Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.stehen in der Erlaubniß, alsdann der allgemeinen Versicherung beitreten zu Bezüglich der Constituierung der Localkassen muß man davon ausgehen, Grmzboten IV. 188'). 4"
stehen in der Erlaubniß, alsdann der allgemeinen Versicherung beitreten zu Bezüglich der Constituierung der Localkassen muß man davon ausgehen, Grmzboten IV. 188'). 4«
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0353" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/148000"/> <p xml:id="ID_957" prev="#ID_956"> stehen in der Erlaubniß, alsdann der allgemeinen Versicherung beitreten zu<lb/> dürfen, welche des Schutzes, der Hilfe und der Verwaltung des Staates theil¬<lb/> haftig ist. Angenommen, im preußischen Staate würde ein Betrag von 75 Mil¬<lb/> lionen Mark, welcher aus dem Staatshaushalte durch anderweitige Einnahmen<lb/> erübrigt wäre, als Reserve zu den Einzahlungen der zwangsweise sich verhindern¬<lb/> den Arbeiter verwendet, sofern diese in Corporationen oder Innungen geschlossen<lb/> wären, so würde sich damit auf der ganzen Linie des Innungswesens eine ge¬<lb/> waltige Theilnahme an der zu schaffenden Organisation entwickeln, und dies<lb/> hauptsächlich wegen der pecuniären Vortheile, welche die Zukunft des Arbeiters<lb/> sichern würden. Bei solchen Aussichten würden allmählich auch pecuniär sehr<lb/> wichtige Elemente des Kleingewerbes herankommen, auch subalterne Beamte,<lb/> sobald sie sich corporcitiv organisiert haben würden. Die stabilern Verhältnisse<lb/> dieser Klassen würden ganz besonders zu Krisenzeiten einen willkommenen Aus¬<lb/> gleich bieten und so der Interessensolidarität der Arbeiterklasse gegenüber dem<lb/> Capital einen praktischen Ausdruck verleihen. Auch das niederdrückende Gefühl<lb/> der nüsiM oontrilmsus plsbs, des Berloreuseius im Staate, welches dazu<lb/> beigetragen hat, die Socialdemokratie zu erzeugen, würde einer ans den that¬<lb/> kräftigsten und gesundesten Elementen des Volkes emporwachsenden Vaterlands¬<lb/> liebe und einer willfährigen Mitarbeit an den staatlichen Culturbestrebungen<lb/> Platz macheu.</p><lb/> <p xml:id="ID_958" next="#ID_959"> Bezüglich der Constituierung der Localkassen muß man davon ausgehen,<lb/> daß, im Gegensatze zum Osnabrücker Statut, auch die Vertretung der unselb¬<lb/> ständigen Arbeiter, sofern sie nur unter einer gewissen Theilnahme der Meister<lb/> stattfindet, geeignet ist, einen Localgewerkverein zu bilden. Solche Verbände<lb/> sind in unsern Fabrik- und Krankenkassen schon vorgebildet. Dieselben lassen<lb/> steh auch auf die Handwerker und das Kleingewerbe allmählich übertragen.<lb/> Unsere gesummten öffentlichen Verhältnisse gestatten nicht mehr das System der<lb/> Bevormundung, welches bei dem alten familiären Zusammenleben der vormaligen<lb/> zünftigen Arbeiter mit dem Meister stattfand. Wir haben in unsern parlamen¬<lb/> tarischen Versammlungen, die doch hoch über dem Bildungsgrade einer Hand¬<lb/> werkerinnung stehen, sehen müssen, was einseitige Parteivertretnng heißt. Eine<lb/> reine Meisterinnnng würde aber ein classisches Institut werden , um die Inter¬<lb/> essenvertretung und den individuellen Vortheil über das gemeinsame Wohl zu<lb/> setzen. Daher hat sich auch mit Recht der zu Nürnberg tagende Verbandstag<lb/> (October 1879) der deutscheu Gewerkvereine ganz entschieden gegen die Wieder¬<lb/> einführung des unveränderten alten Zunftwesens ausgesprochen, dagegen mit<lb/> Genugthuung solche Innungen begrüßt, welche ohne Beeinträchtigung der Ge¬<lb/> werbefreiheit auch die Rechte und Interessen der Arbeiter achten und in ihren<lb/> Verbänden zum Ausdrucke kommen lassen. Es scheint uns genügend, wenn min-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grmzboten IV. 188'). 4«</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0353]
