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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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den Namen "Institut für archäologische Korrespondenz" annahm. Möglichst viele,
an allen Punkten der alten Culturwelt wohnhafte oder sich aufhaltende Mit¬
glieder sollten alle zu ihrer Kenntniß kommenden Entdeckungen und Thatsachen
der Centmldirection mittheilen, von welcher die regelmäßigen Publikationen aus¬
gehen. Diese bestehen in einem monatlich erscheinenden LuIIottwo, in welchem
möglichst schnell über die neuen Entdeckungen berichtet wird, einer Jahresserie
von zwölf Gr.-Folio-Tafeln mit Plänen, Illustrationen neu entdeckter oder be¬
sonders interessanter Kunstwerke -- Monumenti wscW -- und einem Jahres¬
bande ^nnali, in welchem größere archäologische Aufsätze, literarische Bespre¬
chungen, Erklärung der Kupfertafeln u. a. Platz finden, und welchem kleinere
Hilfstafeln beigefügt werden. Die Aufsätze müssen der allgemeinen Verständ¬
lichkeit wegen französisch, italienisch oder lateinisch abgefaßt werden. Die offi-
cielle Sprache der römischen Direction in ihren Sitzungen und Berichten ist
die des Landes, in welchem sie Gastfreundschaft gefunden hat. Es kann gewiß
kein deutlicheres Zeugniß für den Werth dieser Organisation geben, als daß
dieselbe ein halbes Jahrhundert lang sich ganz unverändert erhalten hat und
noch heute allen Bedürfnissen genügt.

Außerhalb der classischen Länder ist die Berichterstattung nach Sectionen
geordnet, an deren Spitze Secretaire stehen -- zuerst in Frankreich Luynes, in
England Millingen, in Deutschland Welcker --, welche in ihrer Gesammtheit die
Direction des Instituts bilden. An der Spitze der Centraldirection steht ein
Präsident und ein Genemlsecretär, der mit den (in Rom befindlichen) "Directions"-
oder "Instituts - Secretären" die Hauptgeschäfte führt. Die Angehörigen des
Instituts zerfallen in ordentliche und correspondirende Mitglieder; die letzteren
find uur zu factischen Mittheilungen, die ersteren zu selbständigen Arbeiten für
die Jnstitntsschriften verpflichtet.

Die Präsidentschaft wurde dem verdienten und angesehenen Duc de Blacas
angetragen und von ihm am 26. März angenommen; am 21. April, dem
Palilienfeste und mythischen Gründuugstage Roms, wurde die Eröffnungssitzung
abgehalten und das "Reglement" unterzeichnet.

Ohne bestimmte finanzielle Unterstützung, war das Institut lediglich auf
freiwillige Beiträge und den Erlös der Jnstitutsschriften angewiesen. Die Sub-
scription auf dieselben fand in einem Maße statt, der für die Lebensfähigkeit
des Unternehmens das schönste Zeugniß ablegte und daneben ein wahrer
Ehrenerfolg war. Denn die Subscriptionsliste zeigte die Namen einer solchen
Zahl von Mitgliedern der hohen Aristokratie und der regierenden Häuser, daß,
wie die Festschrift sich ausdrückt, sie "fast zu einer Art von Auszug aus dem
Gothaer Kalender" wurde. Nicht minder werthvoll war die Namenreihe, die
man alsbald in den Publikationen vorfand. Boeckh, Gerhard, Hirt, K. O. Müller,


den Namen „Institut für archäologische Korrespondenz" annahm. Möglichst viele,
an allen Punkten der alten Culturwelt wohnhafte oder sich aufhaltende Mit¬
glieder sollten alle zu ihrer Kenntniß kommenden Entdeckungen und Thatsachen
der Centmldirection mittheilen, von welcher die regelmäßigen Publikationen aus¬
gehen. Diese bestehen in einem monatlich erscheinenden LuIIottwo, in welchem
möglichst schnell über die neuen Entdeckungen berichtet wird, einer Jahresserie
von zwölf Gr.-Folio-Tafeln mit Plänen, Illustrationen neu entdeckter oder be¬
sonders interessanter Kunstwerke — Monumenti wscW — und einem Jahres¬
bande ^nnali, in welchem größere archäologische Aufsätze, literarische Bespre¬
chungen, Erklärung der Kupfertafeln u. a. Platz finden, und welchem kleinere
Hilfstafeln beigefügt werden. Die Aufsätze müssen der allgemeinen Verständ¬
lichkeit wegen französisch, italienisch oder lateinisch abgefaßt werden. Die offi-
cielle Sprache der römischen Direction in ihren Sitzungen und Berichten ist
die des Landes, in welchem sie Gastfreundschaft gefunden hat. Es kann gewiß
kein deutlicheres Zeugniß für den Werth dieser Organisation geben, als daß
dieselbe ein halbes Jahrhundert lang sich ganz unverändert erhalten hat und
noch heute allen Bedürfnissen genügt.

