Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.geschah es dort später als in vielen anderen Städten, dafür aber mich herr¬ An der Stelle des heutigen Domes stand vorher eine einfachere Domkirche geschah es dort später als in vielen anderen Städten, dafür aber mich herr¬ An der Stelle des heutigen Domes stand vorher eine einfachere Domkirche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0119" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147766"/> <p xml:id="ID_332" prev="#ID_331"> geschah es dort später als in vielen anderen Städten, dafür aber mich herr¬<lb/> licher und größer als irgendwo.</p><lb/> <p xml:id="ID_333" next="#ID_334"> An der Stelle des heutigen Domes stand vorher eine einfachere Domkirche<lb/> mit hölzernen Thürmen, die im 9. Jahrhundert (81.4—74) erbaut worden war.<lb/> Als im Jahre 1U.!K die bei der Eroberung von Mailand weggenommenem Reli¬<lb/> quien, die „Gebeine der heiligen Drei Könige", dieser älteren Domkirche geschenkt<lb/> wurden, welche Schaaren von Pilgern nach Köln zogen und der Kirche reiche<lb/> Schenkungen einbrachten, als die Erzbischöfe von Köln eine immer einflußrei¬<lb/> chere Stellung gewannen, als der Reichthum der Handelsstadt Köln mehr und<lb/> mehr wuchs und sie den ersten Rang unter den deutschen Städten einzunehmen<lb/> begann, da entstand der Wunsch, die alte Domkirche durch eine» - totalen<lb/> oder partiellen — Neubau zu ersetzen. Dies war zu Auftrug des 13. Jahr¬<lb/> hunderts. Ein mächtiger Kirchenfürst, Erzbischof Engelbert von Köln (1216<lb/> bis 1225) faßte zuerst den Gedanken eines solchen Neubaues; er veranlaßte<lb/> die Domherren zum Beschluß eiues solchen und versprach selbst einen Beitrag<lb/> dazu von jährlich 500 Mark. Sein früher Tod verhinderte ihn an der Aus¬<lb/> führung seines Planes. Doch wurde seitdem der Gedanke eines Neubaues uicht<lb/> mehr aufgegeben. Es bestand eine baulustige Partei unter den Domherren,<lb/> welche, wie eine darauf bezügliche Urkunde vom 25. März 1247 meldet, den<lb/> früheren Beschluß eines Neubaues erneuerte und einen Baufonds begründete,<lb/> indem sie den Thesaurer des Domes für einige Jahre zu Beiträgen aus seinen<lb/> Einkünften bestimmte. Zu Anfang des Jahres 1248 erhielt der Baufonds<lb/> drei kleine Schenkungen. Im Frühjahr 1248, einer der Urkunden zu Folge<lb/> am 30. April, brach ein Brand im Dome aus. Aeltere Forscher, uuter anderen<lb/> Voisseree, meinten, derselbe habe die alte Domkirche bis auf die Mauern zer¬<lb/> stört und einen gänzlichen Neubau nöthig gemacht. Neuere archivalische For¬<lb/> schungen haben dies als Irrthum nachgewiesen. Es war ein unbedeutender<lb/> Brand, der sich auf deu Chor beschränkte; wir wissen urkundlich, daß nicht einmal<lb/> die hölzerne« Thürme durch ihn litten und daß das Langhaus während der<lb/> Bauzeit des neuen Chores, 1248—1322, noch bestand und bis zur Vollendung<lb/> desselben in Gebrauch blieb. Immerhin bot dieser Unfall die beste Gelegenheit,<lb/> das Interesse auf den Dom zu lenken und allgemeine Scimmlungeu anzustellen.<lb/> Diese Gelegenheit wurde auch bestens benutzt; schon vier Wochen darnach be¬<lb/> willigte der damals in Lyon weilende Papst einen Ablaß für die Geber, und<lb/> noch neun Jahre darauf machte der Erzbischof von Köln in England den Brand<lb/> geltend/ um eine neue Sammlung zu ermöglichen. Nicht lange nach dem Brande,<lb/> nämlich am 14. August 1248, wurde der Grundstein des neuen Baues durch<lb/> den stolzen, prachtliebenden Erzbischof Conr ad von Höchste den unter Theil¬<lb/> nahme vieler vornehmen Gäste gelegt. Daß König Wilhelm von Holland, den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0119]
geschah es dort später als in vielen anderen Städten, dafür aber mich herr¬
licher und größer als irgendwo.
