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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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ten Beispiele, etwa an einem der geläufigsten Chopinschen Walzer, Mazureks
oder Nokturnos die Unterschiede der einzelnen Ausgaben zu beleuchten. Was
wir heute bezwecken, ist weiter nichts, als auf das Ereigniß selbst mit einigen
Worten hinzuweisen und aus den bis jetzt uns vorliegende!: Ankündigungen
und Prospecten einige orientirende Mittheilungen zu machen, die keinerlei An¬
spruch auf Vollständigkeit erheben.

Diejenige Musikalienhaudlung, die bis jetzt bei weitem für den größten
Theil der Chopinschen Werke das Verlagsrecht in Deutschland besaß, war der
Verlag von Breitkopf >K Härtel in Leipzig. Derselbe ist schon vor Jahren mit
einer wohlfeilen Chopin-Ausgabe -- in den bekannten rotheartonnirten Klein-
oetavheften -- hervorgetreten und hat auch vor kurzem noch, ein Vierteljahr
vor dem Erlöschen seines Privilegs -- freilich etwas spät! --, eine von
C. Reinecke besorgte "Volksausgabe" in doppeltem Format, Quart und Octav,
zu sehr billigem Preise gebracht, zu der von heute an ein Supplementheft un¬
entgeltlich nachgeliefert wird, welches alle in anderem Verlag erschienenen und
daher in den genannten Ausgaben uoch nicht befindlichen Pianofortewerke Chopins
enthalten soll. Sicherlich wäre es daher der Verlagshandlung von Herzen zu
gönnen, wenn die Hoffnung, die sie am Schlüsse ihres October-Prospectes aus-
spricht, "beim Heimfall (sie) ihrer Privilegien ein neues, höheres Verlagsrecht
beim musikalischen Publikum sich zu erwerben", in Erfüllung ginge und vor
allem auch an ihrer kostbaren "Ersten kritisch revidirten Gesammtausgabe"
(14 Bände in Folio!) sich bewährte, die mit dem heutigen Tage ebenfalls voll¬
endet vorliegt. Indessen, wie der Lauf der Welt nun einmal ist, wird das
schwerlich anzunehmen sein. Es ist vorauszusehen, daß die Verlagshandlung
den Löwenantheil des Gewinns, den sie bisher von Chopins Werken gehabt, in
Zukunft in fühlbarer Weise mit andern wird theilen müssen, vor allem mit der
Firma, die im Musikalienhandel gegenwärtig unbestritten den Weltmarkt be¬
herrscht, mit C. F. Peters. Bis zur Stunde liegen uns, abgesehen von Breit¬
kopf ^ Härtel, die Ankündigungen folgender Chopin-Ausgaben vor:

1. Leipzig, Fr. Kistner. Complette Ausgabe. Herausgeber: Carl Miknli.
'
2. Leipzig, I. Schuberth & Co. Complette Ausgabe. Herausgeber: Alfred Richter.
3. Leipzig, C. F. Peters. Complette Ausgabe. Herausgeber: Hermann Scholtz.
4. Braunschweig, H. Litolff. Complette Ausgabe. Herausgeber: Louis Köhler.
5. Berlin, Bote Bock. Complette Ausgabe. Herausgeber: Carl Kliudworth.
6. Moskau, P. Jürgensou. Dieselbe Ausgabe.
7. Leipzig, C. F. Kcchut. Auswahl. Herausgeber: Scilomon Jadassohn.
8. Leipzig und Winterthur, Rietcr-Biedermann. Album. Herausgeber: Theodor Kirchner.

Was auf den ersten Blick an diesen Ausgaben erfreulich ist, das ist der
Umstand, daß bei allen ein Name von mehr oder weniger gutem Klang als


Grenzboten I. 1879. 10

ten Beispiele, etwa an einem der geläufigsten Chopinschen Walzer, Mazureks
oder Nokturnos die Unterschiede der einzelnen Ausgaben zu beleuchten. Was
wir heute bezwecken, ist weiter nichts, als auf das Ereigniß selbst mit einigen
Worten hinzuweisen und aus den bis jetzt uns vorliegende!: Ankündigungen
und Prospecten einige orientirende Mittheilungen zu machen, die keinerlei An¬
spruch auf Vollständigkeit erheben.

Diejenige Musikalienhaudlung, die bis jetzt bei weitem für den größten
Theil der Chopinschen Werke das Verlagsrecht in Deutschland besaß, war der
Verlag von Breitkopf >K Härtel in Leipzig. Derselbe ist schon vor Jahren mit
einer wohlfeilen Chopin-Ausgabe — in den bekannten rotheartonnirten Klein-
oetavheften — hervorgetreten und hat auch vor kurzem noch, ein Vierteljahr
vor dem Erlöschen seines Privilegs — freilich etwas spät! —, eine von
C. Reinecke besorgte „Volksausgabe" in doppeltem Format, Quart und Octav,
zu sehr billigem Preise gebracht, zu der von heute an ein Supplementheft un¬
entgeltlich nachgeliefert wird, welches alle in anderem Verlag erschienenen und
daher in den genannten Ausgaben uoch nicht befindlichen Pianofortewerke Chopins
enthalten soll. Sicherlich wäre es daher der Verlagshandlung von Herzen zu
gönnen, wenn die Hoffnung, die sie am Schlüsse ihres October-Prospectes aus-
spricht, „beim Heimfall (sie) ihrer Privilegien ein neues, höheres Verlagsrecht
beim musikalischen Publikum sich zu erwerben", in Erfüllung ginge und vor
allem auch an ihrer kostbaren „Ersten kritisch revidirten Gesammtausgabe"
(14 Bände in Folio!) sich bewährte, die mit dem heutigen Tage ebenfalls voll¬
endet vorliegt. Indessen, wie der Lauf der Welt nun einmal ist, wird das
schwerlich anzunehmen sein. Es ist vorauszusehen, daß die Verlagshandlung
den Löwenantheil des Gewinns, den sie bisher von Chopins Werken gehabt, in
Zukunft in fühlbarer Weise mit andern wird theilen müssen, vor allem mit der
Firma, die im Musikalienhandel gegenwärtig unbestritten den Weltmarkt be¬
herrscht, mit C. F. Peters. Bis zur Stunde liegen uns, abgesehen von Breit¬
kopf ^ Härtel, die Ankündigungen folgender Chopin-Ausgaben vor:

