Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.Augsburg unmittelbar odcr auf dem Umwege über eiuen anderen Ort nach Ober¬ Im vierten Abschnitte ist "Johann Anthis Passionsspiel behandelt, welches Hartmanns gediegene Schrift wird eiuen bleibenden Werth für die Literatur¬ Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Emil Herrmann in Leipzig. *) "Der Passion" für das Passionsspiel ein weit verbreiteter älterer Sprachgebrauch.
Vgl. Schmeller, Bairisches Wörterbuch. Wild sagt in seinem Spiel Vers 10 selbst "Der gantz Passion." Augsburg unmittelbar odcr auf dem Umwege über eiuen anderen Ort nach Ober¬ Im vierten Abschnitte ist „Johann Anthis Passionsspiel behandelt, welches Hartmanns gediegene Schrift wird eiuen bleibenden Werth für die Literatur¬ Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Emil Herrmann in Leipzig. *) „Der Passion" für das Passionsspiel ein weit verbreiteter älterer Sprachgebrauch.
Vgl. Schmeller, Bairisches Wörterbuch. Wild sagt in seinem Spiel Vers 10 selbst „Der gantz Passion." <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0048" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147695"/> <p xml:id="ID_129" prev="#ID_128"> Augsburg unmittelbar odcr auf dem Umwege über eiuen anderen Ort nach Ober¬<lb/> ammergau verpflanzt wurde. Auch wissen wir nicht, ob die Einschaltung von Wilds<lb/> Passion in den älteren Augsburger Text, welche wir im Oberammcrgaucr Spiel<lb/> von 1662 bereits vollzogen finden, zu Oberammergau selbst geschah, odcr ob beide<lb/> Bestandtheile schon mit einander verbunden dahin gelangten. Jedenfalls ist der<lb/> bisher ganz unbekannte Einfluß eines Meistersingers ans Obcrammergaus be¬<lb/> rühmtes Spiel höchst merkwürdig. Daß nach Wilds Text mindestens scholl 1662<lb/> zu Oberammergau gespielt wurde, lehrt der Umstand, daß sein ganzer*) Passion<lb/> in dem ältesten vorhandenen Ammergauer Text von 1662 enthalten ist. Letzterer<lb/> Text blieb dann in der Hauptsache bis 1740 in Geltung, und hiermit ohne Zweifel<lb/> auch der beträchtliche durch Wild gedichtete Bestandtheil. Die Veränderungen, welche<lb/> einzelne Stellen des Textes vom Jahr 1622 in den folgenden Texten der Jahre<lb/> 1720, 1730 und 1740 gefunden haben, weist der Herausgeber ebenfalls nach.<lb/> Eine unausgesetzte Wechselbeziehung von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart<lb/> ist in einer sehr großen Menge dieser Stücke erkennbar.<lb/> '"</p><lb/> <p xml:id="ID_130"> Im vierten Abschnitte ist „Johann Anthis Passionsspiel behandelt, welches<lb/> mit vier Passivnsspielen verwandt ist, die man bisher noch nicht mit demselben<lb/> prüfend zusammengestellt hat. Viele Stellen aus einem Drama „das Lyder unseres<lb/> Herrn Jesu Christi", welches Jacobus Nueff, Steinschnyder (d. h. Chirurg) zu<lb/> Zürich im Jahre 1545 herausgab, kommen in Anthi's Weilheimer Passion, noch<lb/> genauer in dem dazu gehörigen Auferstehungsspiel vor, auch stimmen die einst zu<lb/> Freiburg im Breisgau und Luzern üblichen Passionsspiele mit Rueffs Passion über¬<lb/> ein. Nneffs Dichtung ist sowohl in dem der Schweiz nahe gelegenen Freiburg ge¬<lb/> spielt worden, als auch wenigstens bruchstückweise in Oberbaiern zu Weilheim im<lb/> Jahre 1615, vielleicht schon 1600, wo Aelbl's eigentliches Passionsspiel zum ersten<lb/> Mal gegeben wurde. Dies Weilheimer Passionsspiel reicht wie das von Ober-<lb/> ammergau mit seinen Wurzeln ins 16. und 15. Jahrhundert zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_131"> Hartmanns gediegene Schrift wird eiuen bleibenden Werth für die Literatur¬<lb/> geschichte behaupten. Sein Verdienst um die Sammlung der Schätze unserer Volks¬<lb/> dichtung hat er übrigens durch ein soeben uuter dem Titel „Volksschauspiele in<lb/> Baiern und Oesterreich-Ungarn" erschienenes umfängliches Werk (Leipzig, Breitkopf<lb/> und Härtel, 1880) vermehrt, in welchem wiederum ein überraschend reiches Material<lb/> zu Tage gefordert und gründlich durchgearbeitet ist. Beide von der Verlagshand¬<lb/> lung elegant ausgestattete Werke verdienen nicht bloß das Studium gelehrter<lb/> Fachkreise, sondern auch theilnehmende Beachtung bei allen Freunden deutscher<lb/><note type="byline"> R.