Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

mente, "von den Hauptarchiven des Ministeriums der Auswärtigen Angelegen¬
heiten zu Moskau zugestellt worden, und wir haben sie selbst in Betreff der
Rechtschreibung ohne irgend welche Veränderung zum Abdrucke gebracht. Eine
sehr kleine Anzahl dieser Actenstiicke, deren Originale in den Moskaner Haupt¬
archiven nicht vorhanden waren, sind uns mit größter Zuvorkommenheit aus
den königlich preußischen Archiven und denen der Stadt Danzig mitgetheilt
worden, dank der wohlwollenden Vermittlung der kaiserlichen Gesandtschaft zu
Berlin und des russischen Generalconsulates zu Danzig.

Einige der von uns veröffentlichten Documente treten zum ersten Mal ans
Licht, und mehrere beanspruchen großes Interesse (Ur. 185, 186, 189,199, 213
z. B.). Wenn einige Ehecontracte Aufnahme gefunden haben, so erklärt sich
dies dnrch den rein politischen Charakter ihrer Klauseln sowie durch den Einfluß,
den sie unbestreitbar auf die internationalen Beziehungen ausgeübt haben. Bei
Abfassung der geschichtlichen Einleitungen haben wir aus denselben authentischen
Quellen geschöpft, welche die Archive uns zur Zeit der Veröffentlichung der
vorhergehenden Bände erschlossen hatten. Indeß ist darauf aufmerksam zu
machen, daß diese historischen Vorbemerkungen in dem vorliegende Bande er¬
heblich mehr in die Einzelnheiten eingehen als in demjenigen, der sich mit den
mit Oesterreich abgeschlossenen Verträgen beschäftigt. Wir hoffen, daß die diplo¬
matischen Unterhandlungen, welche in diesen geschichtlichen Einleitungen geschil¬
dert sind, wirklich Interessantes bieten, und wir sind der Meinung, daß mehrere
der angeführten Thatsachen die Aufmerksamkeit der Leser fesseln werden. Nament¬
lich wird man, wie wir glauben möchten, die Einleitungen zu den Nummern
185, 187 und 188, sowie die zu 189, 207 und 208, endlich die zu 213, 214
und 216 mit Interesse lesen.

Der Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Preußen
fällt zwar schon in das Jahr 1516, aber das erste Actenstück, das wir gemäß
dem Plane der vorliegenden Veröffentlichung wiederzugeben hatten, konnte
nur der Bündnißvertrag von 1656 sein. Demzufolge haben wir mit ein paar
Worten in einer speciellen Einleitung die anfänglichen Ursachen dieser Bezie¬
hungen sowie die Umstände zu kennzeichnen versucht, welche ihre allmähliche
Entwicklung begleiteten. Die Beweggründe zu einer Annäherung zwischen
Rußland und Preußen haben sich im Verlaufe der Jahrhunderte mehr und
mehr befestigt und die Begründung von innigen Beziehungen, von Freundschaft
und von Bündnissen herbeigeführt. Besonders festgefügt wurden die Grund¬
lagen dieser Intimität unter der Regierung Peters des Großen und derjenigen
König Friedrich Wilhelms I. Als beim Ableben des großen Kaisers der
preußische Gesandte am Hofe von Se. Petersburg bei seinem König anfragte,
wie er trauern solle, erhielt er zur Antwort: "Wie um mich selbst." Dennoch,


mente, „von den Hauptarchiven des Ministeriums der Auswärtigen Angelegen¬
heiten zu Moskau zugestellt worden, und wir haben sie selbst in Betreff der
Rechtschreibung ohne irgend welche Veränderung zum Abdrucke gebracht. Eine
sehr kleine Anzahl dieser Actenstiicke, deren Originale in den Moskaner Haupt¬
archiven nicht vorhanden waren, sind uns mit größter Zuvorkommenheit aus
den königlich preußischen Archiven und denen der Stadt Danzig mitgetheilt
worden, dank der wohlwollenden Vermittlung der kaiserlichen Gesandtschaft zu
Berlin und des russischen Generalconsulates zu Danzig.

Einige der von uns veröffentlichten Documente treten zum ersten Mal ans
Licht, und mehrere beanspruchen großes Interesse (Ur. 185, 186, 189,199, 213
z. B.). Wenn einige Ehecontracte Aufnahme gefunden haben, so erklärt sich
dies dnrch den rein politischen Charakter ihrer Klauseln sowie durch den Einfluß,
den sie unbestreitbar auf die internationalen Beziehungen ausgeübt haben. Bei
Abfassung der geschichtlichen Einleitungen haben wir aus denselben authentischen
Quellen geschöpft, welche die Archive uns zur Zeit der Veröffentlichung der
vorhergehenden Bände erschlossen hatten. Indeß ist darauf aufmerksam zu
machen, daß diese historischen Vorbemerkungen in dem vorliegende Bande er¬
heblich mehr in die Einzelnheiten eingehen als in demjenigen, der sich mit den
mit Oesterreich abgeschlossenen Verträgen beschäftigt. Wir hoffen, daß die diplo¬
matischen Unterhandlungen, welche in diesen geschichtlichen Einleitungen geschil¬
dert sind, wirklich Interessantes bieten, und wir sind der Meinung, daß mehrere
der angeführten Thatsachen die Aufmerksamkeit der Leser fesseln werden. Nament¬
lich wird man, wie wir glauben möchten, die Einleitungen zu den Nummern
185, 187 und 188, sowie die zu 189, 207 und 208, endlich die zu 213, 214
und 216 mit Interesse lesen.