Außerhalb der classischen Länder ist die Berichterstattung nach Sectionen
geordnet, an deren Spitze Secretaire stehen — zuerst in Frankreich Luynes, in
England Millingen, in Deutschland Welcker —, welche in ihrer Gesammtheit die
Direction des Instituts bilden. An der Spitze der Centraldirection steht ein
Präsident und ein Genemlsecretär, der mit den (in Rom befindlichen) „Directions"-
oder „Instituts - Secretären" die Hauptgeschäfte führt. Die Angehörigen des
Instituts zerfallen in ordentliche und correspondirende Mitglieder; die letzteren
find uur zu factischen Mittheilungen, die ersteren zu selbständigen Arbeiten für
die Jnstitntsschriften verpflichtet.

Die Präsidentschaft wurde dem verdienten und angesehenen Duc de Blacas
angetragen und von ihm am 26. März angenommen; am 21. April, dem
Palilienfeste und mythischen Gründuugstage Roms, wurde die Eröffnungssitzung
abgehalten und das „Reglement" unterzeichnet.

Ohne bestimmte finanzielle Unterstützung, war das Institut lediglich auf
freiwillige Beiträge und den Erlös der Jnstitutsschriften angewiesen. Die Sub-
scription auf dieselben fand in einem Maße statt, der für die Lebensfähigkeit
des Unternehmens das schönste Zeugniß ablegte und daneben ein wahrer
Ehrenerfolg war. Denn die Subscriptionsliste zeigte die Namen einer solchen
Zahl von Mitgliedern der hohen Aristokratie und der regierenden Häuser, daß,
wie die Festschrift sich ausdrückt, sie „fast zu einer Art von Auszug aus dem
Gothaer Kalender" wurde. Nicht minder werthvoll war die Namenreihe, die
man alsbald in den Publikationen vorfand. Boeckh, Gerhard, Hirt, K. O. Müller,


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[0422] den Namen „Institut für archäologische Korrespondenz" annahm. Möglichst viele, an allen Punkten der alten Culturwelt wohnhafte oder sich aufhaltende Mit¬ glieder sollten alle zu ihrer Kenntniß kommenden Entdeckungen und Thatsachen der Centmldirection mittheilen, von welcher die regelmäßigen Publikationen aus¬ gehen. Diese bestehen in einem monatlich erscheinenden LuIIottwo, in welchem möglichst schnell über die neuen Entdeckungen berichtet wird, einer Jahresserie von zwölf Gr.-Folio-Tafeln mit Plänen, Illustrationen neu entdeckter oder be¬ sonders interessanter Kunstwerke — Monumenti wscW — und einem Jahres¬ bande ^nnali, in welchem größere archäologische Aufsätze, literarische Bespre¬ chungen, Erklärung der Kupfertafeln u. a. Platz finden, und welchem kleinere Hilfstafeln beigefügt werden. Die Aufsätze müssen der allgemeinen Verständ¬ lichkeit wegen französisch, italienisch oder lateinisch abgefaßt werden. Die offi- cielle Sprache der römischen Direction in ihren Sitzungen und Berichten ist die des Landes, in welchem sie Gastfreundschaft gefunden hat. Es kann gewiß kein deutlicheres Zeugniß für den Werth dieser Organisation geben, als daß dieselbe ein halbes Jahrhundert lang sich ganz unverändert erhalten hat und noch heute allen Bedürfnissen genügt. Außerhalb der classischen Länder ist die Berichterstattung nach Sectionen geordnet, an deren Spitze Secretaire stehen — zuerst in Frankreich Luynes, in England Millingen, in Deutschland Welcker —, welche in ihrer Gesammtheit die Direction des Instituts bilden. An der Spitze der Centraldirection steht ein Präsident und ein Genemlsecretär, der mit den (in Rom befindlichen) „Directions"- oder „Instituts - Secretären" die Hauptgeschäfte führt. Die Angehörigen des Instituts zerfallen in ordentliche und correspondirende Mitglieder; die letzteren find uur zu factischen Mittheilungen, die ersteren zu selbständigen Arbeiten für die Jnstitntsschriften verpflichtet. Die Präsidentschaft wurde dem verdienten und angesehenen Duc de Blacas angetragen und von ihm am 26. März angenommen; am 21. April, dem Palilienfeste und mythischen Gründuugstage Roms, wurde die Eröffnungssitzung abgehalten und das „Reglement" unterzeichnet. Ohne bestimmte finanzielle Unterstützung, war das Institut lediglich auf freiwillige Beiträge und den Erlös der Jnstitutsschriften angewiesen. Die Sub- scription auf dieselben fand in einem Maße statt, der für die Lebensfähigkeit des Unternehmens das schönste Zeugniß ablegte und daneben ein wahrer Ehrenerfolg war. Denn die Subscriptionsliste zeigte die Namen einer solchen Zahl von Mitgliedern der hohen Aristokratie und der regierenden Häuser, daß, wie die Festschrift sich ausdrückt, sie „fast zu einer Art von Auszug aus dem Gothaer Kalender" wurde. Nicht minder werthvoll war die Namenreihe, die man alsbald in den Publikationen vorfand. Boeckh, Gerhard, Hirt, K. O. Müller,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/422>, abgerufen am 23.07.2024.