Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.ihn: sein Gönner Firnüan 1765 verschaffte und in der er sich durch seinen zün¬
In einem städtischen Amte, in das er unter der französischen Herrschaft gewählt Es wäre in hohem Grade zu wünschen, daß wenigstens das Hauptwerk Paul Schönfeld. ihn: sein Gönner Firnüan 1765 verschaffte und in der er sich durch seinen zün¬
In einem städtischen Amte, in das er unter der französischen Herrschaft gewählt Es wäre in hohem Grade zu wünschen, daß wenigstens das Hauptwerk Paul Schönfeld. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147322"/> <p xml:id="ID_598" prev="#ID_597" next="#ID_599"> ihn: sein Gönner Firnüan 1765 verschaffte und in der er sich durch seinen zün¬<lb/> denden Vortrag die allgemeinste Sympathie erwarb, gewährte ihm doch nicht<lb/> die Mittel, sich seinen Lebensabend angenehm und sorgenfrei zu gestalten. Als<lb/> Leopold II. einst während seiner Anwesenheit in Mailand einen würdigen Greis<lb/> bemerkte, der auf seinen Stock gestützt sich mühsam auf der Straße hinschleppte,<lb/> und auf seine Frage erfuhr, daß es der berühmte Parmi sei, soll er angeordnet<lb/> haben, daß man seinen Gehalt ausbessere, um ihm die Benutzung eines Wagens<lb/> zu ermöglichen; der Befehl kam nicht zur Ausführung, und der arme schwache<lb/> Greis war gezwungen, nach wie vor zu Fuß zu gehen und dem Pöbel, wenn<lb/> er im Straßenkoth ausglitt, zum Gelächter zu dienen, wie er es selbst in einem<lb/> I^s. e^aut!,. betitelten Gedichte rührend ausführt. „Dein Vers," so klagt er daselbst,</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_5" type="poem"> <l> Dem Vers, den Alle loben,<lb/> Hat dir nicht einmal einen schlechten Wagen,<lb/> Der vor des Sturmes Toben<lb/> Dich an dem Kreuzweg schütze, eingetragen.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_599" prev="#ID_598"> In einem städtischen Amte, in das er unter der französischen Herrschaft gewählt<lb/> wurde, vermochte er, demokratischen Uebermuth und Unbestand abhold, wenig<lb/> Befriedigung zu finden. Als er eines Tages, so wird erzählt, in einem Aiuts-<lb/> lvcal die Beseitigung eines früher daselbst befindlichen Crucifixes bemerkte, rief<lb/> er mit Bitterkeit aus: „Was habt ihr denn mit dem Bürger Christus gemacht?"<lb/> und als er einst aufgefordert wurde, in den Ruf: „Es lebe die Freiheit, Tod<lb/> den Aristokraten!" einzustimmen, hatte er die kühne Entgegnung: „Es lebe<lb/> die Freiheit, Tod Niemandem!" Schon nach kurzem zog er sich von der öffent¬<lb/> lichen Thätigkeit zurück, indem er den bezogenen Gehalt an die Armen vertheilen<lb/> ließ. Den Rest seines Lebens widmete er seinen Studien und dem Umgange<lb/> mit wenigen Freunden und starb am 13. August 1799 klaren Geistes, nachdem<lb/> er noch in den letzten Tagen in Gesellschaft einiger Vertrauten der Lectüre des<lb/> Euripides und des Plutarch obgelegen hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_600"> Es wäre in hohem Grade zu wünschen, daß wenigstens das Hauptwerk<lb/> des Dichters auch in Deutschland durch eine würdige Übertragung bekannt<lb/> würde, die meines Wissens noch fehlt, obgleich die deutsche Uebersetzungskunst<lb/> auf dem Gebiete der italienischen Literatur seit Jahren besondere Geschäftigkeit<lb/> entwickelt.</p><lb/> <note type="byline"> Paul Schönfeld.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0228]
ihn: sein Gönner Firnüan 1765 verschaffte und in der er sich durch seinen zün¬
denden Vortrag die allgemeinste Sympathie erwarb, gewährte ihm doch nicht
die Mittel, sich seinen Lebensabend angenehm und sorgenfrei zu gestalten. Als
Leopold II. einst während seiner Anwesenheit in Mailand einen würdigen Greis
bemerkte, der auf seinen Stock gestützt sich mühsam auf der Straße hinschleppte,
und auf seine Frage erfuhr, daß es der berühmte Parmi sei, soll er angeordnet
haben, daß man seinen Gehalt ausbessere, um ihm die Benutzung eines Wagens
zu ermöglichen; der Befehl kam nicht zur Ausführung, und der arme schwache
Greis war gezwungen, nach wie vor zu Fuß zu gehen und dem Pöbel, wenn
er im Straßenkoth ausglitt, zum Gelächter zu dienen, wie er es selbst in einem
I^s. e^aut!,. betitelten Gedichte rührend ausführt. „Dein Vers," so klagt er daselbst,
Dem Vers, den Alle loben,
Hat dir nicht einmal einen schlechten Wagen,
Der vor des Sturmes Toben
Dich an dem Kreuzweg schütze, eingetragen.
In einem städtischen Amte, in das er unter der französischen Herrschaft gewählt
wurde, vermochte er, demokratischen Uebermuth und Unbestand abhold, wenig
Befriedigung zu finden. Als er eines Tages, so wird erzählt, in einem Aiuts-
lvcal die Beseitigung eines früher daselbst befindlichen Crucifixes bemerkte, rief
er mit Bitterkeit aus: „Was habt ihr denn mit dem Bürger Christus gemacht?"
und als er einst aufgefordert wurde, in den Ruf: „Es lebe die Freiheit, Tod
den Aristokraten!" einzustimmen, hatte er die kühne Entgegnung: „Es lebe
die Freiheit, Tod Niemandem!" Schon nach kurzem zog er sich von der öffent¬
lichen Thätigkeit zurück, indem er den bezogenen Gehalt an die Armen vertheilen
ließ. Den Rest seines Lebens widmete er seinen Studien und dem Umgange
mit wenigen Freunden und starb am 13. August 1799 klaren Geistes, nachdem
er noch in den letzten Tagen in Gesellschaft einiger Vertrauten der Lectüre des
Euripides und des Plutarch obgelegen hatte.
Es wäre in hohem Grade zu wünschen, daß wenigstens das Hauptwerk
des Dichters auch in Deutschland durch eine würdige Übertragung bekannt
würde, die meines Wissens noch fehlt, obgleich die deutsche Uebersetzungskunst
auf dem Gebiete der italienischen Literatur seit Jahren besondere Geschäftigkeit
entwickelt.
Paul Schönfeld.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |