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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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nach Abarbanel zurückgewiesen werden; diese werden vielmehr der gänzlichen
Vernichtung verfallen -- eine Ansicht, die auch von mehreren anderen späteren
Schriftstellern vorgetragen und von dem Buche Zeror Hannor damit begründet
wird, "daß sie von der Kraft der alten Schlange (des Teufels) herstammen".

Wir sehen, daß die Christenheit von den Rabbinen als das "Edomiter-Reich"
bezeichnet wird. Sie haben aber dafür noch eine große Menge weit unglimpf¬
licherer Namen, von denen wir einige geschmackvolle Proben zum Beweise für
den Grad von Haß und Verachtung mittheilen, der die Juden gegenüber den
Christen beseelte und sehr viele von ihnen ohne Zweifel noch beseelt. Die Christen¬
heit heißt bald das Reich des vierten Elends, bald das gottlose, bald das
hoffährtige und hochmüthige Reich, bald das Reich der Stern- und Planeten¬
anbeter. Andere Stellen der jüdischen Literatur nennen sie den Bel, dem die
Königsherrschaft übergeben ist, das Scepter der Gottlosigkeit, "Adina" (die
Wollüstige), "Madhefa" (die Goldgierige), die Spinne, die Schlange, die Otter,
den Hund, den Löwen oder das Thier im Rohr. Noch andere Schimpfnamen
endlich find: das wilde Schwein, das reißende Thier, der Leviathan und der
Sammael, womit der Oberste der Teufel gemeint ist, welcher nach den Talmu-
disten die Christenheit regieren soll.

Nicht besser klingen die Bezeichnungen, die Christus vom Talmud und den
Talmudisten erhält, wenn sie seiner gedenken müssen. Wir begegnen darunter
Ausdrücken wie: der unbeschnittne Gott, der Götze, "Talui" (der Gehenkte), der
todte Gott, der in Schande und Laster Empfangene, der Bösewicht (Isch Belial,
eigentlich: Mann des Teufels), der stinkende, der ehebrecherische Sprößling,
der verfluchte Nazarener, "Ben Charja" (Sohn des Kothes), der stumme Stein,
der todte Hund, der verächtliche Abgott, der Ketzer und Epicureer u. s. w. Wer
mehr von diesen Lästerungen und die Nachweise für dieselben in deu Werken
der Rabbinen zu haben begehrt, dem empfehlen wir Eisenmengers "Entdecktes
Judenthum", ein gründliches und in den für uns wesentlichen Dingen unwider¬
legbares Buch, und zwar vorzüglich das 2., 3. und 16. Kapitel des ersten
Theiles. Im erstgenannten Abschnitt wird man auch -- immer mit genügenden
Belegen -- finden, was der Talmud und seine Ausleger den: Stifter der
christlichen Religion nachreden. Hier ist er, um nur Einiges von diesen bos¬
haften und bisweilen unsauberen Märchen anzuführen, das uneheliche Kind eines
liederlichen Soldaten Namens Pandira. Er hat allerdings Wunder verrichtet,
aber durch Zauberei, die er in Aegypten gelernt. Er hat dabei nicht bloß
Aussätzige geheilt und Todte auferweckt, sondern ist auch (nach der Schrift
Toledoth Jeschu) vor der Königin Helena mit Judas um die Wette in der
Luft herumgeflogen und auf zwei Mühlsteinen über den Jordan gefahren, wobei
er Fische gefangen hat. Zuletzt hat man ihn gesteinigt und, als er todt war,


nach Abarbanel zurückgewiesen werden; diese werden vielmehr der gänzlichen
Vernichtung verfallen — eine Ansicht, die auch von mehreren anderen späteren
Schriftstellern vorgetragen und von dem Buche Zeror Hannor damit begründet
wird, „daß sie von der Kraft der alten Schlange (des Teufels) herstammen".

Wir sehen, daß die Christenheit von den Rabbinen als das „Edomiter-Reich"
bezeichnet wird. Sie haben aber dafür noch eine große Menge weit unglimpf¬
licherer Namen, von denen wir einige geschmackvolle Proben zum Beweise für
den Grad von Haß und Verachtung mittheilen, der die Juden gegenüber den
Christen beseelte und sehr viele von ihnen ohne Zweifel noch beseelt. Die Christen¬
heit heißt bald das Reich des vierten Elends, bald das gottlose, bald das
hoffährtige und hochmüthige Reich, bald das Reich der Stern- und Planeten¬
anbeter. Andere Stellen der jüdischen Literatur nennen sie den Bel, dem die
Königsherrschaft übergeben ist, das Scepter der Gottlosigkeit, „Adina" (die
Wollüstige), „Madhefa" (die Goldgierige), die Spinne, die Schlange, die Otter,
den Hund, den Löwen oder das Thier im Rohr. Noch andere Schimpfnamen
endlich find: das wilde Schwein, das reißende Thier, der Leviathan und der
Sammael, womit der Oberste der Teufel gemeint ist, welcher nach den Talmu-
disten die Christenheit regieren soll.