stehen in der Erlaubniß, alsdann der allgemeinen Versicherung beitreten zu
dürfen, welche des Schutzes, der Hilfe und der Verwaltung des Staates theil¬
haftig ist. Angenommen, im preußischen Staate würde ein Betrag von 75 Mil¬
lionen Mark, welcher aus dem Staatshaushalte durch anderweitige Einnahmen
erübrigt wäre, als Reserve zu den Einzahlungen der zwangsweise sich verhindern¬
den Arbeiter verwendet, sofern diese in Corporationen oder Innungen geschlossen
wären, so würde sich damit auf der ganzen Linie des Innungswesens eine ge¬
waltige Theilnahme an der zu schaffenden Organisation entwickeln, und dies
hauptsächlich wegen der pecuniären Vortheile, welche die Zukunft des Arbeiters
sichern würden. Bei solchen Aussichten würden allmählich auch pecuniär sehr
wichtige Elemente des Kleingewerbes herankommen, auch subalterne Beamte,
sobald sie sich corporcitiv organisiert haben würden. Die stabilern Verhältnisse
dieser Klassen würden ganz besonders zu Krisenzeiten einen willkommenen Aus¬
gleich bieten und so der Interessensolidarität der Arbeiterklasse gegenüber dem
Capital einen praktischen Ausdruck verleihen. Auch das niederdrückende Gefühl
der nüsiM oontrilmsus plsbs, des Berloreuseius im Staate, welches dazu
beigetragen hat, die Socialdemokratie zu erzeugen, würde einer ans den that¬
kräftigsten und gesundesten Elementen des Volkes emporwachsenden Vaterlands¬
liebe und einer willfährigen Mitarbeit an den staatlichen Culturbestrebungen
Platz macheu.
Bezüglich der Constituierung der Localkassen muß man davon ausgehen,
daß, im Gegensatze zum Osnabrücker Statut, auch die Vertretung der unselb¬
ständigen Arbeiter, sofern sie nur unter einer gewissen Theilnahme der Meister
stattfindet, geeignet ist, einen Localgewerkverein zu bilden. Solche Verbände
sind in unsern Fabrik- und Krankenkassen schon vorgebildet. Dieselben lassen
steh auch auf die Handwerker und das Kleingewerbe allmählich übertragen.
Unsere gesummten öffentlichen Verhältnisse gestatten nicht mehr das System der
Bevormundung, welches bei dem alten familiären Zusammenleben der vormaligen
zünftigen Arbeiter mit dem Meister stattfand. Wir haben in unsern parlamen¬
tarischen Versammlungen, die doch hoch über dem Bildungsgrade einer Hand¬
werkerinnung stehen, sehen müssen, was einseitige Parteivertretnng heißt. Eine
reine Meisterinnnng würde aber ein classisches Institut werden , um die Inter¬
essenvertretung und den individuellen Vortheil über das gemeinsame Wohl zu
setzen. Daher hat sich auch mit Recht der zu Nürnberg tagende Verbandstag
(October 1879) der deutscheu Gewerkvereine ganz entschieden gegen die Wieder¬
einführung des unveränderten alten Zunftwesens ausgesprochen, dagegen mit
Genugthuung solche Innungen begrüßt, welche ohne Beeinträchtigung der Ge¬
werbefreiheit auch die Rechte und Interessen der Arbeiter achten und in ihren
Verbänden zum Ausdrucke kommen lassen. Es scheint uns genügend, wenn min-
Grmzboten IV. 188'). 4«
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