Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.zu haben. Auch Friedrich Kaulbach, ein Schüler Wilhelm von Kaulbachs, ist Auch Hermann Kaulbach, der am 26. Juli 1846 in München geborene zu haben. Auch Friedrich Kaulbach, ein Schüler Wilhelm von Kaulbachs, ist Auch Hermann Kaulbach, der am 26. Juli 1846 in München geborene <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0556" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/148203"/> <p xml:id="ID_1491" prev="#ID_1490"> zu haben. Auch Friedrich Kaulbach, ein Schüler Wilhelm von Kaulbachs, ist<lb/> vorzugsweise Frauemnaler, der sein zartes, romantisches Empfinden gern in der<lb/> Farbe auszudrücken liebt, die immer etwas rosiges und süßliches hat. Wenn<lb/> auch nicht diese Farbe, so hat doch F. A. Kaulbach den Frauencultus mit dem<lb/> Vater gemein. Seine coloristische Richtung und seine Neigung für das Mittel¬<lb/> alter gewannen erst sichern Halt, als Kaulbach 1867 die Kunstschule in Nürn¬<lb/> berg bezog, auf welcher er zwei Jahre unter A. v. Krelings Leitung studierte.<lb/> Er holte nicht nur die Stoffe für seine ersten Bilder aus dem deutschen Mittel¬<lb/> alter, sondern schloß sich auch in der Naturauffassung und im Colorit an die<lb/> deutschen Meister des sechzehnten Jahrhunderts, besonders an Holbein und<lb/> Dürer an. Von Nürnberg ging er nach Hannover, dem Wohnsitze des Vaters,<lb/> und unterstützte diesen bei einigen größern Arbeiten. 1873 siedelte er jedoch<lb/> nach München über, wo gerade die Begeisterung für die deutsche Renaissance<lb/> im besten Zuge war, und nun entfaltete er eine lebhafte künstlerische Thätigkeit,<lb/> deren Erzeugnisse namentlich um ihrer coloristischeu Durchführung willen großen<lb/> Beifall fanden. Denn nicht zufrieden damit, weibliche Porträts im deutschen<lb/> Renaissancekostüm a t» Holbein zu malen, ahmte er auch in Studienköpfeu und<lb/> Bildnissen die Malweise Rubens, Rembrandts und van Dycks nach. Dann<lb/> malte er Damen mit weißen Atlaskleidern trotz Terborch und Netscher, und<lb/> schließlich kam es ihm auch gar nicht darauf an, mysteriös wie Lenbach und<lb/> todesmatt wie Gabriel Max zu malen. Ein wahrer Proteus, der seine male¬<lb/> rische Handschrift bis jetzt fast jedes Jahr geändert hat. Dieses geniale Hin-<lb/> und Herspringen zwischen den verschiedenartigsten Vorbildern welches allerdings<lb/> von einer ungewöhnlichen Pinselfertigkeit zeugt, hat sicherlich » beigetragen,<lb/> den jugendlichen Künstler bekannt zu machen. In erster Linie hat freilich die<lb/> Wahl der Stoffe seine Popularität bedingt. Liebeslust und Liebesgram ist auch<lb/> sein Lieblingsthema, und so lange es liebeskranke und liebebeglückte Gemüther<lb/> giebt, werden solche Darstellungen immer den wärmsten Sympathien begegnen.<lb/> Kaulbach giebt sich in seinen Gemälden dem Cultus der Frauenschönheit mit<lb/> voller Begeisterung hiu, und diese ehrliche Begeisterung trägt sich auch auf den<lb/> Beschauer über. So lange sich Kaulbach an die alten Meister hält, ist sein<lb/> Colorit auch viel gesünder als das der andern Modemaler. Alles Technische<lb/> beherrscht er mit großer Sicherheit, so daß seine Bilder meist einen harmoni¬<lb/> schen Eindruck hinterlassen. Was ihm fehlt, ist nur die Selbständigkeit, die er<lb/> bei dem beständigen Jrrlichtelieren zwischen seinen Idealen auch kaum errin¬<lb/> gen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1492" next="#ID_1493"> Auch Hermann Kaulbach, der am 26. Juli 1846 in München geborene<lb/> Sohn Wilhelms von Kaulbach, gehört, obwohl er aus der Schule Pilotys her¬<lb/> vorgegangen ist, in seiner neuesten Entwicklung der Gruppe der Salonmaler</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0556]
zu haben. Auch Friedrich Kaulbach, ein Schüler Wilhelm von Kaulbachs, ist
vorzugsweise Frauemnaler, der sein zartes, romantisches Empfinden gern in der
Farbe auszudrücken liebt, die immer etwas rosiges und süßliches hat. Wenn
auch nicht diese Farbe, so hat doch F. A. Kaulbach den Frauencultus mit dem
Vater gemein. Seine coloristische Richtung und seine Neigung für das Mittel¬
alter gewannen erst sichern Halt, als Kaulbach 1867 die Kunstschule in Nürn¬
berg bezog, auf welcher er zwei Jahre unter A. v. Krelings Leitung studierte.
