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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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wie geringer Verkehr in Folge dessen zwischen ihnen und dem Continente statt¬
findet.")

Mit den Jsländern beginnt Horn, wie billig, seine Literaturgeschichte, nach¬
dem er eine kurze Einleitung vorausgeschickt hat über die skandinavische Völker¬
gruppe, das Verhältniß der einzelnen Stämme zu einander, über den Werth
ihrer Literatur und das Interesse, das wir Deutsche an der Beschäftigung mit
derselben oder doch wenigstens mit deren geschichtlicher Entwicklung haben können.
Er zerlegt seinen Stoff in drei größere Abtheilungen von ungleichem Umfange.
Im ersten Abschnitt der ersten Abtheilung, welche "Die altnordisch-isländische
Literatur" überschrieben ist, macht er die altnordische Literatur, die also vor¬
wiegend eine altisländische ist, zum Gegenstande der Darstellung. Im zweiten
läßt er sofort die "neuisländische Literatur" folgen, da diese, von anderen
Dingen zu schweigen, sprachlich der älteren Literatur am nächsten steht. In den
fünf ersten Abschnitten der zweiten Abtheilung "Dänemark und Norwegen" be¬
spricht er die dänisch-norwegische Literatur vom Mittelalter bis zum Jahre 1800,
im sechsten die neuere dänische Literatur nach 1800, im siebenten Norwegens
Literatur nach 1814. Die sechs Abschnitte der dritten Abtheilung "Schweden"
behandeln die schwedische Literatur vom Mittelalter bis zur neuesten Zeit.

Das Programm -- denn dafür darf man seine Worte ansehen --, welches
der Verfasser aufstellt, "eine Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der
älteren und neueren Literatur, uicht eine bloße Nomenclatur, sondern eine mit
dem nöthigen bibliographischen Apparat (dem Texte als Anhang beigefügt) be¬
gleitete Schilderung der literarischen Erscheinungen an und sür sich und in
ihrem Zusammenhang, unter fortwährender Berücksichtigung der mit ihnen in
Verbindung stehenden culturhistorischen Verhältnisse", führt er in seinem Buche
wirklich dnrch. Er zieht unter ruhiger, knapper Und anziehender Behandlung
seines Stoffes sämmtliche literarische Erscheinungen, so weit sie von nur einigem
Belang find, in den Kreis seiner Betrachtung, und zwar nicht blos die Erzeug¬
nisse auf schöngeistigen Gebiete, sondern auch die wissenschaftlichen Arbeiten,
selbst Grammatik und Lexicographie nicht ausgeschlossen. Er bespricht die ge¬
stimmten geistigen Bewegungen im Norden, kritisirt in Kürze die erschienenen
Schriften und giebt bei den hervorragenderen Männern kurze biographische Notizen.
Der Gang der Darstellung ist selbstverständlich ein vorwiegend chronologischer;
innerhalb desselben aber ordnet der Verfasser nach den einzelnen literarischen
Gattungen, von der Poesie im engeren Sinne ausgehend und mit den Wissen¬
schaften abschließend.



*) Näheres bei K, Maurer, Island (München, 1874); Ä. G- Winkler, Island
(Braunschweig, 1361); W. Prcyer und F. Zirkel, Reise nach Island (Leipzig, 1362)
K. Weinhold, Altnordisches Leben (Berlin, 1866).

wie geringer Verkehr in Folge dessen zwischen ihnen und dem Continente statt¬
findet.")

Mit den Jsländern beginnt Horn, wie billig, seine Literaturgeschichte, nach¬
dem er eine kurze Einleitung vorausgeschickt hat über die skandinavische Völker¬
gruppe, das Verhältniß der einzelnen Stämme zu einander, über den Werth
ihrer Literatur und das Interesse, das wir Deutsche an der Beschäftigung mit
derselben oder doch wenigstens mit deren geschichtlicher Entwicklung haben können.
Er zerlegt seinen Stoff in drei größere Abtheilungen von ungleichem Umfange.
Im ersten Abschnitt der ersten Abtheilung, welche „Die altnordisch-isländische
Literatur" überschrieben ist, macht er die altnordische Literatur, die also vor¬
wiegend eine altisländische ist, zum Gegenstande der Darstellung. Im zweiten
läßt er sofort die „neuisländische Literatur" folgen, da diese, von anderen
Dingen zu schweigen, sprachlich der älteren Literatur am nächsten steht. In den
fünf ersten Abschnitten der zweiten Abtheilung „Dänemark und Norwegen" be¬
spricht er die dänisch-norwegische Literatur vom Mittelalter bis zum Jahre 1800,
im sechsten die neuere dänische Literatur nach 1800, im siebenten Norwegens
Literatur nach 1814. Die sechs Abschnitte der dritten Abtheilung „Schweden"
behandeln die schwedische Literatur vom Mittelalter bis zur neuesten Zeit.

