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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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zustellen weiß, daß der nicht eingeweihte Franzose oder Ausländer glauben
muß, es handle sich nicht nur um die Aufhebung des eocks as xrocöäurs,
sondern des ganzen eocks U^polizoii. Wie überall, tritt uns auch hier die Ten¬
denz entgegen, durch das vsrs, raixtg. Islsis, durch colossale Uebertreibung der
Schatten- und Uebergehung der Lichtseiten das Publikum gegen alle deutschen
Neuerungen in Elsaß-Lothringen einzunehmen.

Daß die Elsaß-Lothringer der Mehrzahl nach nicht für das deutsche Reich
schwärmen; daß in Elsaß wenigstens eine, in Lothringen vielleicht zwei Gene¬
rationen ins Grab steigen müssen, ehe die Bevölkerungen sich wieder ganz als
Deutsche fühlen werden, das wußten wir vorher und ohne unseren Verfasser.
Dennoch ist es entschieden falsch, daß nicht die Germanisation -- denn Ger¬
manen sind die Elsässer stets geblieben -- aber die allmähliche Reinigung von
der französischen Palma, die das deutsche Erz überzogen hat, als mißlungen
anzusehen sei. Entschiedene Fortschritte zumal betreffs der ländlichen Bevölke¬
rung sind .durch klare Thatsachen nachgewiesen. Der Verwaltung hat wohl
einzelne Irrthümer und Härten, nicht zum wenigsten hervorgerufen durch den
Mangel an Entgegenkommen von Seiten der Bevölkerung, verschuldet; aber
im Ganzen ist sie so human verfahren, wie es selten genng und von den Fran¬
zosen nie in einem eroberten Lande geschehen ist. Daß wir die Reichslande
zu dem Zwecke annectirt hätten, um sie in^rö oux deutsch und glücklich zu
machen, ist eine abgeschmackte Idee. Gewiß haben wir 1871 unseren frevel¬
haften und übermüthigen Angreifern die vor 2 -- 300 Jahren uns entrissenen
Landschaften in erster Linie deshalb wieder genommen, um künftig besser vor
muthwilligen Angriffen geschützt zu sein, außerdem aber auch, weil das deutsche
Volk, das schon 1814 und 15 vergeblich die ehemaligen Reichslande zurückge¬
fordert hatte, sie jetzt fast einmüthig verlangte.

Wir brauchen die Hand nicht in die Flasche zu stecken, denn wir haben
die Nuß schon und werden sie festhalten trotz der Französier und Protestler in
Elsaß-Lothringen, trotz der Ksvus Z<zö clorix Nonäss, ja trotz der Reue, welche
der Verfasser, der die Gabe des zweiten Gesichts zu besitzen scheint, schon in
Deutschland entdeckt haben will. Die Freunde der Elsässer aber in Frankreich
und die Rsvus "los 6snx Nonäss thäten besser, wenn sie den Reichslanden
nicht durch ihre Hetzereien und Verdrehungen die Ertragung des gegenwär¬
tigen Zustandes, der deutschen Verwaltung die Erreichung des Zieles, dieselben
möglichst bald allen anderen deutschen Ländern in Freiheiten und Rechten gleich¬
zustellen, erschwerten.




zustellen weiß, daß der nicht eingeweihte Franzose oder Ausländer glauben
muß, es handle sich nicht nur um die Aufhebung des eocks as xrocöäurs,
sondern des ganzen eocks U^polizoii. Wie überall, tritt uns auch hier die Ten¬
denz entgegen, durch das vsrs, raixtg. Islsis, durch colossale Uebertreibung der
Schatten- und Uebergehung der Lichtseiten das Publikum gegen alle deutschen
Neuerungen in Elsaß-Lothringen einzunehmen.

Daß die Elsaß-Lothringer der Mehrzahl nach nicht für das deutsche Reich
schwärmen; daß in Elsaß wenigstens eine, in Lothringen vielleicht zwei Gene¬
rationen ins Grab steigen müssen, ehe die Bevölkerungen sich wieder ganz als
Deutsche fühlen werden, das wußten wir vorher und ohne unseren Verfasser.
Dennoch ist es entschieden falsch, daß nicht die Germanisation — denn Ger¬
manen sind die Elsässer stets geblieben — aber die allmähliche Reinigung von
der französischen Palma, die das deutsche Erz überzogen hat, als mißlungen
anzusehen sei. Entschiedene Fortschritte zumal betreffs der ländlichen Bevölke¬
rung sind .durch klare Thatsachen nachgewiesen. Der Verwaltung hat wohl
einzelne Irrthümer und Härten, nicht zum wenigsten hervorgerufen durch den
Mangel an Entgegenkommen von Seiten der Bevölkerung, verschuldet; aber
im Ganzen ist sie so human verfahren, wie es selten genng und von den Fran¬
zosen nie in einem eroberten Lande geschehen ist. Daß wir die Reichslande
zu dem Zwecke annectirt hätten, um sie in^rö oux deutsch und glücklich zu
machen, ist eine abgeschmackte Idee. Gewiß haben wir 1871 unseren frevel¬
haften und übermüthigen Angreifern die vor 2 — 300 Jahren uns entrissenen
Landschaften in erster Linie deshalb wieder genommen, um künftig besser vor
muthwilligen Angriffen geschützt zu sein, außerdem aber auch, weil das deutsche
Volk, das schon 1814 und 15 vergeblich die ehemaligen Reichslande zurückge¬
fordert hatte, sie jetzt fast einmüthig verlangte.

Wir brauchen die Hand nicht in die Flasche zu stecken, denn wir haben
die Nuß schon und werden sie festhalten trotz der Französier und Protestler in
Elsaß-Lothringen, trotz der Ksvus Z<zö clorix Nonäss, ja trotz der Reue, welche
der Verfasser, der die Gabe des zweiten Gesichts zu besitzen scheint, schon in
Deutschland entdeckt haben will. Die Freunde der Elsässer aber in Frankreich
und die Rsvus «los 6snx Nonäss thäten besser, wenn sie den Reichslanden
nicht durch ihre Hetzereien und Verdrehungen die Ertragung des gegenwär¬
tigen Zustandes, der deutschen Verwaltung die Erreichung des Zieles, dieselben
möglichst bald allen anderen deutschen Ländern in Freiheiten und Rechten gleich¬
zustellen, erschwerten.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/376>, abgerufen am 22.07.2024.