Nicht besser klingen die Bezeichnungen, die Christus vom Talmud und den
Talmudisten erhält, wenn sie seiner gedenken müssen. Wir begegnen darunter
Ausdrücken wie: der unbeschnittne Gott, der Götze, „Talui" (der Gehenkte), der
todte Gott, der in Schande und Laster Empfangene, der Bösewicht (Isch Belial,
eigentlich: Mann des Teufels), der stinkende, der ehebrecherische Sprößling,
der verfluchte Nazarener, „Ben Charja" (Sohn des Kothes), der stumme Stein,
der todte Hund, der verächtliche Abgott, der Ketzer und Epicureer u. s. w. Wer
mehr von diesen Lästerungen und die Nachweise für dieselben in deu Werken
der Rabbinen zu haben begehrt, dem empfehlen wir Eisenmengers „Entdecktes
Judenthum", ein gründliches und in den für uns wesentlichen Dingen unwider¬
legbares Buch, und zwar vorzüglich das 2., 3. und 16. Kapitel des ersten
Theiles. Im erstgenannten Abschnitt wird man auch — immer mit genügenden
Belegen — finden, was der Talmud und seine Ausleger den: Stifter der
christlichen Religion nachreden. Hier ist er, um nur Einiges von diesen bos¬
haften und bisweilen unsauberen Märchen anzuführen, das uneheliche Kind eines
liederlichen Soldaten Namens Pandira. Er hat allerdings Wunder verrichtet,
aber durch Zauberei, die er in Aegypten gelernt. Er hat dabei nicht bloß
Aussätzige geheilt und Todte auferweckt, sondern ist auch (nach der Schrift
Toledoth Jeschu) vor der Königin Helena mit Judas um die Wette in der
Luft herumgeflogen und auf zwei Mühlsteinen über den Jordan gefahren, wobei
er Fische gefangen hat. Zuletzt hat man ihn gesteinigt und, als er todt war,


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[0370] nach Abarbanel zurückgewiesen werden; diese werden vielmehr der gänzlichen Vernichtung verfallen — eine Ansicht, die auch von mehreren anderen späteren Schriftstellern vorgetragen und von dem Buche Zeror Hannor damit begründet wird, „daß sie von der Kraft der alten Schlange (des Teufels) herstammen". Wir sehen, daß die Christenheit von den Rabbinen als das „Edomiter-Reich" bezeichnet wird. Sie haben aber dafür noch eine große Menge weit unglimpf¬ licherer Namen, von denen wir einige geschmackvolle Proben zum Beweise für den Grad von Haß und Verachtung mittheilen, der die Juden gegenüber den Christen beseelte und sehr viele von ihnen ohne Zweifel noch beseelt. Die Christen¬ heit heißt bald das Reich des vierten Elends, bald das gottlose, bald das hoffährtige und hochmüthige Reich, bald das Reich der Stern- und Planeten¬ anbeter. Andere Stellen der jüdischen Literatur nennen sie den Bel, dem die Königsherrschaft übergeben ist, das Scepter der Gottlosigkeit, „Adina" (die Wollüstige), „Madhefa" (die Goldgierige), die Spinne, die Schlange, die Otter, den Hund, den Löwen oder das Thier im Rohr. Noch andere Schimpfnamen endlich find: das wilde Schwein, das reißende Thier, der Leviathan und der Sammael, womit der Oberste der Teufel gemeint ist, welcher nach den Talmu- disten die Christenheit regieren soll. Nicht besser klingen die Bezeichnungen, die Christus vom Talmud und den Talmudisten erhält, wenn sie seiner gedenken müssen. Wir begegnen darunter Ausdrücken wie: der unbeschnittne Gott, der Götze, „Talui" (der Gehenkte), der todte Gott, der in Schande und Laster Empfangene, der Bösewicht (Isch Belial, eigentlich: Mann des Teufels), der stinkende, der ehebrecherische Sprößling, der verfluchte Nazarener, „Ben Charja" (Sohn des Kothes), der stumme Stein, der todte Hund, der verächtliche Abgott, der Ketzer und Epicureer u. s. w. Wer mehr von diesen Lästerungen und die Nachweise für dieselben in deu Werken der Rabbinen zu haben begehrt, dem empfehlen wir Eisenmengers „Entdecktes Judenthum", ein gründliches und in den für uns wesentlichen Dingen unwider¬ legbares Buch, und zwar vorzüglich das 2., 3. und 16. Kapitel des ersten Theiles. Im erstgenannten Abschnitt wird man auch — immer mit genügenden Belegen — finden, was der Talmud und seine Ausleger den: Stifter der christlichen Religion nachreden. Hier ist er, um nur Einiges von diesen bos¬ haften und bisweilen unsauberen Märchen anzuführen, das uneheliche Kind eines liederlichen Soldaten Namens Pandira. Er hat allerdings Wunder verrichtet, aber durch Zauberei, die er in Aegypten gelernt. Er hat dabei nicht bloß Aussätzige geheilt und Todte auferweckt, sondern ist auch (nach der Schrift Toledoth Jeschu) vor der Königin Helena mit Judas um die Wette in der Luft herumgeflogen und auf zwei Mühlsteinen über den Jordan gefahren, wobei er Fische gefangen hat. Zuletzt hat man ihn gesteinigt und, als er todt war,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/370>, abgerufen am 23.07.2024.