffecte mit Lier.<lb/> Im Gegensatze zu beiden kehrt er jedoch nur die Schönheit, die Romantik der<lb/> Landschaft hervor. Eine Heerde wohlgenährten Rindviehs, die am Ufer eines<lb/> Flusses weidet oder am Gestade eines Sees zur Tränke geht, ein dichter Laub¬<lb/> wald im Hintergrunde und darüber ein lachender Sommerhimmel, von dem sich<lb/> eben die letzten, blaugrauen Regenwolken verzogen haben — das sind die<lb/> Hauptelemente, aus denen sich seine einfachen Thieridyllen zusammensetzen. In<lb/> der Luft- und Lichtstimmung liegt aber ein unbeschreiblicher Reiz, der uns über<lb/> die Einfachheit des sujets völlig hinwegsehen läßt. Auch als Colorist steht<lb/> Voltz unter den ersten der Münchener da, und er entfaltete schon die glänzen¬<lb/> den Vorzüge seiner reichen Palette zu einer Zeit, als die allgemeinere, von<lb/> Piloty eingeleitete coloristische Bewegung noch in den ersten Stadien war.<lb/> Ein warmer Goldton ist die charakteristische Eigenthümlichkeit seiner zahlreichen<lb/> Thierstücke, die auch sonst durch ihr langgestrecktes, schmales Format äußerlich<lb/> kenntlich sind. Voltz ist ein specifisch nationaler Maler, der seine Motive am<lb/> liebsten von den Ufern des Starnberger oder Chiemsees oder von den bairischen<lb/> Alpen holt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1506" next="#ID_1507"> Die Specialität des im Jahre 1832 in Broekhuizer bei Utrecht gebornen.<lb/> Christian Friedrich Maki bilden die Schafe, in Verbindung mit einer sorgfältig<lb/> ausgeführten Landschaft. Ursprünglich Xylograph, dann Landschaftsmaler bil¬<lb/> dete er sich später in Paris unter Troyon zum Thiermaler aus. Hervorragen¬<lb/> deres als er, besonders in der Charakteristik und Individualisierung der Schafe<lb/> und im Colorit, leistet jedoch Otto Gehler, geboren zu Dresden am 18. Sev-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0561]
Gegensatze zu den jüngsten Münchener Genremalern zeichnen sich die Landschafter
derselben Generation durchweg durch ein frisches, gesundes Naturgefühl aus,
wodurch ihre Schöpfungen anziehend und wohlthuend wirken. So mächtige und
urwüchsige Talente wie in Düsseldorf und Berlin findet mau freilich unter den
Münchener Landschaftsmalern der Gegenwart nicht.
An der Spitze der Thiermaler steht der Altmeister Johann Friedrich
Voltz. Geboren am 31. October 1817 zu Nördlingen, genoß er den Unterricht
seines Vaters, des Malers und Kupferstechers Joh. Michael Voltz, von dem er
eine gewandte Handhabung der Radiernadel lernte. Seine Thätigkeit als Ra¬
dierer erwarb ihm die Mittel, 1834 nach München überzusiedeln, wo er sich an¬
fangs durch akademische Studien, dann durch fleißiges Copiereu älterer Meister
fortbildete. Einflußreicher auf feine künstlerische Richtung war jedoch der all¬
jährliche Sommeraufenthalt im bairischen Gebirge, wo er die eingehendsten Land¬
schaftsstudien machte. Als er sich dann dem Thierbilde zuwandte, wies er der
Landschaft auf seinen Gemälden eine so hervorragende Stelle an, daß man ihn
füglich auch unter die Landschaftsmaler rechnen kann. In der feinen Abtönung
der Luft wetteifert er mit Schleich, in der Darstellung der Lichteffecte mit Lier.
Im Gegensatze zu beiden kehrt er jedoch nur die Schönheit, die Romantik der
Landschaft hervor. Eine Heerde wohlgenährten Rindviehs, die am Ufer eines
Flusses weidet oder am Gestade eines Sees zur Tränke geht, ein dichter Laub¬
wald im Hintergrunde und darüber ein lachender Sommerhimmel, von dem sich
eben die letzten, blaugrauen Regenwolken verzogen haben — das sind die
Hauptelemente, aus denen sich seine einfachen Thieridyllen zusammensetzen. In
der Luft- und Lichtstimmung liegt aber ein unbeschreiblicher Reiz, der uns über
die Einfachheit des sujets völlig hinwegsehen läßt. Auch als Colorist steht
Voltz unter den ersten der Münchener da, und er entfaltete schon die glänzen¬
den Vorzüge seiner reichen Palette zu einer Zeit, als die allgemeinere, von
Piloty eingeleitete coloristische Bewegung noch in den ersten Stadien war.
Ein warmer Goldton ist die charakteristische Eigenthümlichkeit seiner zahlreichen
Thierstücke, die auch sonst durch ihr langgestrecktes, schmales Format äußerlich
kenntlich sind. Voltz ist ein specifisch nationaler Maler, der seine Motive am
liebsten von den Ufern des Starnberger oder Chiemsees oder von den bairischen
Alpen holt.
Die Specialität des im Jahre 1832 in Broekhuizer bei Utrecht gebornen.
Christian Friedrich Maki bilden die Schafe, in Verbindung mit einer sorgfältig
ausgeführten Landschaft. Ursprünglich Xylograph, dann Landschaftsmaler bil¬
dete er sich später in Paris unter Troyon zum Thiermaler aus. Hervorragen¬
deres als er, besonders in der Charakteristik und Individualisierung der Schafe
und im Colorit, leistet jedoch Otto Gehler, geboren zu Dresden am 18. Sev-
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