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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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Vlicke auf die politische Lage in auswärtigen Fragen.
4. Griechenland und die Großmächte.

Der König von Griechenland ist, sagten wir uns, zweifelsohne mit starken
Enttäuschungen heimgekehrt, als diese kleine Majestät von den Besuchen, die sie
den großmächtlicheu Höfen Europas im Spätsommer abgestattet hatte, in Athen
wieder eingetroffen war. Die Frage wegen der Vergrößerung von Hellas mit
Theilen Albaniens und Thessaliens wird vorläufig keinen Anlaß zu Zerwürf¬
nissen zwischen den Congreßmächten und der Pforte mehr geben, und Europa
darf hoffen, mit dieser Angelegenheit jetzt und in der nächsten Zeit nicht weiter
behelligt zu werden.

So faßten wir die Sache vor drei Wochen auf, und so denken wir noch
heute. Auch die Thronrede, mit welcher der Basileus der Hellenen am 21.
Oetober die Deputiertenkcunmer eröffnete, vermochte uns, obwohl sie recht zu¬
versichtlich und kriegerisch klang, darin nicht irre zu machen. Es hieß da: "Ich
bitte die Kammer um ihre Mitwirkung, damit ich im Stande bin, die mir auf¬
erlegten nationalen Pflichten zu erfüllen. Diese Pflichten sind ungewöhnlich
ernster Natur, aber diesem Ernste entspricht der hochstrebende Sinn der Nation..,
Ich habe den Ländern, die ich besucht, und deren Urtheilsspruch Griechenland
eine neue, ihre Marken verstärkende und erweiternde Grenze gegeben hat, meine
Dankbarkeit auszudrücken. Sicher legt uns die Ausführung der Entscheidung
der Mächte eine Action auf, deren Regelung Ihre Verhandlungen vorzüglich in
Anspruch nehmen wird. Die Regierung hat bereits ausgedehnte Vorbereitungen
betreffs des Landheeres und der Kriegsflotte getroffen, in Bezug ans welche
Anleihen abgeschlossen worden sind, die man Sie gut zu heißen ersuchen wird.
Die Nation hat schwere Verpflichtungen übernommen; denn die Armee wird
nicht eher entlassen werden, als bis unser Ziel, die Aufrichtung der neuen Ord-
nung der Dinge in dem Griechenland zugesprochnen Gebiete erreicht ist. Ich
bin fest entschlossen, so rasch als möglich den Zweck, für den ich mich vorbe¬
reitet habe, zu verwirklichen."


Grenzboten IV. 1880. ^ 27
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4. Griechenland und die Großmächte.

Der König von Griechenland ist, sagten wir uns, zweifelsohne mit starken
Enttäuschungen heimgekehrt, als diese kleine Majestät von den Besuchen, die sie
den großmächtlicheu Höfen Europas im Spätsommer abgestattet hatte, in Athen
wieder eingetroffen war. Die Frage wegen der Vergrößerung von Hellas mit
Theilen Albaniens und Thessaliens wird vorläufig keinen Anlaß zu Zerwürf¬
nissen zwischen den Congreßmächten und der Pforte mehr geben, und Europa
darf hoffen, mit dieser Angelegenheit jetzt und in der nächsten Zeit nicht weiter
behelligt zu werden.

So faßten wir die Sache vor drei Wochen auf, und so denken wir noch
heute. Auch die Thronrede, mit welcher der Basileus der Hellenen am 21.
Oetober die Deputiertenkcunmer eröffnete, vermochte uns, obwohl sie recht zu¬
versichtlich und kriegerisch klang, darin nicht irre zu machen. Es hieß da: „Ich
bitte die Kammer um ihre Mitwirkung, damit ich im Stande bin, die mir auf¬
erlegten nationalen Pflichten zu erfüllen. Diese Pflichten sind ungewöhnlich
ernster Natur, aber diesem Ernste entspricht der hochstrebende Sinn der Nation..,
Ich habe den Ländern, die ich besucht, und deren Urtheilsspruch Griechenland
eine neue, ihre Marken verstärkende und erweiternde Grenze gegeben hat, meine
Dankbarkeit auszudrücken. Sicher legt uns die Ausführung der Entscheidung
der Mächte eine Action auf, deren Regelung Ihre Verhandlungen vorzüglich in
Anspruch nehmen wird. Die Regierung hat bereits ausgedehnte Vorbereitungen
betreffs des Landheeres und der Kriegsflotte getroffen, in Bezug ans welche
Anleihen abgeschlossen worden sind, die man Sie gut zu heißen ersuchen wird.
Die Nation hat schwere Verpflichtungen übernommen; denn die Armee wird
nicht eher entlassen werden, als bis unser Ziel, die Aufrichtung der neuen Ord-
nung der Dinge in dem Griechenland zugesprochnen Gebiete erreicht ist. Ich
bin fest entschlossen, so rasch als möglich den Zweck, für den ich mich vorbe¬
reitet habe, zu verwirklichen."


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[0209] Vlicke auf die politische Lage in auswärtigen Fragen. 4. Griechenland und die Großmächte. Der König von Griechenland ist, sagten wir uns, zweifelsohne mit starken Enttäuschungen heimgekehrt, als diese kleine Majestät von den Besuchen, die sie den großmächtlicheu Höfen Europas im Spätsommer abgestattet hatte, in Athen wieder eingetroffen war. Die Frage wegen der Vergrößerung von Hellas mit Theilen Albaniens und Thessaliens wird vorläufig keinen Anlaß zu Zerwürf¬ nissen zwischen den Congreßmächten und der Pforte mehr geben, und Europa darf hoffen, mit dieser Angelegenheit jetzt und in der nächsten Zeit nicht weiter behelligt zu werden. So faßten wir die Sache vor drei Wochen auf, und so denken wir noch heute. Auch die Thronrede, mit welcher der Basileus der Hellenen am 21. Oetober die Deputiertenkcunmer eröffnete, vermochte uns, obwohl sie recht zu¬ versichtlich und kriegerisch klang, darin nicht irre zu machen. Es hieß da: „Ich bitte die Kammer um ihre Mitwirkung, damit ich im Stande bin, die mir auf¬ erlegten nationalen Pflichten zu erfüllen. Diese Pflichten sind ungewöhnlich ernster Natur, aber diesem Ernste entspricht der hochstrebende Sinn der Nation.., Ich habe den Ländern, die ich besucht, und deren Urtheilsspruch Griechenland eine neue, ihre Marken verstärkende und erweiternde Grenze gegeben hat, meine Dankbarkeit auszudrücken. Sicher legt uns die Ausführung der Entscheidung der Mächte eine Action auf, deren Regelung Ihre Verhandlungen vorzüglich in Anspruch nehmen wird. Die Regierung hat bereits ausgedehnte Vorbereitungen betreffs des Landheeres und der Kriegsflotte getroffen, in Bezug ans welche Anleihen abgeschlossen worden sind, die man Sie gut zu heißen ersuchen wird. Die Nation hat schwere Verpflichtungen übernommen; denn die Armee wird nicht eher entlassen werden, als bis unser Ziel, die Aufrichtung der neuen Ord- nung der Dinge in dem Griechenland zugesprochnen Gebiete erreicht ist. Ich bin fest entschlossen, so rasch als möglich den Zweck, für den ich mich vorbe¬ reitet habe, zu verwirklichen." Grenzboten IV. 1880. ^ 27

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/209>, abgerufen am 28.12.2024.