Das Programm — denn dafür darf man seine Worte ansehen —, welches
der Verfasser aufstellt, „eine Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der
älteren und neueren Literatur, uicht eine bloße Nomenclatur, sondern eine mit
dem nöthigen bibliographischen Apparat (dem Texte als Anhang beigefügt) be¬
gleitete Schilderung der literarischen Erscheinungen an und sür sich und in
ihrem Zusammenhang, unter fortwährender Berücksichtigung der mit ihnen in
Verbindung stehenden culturhistorischen Verhältnisse", führt er in seinem Buche
wirklich dnrch. Er zieht unter ruhiger, knapper Und anziehender Behandlung
seines Stoffes sämmtliche literarische Erscheinungen, so weit sie von nur einigem
Belang find, in den Kreis seiner Betrachtung, und zwar nicht blos die Erzeug¬
nisse auf schöngeistigen Gebiete, sondern auch die wissenschaftlichen Arbeiten,
selbst Grammatik und Lexicographie nicht ausgeschlossen. Er bespricht die ge¬
stimmten geistigen Bewegungen im Norden, kritisirt in Kürze die erschienenen
Schriften und giebt bei den hervorragenderen Männern kurze biographische Notizen.
Der Gang der Darstellung ist selbstverständlich ein vorwiegend chronologischer;
innerhalb desselben aber ordnet der Verfasser nach den einzelnen literarischen
Gattungen, von der Poesie im engeren Sinne ausgehend und mit den Wissen¬
schaften abschließend.



*) Näheres bei K, Maurer, Island (München, 1874); Ä. G- Winkler, Island
(Braunschweig, 1361); W. Prcyer und F. Zirkel, Reise nach Island (Leipzig, 1362)
K. Weinhold, Altnordisches Leben (Berlin, 1866).
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[0203] wie geringer Verkehr in Folge dessen zwischen ihnen und dem Continente statt¬ findet.") Mit den Jsländern beginnt Horn, wie billig, seine Literaturgeschichte, nach¬ dem er eine kurze Einleitung vorausgeschickt hat über die skandinavische Völker¬ gruppe, das Verhältniß der einzelnen Stämme zu einander, über den Werth ihrer Literatur und das Interesse, das wir Deutsche an der Beschäftigung mit derselben oder doch wenigstens mit deren geschichtlicher Entwicklung haben können. Er zerlegt seinen Stoff in drei größere Abtheilungen von ungleichem Umfange. Im ersten Abschnitt der ersten Abtheilung, welche „Die altnordisch-isländische Literatur" überschrieben ist, macht er die altnordische Literatur, die also vor¬ wiegend eine altisländische ist, zum Gegenstande der Darstellung. Im zweiten läßt er sofort die „neuisländische Literatur" folgen, da diese, von anderen Dingen zu schweigen, sprachlich der älteren Literatur am nächsten steht. In den fünf ersten Abschnitten der zweiten Abtheilung „Dänemark und Norwegen" be¬ spricht er die dänisch-norwegische Literatur vom Mittelalter bis zum Jahre 1800, im sechsten die neuere dänische Literatur nach 1800, im siebenten Norwegens Literatur nach 1814. Die sechs Abschnitte der dritten Abtheilung „Schweden" behandeln die schwedische Literatur vom Mittelalter bis zur neuesten Zeit. Das Programm — denn dafür darf man seine Worte ansehen —, welches der Verfasser aufstellt, „eine Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der älteren und neueren Literatur, uicht eine bloße Nomenclatur, sondern eine mit dem nöthigen bibliographischen Apparat (dem Texte als Anhang beigefügt) be¬ gleitete Schilderung der literarischen Erscheinungen an und sür sich und in ihrem Zusammenhang, unter fortwährender Berücksichtigung der mit ihnen in Verbindung stehenden culturhistorischen Verhältnisse", führt er in seinem Buche wirklich dnrch. Er zieht unter ruhiger, knapper Und anziehender Behandlung seines Stoffes sämmtliche literarische Erscheinungen, so weit sie von nur einigem Belang find, in den Kreis seiner Betrachtung, und zwar nicht blos die Erzeug¬ nisse auf schöngeistigen Gebiete, sondern auch die wissenschaftlichen Arbeiten, selbst Grammatik und Lexicographie nicht ausgeschlossen. Er bespricht die ge¬ stimmten geistigen Bewegungen im Norden, kritisirt in Kürze die erschienenen Schriften und giebt bei den hervorragenderen Männern kurze biographische Notizen. Der Gang der Darstellung ist selbstverständlich ein vorwiegend chronologischer; innerhalb desselben aber ordnet der Verfasser nach den einzelnen literarischen Gattungen, von der Poesie im engeren Sinne ausgehend und mit den Wissen¬ schaften abschließend. *) Näheres bei K, Maurer, Island (München, 1874); Ä. G- Winkler, Island (Braunschweig, 1361); W. Prcyer und F. Zirkel, Reise nach Island (Leipzig, 1362) K. Weinhold, Altnordisches Leben (Berlin, 1866).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/203>, abgerufen am 22.07.2024.