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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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zeichnung in verschiedenen Schlachten, z. B. bei Williamsburg, bei Antietam,
bei Fredericksburg und Chcmcelorsville. Ganz besondere Verdienste aber erwarb
er sich unter dem Oberbefehl des Generals Meade in der hartnäckigen Schlacht
bei Gettysburg. Unter General Grant focht er bei Spottsylvania Court House
und in den langwierigen und blutigen Kämpfen um Petersburg. Nach der
Besiegung der Rebellen verwaltete er mit großer Umsicht und Unparteilichkeit
verschiedene Militär-Departements, so z. B. in Missouri, Louisiana und Texas.
Er vermied mit Sorgsamkeit jeden Conflict der militärischen Gewalt mit der
bürgerlichen Autorität. Von der demokratischen Partei wurde er bereits in den
Jahren 1868 und 1876 als Präsidentschafts - Candidat in Vorschlag gebracht,
und gegenwärtig bekleidet er den Posten eines Commandeurs des atlantische"
Militärbezirks der Vereinigten Staaten. Sein Aeußeres ist angenehm und
würdig; er ist von hoher, kräftiger Gestalt, mit blondem, graugemischtem Haar
und Schnurbart, starkem Kinn, gerötheten Wangen und blauen Augen.

Hinsichtlich ihrer geistigen Fähigkeiten ist Hancock als Soldat unzweifelhaft
der bedeutendere, dagegen übertrifft Garfield als erfahrener Staatsmann und
Politiker, ebenso auf dem Gebiete volkswirtschaftlicher Fragen, seinen Gegen¬
kandidaten bei weitem. Die jahrelangen Dienste in der Bundeslegislatur, seine
hervorragende Theilnahme an den wichtigsten Fragen der Gesetzgebung und
Verwaltung befähigen Garfield entschieden in höherem Grade, das Präsidenten¬
amt zu bekleiden, als Hancock, der immer nur als Soldat thätig war und nur
sehr ausnahmsweise mit bürgerlichen Dingen sich befaßte. Dazu kommt aber
noch der wohl zu beachtende Umstand, daß ein Parteiwechsel in der obersten
Leitung der Unionsregierung unter den gegenwärtigen Verhältnissen mit den
größten Gefahren verbunden sein würde. Abgesehen davon, daß die Geldfrage
durch die Bemühungen des Präsidenten Hayes und des Finanzministers John
Shermcm zwar augenblicklich in ziemlich zufriedenstellender Weise geordnet ist,
daß der Nationalcredit gesichert und das Papiergeld mit dem Hartgelde nahezu
oder ganz gleichwertig ist, daß in Folge davon Handel und Wandel blühen,
haben die Demokraten in den letzten Jahren keine Gelegenheit vorübergehen
lassen, wie wiederholt von uns in diesen Blättern auf Grund von Thatsachen
berichtet werden mußte, die nationale Autorität auf Kosten der particularisti-
schen Staatensouveränetät zu erschüttern. Innerhalb und außerhalb des Con-
gresses regte sich wiederholt der alte Rebellengeist der früheren Sclavenhalter¬
demokratie und sprach den dnrch Gesetz sanctionirten nationalen Errungenschaften
des Bürgerkrieges Hohn. Da wäre es sicherlich verhängnisvoll für eine weitere
gedeihliche Entwicklung der inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten,
wenn mit Hancock die demokratische Partei das Heft der Regierung in die
Hände bekäme und die mit Mühe gewahrte Bundesautorität von neuem ge-


zeichnung in verschiedenen Schlachten, z. B. bei Williamsburg, bei Antietam,
bei Fredericksburg und Chcmcelorsville. Ganz besondere Verdienste aber erwarb
er sich unter dem Oberbefehl des Generals Meade in der hartnäckigen Schlacht
bei Gettysburg. Unter General Grant focht er bei Spottsylvania Court House
und in den langwierigen und blutigen Kämpfen um Petersburg. Nach der
Besiegung der Rebellen verwaltete er mit großer Umsicht und Unparteilichkeit
verschiedene Militär-Departements, so z. B. in Missouri, Louisiana und Texas.
Er vermied mit Sorgsamkeit jeden Conflict der militärischen Gewalt mit der
bürgerlichen Autorität. Von der demokratischen Partei wurde er bereits in den
Jahren 1868 und 1876 als Präsidentschafts - Candidat in Vorschlag gebracht,
und gegenwärtig bekleidet er den Posten eines Commandeurs des atlantische»
Militärbezirks der Vereinigten Staaten. Sein Aeußeres ist angenehm und
würdig; er ist von hoher, kräftiger Gestalt, mit blondem, graugemischtem Haar
und Schnurbart, starkem Kinn, gerötheten Wangen und blauen Augen.

Hinsichtlich ihrer geistigen Fähigkeiten ist Hancock als Soldat unzweifelhaft
der bedeutendere, dagegen übertrifft Garfield als erfahrener Staatsmann und
Politiker, ebenso auf dem Gebiete volkswirtschaftlicher Fragen, seinen Gegen¬
kandidaten bei weitem. Die jahrelangen Dienste in der Bundeslegislatur, seine
hervorragende Theilnahme an den wichtigsten Fragen der Gesetzgebung und
Verwaltung befähigen Garfield entschieden in höherem Grade, das Präsidenten¬
amt zu bekleiden, als Hancock, der immer nur als Soldat thätig war und nur
sehr ausnahmsweise mit bürgerlichen Dingen sich befaßte. Dazu kommt aber
noch der wohl zu beachtende Umstand, daß ein Parteiwechsel in der obersten
Leitung der Unionsregierung unter den gegenwärtigen Verhältnissen mit den
größten Gefahren verbunden sein würde. Abgesehen davon, daß die Geldfrage
durch die Bemühungen des Präsidenten Hayes und des Finanzministers John
Shermcm zwar augenblicklich in ziemlich zufriedenstellender Weise geordnet ist,
daß der Nationalcredit gesichert und das Papiergeld mit dem Hartgelde nahezu
oder ganz gleichwertig ist, daß in Folge davon Handel und Wandel blühen,
haben die Demokraten in den letzten Jahren keine Gelegenheit vorübergehen
lassen, wie wiederholt von uns in diesen Blättern auf Grund von Thatsachen
berichtet werden mußte, die nationale Autorität auf Kosten der particularisti-
schen Staatensouveränetät zu erschüttern. Innerhalb und außerhalb des Con-
gresses regte sich wiederholt der alte Rebellengeist der früheren Sclavenhalter¬
demokratie und sprach den dnrch Gesetz sanctionirten nationalen Errungenschaften
des Bürgerkrieges Hohn. Da wäre es sicherlich verhängnisvoll für eine weitere
gedeihliche Entwicklung der inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten,
wenn mit Hancock die demokratische Partei das Heft der Regierung in die
Hände bekäme und die mit Mühe gewahrte Bundesautorität von neuem ge-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/175>, abgerufen am 23.07.2024.