An der Stelle des heutigen Domes stand vorher eine einfachere Domkirche
mit hölzernen Thürmen, die im 9. Jahrhundert (81.4—74) erbaut worden war.
Als im Jahre 1U.!K die bei der Eroberung von Mailand weggenommenem Reli¬
quien, die „Gebeine der heiligen Drei Könige", dieser älteren Domkirche geschenkt
wurden, welche Schaaren von Pilgern nach Köln zogen und der Kirche reiche
Schenkungen einbrachten, als die Erzbischöfe von Köln eine immer einflußrei¬
chere Stellung gewannen, als der Reichthum der Handelsstadt Köln mehr und
mehr wuchs und sie den ersten Rang unter den deutschen Städten einzunehmen
begann, da entstand der Wunsch, die alte Domkirche durch eine» - totalen
oder partiellen — Neubau zu ersetzen. Dies war zu Auftrug des 13. Jahr¬
hunderts. Ein mächtiger Kirchenfürst, Erzbischof Engelbert von Köln (1216
bis 1225) faßte zuerst den Gedanken eines solchen Neubaues; er veranlaßte
die Domherren zum Beschluß eiues solchen und versprach selbst einen Beitrag
dazu von jährlich 500 Mark. Sein früher Tod verhinderte ihn an der Aus¬
führung seines Planes. Doch wurde seitdem der Gedanke eines Neubaues uicht
mehr aufgegeben. Es bestand eine baulustige Partei unter den Domherren,
welche, wie eine darauf bezügliche Urkunde vom 25. März 1247 meldet, den
früheren Beschluß eines Neubaues erneuerte und einen Baufonds begründete,
indem sie den Thesaurer des Domes für einige Jahre zu Beiträgen aus seinen
Einkünften bestimmte. Zu Anfang des Jahres 1248 erhielt der Baufonds
drei kleine Schenkungen. Im Frühjahr 1248, einer der Urkunden zu Folge
am 30. April, brach ein Brand im Dome aus. Aeltere Forscher, uuter anderen
Voisseree, meinten, derselbe habe die alte Domkirche bis auf die Mauern zer¬
stört und einen gänzlichen Neubau nöthig gemacht. Neuere archivalische For¬
schungen haben dies als Irrthum nachgewiesen. Es war ein unbedeutender
Brand, der sich auf deu Chor beschränkte; wir wissen urkundlich, daß nicht einmal
die hölzerne« Thürme durch ihn litten und daß das Langhaus während der
Bauzeit des neuen Chores, 1248—1322, noch bestand und bis zur Vollendung
desselben in Gebrauch blieb. Immerhin bot dieser Unfall die beste Gelegenheit,
das Interesse auf den Dom zu lenken und allgemeine Scimmlungeu anzustellen.
Diese Gelegenheit wurde auch bestens benutzt; schon vier Wochen darnach be¬
willigte der damals in Lyon weilende Papst einen Ablaß für die Geber, und
noch neun Jahre darauf machte der Erzbischof von Köln in England den Brand
geltend/ um eine neue Sammlung zu ermöglichen. Nicht lange nach dem Brande,
nämlich am 14. August 1248, wurde der Grundstein des neuen Baues durch
den stolzen, prachtliebenden Erzbischof Conr ad von Höchste den unter Theil¬
nahme vieler vornehmen Gäste gelegt. Daß König Wilhelm von Holland, den
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |