Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.gleitete, sehr werthvoll dagegen wieder die Reihenfolge seiner Erlebnisse, die er, Wir haben bei der ersten Besprechung der Schneiderschen Memoiren das Humboldt ist eins der großen Lichter der Liberalen, einer der Götter Grenzboten I. 1880. 14
gleitete, sehr werthvoll dagegen wieder die Reihenfolge seiner Erlebnisse, die er, Wir haben bei der ersten Besprechung der Schneiderschen Memoiren das Humboldt ist eins der großen Lichter der Liberalen, einer der Götter Grenzboten I. 1880. 14
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gleitete, sehr werthvoll dagegen wieder die Reihenfolge seiner Erlebnisse, die er,
in den Abschnitten:, „Am Hoflager König Friedrich Wilhelms IV." und „Als
Vorleser" vor uns entwickelt. Sie umfassen die Jahre 1848 bis 1857 und
enthalten eine große Anzahl charakteristischer Züge aus dem intimen Leben des
genannten Fürsten und seiner Umgebung, die der Verfasser in seiner Stellung
als Vorleser des Königs zu beobachten Gelegenheit hatte, und von denen einige
neu, andere zwar im Allgemeinen bekannt, aber in dieser Bestätigung durch
einen von den höchsten Zirkeln ins enge Vertrauen gezogenen und nach der
ganzen Art und Weise, wie er sich giebt, richtig empfindenden und zuverlässigen
Mann immerhin beachtenswerth sind. Von besonderer Bedeutung sind hier die
Uebersicht über die Stoffe, worüber Schneider, nachdem er sein Programm dem
Könige zur Auswahl unterbreitet, vorzutragen pflegte (S. 363), und nächst den
Beiträgen zur Charakteristik Friedrich Wilhelms und andrer Fürstlichkeiten das,
was er über A. v. Humboldt sagt. Ein weiteres Kapitel behandelt die Begeg¬
nung, die er in den Jahren.1850 und 1852 mit Mademoiselle Rachel am
preußischen Hofe hatte, und auch hier (z. B. S. 377 sf.) finden wir wieder
verschiedene charakteristische Mittheilungen. Der letzte Abschnitt endlich „Eine
Kurierreise mit Hindernissen" ist eine Humoreske der ergötzlichsten Art, worin
der Verfasser die komischen Abenteuer beschreibt, die er und eine Riesentasche
mit Depeschen und Briefen während einer Tour erlebte, auf der er 1851 dem
Könige nach Warschau folgte.
Wir haben bei der ersten Besprechung der Schneiderschen Memoiren das
Buch durch Gruppirung einer Auswahl von Stellen, die eine bestimmte Per¬
sönlichkeit betrafen, von sich selbst eine Probe geben lassen; wir wollen das
auch diesmal thun, und zwar wählen wir dazu die Partien, in welchen der Autor
seine Beziehungen zu Alexander v. Humboldt schildert und sein Urtheil über
den Vielgefeierten als Menschen abgiebt. Dies Urtheil, so sehr es manchen
Leser frappiren wird, ist jedenfalls ein wohlbegründetes. Die Beweise, die
Schneider beibringt, sind unwiderlegbar und stimmen mit anderen Notizen, die
wir von unbefangener Seite erhalten haben, im Wesentlichen überein. Dagegen
ist das, was der Verfasser den Cabinetsrath Niebuhr auf S. 245 über Hum¬
boldts wissenschaftliche und literarische Bedeutung äußern läßt, so allgemein wie
dort hingestellt, eine zu starke Behauptung, die sich nur mit dem Verdrusse über
das Allwissenheits- und Unfehlbarkeitsbewußtsein des Mannes, sowie über dessen
Sucht, in Gesellschaft allein zu reden und zu gelten, erklären läßt, und die
nur dann zutreffen würde, wenn sie sich auf einen Theil seiner Schriften,
z. B. gewisse Partien des „Kosmos", beschränkte.
Humboldt ist eins der großen Lichter der Liberalen, einer der Götter
namentlich der Demokratie von der jüdisch angehauchten Sorte. Andere Kreise
Grenzboten I. 1880. 14
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