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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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unter Grant, weshalb denn auch unter seiner Amtsverwaltung die Partei der Repu¬
blikaner nicht nur bei den Congreßwahlen, sondern auch bei den einzelnen Staats¬
wahlen andauernd schwere Niederlagen erlitt, so daß gegenwärtig die demokratische
Partei in beiden Congreßhäusern sich in der Mehrheit befindet. Erst unter dem
Präsidenten Rutherford B. Hayes, der durchgängig eine weise und gemäßigte
Neformpolitik befolgt, ist wieder zu Gunsten der Republikaner ein Umschwung in
der öffentlichen Meinung eingetreten, wie sich dies z, B. bei den letzten Herbst¬
wahlen deutlich zeigte. In verschiedenen kleineren Unionsstaaten, wie u. a. in
Vermont, Rhode Island, Indianer, Kansas u. s. w>, haben sich denn auch die
betreffenden Staatsconventionen bereits gegen einen dritten Präsidentschaftstermin
Granes und zu Gunsten anderer republikanischer Parteiführer ausgesprochen. Unter
den Gegnern Granes im Kampfe um die Präsidentenwürde sind auf Seiten der
Republikaner vornehmlich zu nennen: die Bundessenatoren James G. Blaine ans
Maine und Edmunds aus Vermont, der Finanzminister John Sherman aus Ohio
und Ellihu B. Washburne aus Illinois, früher langjähriges Mitglied des Reprä¬
sentantenhauses und später amerikanischer Gesandter in Paris. Washburne weigert
sich allerdings bis jetzt noch, offen als Gegencandidat gegen Grant, der ihm den
Gesandtschaftsposten in Paris verlieh, aufzutreten.

Von besonderer Bedeutung verspricht nun aber eine nationale Masscnconven-
tion zu werden, die von den republikanischen Gegnern des dritten Präsidentschafts¬
termins zum 6. Mai d. Is. nach Se. Louis in Missouri von hochangesehenen
Mitgliedern der republikanischen Partei berufen worden ist. In der von dem
früheren Bundessenator John B. Henderson unterzeichneten Einladung zu dieser
Convention heißt es u, a.: "Wir nehmen ein tiefes Interesse an der nächsten
Präsidentenwahl und sehen daher mit Bedauern, daß einige unserer Freunde die
republikanische Partei mit der gefährlichen Politik einer dritten Präsidentschafts-
Ccmdidatur identificiren wollen. Wir glauben, daß das Beispiel George Washing¬
tons und seiner patriotischen Nachfolger auf guten Gründen der öffentlichen Politik
beruht. Wir indossiren die Worte Thomas Jcffersons, daß, wenn nicht für die
Präsidentschaft ein gewisser Endtermin gesetzt wird, das Präsidentenamt thatsächlich
für Lebenszeit gegeben werden kann. Die Beschlüsse, welche die republikanische
Staatsconvention im Jahre 1875 faßte, werden noch heute von uns gebilligt, und
diese Beschlüsse bekunden eine feste und unzweideutige Anhänglichkeit an das unge¬
schriebene Gesetz der Republik, welches weise und durch leuchtende Beispiele geheiligt
die Amtsdauer eines Präsidenten der Vereinigten Staaten ans zwei Termine be¬
schränkt und einen unwandelbaren Protest gegen die Wahl eines Präsidentschafts-
Candidaten für einen dritten Termin enthält. Wir billigen die Principerklärung,
die in demselben Jahre von den Republikanern des Staates New-York erlassen
wurde, als sie ebenfalls sich gegen jeden dritten Präsidentschaftstermin aussprachen;
und wir empfehlen nachdrücklich die von der republikanischen Nationalconvention zu
Cincinnati im Jahre 1876 angenommene Platform, wonach die Befolgung von


unter Grant, weshalb denn auch unter seiner Amtsverwaltung die Partei der Repu¬
blikaner nicht nur bei den Congreßwahlen, sondern auch bei den einzelnen Staats¬
wahlen andauernd schwere Niederlagen erlitt, so daß gegenwärtig die demokratische
Partei in beiden Congreßhäusern sich in der Mehrheit befindet. Erst unter dem
Präsidenten Rutherford B. Hayes, der durchgängig eine weise und gemäßigte
Neformpolitik befolgt, ist wieder zu Gunsten der Republikaner ein Umschwung in
der öffentlichen Meinung eingetreten, wie sich dies z, B. bei den letzten Herbst¬
wahlen deutlich zeigte. In verschiedenen kleineren Unionsstaaten, wie u. a. in
Vermont, Rhode Island, Indianer, Kansas u. s. w>, haben sich denn auch die
betreffenden Staatsconventionen bereits gegen einen dritten Präsidentschaftstermin
Granes und zu Gunsten anderer republikanischer Parteiführer ausgesprochen. Unter
den Gegnern Granes im Kampfe um die Präsidentenwürde sind auf Seiten der
Republikaner vornehmlich zu nennen: die Bundessenatoren James G. Blaine ans
Maine und Edmunds aus Vermont, der Finanzminister John Sherman aus Ohio
und Ellihu B. Washburne aus Illinois, früher langjähriges Mitglied des Reprä¬
sentantenhauses und später amerikanischer Gesandter in Paris. Washburne weigert
sich allerdings bis jetzt noch, offen als Gegencandidat gegen Grant, der ihm den
Gesandtschaftsposten in Paris verlieh, aufzutreten.

Von besonderer Bedeutung verspricht nun aber eine nationale Masscnconven-
tion zu werden, die von den republikanischen Gegnern des dritten Präsidentschafts¬
termins zum 6. Mai d. Is. nach Se. Louis in Missouri von hochangesehenen
Mitgliedern der republikanischen Partei berufen worden ist. In der von dem
früheren Bundessenator John B. Henderson unterzeichneten Einladung zu dieser
Convention heißt es u, a.: „Wir nehmen ein tiefes Interesse an der nächsten
Präsidentenwahl und sehen daher mit Bedauern, daß einige unserer Freunde die
republikanische Partei mit der gefährlichen Politik einer dritten Präsidentschafts-
Ccmdidatur identificiren wollen. Wir glauben, daß das Beispiel George Washing¬
tons und seiner patriotischen Nachfolger auf guten Gründen der öffentlichen Politik
beruht. Wir indossiren die Worte Thomas Jcffersons, daß, wenn nicht für die
Präsidentschaft ein gewisser Endtermin gesetzt wird, das Präsidentenamt thatsächlich
für Lebenszeit gegeben werden kann. Die Beschlüsse, welche die republikanische
Staatsconvention im Jahre 1875 faßte, werden noch heute von uns gebilligt, und
diese Beschlüsse bekunden eine feste und unzweideutige Anhänglichkeit an das unge¬
schriebene Gesetz der Republik, welches weise und durch leuchtende Beispiele geheiligt
die Amtsdauer eines Präsidenten der Vereinigten Staaten ans zwei Termine be¬
schränkt und einen unwandelbaren Protest gegen die Wahl eines Präsidentschafts-
Candidaten für einen dritten Termin enthält. Wir billigen die Principerklärung,
die in demselben Jahre von den Republikanern des Staates New-York erlassen
wurde, als sie ebenfalls sich gegen jeden dritten Präsidentschaftstermin aussprachen;
und wir empfehlen nachdrücklich die von der republikanischen Nationalconvention zu
Cincinnati im Jahre 1876 angenommene Platform, wonach die Befolgung von


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[0271] unter Grant, weshalb denn auch unter seiner Amtsverwaltung die Partei der Repu¬ blikaner nicht nur bei den Congreßwahlen, sondern auch bei den einzelnen Staats¬ wahlen andauernd schwere Niederlagen erlitt, so daß gegenwärtig die demokratische Partei in beiden Congreßhäusern sich in der Mehrheit befindet. Erst unter dem Präsidenten Rutherford B. Hayes, der durchgängig eine weise und gemäßigte Neformpolitik befolgt, ist wieder zu Gunsten der Republikaner ein Umschwung in der öffentlichen Meinung eingetreten, wie sich dies z, B. bei den letzten Herbst¬ wahlen deutlich zeigte. In verschiedenen kleineren Unionsstaaten, wie u. a. in Vermont, Rhode Island, Indianer, Kansas u. s. w>, haben sich denn auch die betreffenden Staatsconventionen bereits gegen einen dritten Präsidentschaftstermin Granes und zu Gunsten anderer republikanischer Parteiführer ausgesprochen. Unter den Gegnern Granes im Kampfe um die Präsidentenwürde sind auf Seiten der Republikaner vornehmlich zu nennen: die Bundessenatoren James G. Blaine ans Maine und Edmunds aus Vermont, der Finanzminister John Sherman aus Ohio und Ellihu B. Washburne aus Illinois, früher langjähriges Mitglied des Reprä¬ sentantenhauses und später amerikanischer Gesandter in Paris. Washburne weigert sich allerdings bis jetzt noch, offen als Gegencandidat gegen Grant, der ihm den Gesandtschaftsposten in Paris verlieh, aufzutreten. Von besonderer Bedeutung verspricht nun aber eine nationale Masscnconven- tion zu werden, die von den republikanischen Gegnern des dritten Präsidentschafts¬ termins zum 6. Mai d. Is. nach Se. Louis in Missouri von hochangesehenen Mitgliedern der republikanischen Partei berufen worden ist. In der von dem früheren Bundessenator John B. Henderson unterzeichneten Einladung zu dieser Convention heißt es u, a.: „Wir nehmen ein tiefes Interesse an der nächsten Präsidentenwahl und sehen daher mit Bedauern, daß einige unserer Freunde die republikanische Partei mit der gefährlichen Politik einer dritten Präsidentschafts- Ccmdidatur identificiren wollen. Wir glauben, daß das Beispiel George Washing¬ tons und seiner patriotischen Nachfolger auf guten Gründen der öffentlichen Politik beruht. Wir indossiren die Worte Thomas Jcffersons, daß, wenn nicht für die Präsidentschaft ein gewisser Endtermin gesetzt wird, das Präsidentenamt thatsächlich für Lebenszeit gegeben werden kann. Die Beschlüsse, welche die republikanische Staatsconvention im Jahre 1875 faßte, werden noch heute von uns gebilligt, und diese Beschlüsse bekunden eine feste und unzweideutige Anhänglichkeit an das unge¬ schriebene Gesetz der Republik, welches weise und durch leuchtende Beispiele geheiligt die Amtsdauer eines Präsidenten der Vereinigten Staaten ans zwei Termine be¬ schränkt und einen unwandelbaren Protest gegen die Wahl eines Präsidentschafts- Candidaten für einen dritten Termin enthält. Wir billigen die Principerklärung, die in demselben Jahre von den Republikanern des Staates New-York erlassen wurde, als sie ebenfalls sich gegen jeden dritten Präsidentschaftstermin aussprachen; und wir empfehlen nachdrücklich die von der republikanischen Nationalconvention zu Cincinnati im Jahre 1876 angenommene Platform, wonach die Befolgung von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/271>, abgerufen am 26.06.2024.