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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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fiel ihm um den Hals, wobei ihm das Wasser in den Augen stand. Am 11.
Mai wurde mit Goethes Unterstützung eine Ausstellung der Zeichnungen am
Weimarer Hofe gehalten, die sehr gut auffiel. Goethe war jetzt von seinem Vor¬
urtheil gegen die altdeutsche Kunst geheilt; er und Boisseree blieben zeitlebens
die besten Freunde. Im Herbst 1814 und 1815 besuchte er die beiden Brüder
in Heidelberg und nahm den lebhaftesten Antheil an ihren Sammlungen und
Arbeiten.

Bei dem Besuche Napoleons I. in Köln im Jahre 1811 suchte Bois-
seree auch dessen Interesse für den Dom und die Erhaltung desselben zu ge¬
winnen, glücklicherweise erfolglos. Einen besseren Erfolg, der nachmals von der
größten Bedeutung wurde, hatte er bei dem Kronprinzen von Preußen,
dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., mit dem er im Sommer 1814 in
Köln verkehrte. Die Zeichnungen hatte der Kronprinz schon im November 1813
in Frankfurt a. M. gesehen; jetzt zeigte Boisseree ihm und seinem Gefolge (dar¬
unter Gneisenau und Ancillon) den Dom selbst und erklärte ihm alles. Es
gelang ihm, in dem kunstbegeisterten Prinzen rasch eine hohe Liebe für den Dom
zu erwecken, die dieser zeitlebens bewahrte und die später die schönsten Früchte
trug. Schon jetzt begeisterte er sich lebhaft für den Gedanken eines Ausbaues.

Der Kronprinz war es nun, der in Gemeinschaft mit dem genialen Archi¬
tekten C. F. Schinkel es in den folgenden Jahren durchsetzte, daß die Mittel
gewährt wurden, um die dringendsten Restaurationsarbeiten am Dome vorzu-
nehmen. Schinkel wurde im Herbst 1816. nach Köln gesandt. Er unter¬
suchte den Dom, dessen Verfall weit größer war als man erwartet hatte, und
sprach sich dringend für die Restauration desselben aus. Die ersten mühsamen
Arbeiten wurden im Jahre 1821 unter Leitung des Bauinspectors Ahlert
begonnen.

Im Jahre 1821 wurde auch das Erzbisthum Köln wieder hergestellt, nach¬
dem die Stadt im Pariser Frieden (1814) an die Krone Preußen übergegangen
war. König Friedrich Wilhelm III. bewilligte eine jährliche Subvention
von 10000 Thalern auf zehn Jahre und führte eine Domsteuer und Dombau-
sammlung ein. Vom Jahre 1824 an ist die neue Bauperiode des Domes zu
datieren. Zuerst wurden die schlimmsten Uebelstände beseitigt; die eigentlichen
Wiederherstellungsarbeiten, darunter zunächst die Errichtung eines neuen Daches
über dem Hochchvr, wurden im Jahre 1825 begonnen; seit 1828 fing man an
die WiderHalter und die Streben sammt ihren Bogen wieder herzustellen. Dies
alles war die Frucht der Bemühungen Boisserees und der eifrigen Fürsprache
des Kronprinzen und Schinkels.

Wie im Zusammenhange mit der netterwachenden Theilnahme für den Dom
erscheint, wiewohl uur durch einen reinen Zufall veranlaßt, die Auffindung des


Grenzboten IV. 1830. 20

fiel ihm um den Hals, wobei ihm das Wasser in den Augen stand. Am 11.
Mai wurde mit Goethes Unterstützung eine Ausstellung der Zeichnungen am
Weimarer Hofe gehalten, die sehr gut auffiel. Goethe war jetzt von seinem Vor¬
urtheil gegen die altdeutsche Kunst geheilt; er und Boisseree blieben zeitlebens
die besten Freunde. Im Herbst 1814 und 1815 besuchte er die beiden Brüder
in Heidelberg und nahm den lebhaftesten Antheil an ihren Sammlungen und
Arbeiten.

Bei dem Besuche Napoleons I. in Köln im Jahre 1811 suchte Bois-
seree auch dessen Interesse für den Dom und die Erhaltung desselben zu ge¬
winnen, glücklicherweise erfolglos. Einen besseren Erfolg, der nachmals von der
größten Bedeutung wurde, hatte er bei dem Kronprinzen von Preußen,
dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., mit dem er im Sommer 1814 in
Köln verkehrte. Die Zeichnungen hatte der Kronprinz schon im November 1813
in Frankfurt a. M. gesehen; jetzt zeigte Boisseree ihm und seinem Gefolge (dar¬
unter Gneisenau und Ancillon) den Dom selbst und erklärte ihm alles. Es
gelang ihm, in dem kunstbegeisterten Prinzen rasch eine hohe Liebe für den Dom
zu erwecken, die dieser zeitlebens bewahrte und die später die schönsten Früchte
trug. Schon jetzt begeisterte er sich lebhaft für den Gedanken eines Ausbaues.

Der Kronprinz war es nun, der in Gemeinschaft mit dem genialen Archi¬
tekten C. F. Schinkel es in den folgenden Jahren durchsetzte, daß die Mittel
gewährt wurden, um die dringendsten Restaurationsarbeiten am Dome vorzu-
nehmen. Schinkel wurde im Herbst 1816. nach Köln gesandt. Er unter¬
suchte den Dom, dessen Verfall weit größer war als man erwartet hatte, und
sprach sich dringend für die Restauration desselben aus. Die ersten mühsamen
Arbeiten wurden im Jahre 1821 unter Leitung des Bauinspectors Ahlert
begonnen.

Im Jahre 1821 wurde auch das Erzbisthum Köln wieder hergestellt, nach¬
dem die Stadt im Pariser Frieden (1814) an die Krone Preußen übergegangen
war. König Friedrich Wilhelm III. bewilligte eine jährliche Subvention
von 10000 Thalern auf zehn Jahre und führte eine Domsteuer und Dombau-
sammlung ein. Vom Jahre 1824 an ist die neue Bauperiode des Domes zu
datieren. Zuerst wurden die schlimmsten Uebelstände beseitigt; die eigentlichen
Wiederherstellungsarbeiten, darunter zunächst die Errichtung eines neuen Daches
über dem Hochchvr, wurden im Jahre 1825 begonnen; seit 1828 fing man an
die WiderHalter und die Streben sammt ihren Bogen wieder herzustellen. Dies
alles war die Frucht der Bemühungen Boisserees und der eifrigen Fürsprache
des Kronprinzen und Schinkels.

Wie im Zusammenhange mit der netterwachenden Theilnahme für den Dom
erscheint, wiewohl uur durch einen reinen Zufall veranlaßt, die Auffindung des


Grenzboten IV. 1830. 20
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/153>, abgerufen am 28.12.2024.