Der Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Preußen
fällt zwar schon in das Jahr 1516, aber das erste Actenstück, das wir gemäß
dem Plane der vorliegenden Veröffentlichung wiederzugeben hatten, konnte
nur der Bündnißvertrag von 1656 sein. Demzufolge haben wir mit ein paar
Worten in einer speciellen Einleitung die anfänglichen Ursachen dieser Bezie¬
hungen sowie die Umstände zu kennzeichnen versucht, welche ihre allmähliche
Entwicklung begleiteten. Die Beweggründe zu einer Annäherung zwischen
Rußland und Preußen haben sich im Verlaufe der Jahrhunderte mehr und
mehr befestigt und die Begründung von innigen Beziehungen, von Freundschaft
und von Bündnissen herbeigeführt. Besonders festgefügt wurden die Grund¬
lagen dieser Intimität unter der Regierung Peters des Großen und derjenigen
König Friedrich Wilhelms I. Als beim Ableben des großen Kaisers der
preußische Gesandte am Hofe von Se. Petersburg bei seinem König anfragte,
wie er trauern solle, erhielt er zur Antwort: „Wie um mich selbst." Dennoch,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0490" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146995"/>
          <p xml:id="ID_1421" prev="#ID_1420"> mente, &#x201E;von den Hauptarchiven des Ministeriums der Auswärtigen Angelegen¬<lb/>
heiten zu Moskau zugestellt worden, und wir haben sie selbst in Betreff der<lb/>
Rechtschreibung ohne irgend welche Veränderung zum Abdrucke gebracht. Eine<lb/>
sehr kleine Anzahl dieser Actenstiicke, deren Originale in den Moskaner Haupt¬<lb/>
archiven nicht vorhanden waren, sind uns mit größter Zuvorkommenheit aus<lb/>
den königlich preußischen Archiven und denen der Stadt Danzig mitgetheilt<lb/>
worden, dank der wohlwollenden Vermittlung der kaiserlichen Gesandtschaft zu<lb/>
Berlin und des russischen Generalconsulates zu Danzig.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1422"> Einige der von uns veröffentlichten Documente treten zum ersten Mal ans<lb/>
Licht, und mehrere beanspruchen großes Interesse (Ur. 185, 186, 189,199, 213<lb/>
z. B.). Wenn einige Ehecontracte Aufnahme gefunden haben, so erklärt sich<lb/>
dies dnrch den rein politischen Charakter ihrer Klauseln sowie durch den Einfluß,<lb/>
den sie unbestreitbar auf die internationalen Beziehungen ausgeübt haben. Bei<lb/>
Abfassung der geschichtlichen Einleitungen haben wir aus denselben authentischen<lb/>
Quellen geschöpft, welche die Archive uns zur Zeit der Veröffentlichung der<lb/>
vorhergehenden Bände erschlossen hatten. Indeß ist darauf aufmerksam zu<lb/>
machen, daß diese historischen Vorbemerkungen in dem vorliegende Bande er¬<lb/>
heblich mehr in die Einzelnheiten eingehen als in demjenigen, der sich mit den<lb/>
mit Oesterreich abgeschlossenen Verträgen beschäftigt. Wir hoffen, daß die diplo¬<lb/>
matischen Unterhandlungen, welche in diesen geschichtlichen Einleitungen geschil¬<lb/>
dert sind, wirklich Interessantes bieten, und wir sind der Meinung, daß mehrere<lb/>
der angeführten Thatsachen die Aufmerksamkeit der Leser fesseln werden. Nament¬<lb/>
lich wird man, wie wir glauben möchten, die Einleitungen zu den Nummern<lb/>
185, 187 und 188, sowie die zu 189, 207 und 208, endlich die zu 213, 214<lb/>
und 216 mit Interesse lesen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1423" next="#ID_1424"> Der Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Preußen<lb/>
fällt zwar schon in das Jahr 1516, aber das erste Actenstück, das wir gemäß<lb/>
dem Plane der vorliegenden Veröffentlichung wiederzugeben hatten, konnte<lb/>
nur der Bündnißvertrag von 1656 sein. Demzufolge haben wir mit ein paar<lb/>
Worten in einer speciellen Einleitung die anfänglichen Ursachen dieser Bezie¬<lb/>
hungen sowie die Umstände zu kennzeichnen versucht, welche ihre allmähliche<lb/>
Entwicklung begleiteten. Die Beweggründe zu einer Annäherung zwischen<lb/>
Rußland und Preußen haben sich im Verlaufe der Jahrhunderte mehr und<lb/>
mehr befestigt und die Begründung von innigen Beziehungen, von Freundschaft<lb/>
und von Bündnissen herbeigeführt. Besonders festgefügt wurden die Grund¬<lb/>
lagen dieser Intimität unter der Regierung Peters des Großen und derjenigen<lb/>
König Friedrich Wilhelms I. Als beim Ableben des großen Kaisers der<lb/>
preußische Gesandte am Hofe von Se. Petersburg bei seinem König anfragte,<lb/>
wie er trauern solle, erhielt er zur Antwort: &#x201E;Wie um mich selbst." Dennoch,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0490] mente, „von den Hauptarchiven des Ministeriums der Auswärtigen Angelegen¬ heiten zu Moskau zugestellt worden, und wir haben sie selbst in Betreff der Rechtschreibung ohne irgend welche Veränderung zum Abdrucke gebracht. Eine sehr kleine Anzahl dieser Actenstiicke, deren Originale in den Moskaner Haupt¬ archiven nicht vorhanden waren, sind uns mit größter Zuvorkommenheit aus den königlich preußischen Archiven und denen der Stadt Danzig mitgetheilt worden, dank der wohlwollenden Vermittlung der kaiserlichen Gesandtschaft zu Berlin und des russischen Generalconsulates zu Danzig. Einige der von uns veröffentlichten Documente treten zum ersten Mal ans Licht, und mehrere beanspruchen großes Interesse (Ur. 185, 186, 189,199, 213 z. B.). Wenn einige Ehecontracte Aufnahme gefunden haben, so erklärt sich dies dnrch den rein politischen Charakter ihrer Klauseln sowie durch den Einfluß, den sie unbestreitbar auf die internationalen Beziehungen ausgeübt haben. Bei Abfassung der geschichtlichen Einleitungen haben wir aus denselben authentischen Quellen geschöpft, welche die Archive uns zur Zeit der Veröffentlichung der vorhergehenden Bände erschlossen hatten. Indeß ist darauf aufmerksam zu machen, daß diese historischen Vorbemerkungen in dem vorliegende Bande er¬ heblich mehr in die Einzelnheiten eingehen als in demjenigen, der sich mit den mit Oesterreich abgeschlossenen Verträgen beschäftigt. Wir hoffen, daß die diplo¬ matischen Unterhandlungen, welche in diesen geschichtlichen Einleitungen geschil¬ dert sind, wirklich Interessantes bieten, und wir sind der Meinung, daß mehrere der angeführten Thatsachen die Aufmerksamkeit der Leser fesseln werden. Nament¬ lich wird man, wie wir glauben möchten, die Einleitungen zu den Nummern 185, 187 und 188, sowie die zu 189, 207 und 208, endlich die zu 213, 214 und 216 mit Interesse lesen. Der Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Preußen fällt zwar schon in das Jahr 1516, aber das erste Actenstück, das wir gemäß dem Plane der vorliegenden Veröffentlichung wiederzugeben hatten, konnte nur der Bündnißvertrag von 1656 sein. Demzufolge haben wir mit ein paar Worten in einer speciellen Einleitung die anfänglichen Ursachen dieser Bezie¬ hungen sowie die Umstände zu kennzeichnen versucht, welche ihre allmähliche Entwicklung begleiteten. Die Beweggründe zu einer Annäherung zwischen Rußland und Preußen haben sich im Verlaufe der Jahrhunderte mehr und mehr befestigt und die Begründung von innigen Beziehungen, von Freundschaft und von Bündnissen herbeigeführt. Besonders festgefügt wurden die Grund¬ lagen dieser Intimität unter der Regierung Peters des Großen und derjenigen König Friedrich Wilhelms I. Als beim Ableben des großen Kaisers der preußische Gesandte am Hofe von Se. Petersburg bei seinem König anfragte, wie er trauern solle, erhielt er zur Antwort: „Wie um mich selbst." Dennoch,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/490
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/490>, abgerufen am 03.07.2024.