1. Leipzig, Fr. Kistner. Complette Ausgabe. Herausgeber: Carl Miknli.
'
2. Leipzig, I. Schuberth & Co. Complette Ausgabe. Herausgeber: Alfred Richter.
3. Leipzig, C. F. Peters. Complette Ausgabe. Herausgeber: Hermann Scholtz.
4. Braunschweig, H. Litolff. Complette Ausgabe. Herausgeber: Louis Köhler.
5. Berlin, Bote Bock. Complette Ausgabe. Herausgeber: Carl Kliudworth.
6. Moskau, P. Jürgensou. Dieselbe Ausgabe.
7. Leipzig, C. F. Kcchut. Auswahl. Herausgeber: Scilomon Jadassohn.
8. Leipzig und Winterthur, Rietcr-Biedermann. Album. Herausgeber: Theodor Kirchner.

Was auf den ersten Blick an diesen Ausgaben erfreulich ist, das ist der
Umstand, daß bei allen ein Name von mehr oder weniger gutem Klang als


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[0081] ten Beispiele, etwa an einem der geläufigsten Chopinschen Walzer, Mazureks oder Nokturnos die Unterschiede der einzelnen Ausgaben zu beleuchten. Was wir heute bezwecken, ist weiter nichts, als auf das Ereigniß selbst mit einigen Worten hinzuweisen und aus den bis jetzt uns vorliegende!: Ankündigungen und Prospecten einige orientirende Mittheilungen zu machen, die keinerlei An¬ spruch auf Vollständigkeit erheben. Diejenige Musikalienhaudlung, die bis jetzt bei weitem für den größten Theil der Chopinschen Werke das Verlagsrecht in Deutschland besaß, war der Verlag von Breitkopf >K Härtel in Leipzig. Derselbe ist schon vor Jahren mit einer wohlfeilen Chopin-Ausgabe — in den bekannten rotheartonnirten Klein- oetavheften — hervorgetreten und hat auch vor kurzem noch, ein Vierteljahr vor dem Erlöschen seines Privilegs — freilich etwas spät! —, eine von C. Reinecke besorgte „Volksausgabe" in doppeltem Format, Quart und Octav, zu sehr billigem Preise gebracht, zu der von heute an ein Supplementheft un¬ entgeltlich nachgeliefert wird, welches alle in anderem Verlag erschienenen und daher in den genannten Ausgaben uoch nicht befindlichen Pianofortewerke Chopins enthalten soll. Sicherlich wäre es daher der Verlagshandlung von Herzen zu gönnen, wenn die Hoffnung, die sie am Schlüsse ihres October-Prospectes aus- spricht, „beim Heimfall (sie) ihrer Privilegien ein neues, höheres Verlagsrecht beim musikalischen Publikum sich zu erwerben", in Erfüllung ginge und vor allem auch an ihrer kostbaren „Ersten kritisch revidirten Gesammtausgabe" (14 Bände in Folio!) sich bewährte, die mit dem heutigen Tage ebenfalls voll¬ endet vorliegt. Indessen, wie der Lauf der Welt nun einmal ist, wird das schwerlich anzunehmen sein. Es ist vorauszusehen, daß die Verlagshandlung den Löwenantheil des Gewinns, den sie bisher von Chopins Werken gehabt, in Zukunft in fühlbarer Weise mit andern wird theilen müssen, vor allem mit der Firma, die im Musikalienhandel gegenwärtig unbestritten den Weltmarkt be¬ herrscht, mit C. F. Peters. Bis zur Stunde liegen uns, abgesehen von Breit¬ kopf ^ Härtel, die Ankündigungen folgender Chopin-Ausgaben vor: 1. Leipzig, Fr. Kistner. Complette Ausgabe. Herausgeber: Carl Miknli. ' 2. Leipzig, I. Schuberth & Co. Complette Ausgabe. Herausgeber: Alfred Richter. 3. Leipzig, C. F. Peters. Complette Ausgabe. Herausgeber: Hermann Scholtz. 4. Braunschweig, H. Litolff. Complette Ausgabe. Herausgeber: Louis Köhler. 5. Berlin, Bote Bock. Complette Ausgabe. Herausgeber: Carl Kliudworth. 6. Moskau, P. Jürgensou. Dieselbe Ausgabe. 7. Leipzig, C. F. Kcchut. Auswahl. Herausgeber: Scilomon Jadassohn. 8. Leipzig und Winterthur, Rietcr-Biedermann. Album. Herausgeber: Theodor Kirchner. Was auf den ersten Blick an diesen Ausgaben erfreulich ist, das ist der Umstand, daß bei allen ein Name von mehr oder weniger gutem Klang als Grenzboten I. 1879. 10

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/81>, abgerufen am 22.07.2024.