Er holte nicht nur die Stoffe für seine ersten Bilder aus dem deutschen Mittel¬
alter, sondern schloß sich auch in der Naturauffassung und im Colorit an die
deutschen Meister des sechzehnten Jahrhunderts, besonders an Holbein und
Dürer an. Von Nürnberg ging er nach Hannover, dem Wohnsitze des Vaters,
und unterstützte diesen bei einigen größern Arbeiten. 1873 siedelte er jedoch
nach München über, wo gerade die Begeisterung für die deutsche Renaissance
im besten Zuge war, und nun entfaltete er eine lebhafte künstlerische Thätigkeit,
deren Erzeugnisse namentlich um ihrer coloristischeu Durchführung willen großen
Beifall fanden. Denn nicht zufrieden damit, weibliche Porträts im deutschen
Renaissancekostüm a t» Holbein zu malen, ahmte er auch in Studienköpfeu und
Bildnissen die Malweise Rubens, Rembrandts und van Dycks nach. Dann
malte er Damen mit weißen Atlaskleidern trotz Terborch und Netscher, und
schließlich kam es ihm auch gar nicht darauf an, mysteriös wie Lenbach und
todesmatt wie Gabriel Max zu malen. Ein wahrer Proteus, der seine male¬
rische Handschrift bis jetzt fast jedes Jahr geändert hat. Dieses geniale Hin-
und Herspringen zwischen den verschiedenartigsten Vorbildern welches allerdings
von einer ungewöhnlichen Pinselfertigkeit zeugt, hat sicherlich » beigetragen,
den jugendlichen Künstler bekannt zu machen. In erster Linie hat freilich die
Wahl der Stoffe seine Popularität bedingt. Liebeslust und Liebesgram ist auch
sein Lieblingsthema, und so lange es liebeskranke und liebebeglückte Gemüther
giebt, werden solche Darstellungen immer den wärmsten Sympathien begegnen.
Kaulbach giebt sich in seinen Gemälden dem Cultus der Frauenschönheit mit
voller Begeisterung hiu, und diese ehrliche Begeisterung trägt sich auch auf den
Beschauer über. So lange sich Kaulbach an die alten Meister hält, ist sein
Colorit auch viel gesünder als das der andern Modemaler. Alles Technische
beherrscht er mit großer Sicherheit, so daß seine Bilder meist einen harmoni¬
schen Eindruck hinterlassen. Was ihm fehlt, ist nur die Selbständigkeit, die er
bei dem beständigen Jrrlichtelieren zwischen seinen Idealen auch kaum errin¬
gen wird.
Auch Hermann Kaulbach, der am 26. Juli 1846 in München geborene
Sohn Wilhelms von Kaulbach, gehört, obwohl er aus der Schule Pilotys her¬
vorgegangen ist, in seiner neuesten Entwicklung der Gruppe der Salonmaler
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