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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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nungen können in verschiedenen Provinzen verschieden sein, je nach den Terrain-,
Verkehrs- und den sonstigen Verhältnissen derselben.

Auch die Frage, ob das neuzuerbauende Netz von Secundärbcchnen, nach
welchem alle Welt verlangt, normale oder schmale Spur haben soll, ist für uns
von großer Bedeutung. Ohne näher die Merkmale untersuchen zu wollen, wo¬
durch die Secundärbcchnen sich einerseits von den Hauptbahnen und andrerseits
von den Tertiär- und Industriebahnen, oder wie sie sonst heißen sollen', unter¬
scheiden, scheint uns doch soviel festzustehen, daß der Bau einer Reihe von solchen
Secundärbcchnen erforderlich werden wird, für welche man entschieden noch die
normale Spurweite der Hauptbahnen wählen sollte, daß aber außerdem eine
Menge von Linien zu bauen ist, für welche die Vortheile der Schmalspur
besonders lebhaft hervortreten würden. Zwar ist ein vermittelndes System für
Secundärbcchnen in Vorschlag gebracht worden, welches die Normalspur beibe¬
halten, aber bedeutend verkleinerte Betriebsmittel einführen will, sodaß die
Wagen der Secundärbcchnen zwar auf den Hauptbahnen und in den Zügen
der Hauptbahnen laufen können, aber nicht die Betriebsmittel der Hauptbahnen
auf den Secundärlinien. Dieses System hat Vieles für sich, wenn der größte
Theil der Secundärlinien darnach erbaut wird. Dasselbe müßte also allgemein
obligatorisch gemacht werden. Hierzu aber hat man sich von Seiten der Staats¬
regierung bis heute noch nicht entschlossen. Will man sich aber hierfür nicht
entscheiden -- und es hat den Anschein, als ob es nicht geschehen würde --,
so wird es unumgänglich nothwendig, auch die Schmalspur zu acceptiren,
und zwar darf es dann nnr eine Schmalspur geben. Auch müssen Normen
aufgestellt werden hinsichtlich der zulässigen Größe und Belastung der Betriebs¬
mittel, des normal-Lade- und Durchfahrtsprofils in., welche nur die Anwendung
eines einheitlichen schmalspurigen Systems -- wie das breitspurige bei den
Hauptbahnen -- zulassen.*) Denn ohne Zweifel wird sich bei weiterer Ver¬
dichtung des Eisenbahnnetzes die eine Schmalspurbahn mit der andern sehr häufig
berühren, und es wäre unverantwortlich, wollte man es dahin bringen, daß sich
zwischen den Schmalspurbahnen nochmals jener Kampf der Spurweiten erhöbe,
welchem bei den Hauptbahnen seiner Zeit große Opfer gebracht werden mußten.
Wir nehmen also an: es werden für die Zukunft noch Secundärbcchnen von
der Normalspurweite der Hauptbahnen und solche von der schmalen Normal¬
spurweite nöthig werden. Für beide Arten von Secundärbahnen aber müssen
wir verlangen, daß dieselben von den Besitzern der Hauptnetze, den Provinzen,



Der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen hat die Normalien für zwei Schmal¬
spursysteme vorgeschlagen, für die Spur von 1,00 und von 0,73 Meter; man wird sich aber
nothwendigerweise auf eine beschränken müssen.

nungen können in verschiedenen Provinzen verschieden sein, je nach den Terrain-,
Verkehrs- und den sonstigen Verhältnissen derselben.

Auch die Frage, ob das neuzuerbauende Netz von Secundärbcchnen, nach
welchem alle Welt verlangt, normale oder schmale Spur haben soll, ist für uns
von großer Bedeutung. Ohne näher die Merkmale untersuchen zu wollen, wo¬
durch die Secundärbcchnen sich einerseits von den Hauptbahnen und andrerseits
von den Tertiär- und Industriebahnen, oder wie sie sonst heißen sollen', unter¬
scheiden, scheint uns doch soviel festzustehen, daß der Bau einer Reihe von solchen
Secundärbcchnen erforderlich werden wird, für welche man entschieden noch die
normale Spurweite der Hauptbahnen wählen sollte, daß aber außerdem eine
Menge von Linien zu bauen ist, für welche die Vortheile der Schmalspur
besonders lebhaft hervortreten würden. Zwar ist ein vermittelndes System für
Secundärbcchnen in Vorschlag gebracht worden, welches die Normalspur beibe¬
halten, aber bedeutend verkleinerte Betriebsmittel einführen will, sodaß die
Wagen der Secundärbcchnen zwar auf den Hauptbahnen und in den Zügen
der Hauptbahnen laufen können, aber nicht die Betriebsmittel der Hauptbahnen
auf den Secundärlinien. Dieses System hat Vieles für sich, wenn der größte
Theil der Secundärlinien darnach erbaut wird. Dasselbe müßte also allgemein
obligatorisch gemacht werden. Hierzu aber hat man sich von Seiten der Staats¬
regierung bis heute noch nicht entschlossen. Will man sich aber hierfür nicht
entscheiden — und es hat den Anschein, als ob es nicht geschehen würde —,
so wird es unumgänglich nothwendig, auch die Schmalspur zu acceptiren,
und zwar darf es dann nnr eine Schmalspur geben. Auch müssen Normen
aufgestellt werden hinsichtlich der zulässigen Größe und Belastung der Betriebs¬
mittel, des normal-Lade- und Durchfahrtsprofils in., welche nur die Anwendung
eines einheitlichen schmalspurigen Systems — wie das breitspurige bei den
Hauptbahnen — zulassen.*) Denn ohne Zweifel wird sich bei weiterer Ver¬
dichtung des Eisenbahnnetzes die eine Schmalspurbahn mit der andern sehr häufig
berühren, und es wäre unverantwortlich, wollte man es dahin bringen, daß sich
zwischen den Schmalspurbahnen nochmals jener Kampf der Spurweiten erhöbe,
welchem bei den Hauptbahnen seiner Zeit große Opfer gebracht werden mußten.
Wir nehmen also an: es werden für die Zukunft noch Secundärbcchnen von
der Normalspurweite der Hauptbahnen und solche von der schmalen Normal¬
spurweite nöthig werden. Für beide Arten von Secundärbahnen aber müssen
wir verlangen, daß dieselben von den Besitzern der Hauptnetze, den Provinzen,



Der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen hat die Normalien für zwei Schmal¬
spursysteme vorgeschlagen, für die Spur von 1,00 und von 0,73 Meter; man wird sich aber
nothwendigerweise auf eine beschränken müssen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/413>, abgerufen am 23.07.2024.