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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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reitet, fanden sie alle in den Museen-Erklärungen Brunns, den Exkursionen
Rosas, den Demonstrationen de Rossis und Newtons und den epigraphischen
Uebungen Herzens reiche Nahrung. Die Fortführung des <üorM8 Insorixtio-
num I^tinarura, der Helbigsche Katalog der pompejanischen Wandgemälde, der
Heydemcmnsche der Neapler Vasen, der von Benndorf und Schöne über das
Lateran-Museum, die verschiedenartigen Publikationen Bruuns, Herzens, Kekules,
Conzes u. v. A. waren gewissermaßen Unternehmungen des Instituts. Die
Menge der Theilnehmer kam der Vielseitigkeit der Gesichtspunkte und Betrach¬
tungsweisen zu gute, welche dem archäologische" Stoff zu Theil wurde, die
Mannigfaltigkeit des Stoffes der Manifestirung der verschiedensten Studieurich-
tungen. Der Charakter und die Entwicklungsstufen der etruskischen Kunst fanden
ebenso eindringende und liebevolle Bearbeiter wie die Epochen der griechischen
und der römischen Kunst, die Numismatik und Topographie ebenso wie die
Epigraphik und Chronologie, das Verhältniß der Kunstgattungen zu einander
ebenso wie die kunsttechnischen, die culturhistorischen, die mythologischen Fragen
innerhalb der Kunstdarstellung. Kein Zweig, keine Epoche, keine Seite der
Kunstgeschichte ging leer aus.

Als nach neunjähriger segensreicher Thätigkeit Brunn im Jahre 1865 dem
Rufe an die Münchener Universität Folge leistete, konnte das Institut unter
der Zahl seiner eigenen Zöglinge den Ersatz finden. Wolfgang Helbig war
es, der an seine Stelle trat und seitdem neben Herzen, den alten Traditionen
getreu, dem Institute vorgestanden hat. Herzen erhielt 1867 zur Feier seiner
fünfundzwanzigjährigen Zugehörigkeit zum Institut von 164 Mitgliedern desselben
eine silberne Votivtafel. In demselben Jahre verlor das Institut und die
archäologische Wissenschaft denjenigen Mann, der mehr als irgend ein anderer
sür beide gewissermaßen das persönliche Centrum gebildet hatte und für alle
Jnstitutsgeuossen es bis zu seinem Ende geblieben war. Ed. Gerhard starb zu
Berlin am 12. Mai 1867, und ehe das Jahr zu Ende ging, folgte ihm der
Herzog von Luynes, der am 2. November nach Rom gekommen und mit der
alten Liebe in die Interessen der Anstalt wieder eingegangen war, im Tode nach.
Ein Jahr später ging der letzte Stifter des Instituts dahin, der Vierundachtzig¬
jährige Welcker, der vor sechzig Jahren mit Humboldt und Zoega in Rom ver¬
kehrt hatte.

Gerhard hatte noch einen Antrag an den König mit unterzeichnet, durch
welchen 1867 abermals die Verwandlung des Instituts in eine Staatsanstalt
angeregt wurde, um ihm so die Sicherheit des Bestehens und den wirksamen
Schutz zu verschaffen, welcher sowohl für die persönliche Stellung seiner im Aus¬
lande lebenden Mitglieder als auch für seine innere Thätigkeit ersprießlich sein
mußte. Am 18. Juli 1870 genehmigte König Wilhelm die Uebertragung des


reitet, fanden sie alle in den Museen-Erklärungen Brunns, den Exkursionen
Rosas, den Demonstrationen de Rossis und Newtons und den epigraphischen
Uebungen Herzens reiche Nahrung. Die Fortführung des <üorM8 Insorixtio-
num I^tinarura, der Helbigsche Katalog der pompejanischen Wandgemälde, der
Heydemcmnsche der Neapler Vasen, der von Benndorf und Schöne über das
Lateran-Museum, die verschiedenartigen Publikationen Bruuns, Herzens, Kekules,
Conzes u. v. A. waren gewissermaßen Unternehmungen des Instituts. Die
Menge der Theilnehmer kam der Vielseitigkeit der Gesichtspunkte und Betrach¬
tungsweisen zu gute, welche dem archäologische» Stoff zu Theil wurde, die
Mannigfaltigkeit des Stoffes der Manifestirung der verschiedensten Studieurich-
tungen. Der Charakter und die Entwicklungsstufen der etruskischen Kunst fanden
ebenso eindringende und liebevolle Bearbeiter wie die Epochen der griechischen
und der römischen Kunst, die Numismatik und Topographie ebenso wie die
Epigraphik und Chronologie, das Verhältniß der Kunstgattungen zu einander
ebenso wie die kunsttechnischen, die culturhistorischen, die mythologischen Fragen
innerhalb der Kunstdarstellung. Kein Zweig, keine Epoche, keine Seite der
Kunstgeschichte ging leer aus.

Als nach neunjähriger segensreicher Thätigkeit Brunn im Jahre 1865 dem
Rufe an die Münchener Universität Folge leistete, konnte das Institut unter
der Zahl seiner eigenen Zöglinge den Ersatz finden. Wolfgang Helbig war
es, der an seine Stelle trat und seitdem neben Herzen, den alten Traditionen
getreu, dem Institute vorgestanden hat. Herzen erhielt 1867 zur Feier seiner
fünfundzwanzigjährigen Zugehörigkeit zum Institut von 164 Mitgliedern desselben
eine silberne Votivtafel. In demselben Jahre verlor das Institut und die
archäologische Wissenschaft denjenigen Mann, der mehr als irgend ein anderer
sür beide gewissermaßen das persönliche Centrum gebildet hatte und für alle
Jnstitutsgeuossen es bis zu seinem Ende geblieben war. Ed. Gerhard starb zu
Berlin am 12. Mai 1867, und ehe das Jahr zu Ende ging, folgte ihm der
Herzog von Luynes, der am 2. November nach Rom gekommen und mit der
alten Liebe in die Interessen der Anstalt wieder eingegangen war, im Tode nach.
Ein Jahr später ging der letzte Stifter des Instituts dahin, der Vierundachtzig¬
jährige Welcker, der vor sechzig Jahren mit Humboldt und Zoega in Rom ver¬
kehrt hatte.

Gerhard hatte noch einen Antrag an den König mit unterzeichnet, durch
welchen 1867 abermals die Verwandlung des Instituts in eine Staatsanstalt
angeregt wurde, um ihm so die Sicherheit des Bestehens und den wirksamen
Schutz zu verschaffen, welcher sowohl für die persönliche Stellung seiner im Aus¬
lande lebenden Mitglieder als auch für seine innere Thätigkeit ersprießlich sein
mußte. Am 18. Juli 1870 genehmigte König Wilhelm die Uebertragung des


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/474>, abgerufen am 01.07.2024.