</note> Culturgeschichte. </p><lb/> <note xml:id="FID_2" place="foot"> *) „Der Passion" für das Passionsspiel ein weit verbreiteter älterer Sprachgebrauch.<lb/> Vgl. Schmeller, Bairisches Wörterbuch. Wild sagt in seinem Spiel Vers 10 selbst „Der<lb/> gantz Passion."</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig.<lb/> Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Emil Herrmann in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0048]
Augsburg unmittelbar odcr auf dem Umwege über eiuen anderen Ort nach Ober¬
ammergau verpflanzt wurde. Auch wissen wir nicht, ob die Einschaltung von Wilds
Passion in den älteren Augsburger Text, welche wir im Oberammcrgaucr Spiel
von 1662 bereits vollzogen finden, zu Oberammergau selbst geschah, odcr ob beide
Bestandtheile schon mit einander verbunden dahin gelangten. Jedenfalls ist der
bisher ganz unbekannte Einfluß eines Meistersingers ans Obcrammergaus be¬
rühmtes Spiel höchst merkwürdig. Daß nach Wilds Text mindestens scholl 1662
zu Oberammergau gespielt wurde, lehrt der Umstand, daß sein ganzer*) Passion
in dem ältesten vorhandenen Ammergauer Text von 1662 enthalten ist. Letzterer
Text blieb dann in der Hauptsache bis 1740 in Geltung, und hiermit ohne Zweifel
auch der beträchtliche durch Wild gedichtete Bestandtheil. Die Veränderungen, welche
einzelne Stellen des Textes vom Jahr 1622 in den folgenden Texten der Jahre
1720, 1730 und 1740 gefunden haben, weist der Herausgeber ebenfalls nach.
Eine unausgesetzte Wechselbeziehung von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart
ist in einer sehr großen Menge dieser Stücke erkennbar.
'"
Im vierten Abschnitte ist „Johann Anthis Passionsspiel behandelt, welches
mit vier Passivnsspielen verwandt ist, die man bisher noch nicht mit demselben
prüfend zusammengestellt hat. Viele Stellen aus einem Drama „das Lyder unseres
Herrn Jesu Christi", welches Jacobus Nueff, Steinschnyder (d. h. Chirurg) zu
Zürich im Jahre 1545 herausgab, kommen in Anthi's Weilheimer Passion, noch
genauer in dem dazu gehörigen Auferstehungsspiel vor, auch stimmen die einst zu
Freiburg im Breisgau und Luzern üblichen Passionsspiele mit Rueffs Passion über¬
ein. Nneffs Dichtung ist sowohl in dem der Schweiz nahe gelegenen Freiburg ge¬
spielt worden, als auch wenigstens bruchstückweise in Oberbaiern zu Weilheim im
Jahre 1615, vielleicht schon 1600, wo Aelbl's eigentliches Passionsspiel zum ersten
Mal gegeben wurde. Dies Weilheimer Passionsspiel reicht wie das von Ober-
ammergau mit seinen Wurzeln ins 16. und 15. Jahrhundert zurück.
Hartmanns gediegene Schrift wird eiuen bleibenden Werth für die Literatur¬
geschichte behaupten. Sein Verdienst um die Sammlung der Schätze unserer Volks¬
dichtung hat er übrigens durch ein soeben uuter dem Titel „Volksschauspiele in
Baiern und Oesterreich-Ungarn" erschienenes umfängliches Werk (Leipzig, Breitkopf
und Härtel, 1880) vermehrt, in welchem wiederum ein überraschend reiches Material
zu Tage gefordert und gründlich durchgearbeitet ist. Beide von der Verlagshand¬
lung elegant ausgestattete Werke verdienen nicht bloß das Studium gelehrter
Fachkreise, sondern auch theilnehmende Beachtung bei allen Freunden deutscher
R. Culturgeschichte.
Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Emil Herrmann in Leipzig.
*) „Der Passion" für das Passionsspiel ein weit verbreiteter älterer Sprachgebrauch.
Vgl. Schmeller, Bairisches Wörterbuch. Wild sagt in seinem Spiel Vers 10 selbst „Der
gantz Passion."
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